Bhutan und das Bruttosozialglück

vom 15.07.2011, 17:56 Uhr

Einer meiner neuen Lehrer hat uns heute mal wieder die Stunde mit seinen Erzählungen vertrieben. Da es auf die Ferien zugeht gibt es ja nicht mehr viel zu und da der Lehrer auch schon kurz vor seiner Pension steht, meinte er uns einige Weisheiten aus seinem Leben zu erzählen, darunter auch seine Reise in das Land Bhutan. Ich habe mich dann auch ein bisschen schlau gemacht und bin auf interessante Informationen gestoßen.

Das Land Bhutan (zwischen Tibet und Indien) mit seinen 700.000 Einwohnern ist mithin wohl das einzige Land der Welt, bei dem es nicht um Wohlstand und das Bruttosozialprodukt geht, sondern eher um das Bruttosozialglück. Kein Reichtum ist hier wichtig, sondern spirituelle Erfüllung, das Glück eines Menschen.

In Bhutan darf aus religiösen Gründen weder gejagt, noch gefischt werden, die Natur ist dort demnach weitgehendst in Takt. Kennzeichen Bhutans sind unter anderem die Kräutermedizin, die meisten Menschen dort wohnen in traditionellen Bauernhäusern, auch ist der tantrische Buddhismus Staatsreligion. Bhutan ist auch das letzte Land, in dem das Fernsehen eingeführt wurde, dies passierte nämlich tatsächlich erst 1999.

Was aber Bhutan grundlegend von den andern industrialisierten Ländern wie Deutschland unterschiedet, ist einfach die Tatsache, dass man dort nicht automatisch davon ausgeht, dass man mit mehr Geld und Wohlstand glücklicher ist. Tatsächlich sind die meisten Menschen in Bhutan arm. Das ''Bruttosozialglück'' wurde hier als Staatsziel ausgerufen, die Politik möchte die Bedingungen erfüllen, um glückliche Menschen hervorzubringen.

So schön es auch klingen mag, es gibt natürlich auch hier einige Kritiker, die klipp und klar sagen, dass es nicht Sache der Politik ist den Menschen vorzuzeigen, wie man glücklich zu werden hat, vielmehr ist es Sache der Politik den Menschen ein gutes und gerechtes Leben zu garantieren, in dem man sie vor Kriminellen beschützt und durch gerichtliche Verfahren faire Urteile herbeiführt.

Ich selbst habe mich von dem meisten dieser Kritiken nicht beeindrucken lassen und bin seither von Bhutan fasziniert und habe mich nun auch ein Buch einer Autorin bestellt, welche in Bhutan gewesen ist und darüber schreibt. Auch hat mein Freund sich dieses Ziel auf unsere Reiseliste gesetzt und will sich nun erkundigen, ob man nächste Sommerferien einige Tage in Bhutan verbringen könnte.

Interessant finde ich einfach besonders den Aspekt, dass die Technik dort noch nicht so weiter fortgeschritten ist, auch wenn ich und mein Freund hier in Deutschland zum Großteil nur Bio und auch viel bei Bauern in der Nähe einkaufen, so wäre es sicherlich noch etwas anderes mal in einem Land zu leben, in dem es außer Bio so gesehen gar nichts gibt und dort auch die unberührte Natur beobachten zu können. Ich denke, ich freue mich auf jeden Fall auf den Besuch in Bhutan, auch wenn das kein typischer Luxusurlaub ist, wie man es so gewöhnt ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich sehe eine Reise in den Bhutan durchaus als Luxus an. Ein Luxus den sich kaum jemand leisten kann. Aber selbst wer sich die teuren Trekking-Touren leisten kann, kann nicht mal eben so in das Land spazieren. Die Trekking Touren sind meist zweiwöchig und dürfen nur von ausgesuchten Veranstaltern durchgeführt werden. Und mal eben so einreisen kann man nicht. Ein Visum zu bekommen ist nicht einfach und sehr teuer, dazu kommen Übernachtungen bis zu 200 Dollar- pro Tag wohlbemerkt. Und auch wer reinkommt, darf noch lange nicht überall hin, sondern sich nur in bestimmten Gebieten aufhalten.

Technik war ja lange zeit völlig verboten im Bhutan. Und auch nachdem vor etwa 10 Jahren als letztes Land Fernseher eingeführt wurden, sind glaube ich bis heute nur bestimmte Sender zu empfangen. Wenn man nichts anderes kennt und kaum eine Ahnung hat, wie die Welt außerhalb aussieht, kann man bestimmt glücklicher leben. Wobei dieses Glück auch im Bhutan langsam beginnt zu kriseln, nachdem die Menschen nun auf der Flimmerscheibe sehen, wie das Leben anderswo funktioniert.

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» Trisa » Beiträge: 3267 » Talkpoints: 19,72 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Als ein Luxus den sich kaum jemand leisten kann würde ich das aber nicht bezeichnen. Ich habe mich nun auch schon über die Preise erkundigt und finde das durchaus erträglich. Mich reizt auch weniger die Tatsache, dass die Menschen dort vermeintlich so glücklich sein sollen, als vielmehr einfach die unberührte Natur, wenn es auch nur ein kleiner Fleck unserer Erde ist. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass die Luft dort besser ist, in Schweiz ist sie ja immerhin im Vergleich zu Deutschland deutlich angenehmer, wie mag es denn dann in Bhutan sein? Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



240 US-Dollar pro Tag Mindestumsatzrate sind es laut dem Auswärtigem Amt zur Zeit. Dazu kommen Kosten für das Visum, was im Vergleich zu vielen Ländern sehr umständlich sind und auch teurer als für viele andere Länder. Und da es nur eine Fluggesellschaft gibt, die alle paar Tage dorthin fliegt, wird es wohl kaum Billigflüge geben. Da Reisen nur mit den lokalen Veranstaltern erlaubt sind, kommt es auch nicht in Frage, über den einzigen Landweg mal eben reinzuschauen. Wobei auch dafür 170€ pro Person für einen Tag Bhutan auf festgelegten Routen zumindest meiner Meinung nicht wirklich für jeden Geldbeutel geeignet wären.

Ich bin zumindest weit davon entfernt, mir dort eine zweiwöchige Trekkingtour leisten zu können, zumal auch noch hohe Flugkosten entstehen, denn Delhi, Kalkutta, Bangkok, Kathmandu und Dhaka sind nicht gerade um die Ecke. Dass es sich kaum jemand leisten kann, war vielleicht etwas falsch formuliert. Immerhin 40.000 waren es im letzten Jahr. Aber wenn du die Idee wirklich verwirklichen möchtest, schreibst du mir eine Karte?

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» Trisa » Beiträge: 3267 » Talkpoints: 19,72 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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