Sucht dem Partner verschweigen?
Ich denke, dass man eine Sucht, sofern man dazu in der Lage ist, durchaus seinem Partner gegenüber zugeben sollte, eben gerade, weil es sich dabei um eine große Belastung für einen Menschen, der einen liebt, handeln kann bzw. wohl in den meisten Fällen handelt. Und ich bin der Meinung, dass möglichst frühzeitig jeder wirklich wissen sollte, worauf er sich einlässt und aus freien Stücken entscheiden könnten sollte, ob er sich damit belasten will. Schließlich für eine Sucht in der Regel zu konkreten Problemen, die einen selbst immer wieder vor schwierige Entscheidungen stellen und ich würde niemanden in solch eine Situation mit reinziehen wollen, indem ich ihm meine Sucht verschweige, sofern ich eine hätte, die sich auf meine Partnerschaft auswirkt.
Insofern glaube ich auch nicht, dass das Mitteilen einer vorhandenen Sucht partner- oder situationsbezogen ist. Aber ich denke, dass die meisten Menschen, die tatsächlich süchtig sind, diese Sucht vor sich selbst gar nicht zugeben können und sich ihrer häufig nicht wirklich bewusst sind, jedenfalls kenne ich das häufiger von Rauschmittelsüchten, dass die jeweils darunter Leidenden selbst der Ansicht sind, nicht süchtig zu sein und insofern auch gar nichts mitzuteilen hätten.
Ich finde, dass du dir deine eigene Frage doch eigentlich schon selbst beantwortet hast. Wenn man sich in einer Partnerschaft befindet, dann kann es wirklich sehr helfen, wenn man sich jemand anderen anvertraut, da man es oft einfach nicht alleine auf die Reihe kriegt und die Sucht niemals los wird. Was würde denn dann bitte näher liegen, als einer Person, der ich vertraue, also meinem Partner/meiner Partnerin, dies anzuvertrauen?
Ich selbst würde aber vielleicht auch immer noch ein bisschen unterscheiden, von was für einer Sucht wir hier überhaupt reden. Ein Mensch kann von sehr vielen Dingen abhängig oder gar süchtig sein. Sei es nun eine Alkoholabhängigkeit, eine andere Drogensucht, Internetsucht oder ob man nun eben Work-a-holic ist - Das alles ist für mich ziemlich unterschiedlich und ich finde auch, dass man jede Sucht zum einen anderes Therapieren muss und zum andern auch ganz anders auffassen muss. Es gibt "solche" und "solche" Süchte, aber wieso sollte man sich seinem Partner, egal, um welche Art von Sucht es sich handelt, nicht anvertrauen?
Gut, wäre ich selbst von irgendeiner Sucht betroffen und würde erst in der "Kennlern-Phase" mit meiner potentiellen Partnerin stecken, dann sähe die Sache für mich auf der einen Seite schon ein bisschen anders aus. Aber die Logik sagt mir auch hier, dass es wohl immer das beste wäre, wenn man die Karten gleich zu Beginn klar auf den Tisch legt und die Sucht eingesteht, anders kann eine Beziehung doch eigentlich nicht funktionieren, oder?
Wenn man schon seit Jahren mit jemanden zusammen ist und auch zusammen lebt, dann bezweifele ich vielleicht auch, ob man seinem Partner überhaupt von der Sucht erzählen muss. Man lebt doch immerhin seit einer so langen Zeit gemeinsam zusammen und kennt sich, ich glaube, dass man dann von selbst merkt, wenn mit einem etwas nicht stimmt - Dann kann auch der Partner der nicht betroffen ist, auf das Problem ansprechen. Verheimlichen käme aber für mich gar nicht in Frage, so funktioniert eine Beziehung nicht.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit meinem Partner eigentlich über alles rede. Besonders bei Problemen lasse ich mir gerne von ihm helfen und mich von ihm unterstützen. Deswegen denke ich schon, dass ich ihm auch eine solche Art von Problem anvertrauen würde und sehe eigentlich auch keinen Grund, warum ich das nicht tun sollte. Meiner Meinung nach kommt es doch meistens sowieso heraus, wenn man so etwas verschweigt und das nimmt dann auch häufig kein gutes Ende. Wenn man wirklich so süchtig nach etwas ist, dann kann man das doch auch nur schwer verstecken und ich hätte keine Lust darauf, mich ständig vor meinem Partner verstellen zu müssen und würde eher hoffen, dass er mich in der Bekämpfung unterstützt und es ihm deshalb auf jeden Fall sagen.
