Was sollen Flirtschulen bringen?

vom 14.10.2009, 17:59 Uhr

Sippschaft hat geschrieben:Ich bin einfach der Meinung, dass man Flirten nicht lernen kann - Genauso wie Smalltalk, das eigentlich fast das selbe ist. Und gerade wenn so etwas wie ein Kompliment noch auswendig gelernt ist, wirkt es immer total plump.

Natürlich kann man es lernen. Man kann fast alles lernen, wenn man nur will. Auch Flirten hat jeder der es kann irgendwann mal gelernt. Ebenso Smalltalk. Natürlich lernen so etwas viele nicht in Kursen, sondern in der Jugend, in der Clique, in der Diskothek oder im Beruf.

kleineliebe hat geschrieben:Vor allem wenn ich sehe, war auch auf Pro Sieben, lauter Mädels die Männer ansprechen sollten und flirten, das war so verkrampft und die waren echt nicht mehr sich selber.

Bei allem, was man neu erlernt, ist man anfangs unsicher und wirkt verkrampft. Wir erinnern uns noch an erste Schwimmversuche, die erste Fahrstunde, den ersten Arbeitstag oder auch das erste Referat? Kaum einer, der etwas beginnt wirkt dabei gleich wie ein Profi. Natürlich sind manche talentierter, bringen eventuell Vorkenntnisse mit, trauen sich schneller mehr zu und lernen dadurch vielleicht schneller.

Ich denke nicht, dass man gecastete ProSieben Laiendarsteller als Maßstab nehmen kann. Nachvollziehbar ist es dennoch für mich, dass man neue Verhaltensweisen üben und trainieren muss, bis man sie verinnerlicht hat. Und natürlich kommt man sich dabei anfangs manchmal blöd vor. Wer das erste Mal in einer fremden Sprache spricht, ist auch unsicher, wirkt verkrampft und bringt anfangs nur auswendig gelerntes hervor. Als ich das erste Mal in ein Mikrofon gesprochen habe, hatte ich auch nicht das Gefühl, dass ich das bin. Auch mit manchen Fotos aus früheren Zeiten kann ich mich heute nur noch schwer identifizieren.

Wenn jemand jahrelang schweißnasse Hände bekam, wenn das andere Geschlecht auch nur in der Nähe war und man solche Situationen immer versuchte zu vermeiden und man selbst dies verinnerlicht hat, dann ist es natürlich erst einmal ungewohnt. Und im gewissen Sinne spielt man auch eine Rolle. Dies habe ich bei meinem ersten Tag an der Kasse aber auch getan. Ich hatte mehr das Gefühl Kassiererin zu spielen, als wirklich zu sein. Und bei den ersten Kunden war ich sogar fest davon überzeugt, dass sie mir ansehen, dass ich gerade zum ersten Mal eine Kasse bediene. Auch musste und durfte ich natürlich nur das sagen, was mir vorgegeben wurde. Nach einiger Zeit identifizierte ich mich mehr und mehr mit der Tätigkeit und es wurde Routine. Nichts anderes passiert meiner Meinung nach auch beim Flirten oder Smalltalk (was ja durchaus zusammengehören kann).

Ein guter Flirtkurs gibt einem selbst aber auch ein Feedback, wie man auf andere wirkt. Vielen ist das gar nicht immer bewusst. Und man kann sich im geschützten Kreis ausprobieren ohne sich eine reale Abfuhr zu holen. Viele lehnen Kameraaufzeichnungen wahrscheinlich erst einmal ab. Aber auch dort erkennt man schon selbst oft einige Eigenarten, die man an sich selbst gar nicht mag. Auch wenn eigentlich alles nur "gespielt"ist, erkennt man dennoch, dass man ständig woanders hin blickt, an seinen Haaren herumzuppelt, jemanden zu nahe kommt oder andere Dinge. Und daran kann man dann bewusst arbeiten. Wer natürlich der Meinung ist, nur er selbst zu sein, wenn er leise vor sich hin nuschelt, ständig auf die Uhr schaut, verschlossen in einer Ecke sitzt oder nervös an etwas herumspielt, der wird mit einem Flirtkurs natürlich nicht zufrieden sein.

Gute Trainer kommen oft aus dem Kommunikationsbereich und können mit Sicherheit auch Ansprechtipps geben, die über plumpe Anmachsprüche hinaus gehen. Und je nach Kurs und Klientel werden auch bestimmte soziale Verhaltensweisen angesprochen, die bei vielen gut ankommen.

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