Reiter richtig fotografieren
Meine Freundin möchte sich eine Fotocollage als Riesenposter drucken lassen. Dazu hat sie auch schon viele Fotos gesammelt, von ihrem damaligen Hund Sam, vom jetzigen Hund Marley, von uns beiden, von ihren Katzen und von ihrer Stute damals. Was ihr noch fehlt, sind Fotos von ihrer jetzigen Reitbeteiligung. Sie hat mich schon öfter gebeten, Fotos zu machen, wenn sie reitet, aber ich habe immer die "Kamera vergessen". Mein eigentliches Problem ist, dass ich nicht weiß, wie man Reiter und deren Pferde in der Bewegung richtig fotografiert.
Habt ihr Erfahrungen mit Pferdefotografie? In welchen Momenten drücke ich am besten ab, damit das Pferd im Trab und im Galopp gut aussieht und damit es auch dynamisch aussieht?
Was hast du für eine Kamera? Wie sieht deine Fotoausrüstung sonst so aus? Was für Objektive sind vorhanden? Hast du ein Stativ?
Ich finde bei bewegenden Objekten die Serienbildfunktion praktisch, weil man mit einem Klick eine ganze Reihe Bilder geliefert bekommt und mit großer Wahrscheinlichkeit dann ein ordentliches dabei hat. Wenn du einen etwas größeren Ausschnitt wählst und nicht zu nah auf das bewegende Objekt zooms, wird es dir leichter fallen die Bewegung einzufangen und das Pferd komplett ins Bild zu bekommen. Ansonsten gilt es natürlich eine möglichst geringe Belichtungszeit (Verschlusszeit) zu wählen, damit das bewegende Objekt auch scharf abgebildet wird.
Ich achte bei solchen Motiven außerdem darauf, dass die Tiefenschärfe eher gering ist. Der Fokus des Bildes liegt dann wirklich auf dem Pferd, wenn der Betrachter nicht durch irgendwelche Details im Hintergrund abgelenkt wird. Aber das ist auf jeden Fall Geschmackssache, denn ich kenne auch Leute, die lieber einen scharfen Hintergrund haben.
Ich würde Reiterin und Pferd in voller Fahrt frontal auf mich zureiten lassen, die Sonne in deinem Rücken, später Nachmittag. Der Untergrund sollte staubtrocken sein, der Staub muss fliegen oder wenigstens die Grasnarbe. Bei Seitenwind könnten andere Reiter oder jemand mit Schaufel schön Staub aufwirbeln, durch den die beiden dann fliegen. Den Hintergrund wähle möglichst ruhig, also nicht etwa eine Häuserzeile im Hintergrund. Benutze eine lange Brennweite (mind. 200 mm, besser mehr). Lichtstärke ist immer hilfreich, aber es sollte auch mit preiswerteren Consumerlinsen funktionieren. Bei der Blende nutze die mit den kleinen Zahlen, aber nimm nicht die kleinste Zahl, eher zwei Blenden darüber.
Schaue halt, wie groß der scharfe Bereich im Bild ist, wenn du welche Blende benutzt. Das kannst du auch vorher mal ausprobieren. Bei der Zeit versuche mal mit 1/320 zu experimentieren und werde dann kürzer, soweit es Licht und ISO-Einstellung erlauben. Welche ISO-Zahl du verwenden kannst, hängt von der Qualität der Kamera und der Größe des beabsichtigten Bildes ab. Pauschal kann man sagen, je größer die ISO-Zahl, desto länger kannst du bei schlechtem Licht fotografieren, desto kürzere Belichtungszeiten kannst du wählen, desto schärfer wird das Bild in Hinsicht auf Bewegungsunschärfen, aber immer auch auf Kosten der Detailgenauigkeit, weil das Bildrauschen zunimmt.
Den Autofokus stellst du auf "Verfolgung". D. h. du visierst die Augen bzw. den Kopf des Pferdes an und lässt das Duo auf dich zurasen. Die Kamera sollte jetzt den Fokus nachführen. Dafür sollte die Kamera schon etwas taugen. Die Anfängercams haben mit preiswerten Objektiven dazu nicht die Schnelligkeit und Genauigkeit. Versuche macht aber klug.
Es kommt natürlich darauf an, was für eine Kamera du hast und was für Bilder sie haben möchte. Vielleicht möchte sie ja lieber ein Bild beim Springen haben oder eines im Galopp?
Wenn sie eins beim Springen haben möchte, dann solltest du am besten dann abdrücken, wenn das Pferd wenige Zentimeter vorm Sprung ist oder gerade dabei ist abzuspringen. Dann erwischt du entweder die Absprungphase oder die Flugphase. Jeder bevorzugt dabei andere Bilder.
