Leitende Ärzte: Primadonnen in Weiß?
Ich muss Euch heute echt mal eine Geschichte erzählen, die ich nicht ganz begreife. Vielleicht habt Ihr Ähnliches erlebt und könnt erahnen, was hier das Problem gewesen sein könnte.
Vor einiger Zeit war ich bei einem Professor, der mich operieren sollte. Ich habe ihn aufgesucht, weil dies eine Empfehlung eines anderen Professors war, der mich bereits vor Jahren operiert hat und eine Art Vertrauter für mich geworden ist, der mich jederzeit in jeder Frage berät und aufklärt, worüber ich sehr dankbar bin. Laut Aussage dieses mir vertrauten Arztes mit übrigens sehr gutem Ruf und zweifelsohne vorhandener großer Kompetenz handelte es sich bei dem Professor, den er mir empfohlen hatte, um eine der Koryphäen überhaupt.
Aufgrund einer Grunderkrankung muss ich mich an bestimmte Leute halten und werde auch immer zum Professor geschickt, weil sämtliche unter diesem Stehenden sich den Eingriff oder wenigstens dessen nähere Beurteilung nicht zutrauen. Ich habe also im Sekretariat des Professors angerufen und einen Termin für eine Privatsprechstunde bei ihm vereinbart.
Diesen Termin und auch einen folgenden habe ich auch wahrgenommen und mit diesem Arzt über den geplanten Eingriff gesprochen. Es wurde einiges auf die To-Do-Liste gesetzt und wir waren uns auch einig, was den Umfang und die Durchführung des Eingriffs anbelangte, vor allem auch in Bezug auf die Verwendung bestimmter Materialien, so beispielsweise das bestimmter Implantate im Gesicht, die ich bekommen sollte.
Nach dem zweiten und letzten Besprechungstermin erfragte ich per eMail im Sekretariat des Professors einen OP-Termin, der mir auch genannt wurde. Anschließend hatte ich noch einige organisatorische Fragen, die ich ebenfalls per eMail klärte, weil ich telefonisch dort keinen zu fassen bekam. Das war soweit auch unproblematisch und funktionierte gut.
Eines Tages, knappe vier Wochen vor dem OP-Termin, hatte ich dann aber doch noch eine Detailfrage zu diesem Implantat, das ich bekommen sollte. Es ging mir nämlich darum, zu erfahren, wie dick dieses Implantat ist. Ich muss erklären, dass dieses Implantat an einer bestimmten Stelle des Gesichts für etwas mehr Volumen sorgen soll, wo ich aufgrund meiner Grunderkrankung zu wenig Volumen habe. Die Frage nach der Dicke des Implantats war für mich also insofern wichtig als sie bisher noch nicht geklärt wurde und ich herausgefunden hatte, dass es diese Implantate von Seiten der Hersteller nur in zwei Dicken gibt.
Befürchtend, dass ich das Implantat bekommen sollte, das nur wenige Millimeter Dicke aufweist, bat ich also darum, dass man mir doch die Dicke dieser Implantate übermittelt, die für mich vorgesehen sind, da ich für den Fall, dass mir diese Dicke zu gering ist und sie mir deshalb nicht zusagt, gern auf die Einbringung der Implantate verzichtet und dafür eine Alternative als Behandlungsmethode gewählt hätte, die denselben Effekt erzählt und gleichzeitig eben den Verzicht auf Fremdkörper bedeutet hätte. Da dieser Teil des Eingriffs der bedeutsamste, schwierigste und umfangreichste war, war mir die Klärung dieser Frage doch sehr wichtig und ich habe versucht, dem Herrn Professor das auch entsprechend aus meiner Sicht, also der des Patienten, zu erklären. Da ich ihn als sehr verständnisvoll und einfühlsam kennengelernt hatte, ging ich nicht davon aus, dass sich aus meiner Rückfrage ein Problem ergeben könnte.
