Umgang mit Suizidalität durch Bücher?

vom 24.06.2011, 10:34 Uhr

Ich war mir nicht sicher, ob das Thema nun ins Bücherforum soll oder ins Gesundheitsforum. Da es mir aber mehr um den Aspekt Gesundheit geht, passt der Beitrag wohl besser in das Forum Gesundheit. Weil es halt auch nicht nur um Bücher geht.

Ich war gestern mal ein wenig bei Amazon stöbern.Dort stieß ich auch auf Bücher zum Thema Suizidal. Allerdings halt keine Romane oder Erfahrungsberichte. Auch weniger auf Bücher, wie geht man als Betroffener damit um. Also als Patient. Eher Fachbücher und Leitfaden für professionelle Berufe. So Sachen, wie geht man mit Patienten um, die Suizidgedanken haben und so was in der Art. Oder wie geht man mit Menschen um, die suizidal sind und eine bestimmte Erkrankung haben. Auch wie man generell im Umfeld damit umgeht. Also Angehörige und Freunde.

Generell würde mich die Thematik halt interessieren. Allerdings in zu viele Richtungen und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die Bücher wirklich mit guten Absichten lesen würde. Schwer zu erklären. Einmal bin ich wohl chronisch suizidal. Oder gehört es nur zur Erkrankung dazu? Ich habe da so viele unterschiedliche Aussagen und bekomme vor allem auch auf Nachfragen keine Antwort, dass ich selbst nicht mehr weiß, wie ich handeln oder denken soll.

Fakt ist, ich wurde im Bereich der Behandlung meiner Grunderkrankung schon zu dem Thema behandelt oder so. Ich stehe dem mittlerweile nicht mehr positiv gegenüber, weil in meinen Augen einiges schief gelaufen ist, was so nie hätte passieren können. Die Behandler mussten aber vorrangig auch sich absichern. Was ich zum Teil auch rein intellektuell verstehen kann, aber emotional nicht gefasst bekomme. Ich für mich würde aber gerne einen Umgang mit meinen Suizidgedanken finden. Was ich aber alleine nicht schaffe und deshalb ja auch um professionelle Hilfe gebeten hatte, was aber zur Zeit darauf hinausläuft, dass ich mit meinen Gedanken dazu, mit niemanden spreche und wohl auch nicht mehr sprechen würde. Ich aber jederzeit glaubhaft versichern kann, dass ich keine Suizidgedanken habe, weil das im Endeffekt gefordert wird. Auf Dauer ist die Situation aber sehr belastend. Denn im Endeffekt führe ich ein Doppelleben, was ich nie wieder wollte.

Ich hätte mit solchen Büchern für mich den Wunsch oder vielleicht auch den Traum, dass ich lerne mit meinen Gedanken umzugehen. Mir selbst zu helfen. Zur Zeit geht es mir an sich auch weniger darum, den bisherigen Behandlern vorzuwerfen, das und das ist falsch gemacht worden. In dem Punkt würde ich halt gerne einen Umgang für mich finden. Da sind aber die Beteiligten nicht bereit mir dabei zu helfen. Ich habe aber nun Angst, dass halt in solchen Büchern schon Sachen stehen, bei denen ich denke, wäre das so wie in dem Buch gelaufen, dann- ja dann ginge es mir vielleicht besser? Beziehungsweise habe ich mich halt völlig allein gelassen gefühlt und habe Sorge, dass sich das durch so Bücher wieder verstärkt.

Auf der anderen Seite, ist es an sich, doof gesagt, halt auch nicht mein Job. Aber im Behandlungsumfeld stoße ich immer wieder auf die Aussage, was man denn an meiner Stelle machen würde. Oder ich werde von Behandlern gefragt, was sie tun sollen oder was man machen kann. Wenn ich das wüsste, würde ich mir selber helfen, ist da meine Einstellung. Mittlerweile weiß ich, dass sie mit ihren Fragen auch meinten könnten, was mir den nun helfen würde und wie sie mich unterstützen könnten. Leider wurde das so nie gesagt. Beziehungsweise gab es im Behandlungsumfeld auch Menschen die das gesagt haben und dann das genau Gegenteil gemacht haben. Und das waren Kleinigkeiten, wie man mir hätte helfen können. Sprich ich stecke da auch irgendwie drin, dass jeder anders handelt und ich nicht weiß was richtig ist.

Wie seht ihr das? Könnten solche Bücher vielleicht helfen, dass ich mal ein Stück weiter komme? Mir andere Gedankengänge eröffnet werden? Ich mir vielleicht auch selbst helfen kann? Wobei ich von den Behandlern eh nicht mehr viel erwarten kann.

