Verarsche der Lebensmittelindustrie!

vom 26.06.2011, 14:13 Uhr

Ich habe heute mal wieder einen Bericht darüber gelesen, wie die Lebensmittelindustrie uns an der Nase herumführt, und wir dass nicht mal merken. Von Kunst Käse bis zusammen geklebte Wurst gibt es heutzutage alles. Der Kunstkäse muss gekennzeichnet werden, allerdings ist die Kennzeichnung für einen Laien oft nicht erkennbar. Findet ihr dass okay? Ist es euch egal oder meint ihr die Kennzeichnung müsste deutlicher und unmissverständlich sein?

Noch schlimmer ist dass zusammen geklebte Fleisch. Denn dies muss noch nicht gekennzeichnet werden in Deutschland. Dass Fleisch müsste eigentlich viel billiger sein, wird aber meist zum gleichen Preis verkauft, weil Laien es sowieso nicht auseinander halten können. Ich finde es okay, wenn es gekennzeichnet wird und auch wirklich billiger verkauft wird, denn das Fleisch ist ja okay nur den normalen Preis nicht Wert. Ich finde es ist durchaus eine Möglichkeit für Leute die nicht viel Geld haben. Aber ich bin nicht bereit den gleichen Preis dafür zu zahlen, wie für ein richtiges Stück.

Manchmal frag ich mich wer überhaupt auf die Idee kommt, solche Sachen zu erfinden. Wie kommt man auf die Idee, Fleisch zusammen zu kleben? Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Und ich frage mich manchmal, warum man sich nicht erst kundig macht, bevor man so einen Schwachsinn postet und der Lebensmittelindustrie Betrug vorwirft. Der von dir genannte zusammen geklebte Schinken muss gekennzeichnet werden. Und der ist auch gekennzeichnet, ansonsten hagelt es böse Strafen. Bis hin zur Betriebsschließung. Der Schinken muss als Formschinken gekennzeichnet sein. Was eine klare Kennzeichnung nach dem deutschen Lebensmittelrecht ist.

Dann sollte man sich mal Gedanken darum machen oder sich einfach informieren, was ein Formschinken ist. Und dann sollte man darüber nachdenken, ob das Produkt, wenn es richtig hergestellt ist, wirklich Mist ist. Bei der Herstellung von Schinken gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine ist, den Schinken so zu lassen wie er vom Schwein runter geschnitten wird. Also ohne Knochen. Der wird dann gesalzen und in eine Form gedrückt und dann gekocht. Da wäre der Schinken am natürlichsten. Problem an der Sache ist aber, dass der Hinterschinken relativ teuer ist. Außerdem wird bei dem Herstellungsverfahren der Schinken nicht gleichmäßig. Was den Hersteller erst mal wenig stört, aber halt den Kunden. Denn die Scheiben sind zwar fast alle gleich groß, aber sie halten schlecht zusammen, da der Hinterschinken aus verschiedenen Stücken besteht.

Dann kann man Schinken auch poltern. Ganz grob erklärt, ist eine Poltermaschine eine Maschine mit einer Art Greifarme. Da steckt man den Schinken mit Salz und Gewürzen rein. Durch die Bewegung der Arme und die Maschine rotiert bei dem Vorgang, lösen sich sogenannte Klebereiweiße, die quasi den Schinken verkleben. Danach kommt der Schinken ebenfalls in eine Form und wird gekocht. Ergebnis gleichmäßige Scheiben ohne Lücken. Allerdings haben wir weiterhin das Problem, dass Hinterschinken nun mal teuer ist. Hin zu kommen die Mehrkosten bei der Herstellung. Kosten die der Verbraucher mitbezahlen muss.

