Deutschland ist nicht kinderfreundlich!

Ich persönlich würde der Aussage, dass Deutschland nicht besonders kinderfreundlich ist, ganz klar zustimmen. Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass Kinder nicht akzeptiert werden, aber Kinder werden sozusagen als nicht gesellschaftsfähig angesehen.

Ich lebe seit einigen Jahren in Israel und kann viele Unterschiede in der Art und Weise, wie die Gesellschaft mit Kindern umgeht, feststellen. Das fängt schon mal damit an, dass in Deutschland die meisten Eltern ja nur ein Kind haben, Kinder also insgesamt in der Minderheit sind. In Israel ist die Drei-Kind-Familie Norm, das verändert natürlich das Gesellschaftsbild ganz gewaltig.

Wenn mehr Kinder vorhanden sind, wird für sie natürlich auch insgesamt mehr Raum zur Verfügung gestellt. Es gibt mehr Spielplätze, mehr Produkte, die speziell Kinder ansprechen sollen, und auch im übertragenen Sinne nehmen Kinder mehr Platz im gesellschaftlichen Denken ein. Zum Beispiel ist mir, als ich nach zwei Jahren in Israel das erste Mal wieder in Deutschland war, sofort aufgefallen, dass man dort abends kaum Kindern begegnet. Wenn Erwachsene sich abends außerhalb der Wohnung aufhalten, also ins Restaurant oder auf Feiern gehen, tun sie das fast immer ohne ihren Nachwuchs. Natürlich gibt es in Israel auch Parties, die für Erwachsene gedacht sind, aber die meisten Veranstaltungen sind ganz klar kinderfreundlich und es ist völlig selbstverständlich, dass Eltern ihre Kinde mitbringen.

Mal ganz nebenbei: Die Tatsache, dass viele hier der Meinung sind, dass Fremde auf Kinder freundlich reagieren sollten, wenn die Kinder sich ruhig oder angemessen verhalten, es aber inakzeptabel ist, dass Kinder in der Öffentlichkeit laut sind oder weinen oder nicht gehorchen, ist doch schon sehr bezeichnend für die Gesellschaft, in der wir aufgewachsen sind. Man könnte ja auch davon ausgehen, dass es andere Menschen schließlich überhaupt nichts angeht, ob mein Kind gerade frech ist, da sie ja auch einfach weghören und weitergehen können. Natürlich kann von einem Kind ab einem gewissen Alter erwartet werden, dass es weiß, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat, aber gerade Kindergartenkinder, wie sie ja im Eröffnungsthread angesprochen wurden, haben ihre Emotionen einfach noch nicht hundertprozentig unter Kontrolle.

@Thaddäus: Du bist sicherlich nicht allein mit deiner Auffassung. Aber gerade Kinder müssen sich eben auch mal richtig auspowern und da kann eben auch rumschreien dazugehören. Und dafür sind eben Spielplätze da. Da würde ich als Mutter nun mein Kind nicht ständig maßregeln, auch wenn ich eben der Meinung bin, das man sich nicht anschreien muss.

Dagegen erwarte ich beim Einkaufen oder in einem Restaurant eben auch ein entsprechendes Benehmen und meine Kinder haben da noch nie Theater gemacht, weil sie sich nicht zu benehmen wussten. Im Gegenteil, als sie noch kleiner waren, wo man eben diese Szenarien eher erleben kann, wurde ich schon gefragt, wie ich das mache, das meine zwei Mädels so brav sind.

Wobei ich aber auch schon erlebt habe, das es Restaurants gibt, die unter fadenscheinigen Gründen versuchen Kinder nicht als Gast zu vermeiden. Und das wohlgemerkt bei Restaurants unter deutscher Leitung. Gehe ich in ein ausländisches Restaurant, dann werden die Kinder wirklich als potentielle und vor allem ernstzunehmende Gäste behandelt.

Man kann also im gesamten auf den Bezug von Kindern schon sagen, das wir ein armes Deutschland sind. Wobei es eben auch noch Regionen gibt, wo sehr viel für die Kinder getan wird und man sich eben dort auch dann wohlfühlt, wenn man selbst Kinder hat.

@Punktedieb: ich maßregele meine Kinder ja auch nicht ständig, um Gottes Willen. Klar sind Spielplätze zum Toben da, aber wahrscheinlich kennst Du das auch, daß Kinder manchmal auf einer Frequenz schreien, die wirklich fies ist. Da fangen einem die Ohren an zu klingeln und man bekommt nach einer gewissen Zeit Kopfschmerzen. Und grade auf dieser Frequenz tobt bei uns zuhause oft die wilde Jagd, und wenn ich es nicht mehr aushalte, dann bitte ich schon mal um Ruhe, wenn es sein muß, auch mit Nachdruck.

Ich habe nicht das Bedürfnis, daß alle anderen Leute meine Kinder für äußerst wohlerzogen halten, obwohl das natürlich schmeichelhaft ist, wenn man das mal gesagt bekommt, das gebe ich unumwunden zu. Allerdings erwarte ich von Kindern oder besser gesagt von meinen Kindern keine permanente Wohlerzogenheit. Nur irgendwann langt's mit der Schreierei, und dann sage ich was.

Na zu Hause verbitte ich mir meist auch das Schreien. Denn in geschlossenen Räumen ist das wesentlich unangenehmer, als wenn sie auf dem Spielplatz die Stimmbänder strapazieren. Denn dort kann ich mich auch ein Stück weiter weg setzen.