Wenige Tage nach Absenden meiner eMail erhielt ich ein persönliches Schreiben vom Professor, in dem er mir die gesamte Operation absagte und mich an einen Kollegen in Basel verwies. Dass mit diesem Schreiben die komplette Operation und nicht nur dieser Teilbereich abgesagt wurde, musste ich allerdings erst noch durch einen Anruf endgültig abklären, der tatsächlich mal erfolgreich war, allerdings nur insofern als ich wirklich jemanden erreichen konnte, nämlich die Sekretärin des Professors. Diese hat allerdings einen unmöglichen Ton an den Tag gelegt und ist auch ihrer Ankündigung nicht mehr nachgekommen, mich nach Klärung der Frage, ob ich nochmal in die Sprechstunde kommen dürfte, um das hier offenbar vorliegende Missverständnis aufzuklären, zurückzurufen.
Ich schrieb also einen Tag später, nachdem ich keinen Rückruf erhalten hatte, einen Brief an den Professor und teilte ihm mit, dass ich sein Schreiben als Absage der gesamten Operation verstehe und drückte mein Bedauern darüber aus. Auch teilte ich ihm mit, dass ich mit meiner Nachfrage nicht seine Kompetenz in Frage stellen wollte, sondern mir die Frage nach dem genauen Implantat und eben auch seinen Abmessungen einfach nur sehr wichtig war.
Gehört habe ich nie wieder etwas, weder eine Rückmeldung in telefonischer noch in irgendeiner schriftlichen Form. Und ich frage mich bis heute: wo lag das Problem? Es versteht tatsächlich kein Mensch, weder mein Hausarzt noch sonst irgendwer, der von der Sache mitbekommen hat und die Korrespondenz kennt, die hier gewechselt wurde.
Ich frage mich nun wirklich, ob der Halbgott in Weiß mittlerweile vor allem eine Primadonna geworden ist, denn scheinbar bin ich dem guten Mann ja doch sehr auf den Schlips getreten mit meiner Nachfrage. Habt Ihr Ähnliches erlebt und könnt berichten?
Anschließend hatte ich noch einige organisatorische Fragen, die ich ebenfalls per eMail klärte
Auch wenn das jetzt komisch klingen mag, aber ich glaube, Du hast vielleicht zuviel gefragt, immer wieder Mails geschrieben, versucht anzurufen, das nervt einen Arzt dann halt auch irgendwann. Gerade solche Ikonen haben ja einen dermaßen vollen Terminkalender, dass sie es nicht sehr mögen, wenn man ihnen hinterhertelefoniert oder immer wieder mit neuen Fragen ankommt. Da ist es besser, wenn man sich vorher alle Fragen für ein Gespräch (Privatsprechstunde) überlegt.
Klar sollte ein Arzt für alle Fragen offen sein usw., das lässt sich aber nicht immer umsetzten und es
ist dann schon anstrengend, wenn Patienten immer wieder neue Anliegen haben, auf dem Schreibtisch aber noch ein ganzer Stapel an Aufgaben wartet.
Andererseits kann es auch sein, dass es irgendeinen Grund für die Absage gibt, die nichts mit Dir oder der OP zu tun hatte; irgendwas Privates, so dass er vielleicht einige Zeit ausfällt usw.
Da habe ich mich vermutlich unklar ausgedrückt, Zitronengras. Die eMails, in denen ich meine organisatorischen Fragen stellte, gingen allesamt an die Sekretärin des Professors, nicht an ihn selbst. Ich habe auch nicht versucht, ihn persönlich anzurufen, sondern bin stets über sein Sekretariat an ihn herangetreten, und auch das jeweils nur, um einen Termin mit ihm zu vereinbaren.
Die organisatorischen Fragen betrafen hauptsächlich den Einweisungsgrund, den ich an meinen Hausarzt weitergeben musste, Fragen zum Ablauf in Sachen Aufnahme im Krankenhaus und abrechnungstechnische Fragen in Bezug auf meine private Zusatzversicherung.