Der Verbraucher ist aber nicht unbedingt bereit, diesen Preis zu zahlen. In manchen Fällen ist ein solch hochwertiger Schinken auch nicht nötig und auch nicht rentabel. Bestes Beispiel dürfte Pizza sein. Gehen wir mal von einem Verkaufspreis von 20 Euro pro Kilogramm Schinken aus und 20 Gramm Schinken auf der Pizza. Das sind 40 Cent. Mag nun nicht viel klingen, aber dann rechne mal die anderen Zutaten dazu. Sinnvoller vielleicht einen Schinken zu nehmen, der wesentlich günstiger ist.

Mit der genannten Poltermaschine kann man theoretisch auch aus Gulasch und Abschnitten Schinken machen. Theoretisch, denn den Unterschied merkt man schon. Aber ich finde, es ist nichts daran auszusetzen, aus Fleisch von Hinterschinken, die halt nicht mehr am Stück sind, Schinken herzustellen. Besonders Fette Abschnitte oder sehnige Abschnitte, die somit auch minderwertiger sind, sieht man und kann man auch mit der Poltermaschine nicht besser machen. Sprich man braucht schon ordentliches Fleisch. Oder halt auch wieder im Bezug zu Pizza. Dort wird vor allem Formvorderschinken benutzt. Aus dem Vorderschinken des Schweines kann man auch Schinken machen. Auch wenn man den "normal" herstellt, wird der immer minderwertiger sein. Eben weil das Fleisch schon nicht ganz so zart ist, wie das Fleisch des Hinterschinkens. Und für Pizza zum Beispiel, wurde schon immer meistens Vorderschinken benutzt. Den Unterschied wird man auf einer Pizza eh nicht merken.

So lange Schinken aus ordentlichem Fleisch hergestellt wird, sehe ich daran kein Problem, dass man halt Klebeschinken hat. Oder bezeichnest du es wirklich als negativ, wenn man die Kleberweiße im Fleisch nutzt, um die Fleischstücke besser behandeln zu können? Davon mal abgesehen wird auch an anderen Stellen der Wurstproduktion die Funktion der Kleberweiße und ähnliches eingesetzt. Ich nenne hier nur die Produktion von Leberwurst.

Formschinken ist immer gekennzeichnet. Meistens ist es dann eh Formvorderschinken. Mittlerweile wird diese Methode der Herstellung durchaus auch bei ganzen Hinterschinken angewendet. Ich bezweifle aber, dass der Verbraucher heute im Supermarkt abgepackten Schinken kaufen würde, der noch traditionell hergestellt wurde. Einfach weil der Schinken sich schlecht händeln lässt. Er fällt auseinander und ähnliches. Und der Preis wäre um ein vielfaches höher, weil er Verschnitt für den Hersteller einfach höher ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Die Frage, die ich mir bei solchen Themen stelle, ist aber schon, ob ein Laie trotz Kennzeichnung erkennt, was er da kauft. Ich meine, wer denkt bei "Formschinken" schon an zusammengeklebtes Fleisch? Und wer erwartet, dass im "Pizzamix" neben geriebenem Käse auch irgendwelche Ersatzprodukte enthalten sind? Oder wer ließt sich die gesamte Zutatenliste von einer Pizza durch?

Im rechtlichen Sinne kann man den Herstellern natürlich keinen Betrug vorwerfen, aber ich denke es wird hier schon bewusst mit der Unwissenheit und der Faulheit der Verbraucher gerechnet.

Auf solche Ideen kommen natürlich die Leute, die den Gewinn ihrer Unternehmen maximieren wollen, aber der Verbraucher mit der "Geiz ist geil" Mentalität ist doch genauso Schuld an der Situation. Wenn der Platikkäse in den Regalen vergammeln würde, weil sich alle lieber ein richtiges Stück an der Käsetheke holen würden und dafür auch bereit wäre mehr Geld auszugeben, würde die Industrie auch umdenken und wieder auf hochwertigere Produkte setzen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Warum so etwas gemacht wird? Weil die Verbraucher immer länger haltbare und besser aussehende Ware haben möchten. Und das natürlich billig und billiger. Frische Ware, egal ob nun frisch vom Feld oder vom Tier herunter geschnitten hat nun einmal ihren Preis. Einen Preis, den kaum jemand bezahlen möchte. Für 1€ pro Wurstpaket kann man nun mal keine handgemachte Ware erwarten. Natürlich wurde die Kuh nicht von Hand gemolken und die Milch dann so lange gerührt bis Käse daraus wurde.