Im Galopp würde ich es so machen, dass du am besten mehrere Bilder macht. Einfach nacheinander ein paar Bilder machen und am Ende dann das beste Bild raussuchen. Am besten sehen die Bilder aus, wenn die Flugphase im Galopp vorbei ist und gerade wieder das innere und das äußere Vorderbein nach vorne greifen.
Es ist nicht leicht, dir irgendwelche Tipps zu geben, da du uns ja auch keine Informationen lieferst, wie das Ergebnis deines Fotos aussehen soll. Prinzipiell kannst du aber davon ausgehen, dass du möglichst viele Fotos in einer Reihe machen solltest. Also nicht mit Fotos sparen. Von 100 Fotos ist dann vielleicht ein gutes dabei.
Zunächst solltest du dich für eine Perspektive entscheiden. Wenn du aus der Froschperspektive arbeitest, erscheint das Pferd und der Reiter groß und erhaben. Auch hast du dann nicht so viele Probleme mit dem Hintergrund. Du musst nämlich aufpassen, dass der Hintergrund nicht störend oder ablenkend wirkt. Aus Augenhöhe zu fotografieren, kann leicht langweilig wirken, da nicht von gewöhnlichen Betrachtungsweisen abgewichen wird. Die Vogelperspektive empfiehlt sich eher nicht, da sowohl Pferd als auch Reiter dadurch zusammengestaucht wirken.
Weiterhin solltest du dir Gedanken machen, ob du von vorn oder von der Seite aus fotografieren möchtest. Von vorn fotografiert, kannst du keine Geschwindigkeit oder Bewegung darstellen. Wenn du also deine Freundin zu Pferd im Ruhezustand fotografieren möchtest, so bietet sich eine leicht seitliche Position an. Außerdem solltest du dich auf einen Ausschnitt beschränken. In der Porträtfotografie empfiehlt sich eine Brennweite von circa 70 mm. Dadurch sollte es dir möglich sein, einen perfekten Ausschnitt zu erzielen, ohne dass es zu Verzerrungen kommt.
Geschwindigkeit und Bewegung lässt sich am besten darstellen, wenn du den Reiter und das Pferd von der Seite aus fotografierst. Dabei spielt die Entfernung zum Objekt eine besonders wichtige Rolle. Es gilt, dass die Geschwindigkeit umso größer wirkt, desto näher sich das Objekt an der Linse befindet. Durch das Mitführen der Kamera kann der Hintergrund verwischen, was die Geschwindigkeit scheinbar noch erhöht. Hier solltest du mit einem hochwertigen Teleobjektiv mit einer Brennweite von 200 mm arbeiten. Dadurch kannst du dich weiter vom Objekt entfernen. Auch hier musst du die Serienfunktion deiner Kamera nutzen, da sich das Objekt ja schnell bewegt und somit schwer einzufangen ist. Es versteht sich von selbst, dass eine kurze Belichtungszeit auszuwählen ist.
Ganz wichtig ist auch die Arbeit mit der Schärfentiefe. Da du dich ja auf Pferd und Reiter konzentrieren möchtest, solltest du einen möglichst geringen Schärfentiefenbereich wählen. Es gilt, umso größer die Blende (umso kleiner der Blendenwert) desto kleiner der Schärfentiefenbereich. Wähle also möglichst große Blenden. Blende 2,8 wäre ein guter Richtwert. Dadurch kannst du dann auch kurze Belichtungszeiten auswählen. Dass du einen potenzielle Belichtungsautomatik ausschalten musst, versteht sich von selbst.
Letztendlich spielt natürlich das Licht auch eine große Rolle. Sonnenschein kann leicht zum Feind des Fotografen werden. Bei starker Sonne wird immer auch der Kontrast erhöht und man hat mit unerwünschten Schatten zu kämpfen. Gegenlicht sollte man auf jeden Fall vermeiden. Sonne von der Seite kann zwar zu tollen Ergebnissen führen, aber dazu bedarf es großer Erfahrungen. Das Blitzlicht sollte Verwendung finden, um Gesichtspartien in der Porträtfotografie aufzuhellen. Aber vermeide Schlagschatten! Diffuse Lichtquellen sind zu bevorzugen. Also warte nicht auf einen total sonnigen Tag. Versuche auch ruhig, mit Blendenwerten und Belichtungszeiten zu experimentieren. Nach einigen Fotos solltest du dann ein Gefühl dafür bekommen.
Wenn du im Raw-format fotografierst, kannst du nachträglich auch noch das Bild verlustfrei nachbearbeiten. Da kannst du dann die Belichtungszeit noch im Nachhinein verändern, bestimmte Lichtwerte abändern und natürlich die Farben anpassen. Auch kannst du dann bestimmte Bildbereiche aufhellen oder dunkler machen. Du siehst, es gilt eine ganze Menge Dinge zu beachten, um ein qualitativ hochwertiges Foto zu machen. Ich wünsche dir viel Glück dabei!
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