Spielen mit Kugelschreiber fördert die Konzentration

Ich habe einen Professor, der sehr gerne mal einen Schwank aus seinem Leben berichtet. Neulich saßen wir in der Vorlesung während er mich beobachtete, wie ich an meinem Kugelschreiber herumspielte. Er schaute mich länger an als ob er mich ermahnen wollte, aber er tat es nicht. Ganz im Gegenteil. Er kam wieder total vom Thema ab und erzählte, dass es die Konzentration fördert wenn man an einem Kugelschreiber herumspielt.

Er meinte, dass jede motorische Anstrengung mit den Fingern dazu führen würde, dass man sich besser konzentrieren könnte. Er hätte also wirklich überhaupt nichts dagegen, wenn wir während wir zuhören an irgendetwas herumspielen. Jetzt denkt bitte nicht es sei Ironie von ihm gewesen. Er meinte dies wirklich ernst und erzählte von Studien, die diese Aussage belegen würden. Habt ihr davon auch schon einmal gehört oder ist diese Information auch neu für euch? Ich hatte vorher noch nie etwas davon gehört und weiß nicht so Recht was ich davon halten soll. Bewirken kleine motorische Arbeiten während dem Zuhören tatsächlich, dass man aufnahmefähiger ist, sich besser konzentrieren kann und somit mehr mitbekommt?

Das ist mir neu. Ich habe noch nie davon gehört, dass das Spielen mit dem Kugelschreiber die Konzentration fördert. Wenn ich andere dabei beobachte, wie sie mit dem Kugelschreiber spielen oder ihn klicken, bin ich schon ziemlich genervt. Mir kommt es dann vor, als ob diese Menschen dann nicht ruhig sitzen können und zuhören können. Allerdings hält es die Leute auf jeden Fall davon ab, ein zu schlafen.

Ich spiele ab und zu auch mit meinem Kugelschreiber, allerdings habe ich dabei nicht das Gefühl, dass das meine Konzentration fördert sondern, dass ich einfach abgelenkt bin.

Das wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Logisch ist es nicht einfach, konzentriert einer Vorlesung zuzuhören, ohne gleich abzuschalten. Allerdings kommt es da auch auf die Vorlesung an. Wenn man aber anfängt, an seinem Kugelschreiber herumzuspielen zeugt das erst mal, davon, dass man vom Stoff der Vorlesung nicht fasziniert ist und sich somit ablenken möchte.

Jede kleine motorische Bewegung erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit. Und diese Aufmerksamkeit stellt zunächst erst einmal eine Ablenkung vom Hauptgeschehen dar. Aber, und da muss ich deinem Professor recht geben, wenn man sich nicht zusätzlich mit etwas beschäftigt, kann es sein, dass die eingehenden Reize von der Vorlesung zu viel werden und man gänzlich abschaltet. Insofern kann es durchaus sein, dass man, obwohl abgelenkt durch das am Kugelschreiber Rumspielen, mehr von der Vorlesung mitbekommt, als wenn man still und starr dagesessen hätte und sich auf jedes Wort des Vorlesenden konzentriert hätte. Da wäre nämlich unter Umständen der Sinnzusammenhang verloren gegangen.

Also sollte man anstreben,ein gesundes Mittelmaß zu finden. Zumal das Rumspielen am Kugelschreiber den Vorlesenden aus der für ihn notwendigen Konzentration bringen kann, was man ja an dem von dir angeführten Beispiel ersehen kann. Stell dir mal vor, in einer Vorlesung sitzen 100 Studenten. Jeder macht zusätzlich etwas anderes. Der eine schnippst mit den Fingern, der nächste spielt mit dem Kuli, der dritte gähnt vor sich hin und der vierte macht Blasen mit dem Kaugummi. Wie demotivierend muss das wohl für den Vorlesenden sein.

Hm naja. Solche stereotypischen Bewegungen und Handlungen sind sowieso eine Sache für sich. Da kann man ganze Doktorarbeiten drüber schreiben. Wer sich etwas damit auskennt weiß ja, dass zum Beispiel Autisten (nicht alle Formen) solche stereotypischen Handlungen vollziehen. Das wirkt beruhigend. Ob es wirklich die Konzentration steigert, möchte ich persönlich mal bezweifeln. Aber das ist nur meine Meinung.

Beruhigend finde ich es aber auch, wenn ich wahlweise an einem Bleistift kaue oder eben mit dem Kugelschreiber spiele. Meine Konzentration fördert es aber nicht. Vielmehr mache ich das meist, wenn ich unterfordert bin - sprich, mir langweilig ist. Außerdem will ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es die Konzentration deiner Mitstudenten ganz sicher auch nicht steigert, sondern ganz unglaublich stört. Unabhängig davon, ob sie es sonst selber machen. Macht man es nicht selbst, ist es meiner Meinung nach unglaublich nervig.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Professor das allen Ernstes so gemeint hat. Das Spielen mit dem Kugelschreiber zeugt doch eigentlich davon, dass deine Konzentration fehlt. Anders wäre es, wenn du den Kugelschreiber auf dem Tisch liegen hast und du konzentrierst dich auf ihn und schärfst so deine Wahrnehmung. Konzentrierst du dich auf die Vorlesung, spielst du unbewusst mit dem Kugelschreiber oder einem anderen Teil, vielleicht sogar mit deinen eigenen Fingern. Eventuell ist es ein nicht durch dich beeinflusstes Entkrampfen der eigenen Muskeln, das durch die Bewegungen entsteht. Gehört habe ich davon noch nie. Es kann aber auch sein, dass euch der Professor etwas erzählt hat, was seinem Wunschdenken in Bezug auf die Konzentration seiner Studenten entspricht.

Es gibt eben manche Leute, die immer irgend etwas zum Fuddeln brauchen, was sie in den Händen halten können und deshalb finde ich es gar keine so schlechte Idee mit dem Kugelschreiber. Wenn man den Kugelschreiber fokussieren würde, dann würde dies meiner Meinung nach auch nicht den gewünschten Effekt bringen, dann wird man doch genauso abgelenkt, wenn nicht sogar noch mehr.

Dein Professor wird schon seine Gründe dafür gehabt haben, es sei denn, er ist wirklich ein Scherzkeks, aber davon willst du ja anscheinend gar nichts wissen. Ich kann mir schon vorstellen, dass du dich dadurch ein wenig mehr konzentrieren kannst, ich kann das manchmal auch, wenn ich zum Beispiel beim Lesen einen Becher mit Wasser in der Hand halte. Einen bestimmten Grund habe ich dafür aber ebenfalls noch nicht gefunden.

Ich kenne dies eigentlich auch nicht so, könnte mir höchstens vorstellen das dies etwas beruhigend wirken könnte. Ich selbst spiele eigentlich nicht mit meinen Kulis, warum auch? Vielleicht haben sie ein paar zappelige Probanden genommen, die sich gelangweilt haben und sind so zu dem Ergebnis gekommen.