Die wenigsten Verbrauchen wollen naturbelassene Lebensmittel. Kaum einer macht alles aus frischen Zutaten selbst. Also müssen natürlich Zusatzstoffe her. Und diese sollen möglichst günstig sein. Die Wahl hat immer noch der Verbraucher. Aber wohl kaum jemand könnte Fleisch billiger produzieren.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es stimmt nicht, dass alle Klebefleische gekennzeichnet werden müssen. Und dabei geht es nicht nur um den Schinken. Schinken ist nicht dass einzige was geklebt wird.Und ja für mich ist es Betrug, wenn man ein zusammen geklebtes Stück Fleisch zum Preis eines normalen verkauft ohne dies so zu Kennzeichnen, dass die Bürger das sehen können. Ich weiß, dass bei unserm Metzger Klebefleisch verkauft wird und es ist nirgends gekennzeichnet. Er gibt es zwar zu, wenn man ihn fragt, aber muss ich wirklich immer erst nachfragen ob es Klebefleisch ist.

Zu dem von Laien zu erkennen. Bei dem oben erwähnten Käse hat es als Auszeichnung ausgereicht, wenn drauf stand mit Käse zubereitet und nicht drauf steht mit Käse. Jetzt mal ehrlich wer sieht dass als Kennzeichnung an? Ich kaufe gerne billig ein, aber bei Fleisch und Wurst würde ich dies nie tun. Weil man davon ausgehen kann, dass man dann nicht bekommt was man möchte.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Formfleisch und zusammengeklebtes Fleisch, gibt es schon seit Jahren und das gab es schon zu meiner Kindheit. Das Fleisch wurde eben mit Gelantine oder anderen tierischen Produkten so geformt, dass es zusammenklebte. Damals war es mehr oder weniger Dosenfleisch. Heute macht man es im Kunstdarm, damit es zusammenhält. Und natürlich ist es gekennzeichnet. Das war es immer schon.

@ milli23: Wenn du solche Behauptungen aufstellst, solltest du eine Quellenangabe dabeischreiben. Denn so sieht es eher aus, als wenn du es mal irgendwo gehört hast und es wiedererzählst und nicht alles so behalten hast, wie es gesagt wurde. Bei allen Lebensmitteln, die geformt wurden und zusammengeklebt wurden, sei es Fleisch, Fisch oder sonstwas, muss es gekennzeichnet sein.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Formfleisch muss nicht gekennzeichnet werden. Wer mir nicht glaubt, kann es gerne hier nachlesen. Ich finde es auch teilweise ziemlich abartig, was die Lebensmittelindustrie da betreibt. Meistens steht zwar auf der Verpackung, was drin ist, aber wer liest sich das schon durch? Ich denke ebenfalls, dass man darauf hofft, dass der Kunde zu faul zum lesen ist. Und wozu Fleischreste wegwerfen, wenn man sie so weiterverkaufen kann? So ist es halt billiger.