Also ich würde es je nach dem wie lange ich mit meinem Partner schon zusammen bin auf jeden Fall erzählen. Eigentlich sollte ja der Partner derjenige sein, den man am meisten vertraut, also kann und muss man auch Süchte seinem Partner anvertrauen, wenn er einen wirklich liebt, dann hilft und unterstützt er einen auch.
Wenn man es dem Partner jedoch verschweigt, dann könnte es sein, wenn der Partner es rausbekommt, dass er erst recht verärgert und sich betrogen fühlt. Dann ist es schwer noch Hilfe von ihm zu erwarten oder ihn je nach Art der Sucht überhaupt noch zu halten. Also ich würde es meinem Partner von Anfang an erzählen, sobald sich herausstellt, dass es eine ernste Beziehung wird.
In der ersten Phase des Kennenlernens würde ich – falls ich süchtig wäre – keinesfalls davon erzählen. Jedoch wäre es für mich eine Selbstverständlichkeit, wenn eine Vertrauensbasis aufgebaut ist, dem Partner von einer Sucht erzählen. Denn ich erwarte von einem Partner Ehrlichkeit, also muss ich selbst auch die Ansicht vertreten, zu ihm ehrlich zu sein. Ein gegenseitiges Vertrauen kann nicht einseitig aufgebaut werden. Selbst wenn ich der Meinung bin, die entsprechende Sucht überwunden zu haben muss ich fair sein und ihm davon berichten. Angenommen, ein neu kennengelernter Partner wäre Alkoholiker gewesen und ist jetzt clean. Sollte ich ein Essen machen oder auch nur eine Torte backen, indem ich irgendeinen Alkohol mit verwende, würde ich ihn dann nicht unwissentlich wieder in eine erneute Alkoholsucht treiben?
Ich habe dieses Beispiel genannt, weil in einer Antwort steht, dass man die überwundene Sucht dem Partner verschweigen kann. Ich bin da anderer Ansicht. Ob meine Theorie stimmt und der ehemals Süchtige durch etwas Alkohol im Essen wieder erneut süchtig würde, weiß ich nicht. Aber ich habe mal gelesen, dass die Menschen auch nach Überwindung der Sucht immer wieder durch ganz wenig rückfällig werden können und auch noch immer als süchtig gelten. Ich wäre also total beleidigt, wenn mir jemand das verschweigen würde. Mit dem Menschen würde ich sofort Schluss machen.
Ich denke, dass man auf lange Sicht eine Sucht in der Partnerschaft gar nicht verheimlichen kann. Es gibt ja immer irgendwelche Anzeichen und Dinge, die dem Partner dann doch irgendwann auffallen. Daher meine ich schon, dass es besser ist, ehrlich zu sein und dem Partner zu sagen, dass man süchtig ist.
Gerade in dem Fall mit dem trockenen Alkoholiker fände ich es wichtig. Wenn es dann man Gerichte gibt, in die Wein oder anderer Alkohol kommt, ist man darauf vorbereitet und verzichtet darauf. Aber wenn es der Partner nicht weiß, kann es ja schon zu einer Katastrophe führen. Ich denke, dass sich der Suchtkranke auch noch so sehr anstrengen kann, um seine Sucht zu verheimlichen, aber es irgendwann immer heraus kommt. Da ist Ehrlichkeit sicherlich der bessere Weg.
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