Allerdings erwarte ich in der Öffentlichkeit doch ein gewisses Maß an Benimm von meinen Kindern. Und ich scheue mich auch nicht davor sie mitten im Geschäft entsprechend ins Gebet zu nehmen, wenn es nötig ist. Wobei ich auch hier die Erfahrungen machen konnte, das man dabei auch recht anerkennende Blicke ernten kann, weil man als Mutter handelt und sich nicht alles vom Nachwuchs bieten lässt.

Mir ist auch schon aufgefallen, dass gerade junge Mütter oft doof angeschaut werden und ich finde das auch nicht besonders toll, vorallem wenn das Kind garnichts gemacht hat nichtmal schreit oder ähnliches. Ich denke man muss ungefair wissen wann es genug ist, klar wird jedes Kind einmal laut, aber ab einem gewissen Punkt müssen die Eltern das Kind unter Kontrolle haben, so dass es sich beruhigt eben zum Beispiel im Bus oder beim Einkaufen. Bei Babys bei denen auch der Schnuller nichtmehr hilft ist das natürlich etwas schwerer, als bei Kleinkindern.

Allerdings bin ich auch nicht dafür dass Eltern ihre Kinder deshalb gleich anschreien sollten, so beruhigen sich die Kinder auch nicht unbedingt schneller. Ich bin zwar noch keine Mutter aber ich würde wahrscheinlich versuchen dem Kind sachlich klarzumachen, dass es jetzt doch bitte ruhig sein sollte. Natürlich klappt das nicht immer, aber daneben stehen und zusehen wie es wirklich manche Eltern tuen würde ich auch nicht.

Ich bin auch dafür, daß man seinem Kind sofort sagt, wenn's reicht. Ich sage auch nicht: "warte, bis wir zuhause sind". Davon halte ich nichts. Bei meiner Großen würde es reichen, wenn ich andeute, was grade gar nicht geht (eigentlich sollten Kinder in dem Alter auch wissen, was grade nicht so gut war und was ich meine) und später nochmal drauf zurückkommen, unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

Bei dem Kleinen muß ich sofort aktiv werden, weil er ja später überhaupt nicht mehr weiß, was mich da so geärgert hat. Allerdings versuche ich, solche kleinen Auseinandersetzungen draußen in einem zivilisierten Ton über die Bühne zu bringen, weil ich eben nicht unbedingt alle Anwesenden daran teilhaben lassen muß.

Als ich selber noch keine Kinder hatte fand ich es auch schrecklich, wie sich manche Kinder aufgeführt haben, aber auch, dass die Eltern so reagiert hatten. Heute weiß ich, dass es nicht einfach ist, ein Kind zu erziehen und dass man eben harte Konsequenzen setzen muss, wenn man möchte, dass das Kind Anstand lernt.

Seit ich ein Kind habe ist es schon desöfteren vorgekommen, dass ich darauf angesprochen werde, wie lebendig die Kleine doch wäre und ob ich nicht abends streichfähig wäre, wenn sie im Bett sei. Andererseits wurde mir auch schon desöfteren in die Erziehung drein geredet, was ich dann auch nicht toleriere. Da sage ich klipp und klar meine Meinung und habe auch keine Angst vor irgendeiner Folge. Es geht da um mein Kind.

Problematisch finde ich persönlich eher, dass immer mehr Kinder nicht oder nicht richtig erzogen werden. Dann ist es kein Wunder, wenn viele Kinder mit einer Lärmbelästigung verbinden. Ich habe absolut nichts gegen Kinder - wenn sie entsprechend erzogen sind. Zum Glück gibt es da auch noch einige von und die versüßen einen geradezu den Alttag. Man freut sich richtig, wenn man mal ein gut erzogenes Kind erleben kann. Wären alle so, würde auch keiner mehr so reagieren.

Und mal im Ernst. Wer sagt, dass es ihn nicht stört, wenn 20 Minuten lang ein Kind durchschreit, während man seinen Einkauf tätigt - der sagt das doch nur so oder hat Kopfhörer im Ohr. Ich habe generell nichts gegen Kindergeschrei, aber 20 Minuten und beim Einkaufen - das muss nicht sein. Andererseits: was soll die Mutter denn machen? Ist es nicht wesentlich schlimmer, wenn das Kind alles bekommt, nur weil es schreit? Dann soll sie ihm lieber erklären, dass es nicht immer was bekommt, es schreit und das nächste mal ist Ruhe. Nur hat man dann eben unter Umständen selbst nichts davon und erlebt wieder die nächste Erziehungsmethode einer anderen Mutter. Aber immerhin: man erzieht.

Letzten Ende finde ich es nämlich noch schlimmer, wenn ein Kind die Mutter erzieht und nicht anders herum. Das Kind packt fleißig wahlllos alles in den Wagen und die Mutter sagt ab und zu mal leise, dass das nicht geht, dass Kind schreit auf und die Mama steht hilflos daneben. Nein Danke. Und da wäre es mir als Mutter auch egal, wenn jemand stöhnt, wenn ich in den Bus komme oder im Einkaufsladen. Ausnahme ist, wenn die Mutter zu faul zum Beruhigen ist. Das kann dann auch nicht sein. Dummerweise ist es als Außenstehender nicht immer leicht zu wissen, was das Kind hat, wenn es schreit.

Meine Aggression richtet sich dann eher auf die Mutter. Wenn eine ihr Kind am Arm durch den Laden zieht oder anbrüllt. Kein Wunder, wenn das Kind schreit oder gar verwirrt ist. Wäre jeder. Und letzten Endes ist es so oft echt einfach eine Erziehungsfrage. Und das müssen einfach die Eltern übernehmen.