Ex-Chef an Hirntumor verstorben – Meinung über ihn ändern?
Meiner Meinung nach war es sein Charakter und nicht der Hirntumor. Es gibt eben Leute die sich an anderen abladen wollen. Es ist schlimm genug dass er dich aus der Abteilung raus "mobben" wollte. Jedoch würde ich nicht sagen dass er den Tod verdient hätte. An deiner Stelle würde ich mir keine Vorwürfe machen. Vor allem dass er dich so fertig gemacht hat, würde ich ihm nicht verzeihen auch nach seinem Tod.
Ich denke, dass solche Gedanken eher friedfertigen Menschen kommen, die am liebsten mit ihren Mitmenschen in Frieden leben wollen und Konflikte möglichst schnell aus der Welt schaffen wollen. Das kommt mir sehr bekannt vor und wenn man dann auf einen Mitmenschen trifft, der so ganz anders tickt und einen selbst auf den Kieker hat, dann ist es schwer damit umzugehen. Ich kann gut verstehen, dass man da nach einem Grund sucht, wenn man nach vielen Anpassungsversuchen immer noch die Person ist, die ständig völlig unsinnig Ärger bekommt.
Objektiv betrachtet, war es wohl eher nicht der Tumor, der den Mann so unerträglich machte, moin!, denn er war ja in der Regel nur Dir gegenüber so. Wieso, darüber kann man lange spekulieren. Es könnte auch gut sein, dass er gern einen anderen Menschen aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis auf Deinem Posten gesehen hätte, dass Du ihn dummerweise an eine Person erinnert hat, die er nie mochte, weil sie ihm vielleicht übel mitgespielt hat. Aber all das geht in das Reich der Spekulationen.
Aber: Der Mann ist ja nun tot und kann Dir nicht mehr widersprechen; außerdem kann Dir wohl keiner sagen, was den Mann wirklich motiviert hat. Was also würde dagegen sprechen einfach anzunehmen, dass sein Verhalten tatsächlich in dem Tumor begründet war? Würde Dir das vielleicht helfen?
Du hast mich da ganz gut charakterisiert, JotJot. Ich mag Streitigkeiten tatsächlich nicht, weil ich sie meistens unsinnig und oft auch unbegründet und vor allem nicht immer produktiv finde. Produktive Streitigkeiten sind völlig in Ordnung und sicher auch mal notwendig und nur menschlich, aber man sollte dann schon wieder einen Konsens finden oder Konsequenzen in irgendeiner Art ziehen. Eine Erklärung, wenn jemand mich so behandelt, hätte ich für sein Verhalten aber grundsätzlich gern, sonst ist so eine Geschichte für mich irgendwie niemals beendet und ich kann das dann auch nur schwer, wenn überhaupt, abschließen.
Ich denke schon, dass es mir helfen würde, wenn ich sein Verhalten in seinem Tumor begründet sähe, weil ich dann, wie etwas weiter vorne beschrieben, eine Erklärung für sein Verhalten hätte. Genau diese Erklärung fehlte mir ja die gesamte Zeit über.
Es ist einigen Kollegen – auch aus anderen Abteilungen – aufgefallen, dass dieser Vorgesetzte mich nicht leiden konnte und ich wurde darauf oft angesprochen. Es gab auch eine Situation, in der das Verhalten dieses Vorgesetzten an einen noch höheren Vorgesetzten herangetragen wurde, der mich dann aufgesucht hat, um mir mitzuteilen, dass man hinter mir stehe und mein direkter Vorgesetzter, der nun also verstorben ist, zu weit gegangen sei. Leider hat man das ihm aber nie gesagt und so hat sich sein Verhalten mir gegenüber auch nicht verändert.
Der verstorbene Vorgesetzte war ein Abteilungsleiter und ich wurde irgendwann, nachdem ich mich an den Betriebsrat gewandt hatte, von einem der beiden Geschäftsführer, der ganz gut mit mir klar kam, in seine Abteilung bestellt, sodass ich aus der alten Abteilung raus und von meinem alten Vorgesetzten weg war. Leider kam diese Handlung aber zu spät. Damals ging es mir schon so schlecht, dass ich mich nicht mehr regenerieren konnte, ich war einfach „durch“.