Es ist zwar alles legal, aber ich finde es trotzdem nicht fair. Fruchtjoghurt kann beispielsweise auch zu null Prozent aus Früchten bestehen, obwohl auf der Verpackung leckere Erdbeeren zu sehen sind. Nett finde ich auch das Beispiel mit dem Pesto. Eigentlich müsste echtes Pesto unter anderem aus Pinienkernen und Olivenöl bestehen. Wenn Pesto draufsteht, sollte auch Pesto drinne sein. Doch stattdessen wird es manchmal aus Sonnenblumenol und Cashews hergestellt. Und was, wenn ich gegen Cashewkerne allergisch bin und mir aus Gutgläubigkeit das Zeug kaufe, ohne die Zutatenliste durchlesen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 27.06.2011, 09:22, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Also in dem von dir verlinkten Bild steht doch klar dabei, dass diese Kleberschinken als Formschinken gekennzeichnet müssen. Mittlerweile dürfte doch jedem klar sein, was da dann drin sein könnte oder? Eben Schinkenfleisch was in irgendeiner Form behandelt worden sein muss. Wobei auch hier lau Richtlinien ein bestimmter Prozentsatz Schinken enthalten sein muss. Klar liegt der niedriger, als beim traditionell hergestellten Schinken. Aber hier noch mal meine Frage: Wer schmeckt den Unterschied auf einer Pizza? Und wer ist bereit, wegen dem Schinken, den mehrfachen Preis zu bezahlen?

Und schmeißt du daheim auch Lebensmittel weg, weil sie in dein Grundgericht nicht rein passen? Bleiben wir bei dem Schinken. Aus dem Schinkenstück ( richtiger Kochschinken besteht aus dem Hinterschinken) werden auch Schnitzel geschnitten. Klar kann man die Abschnitte weg schmeißen. Aber man kann daraus auch andere Produkte machen. Wie halt Formschinken. Und den dann auch günstiger anbieten. Ein Metzger der beide Schinken im Sortiment hat, wird den gepressten auch günstiger verkaufen. Und da er die Abschnitte so gut verarbeiten kann, kann er auch andere Produkte günstiger verkaufen. Wenn er nämlich einfach alles was bei den Schnitzel an Abschnitten über bliebt weg schmeißt, werden auch die Schnitzel teurer. Und aus solchen Abschnitten wird auch Wurst gemacht. So wie du es darstellst, ist ja so was dann auch nicht zulässig. Was soll denn Wurst dann kosten? Für 30 Cent für 100 Gramm kann die dann aber nicht mehr verkauft werden. Da kommt man noch nicht mal mit einem Verkaufspreis von 2 Euro für 100 Gramm Wurst hin.

Ansonsten erwartet wohl auch jeder Verbraucher was anderes oder? Ich würde bei Pesto irgendwas zerkleinertes mit Öl erwarten. Ich würde also immer auf die Zutatenliste sehen. Und eine Zutatenliste muss immer drauf sein. Zumindest wenn man in einem Geschäft kauft.

Zu den Bildern auf den Produkten. Ich weiß das seit sicherlich den 80er Jahren, dass die Bilder oftmals vom Inhalt abweichen. Manches finde ich auch übertrieben. Trotzdem zeigen Erdbeeren auf einem Joghurt halt auch, dass der nach Erdbeeren schmeckt. Also ein Joghurt mit Fruchtgeschmack. Aber es steht sicherlich nicht drauf mit echten Früchten. Denn dann müssen die auch drin sein. Wer würde einen Joghurt kaufen, auf dem rote Röhrchen abgebildet sind? Ich finde es ist ein wenig Auslegungssache, was man von einem Bild erwartet. Mir sagt ein Bild, das Produkt schmeckt nach Erdbeeren. Ich erwarte keine Erdbeeren.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Das uns die Lebensmittelindustrie hintergeht sollte ja mittlerweile fast jedem bekannt sein. Es gibt immer weniger Lebensmittel die hochwertig sind. Trotzdem werden immer mehr Lebensmittel als hochwertig bezeichnet. Das ist aber ein feiner und kleiner Unterschied. Man nehme zum Beispiel diese Toastys. Das sind Schnitzel die man im Toaster zubereiten kann. Allerdings sind das keine normalen Schnitzel sondern Reste die zusammen gepresst wurden. Und für so etwas bezahlt man dann etliche Euros. Man muss eben aufpassen was man einkauft.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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