Ich bitte darum, sich solche Standardsprüche a la: Wie kann man nur Suizidgedanken haben und ähnliches, zu ersparen. Darum geht es nämlich nicht. Die tauchen aber immer wieder auf. Auch so Sprüche wie: Selbstmörder sind feige,unfair und was weiß ich, sind einfach nur dumm. Mir geht es ja darum, daran was zu ändern.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich denke du könntest vor allem die angesprochenen Fachbücher sicher lesen, allerdings interpretiert man gerne viel in das gelesene, so dass du vielleicht etwas ganz anderes aus dem Text herauslesen würdest, als eine ausgebildete Fachkraft. Natürlich möchte ich dir keine Dummheit bezüglich deiner Auffassungsgabe unterstellen, wenn man allerdings selber betroffen ist, neigt man doch sehr dazu den Text mit viel mehr Gefühl zu lesen, als es angedacht ist. Auch hast du vermutlich eine andere Sicht auf diese Texte, als die erwähnten Fachkräfte beziehungsweise diese die es mal werden möchten.

Es gibt allerdings ein paar Foren, in welchen solche Bücher sehr diskutiert werden und Betroffene beziehungsweise auch ehemalige Betroffene schildern, welche Bücher ihnen geholfen haben und welche für die Katz' waren. Natürlich können Bücher nicht "heilen", sondern nur unterstützen. Genauso wenig kann sich ein ausgebildeter Therapeut selber therapieren, nur weil er dieses gelernt hat. Er kann die Dinge nur aus verschiedenen Sichtweisen betrachten, sie ein wenig analysieren um diese dann zu verstehen. Alles andere muss man wohl mit sich selber ausmachen und nicht aus Büchern herauslesen. Zudem stelle ich es mir sehr unangenehm vor über das Thema das mich betrifft zu lesen, da man sich viel mehr, vor allem vermutlich auch negativ damit beschäftigt und sofort kreisen die Gedanken wieder nur darum.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde das ist schwierig. Die wenigstens Autoren, die solche Ratgeber schreiben wissen nämlich, wovon sie da schreiben. Sie richten sich lediglich nach den gängigen Empfehlungen zum Umgang mit suizidalen Patieten, ohne jemals selbst suizidal gewesen zu sein. Ich gehe also stark davon aus, dass du in solchen Büchern dann auch nur das lesen wirst, was man als Therapiemaßnahme mit dir bereits durchgeführt haben wird.

Was genau an Therapie hat man denn mit dir gemacht und warst du auch stationär für einige Zeit mal aufgenommen? Bis du denn überhaupt an einer Genesung in dieser Form interessiert? Ohne dein Zutun kann man sowieso nichts ausrichten.

Ich persönlich würde dir dann eher Bücher empfehlen, die auf Erfahrungen von Betroffenen beruhen. Dann solltest du aber solche auswählen mit positiven Ausgang. Wenn Betroffene ihren Genesungsweg beschreiben, kann dir das unter Umständen sehr viel mehr helfen, weil es dir zeigt, dass andere vor dir schon einen richtigen Weg gegangen sind. Eventuell kannst du dir da auch Anregungen was die Therapie betrifft holen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



und nicht aus Büchern herauslesen

Mir geht es auch mehr darum, heraus zu finden, was man halt mit suizidalen Patienten machen kann. Wie man Suizidalität behandeln kann. Mir wurde bisher an sich nur gesagt, dass man dagegen nichts machen kann und das kann ich einfach nicht glauben. Und mir ist halt auch klar gemacht worden, dass man von mir erwartet, dass ich mir selbst helfen kann. Das kann ich aber definitiv nicht.

Und klar werde ich auch einiges negativ auffassen. Klar wird mir manches Angst machen. Aber könnte es mir nicht auch einen Weg raus zeigen? Wobei ich halt befürchte, dass in solchen Büchern über Behandlungen gesprochen wird, die ich nie kennen lernen durfte und mich das traurig und auch wütend macht.

Ich finde das ist schwierig. Die wenigstens Autoren, die solche Ratgeber schreiben wissen nämlich, wovon sie da schreiben. Sie richten sich lediglich nach den gängigen Empfehlungen zum Umgang mit suizidalen Patieten, ohne jemals selbst suizidal gewesen zu sein. Ich gehe also stark davon aus, dass du in solchen Büchern dann auch nur das lesen wirst, was man als Therapiemaßnahme mit dir bereits durchgeführt haben wird.

Klar können Betroffenen besser berichten. Aber die wenigsten Betroffenen machen halt eine Ausbildung in dem Bereich. Trotzdem denke ich, es gibt doch bestimmte Handlungen die sinnvoll sind. Während eines Aufenthalts hat man mich in einer Krisensituation tagelang alleine gelassen. Ich saß stundenlang heulend auf der Station und keiner hat sich dafür interessiert. Fragen wurden so unterschiedlich beantwortet, dass ich nicht mehr wusste, was Realität und Fiktion ist. Und das ist für mich keine Behandlung. Auch im Vorfeld schon nicht.

Was genau an Therapie hat man denn mit dir gemacht und warst du auch stationär für einige Zeit mal aufgenommen? Bis du denn überhaupt an einer Genesung in dieser Form interessiert? Ohne dein Zutun kann man sowieso nichts ausrichten.