Ich weiß, weil dieser Vorgesetzte es mir genau so mitteilte, dass er statt meiner Person lieber eine Kollegin aus einer anderen Abteilung als Sekretärin gehabt hätte. Er hat anschließend auch versucht, sie in seine Abteilung zu holen, was er zum Teil auch geschafft hat, obwohl diese Kollegin fest für einen anderen Abteilungsleiter gearbeitet hat.
Zu den anderen Mitarbeitern seiner eigenen Abteilung war er durchaus nicht immer nett, aber im Großen und Ganzen doch fair. Man konnte wohl mit ihm arbeiten, auch, wenn er nicht allseits beliebt war, er ging eben vielen auf die Nerven. Hinterhältig und fies war er allerdings zu sonst tatsächlich niemandem. Und ich habe viele Gespräche mit Kollegen aus der Abteilung geführt, die zu mir kamen und mich gefragt haben, was dieser Vorgesetzte eigentlich für ein Problem mit mir hat.
Beantworten konnte ich diese Frage schon damals nicht, und das hat sich leider bis heute nicht geändert. Vielleicht ist es auch besser so, denn möglicherweise würde die Antwort auf genau diese Frage mir im Nachhinein noch schaden. Ich werde wohl versuchen, mit diesem Thema einfach irgendwie abzuschließen und seinen Tod als Konsequenz der Tatsache, dass er gelebt hat, sehen, ohne mich weiter zu fragen, ob der Tumor sein Wesen allein in Bezug auf mich verändert hat, was natürlich, das wurde mir hier im Gespräch mit Euch deutlich, reichlich absurd ist.
Ich glaube nicht, dass der Gehirntumor deines ehemaligen Vorgesetzten mit seinem Verhalten dir gegenüber zu tun hatte. Ein Gehirntumor kann das Verhalten eines Menschen ändern, aber dann wäre er nicht nur zu dir so ungerecht gewesen und hätte dich gemobbt, sondern auch zu anderen. Es gibt immer wieder Menschen wie dich, die so viel Abneigung erfahren haben und trotzdem meinen, einem Menschen, der einem das angetan hat, in Gedanken unrecht zu tun. Auch wenn er jetzt tot ist, mach dich frei von dem Gedanken, ihm nicht gerecht zu werden. Er hat dir mit voller Absicht viel angetan und ist es nicht Wert, dass du versuchst, noch gut über ihn zu denken.
Ich würde meine Meinung über jemanden nicht ändern wollen wenn er mich nur gequält und gepisackt hat, jeder braucht einfach seine Feindbilder. Ob nun ein langjähriger Intimfeind bei einem Verkehrsunfall oder durch eine Krankheit zu Tode kam wäre mir wirklich egal. Auch mit dem Hintergrund dass vielleicht eine Krankheit oder bestimmte Medikamente mögliche Ursachen für eine Wesensänderung sein könnten berührt mich nicht weiter, ein Arsch ist und bleibt in seinem Wesen immer ein Arsch.
Diesen Gedankengang kann ich sehr gut nachvollziehen, denn ich war selbst schon einmal in einer solchen Situation, als meine Vorgesetzte auch an Krebs gestorben ist. Genau wie bei Dir war sie ziemlich gehässig zu mir und erfreute sich regelrecht daran, wenn ich Fehler beging, was bei mir natürlich zu ziemlich großer Frustration führte. Ist ja auch sehr verständlich; wer lässt sich schon gern mobben?
Dass Du Deine Meinung über ihn ändern solltest, finde ich nicht. Er war nur zu Dir so und sagte Dir auch direkt, dass er Dich nicht mag. Wenn Du dieses Verhalten nicht auch bei anderen Mitarbeitern feststellen konntest, dann wird er schon bei klarem Verstand gewesen sein, wenn ich das mal so hart ausdrücken darf. Nur weil er ein schweres Schicksal hatte, heißt das nicht automatisch, dass man ihn nicht nicht mögen darf.
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