Muttertag / Vatertag im Kindergarten

Ich habe ja nun auch eine Ausbildung zur Erzieherin genossen und bei mir wurden keine Bastelarbeiten zur Prüfung hin benötigt. Mag sein, dass dies von Bundesland zu Bundesland anders ist, aber bei uns ging es darum, Projekte zu entwickeln und diese auch durchzuführen, Beobachtungen zu machen und diese schriftlich festzuhalten. Wir mussten uns für ein Thema entscheiden und ich habe mich dabei an die Gegebenheiten orientiert. Innerhalb dieses Projektes gab es zwar Bastelarbeiten, die waren aber nicht für die Prüfung bedeutsam gewesen.

Wichtiger waren eben die anderen Dinge, Analysen und so etwas. Von Basteleien, die prüfungsausschlaggebend sind, war nie die Rede, zumal jeder angehende Erzieher auch einen anderen Schwerpunkt hat. Es gibt ja nicht nur in Kindergärten Erzieher, sondern auch in anderen Einrichtungen, wo das Basteln doch wegfällt und einfach andere Bedürfnisse vorhanden sind. Oder soll man nun mit schwererziehbaren Jugendlichen gemütlich basteln? Das ist praktisch doch gar nicht umsetzbar.

Wie das mit den Prüfungen und den Praktikanten bei uns aussieht, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich wollte ursprünglich einmal Kindergärtnerin werden und habe nach meinem Abitur auch die Aufnahmsprüfung zur Kindergartenpädagogin für das College gemacht. Dort musste ich schon bei der Aufnahmeprüfung etwas Basteln und war neben Singen und anderen Bereichen eben auch ein Teil der Prüfung, nur damit ich eben überhaupt die Ausbildung machen kann.

Soweit ich informiert bin, wird während der Ausbildung auch großer Wert auf Basteln gelegt. Ob es hier nun spezielle Bastelanleitungen für Tage wie Muttertag oder Vatertag gibt, weiß ich nicht sicher, aber ich kann es mir gut vorstellen. Zumindest wird aber denke ich eben sehr stark darauf eingegangen, wie man mit Kindern umgeht, wenn sie eben für den Muttertag oder dergleichen nicht basteln wollen. Da liegt ja vor allem der pädagogische Ansatz. Was man dann bastelt, liegt in der Regel im Ermessen der Pädagogin.

Ich selber bin dann nicht Kindergärtnerin sondern Lehrerin geworden. Da gibt es natürlich auch viele pädagogische Bereiche, die man in der Ausbildung lernt. Ob man die dann in der Praxis umsetzt, ist dann wieder ein anderes Thema. Da hat eben auch jeder so seine Vorlieben. Kontrolliert wird eigentlich nur während der Ausbildung, ob man die Stunden pädagogisch gut abhält.

Im Übrigen sehe ich Basteln so ähnlich wie Diamente. Es ist nicht nur eine Spielerei oder Pflicht, damit sich Mama oder Papa freuen, wenn sie etwas bekommen, sondern ich halte es für eine sehr wichtige Vorschulung und Vorbereitung auf die Schulzeit. Es ist einfach wichtig für die Feinmotorik.

Und weil hier schwererziehbare Jugendliche angesprochen wurden: Ich habe vor meiner Karenz mit solchen Jugendlichen gearbeitet und auf das Alter angemessen habe ich sehrwohl mit ihnen gebastelt. Es war dann eben nicht wirklich ein Geschenk für den Muttertag oder den Vatertag, weil ich das bei 16 jährigen vielleicht doch etwas eher für nicht so angebracht halte, insbesondere wo die meisten Kinder ein schlechtes oder gestörtes Verhältnis zu den Eltern hatten. Aber wir haben auch viel gebastelt. Es waren dann eben so sachen, wie ein Gruppenmaskottchen oder wir haben sie den Pausenraum und den Gang anmalen lassen und dazu dann eben auch einige Dekorationsobjekte gebastelt.

Ich habe unter anderem auch mit drogenabhängigen Jugendlichen gearbeitet, wo ebenfalls gebastelt wurde. Hier lag weniger die Feinmotorik im Vordergrund sondern es waren eher Gemeinschaftsbastelarbeiten und hatten einen sozialen pädagogischen Hintergrund, der meiner Meinung nach auch sehr gut gewirkt hat. Klappt also durchaus. Selbst in dem Altern haben wir auch versucht, thematische Bastelarbeiten zu Anlässen zu machen, aber es waren natürlich an das Alter angepasste Bastelarbeiten. Einen Osterhasen aus einer Klopapierrolle hätten sie mir wohl eher um die Ohren geschmissen.

Nun ja, ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt und dass das Basteln bei manchen Gruppen nicht die bevorzugte Methode ist, um einen Kontakt herzustellen. Aber das ist ja von Einrichtung zu Einrichtung verschieden und nicht ganz so elementar in manchen Bereichen. Ich habe durch meine Ausbildung ja mehrere Einrichtungen gesehen und dort waren andere Dinge wichtiger als Bastelarbeiten. Sicherlich kommt es auch darauf an, wo der Schwerpunkt liegt und solche Dinge, daher kann man es meiner Meinung nach nicht pauschalisieren, inwiefern man nun Bastelarbeiten anbietet. Aber hier geht es ja nun um diesen Kindergarten, der eben mit einer für mich absolut dämlichen Begründung angekommen ist.