Hätte ich diese Fragen nicht gestellt, so hätte ich nicht einmal gewusst, um wie viel Uhr am Tag vor der Operation ich wo genau hinkommen soll. Deshalb waren diese Fragen natürlich enorm wichtig, und dies nicht nur für mich, sondern auch für das Krankenhaus selbst. Es wundert mich eher, dass mir die Antworten nicht gegeben wurden, bevor ich meine entsprechenden Fragen stellen musste, denn das Meiste hätte man mir wohl einfach sagen können, weil die meisten meiner Fragen rund um den Ablauf sich jedem Patienten stellen, nicht nur mir.
Den Professor selbst habe ich zweimal behelligt – jeweils während der terminlich vereinbarten Privatsprechstunden.
Nur muss die Sekretärin ja die Fragen weiterleiten. Wer weiß, wann diese an ihn herangetreten ist. Passiert das in unpassenden Momente wäre es so, als hättest du ihn selbst genervt. Auch kennen wir deine Mails, Anrufe usw. ja nicht. Vielleicht war deine Formulierung auch etwas unglücklich.
da ich für den Fall, dass mir diese Dicke zu gering ist und sie mir deshalb nicht zusagt, gern auf die Einbringung der Implantate verzichtet und dafür eine Alternative als Behandlungsmethode gewählt hätte, die denselben Effekt erzählt und gleichzeitig eben den Verzicht auf Fremdkörper bedeutet hätte
Wenn das eben klang nach: "Wenn ich das so nicht bekomme, dann will ich gar nichts" verwundert mich diese Reaktion eigentlich nicht. Ich muss jetzt nochmal fragen: Diese OP bestand darin, dass dir ein Implantat eingesetzt werden sollte? Oder war es noch umfangreicher? Mich würde (da ich aus dem medizinischen Bereich komme) auch deine Grunderkrankung interessieren. Gern auch per PN.
Ärzte,die Koryphäen auf ihren Gebiet sind, haben leider meistens die Angewohnheit, dass sie sich für das non plus ultra halten. Fakt ist, dass sie das aber meistens auch sind - auf ihrem Gebiet! Solange man das tut, was sie vorschlagen, ist alles ok. Wenn dann aber einer ein Schreiben schickt, und Hektik verbreitet und den Eindruck erweckt, dass man nicht an die Fähigkeit und Kompetenz des Arztes glaubt...Tja. Und ich glaub, ich hätte mich auch auf den Schlips getreten gefühlt, ehrlich gesagt.
Wenn das wirklich eine Schlüsselfrage war und für dich entscheidend ist, wie dick das Implantat ist, frage ich mich doch, wieso du das nicht gleich gefragt hast. Und genau das wird der Arzt sich auch gefragt haben. Und bevor dann der Patient kurz vorm OP-Termin absagt, wird das lieber von ihm erledigt. Vielleicht hättest du dich einfach wirklich persönlich melden sollen und diese Frage stellen sollen. Denn da versteht man sich auch nicht so falsch, wie über Mails. Dann hätte er dir einfach sagen können, wie dick das Implantat ist und gut. Sicherlich ist das ein Missverständnis, aber ich vermute wirklich, dass es auch an der Formulierung in deinem Schreiben lag und wer hat schon gern den Eindruck, dass der Patient die Kompetenz anzweifelt (auch wenn es eben nicht so war).
Ich wäre gern persönlich zu diesem Arzt gegangen, winny2311, um ihm meine Fragen zu stellen. Das wäre aber so gar nicht möglich gewesen, da er einige hundert Kilometer von mir entfernt sitzt und ich genau deshalb wegen einzelner Fragen, vor allem, wenn sie solche Fragen wie der nach der Notwendigkeit einer Eigenblutspende betreffen oder dem Grund, der auf dem Einweisungsschein angegeben sein muss, der Uhrzeit, zu der ich am Tag vor der OP im Krankenhaus zur Aufnahme erscheinen soll oder auch die Frage nach den Maßnahmen, die getroffen werden müssen, damit meine private Zusatzversicherung zum richtigen Zeitpunkt eintritt, nicht einfach bei ihm vorbeifahren kann. Zum Besprechen der Operation durchaus, ja. Deswegen bin ich auch zweimal hingefahren. Man bot mir aber an, wegen weiterer Fragen anzurufen. Da ich niemanden erreichen konnte, habe ich gemailt. Das war meine einzige Möglichkeit, überhaupt irgendwas voranzubringen.