Ich war in den letzten Jahren mehr als einmal stationär aufgenommen. Meistens Akutpsychiatrie, allerdings mit freiwilliger Aufnahme. Die Aufnahmen an sich auch alle auf offenen Stationen erfolgten. Einmal war ich auch zu einer Rehamaßnahme, die an vielen Punkten einfach gescheitert ist. Unter anderem daran, dass der Kostenträger nur sechs Wochen bewilligt hatte, die Klinik auf zwölf Wochen ihre Therapie ausgelegt hat und mir die Klinik erst nach drei oder vier Wochen sagte, dass sie bei meinem Kostenträger keine Verlängerung beantragen. Zu Beginn hatte man mir gesagt, dass sie verlängern. Hätte ich das da gewusst, hätte ich am ersten Tag noch mit der Krankenkasse und dem Arzt telefoniert und hätte die zwölf Wochen wohl auch machen können. Mit akuter Suizidalität nimmt mich allerdings auch keine Rehaklinik auf. Sprich ich muss in die Akutpsychiatrie.

Heilen kann man Borderline nicht. Zum Thema Suizidalität wurde mir nur gesagt, das sei chronisch. Auf meine Frage, was das heißt, habe ich keine Antwort erhalten. Auch auf Fragen, was man denn bei anderen Patienten mit Suizidalität macht, keine wirkliche Antwort. Das sei bei mir schwierig, weil der Zustand ja schon so lange anhält. Damit war das Thema durch.

Klar wäre es irgendwie schön, mal zu spüren wie es ist, wenn das Leben einfach schön ist. Allerdings ist es auch so, als ich das letzte Mal dieses Gefühl nur für ein paar Stunden richtig intensiv fühlte, begann die schlimmste Zeit in meinem Leben und da komme ich einfach nicht mehr raus. Gespräche mit den damals anderen "Betroffenen" werden entweder abgeblockt oder ich werde als schlechter Mensch dargestellt. Zusammen gefasst ist es so, ich bin zum letzten stationären Klinikaufenthalt anderen zu Liebe gegangen. Habe aber auch während des Aufenthalts bewusst und gezielt um Hilfe gebeten. Und mir ging es zeitweise auch richtig mies, damit wurde ich alleine gelassen. Vor allem aber ging ich aufrecht in die Behandlung rein. Hatte zwar nicht viel Selbstbewusstsein, aber ein bisschen. Eine der wenigen Sachen die ich mir in den letzten Jahren selbst erarbeitet hatte. Hatte auch ein wenig Selbstachtung. Und ich habe während des Aufenthalts blind vertraut. Etwas an dem ich auch Jahre gearbeitet habe. Selbstbewusstsein habe ich keines mehr, Selbstachtung auch nicht. Ich spreche nur noch von so was wie mir. Kann das das Ergebnis eines stationären Klinikaufenthalts sein?

Ich habe früher immer gesagt, ich vertraue keinem. Klingt bockig. Aber innerlich wusste ich, wenn auch unbewusst, dass ich mit anderen Menschen sprechen darf und so. Aus dem ich vertraue keinem ist ein, ich darf niemand vertrauen geworden. Kann das das Ergebnis eines Klinikaufenthalts sein?

Und ich kann mittlerweile jederzeit sagen: Tag war gut, mir geht es gut. Ich kann auch auf Nachfrage oder auch auf nicht Nachfrage brav sagen, dass ich mich von Suizidalität distanzieren kann. Oder sagen wir es knallhart, ich bin so weit, dass ich es fertig bringen würde, mit einem Behandler auf einer Brücke zu stehen und dem zu versichern das ich keine Suizidabsichten habe und dann springen würde. Kann das die Lösung sein?

Ich persönlich würde dir dann eher Bücher empfehlen, die auf Erfahrungen von Betroffenen beruhen. Dann solltest du aber solche auswählen mit positiven Ausgang. Wenn Betroffene ihren Genesungsweg beschreiben, kann dir das unter Umständen sehr viel mehr helfen, weil es dir zeigt, dass andere vor dir schon einen richtigen Weg gegangen sind. Eventuell kannst du dir da auch Anregungen was die Therapie betrifft holen.

Das hatte ich schon versucht. Ich gebe allerdings zu, nur mit einem Buch. Das wurde mir aber immer wieder empfohlen. War auch sehr interessant und spannend. Problem an der Sache war dann nur, der Autor ist männlich, lebt im Osten Deutschland, ist wesentlich jünger als ich. Schon alleine aufgrund seines Alters konnte er ganz andere Behandlungen bekommen als ich. Beziehungsweise hat sich generell auch das deutsche Gesundheitssystem so verändert, dass solche Behandlungen einfach nicht mehr möglich sind.

Mir geht es bei solchen Büchern, wie ich oben nannte, wohl auch darum, zu sehen, ob andere Kliniken auch so handeln, wie die in denen ich war.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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