Wenn die Einrichtung schlau gewesenwäre, hätte man eben schon andere Gründe benannt. Aber es mit mühseligem und stressigem Arbeiten zu begründen, zeugt von einer gewissen Arroganz, eben, weil sich der Kindergarten aufgrund der Gemeindepflicht sicher sein kann. Was mich interessiert, ist, wie gross der Kindergarten ist - also wieviele Gruppen es gibt und wieviele Betreuer pro Gruppe, und auch, ob die Leitung der EInrichtung bei diesem Informationsabend ebenfalls anwesend gewesen ist.

Bei mehreren ErzieherInnen ist es ja wohl möglich, eine geeignete Kraft zu finden, die eben gern bastelt und mit der man dann ein Bastelangebot durchführen kann. Vielleicht kann so etwas ja mal jemand von den Eltern als Anstoss nehmen. Denn ich habe ja schon weiter vorn ebenfalls geschrieben, dass das Basteln ja nicht nur als Geschenk gedacht werden soll, sondern eher, dass es die Hand-Auge-Koordination, die Feinmotorik, die Konzentration und das Arbeiten nach Anleitung fördert. Alles Dinge, die später in der Grundschule benötigt werden und auf denen aufgebaut wird und da scheint sich diese Einrichtung ja komplett zurückzuziehen.

Bei uns im Kindergarten ist es so, dass sowohl für Mutter und Vatertag gebastelt wird, als auch für Weihnachten. Sogar für die Geburtstage der Eltern wird etwas gemacht, wenn das Kind eben Bescheid sagt. Bei uns ist es auch so, dass die Kinder meistens schon alleine auf einen zukommen und fragen, wann denn mal wieder ein Bastel"event" stattfindet. Das ist nämlich eigentlich immer sehr angenehm gestaltet und die Kinder haben viel Freude daran. Ich habe bisher nur ein Kind gehabt, dass keine Lust zum Basteln hatte und das lag wohl eher daran, dass die Eltern vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind und nicht daran, dass er allgemein keine Lust zum Basteln hatte. Das konnte man aber auch verstehen und so hat sich immer ein Erzieher mit ihm persönlich beschäftigt, während die anderen eben gebastelt haben.

Ich denke nicht, dass das pädagogisch so das Problem sein sollte. Es klingt für mich eher nach faulen Ausreden. Was kostet schon ein bisschen Pappe und ähnliches, was man für einfache Bastelarbeiten benötigt? Daran kann es ja wohl nicht liegen. Und auch die Motivation der Kinder ist meiner Erfahrung nach beim Basteln immer sehr groß, wenn sie ihren geliebten Eltern damit eine Freude machen können. Ich denke eher, dass die Erzieher im Kindergarten einfach zu faul sind und keine Lust haben, sich etwas zu überlegen und sich die Mühe zu machen, da es eben schon etwas mehr Arbeit ist. Aber trotzdem sollte man das doch tun, es sind eben "besondere" Tage und die Eltern freuen sich meist sehr und vor allem dann auch die Kleinen, da sie ihren Eltern ein Geschenk machen konnten.

Sowohl im Kindergarten wie auch in der Schule basteln unsere Kinder kleine Geschenke für diesen Vater und Muttertag. Gefeiert direkt wird hier aber nicht. Die Kinder bzw. meine Kinder sind aber immer mächtig Stolz auf ihr gebasteltes und freuen sich immer wieder drauf es uns zu überreichen. Eine direkt Veranstaltung gibt es im Kindergarten oder in der Schule nicht dazu, auch wird dieses Thema nicht am Elternabend besprochen.

Man kann nun Basteleien zum Mutter- und/oder Vatertag gut finden oder nicht, aber darum geht es doch im Kern überhaupt nicht. In den Kindergärten meiner Kinder wurde immer etwas zu diesen Tagen gebastelt und ich kenne es auch von Freunden und Bekannten so, die zum Teil auch allein erziehend sind. Allerdings hat da kein Kind ein Elternteil verloren und zum getrennt lebenden Elternteil besteht regelmäßiger Kontakt. Daher ist es auch immer eine Freude für die Kinder erst zu basteln und dann zu schenken. Gäbe es nun plausible Gründe, genau zu diesen Tagen nicht zu basteln, dann würden das sicher die meisten Eltern ohne zu murren einsehen.

Das Problem scheint doch aber zu sein, dass den Erziehern in dieser Einrichtung so ziemlich alles, was mit Kindern zu tun hat, zu stressig ist. Wie schon in einem anderen Thread geschrieben, bin ich auch der Typ Mensch, dem das auf Dauer zu viel wäre. Genau deswegen habe ich aber auch einen anderen Beruf, weil es mir einfach einmal im Monat reicht mit vielen Kindern zu basteln, wenn mal wieder Freunde meiner Kinder zu Besuch sind. Dazu fehlt einfach die Routine. Das kann sicher auch bei Erziehern so sein, aber zumindest aus den Einrichtungen meiner Kinder kenne ich es, dass die Kinder sehr viel basteln, weil sie damit auch in ihrer Entwicklung gefördert werden. Daher dient doch basteln nicht einfach nur dazu um Eltern Geschenke zu fertigen (auch wenn das sicher ein schöner Nebeneffekt ist).