Weshalb mir die Frage nach der Dicke der Implantate, die bei Weitem nicht der einzige Punkt dieser Operation sein sollte, sondern ein Eingriff von insgesamt sieben, die in einer OP zusammengefasst werden sollten, nicht während eines der zwei Besprechungstermine einfiel, ist eigentlich auch schnell erklärt: Es handelt sich hier nun um meine 17. Operation. Es ist gleichzeitig die erste, die ich selbst vorbereite, alle anderen hat mein Vater für mich organisiert und dabei stets eine umfangreiche Recherche nach „dem besten Arzt“ betrieben. Es ist für mich nicht gerade einfach, diese Serie nun fortzuführen und ich hatte jedes Mal einige Fragen, habe Antworten bekommen, die neue Fragen aufwarfen und war nach jedem dieser beiden Gespräche entsprechend voll mit Informationen, von denen ich die Hälfte wieder vergessen hatte, bis ich zu Hause war. Es ist einfach unglaublich viel, was ich hier bedenken muss. Solche Details wie die Frage nach der Dicke der Implantate sind mir tatsächlich nicht eingefallen, weil ich mich auf das Grundlegende konzentriert habe, während ich dort zu meinen Terminen war.
Ich denke nicht, dass ich Hektik verbreitet habe, jedenfalls wüsste ich nicht, weshalb oder wie ich das hätte tun sollen. Genauso wenig habe ich die Kompetenz oder Fähigkeit des Arztes in Frage gestellt, ich möchte nur grundsätzlich gern wissen, was in meinem Körper „verbaut“ werden soll. Würde ich mir ein Brustimplantat zur Vergrößerung wünschen und erstmal diverse Fragen rund um den Eingriff selbst, irgendwelche Nebenwirkungen etc. haben, dann würde mir sicherlich noch die Frage nach der geplanten Größe des Implantats einfallen und ich würde sie entsprechend nachreichen. Ich glaube, dass sich niemand davon überraschen lassen wollen würde, welche Größe der behandelnde Arzt hier für einen vorsieht, wenigstens wissen will man das doch – muss man es sogar. Genauso geht es mir mit den Jochbeinimplantaten.
Dass ich diesem Herrn mit irgendwas auf den Schlips getreten bin, ist mir klar, auch, wenn ich nach wie vor nicht weiß, womit. Wenn er nicht nachvollziehen kann, dass ich wissen muss, welche Größe das Implantat hat, was übrigens jeder meiner behandelnden Ärzte, denen ich von diesem Vorfall berichten musste, nachvollziehen konnte, dann bin ich ganz froh, dass es nicht zu dieser Operation kam, denn dann ist er auch nicht der „richtige Mann“ für mich. So, wie ich nachvollziehen kann, dass man als Arzt allergisch darauf reagiert, wenn man den vor sich sitzenden Patienten erst noch von seinem Können überzeugen muss (das war ja vorliegend gar nicht der Fall), so erbitte ich mir umgekehrt doch auch etwas Verständnis darüber, dass ich als Patient wissen muss, nicht nur will, was man mit mir überhaupt vorhat. Und da reicht es nicht, mir lediglich zu sagen, dass Implantate eingebracht werden, sondern ich – als Laie! - muss mir auch irgendeine Form von Eindruck davon verschaffen können, bevor ich mich dazu entscheide.
Ein Auto kaufe ich auch nicht, weil man mir sagt, dass ich eines brauche, ohne es vorher gesehen zu haben und mir zu überlegen, ob es das richtige für mich ist. Da kann mein Berater noch so eine Koryphäe sein.
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