Sich bei Rollenverteilung der Geschlechter wohl fühlen
Es gibt ja bekanntlich jede Menge Menschen, besonders die der älteren Generation, die noch die alte Rollenverteilung der Geschlechter im Kopf haben, die Frau das Heimchen die die Kinder groß zieht und für den Mann putzt und kocht, der Mann der hart arbeitet und im Haus keinen Finger rührt, und so weiter und so fort. Das alles ist ja an sich nichts neues und ich kenne einige Menschen, die noch sehr extrem in diesem Gedankenmuster verfallen sind und auch versuchen es anderen Menschen aufzuzwingen, meine Oma beispielsweise oder auch ein älterer Bekannter.
Mir ist aber auch aufgefallen, dass es auch junge Menschen gibt, die so denken. Damit meine ich aber nicht die Menschen, die das vielleicht von ihren Eltern eingehämmert bekommen haben oder einfach nur altmodisch und ein bisschen zurückgeblieben in ihren Denkweisen sind, sondern tatsächlich Jugendliche und junge Erwachsene, die so denken, weil sie sich bei dieser Rollenverteilung wohl fühlen und irgendwie auch bestätigt.
Eine Bekannte von mir ist beispielsweise jetzt 19 Jahre alt, ich gebe ihr Nachhilfe in einigen Fächern und komme dazu zu ihr nach Hause. Wenn ich bei ihr bin, dann merke ich immer wieder, dass sie es eigentlich doch sehr gerne so hätte, das die Männer sie praktisch dominieren und über ihr stehen. Ihre Eltern sind beide unabhängig und machen Karriere, sie sehen sich jeden Abend und wenn ich dann manchmal da bin und dann der Vater zum Abendessen kocht, die Mutter erst später heim kommt zum essen, dann habe ich tatsächlich schon mal Sprüche gehört wie ''Ah Papa, machst du wieder die Frauenarbeit'' oder wenn er gesagt hat, dass er abwäscht ''Mama, dass ist ja jetzt eigentlich deine Aufgabe''.
Das sagt sie nicht direkt provozierend, sondern ganz nebenbei. Ihre Eltern ignorieren das, ich schätze die sind daran gewöhnt, ich finde das aber wirklich total extrem. An einem Tag habe ich ihr dann gesagt, dass ich später kommen würde, ich müsste das Auto noch eben durch die Waschanlage laufen lassen, weil es schrecklich aussähe. Das verstand sie nicht und fragte, was denn mit meinem Freund sei. Als ich meinte, dieser wäre in der Stadt mit dem anderen Auto um noch einige Sachen zu besorgen, meinte sie nur, dass wäre nichts für eine Frau und wieso ich denn nicht auf meinen Freund warten würde.
Aufgefallen ist mir auch, dass sie selbst sich vor Aufgaben drückt, wie irgendwas mit dem Auto oder Technik zu machen, in der Schule hat sie kein Informatik (ihr Vater arbeitet in dieser Richtung und hätte sie gerne dabei unterstützt), weil das was für Männer ist, ihren Kumpel fährt sie nicht abholen, dass macht man als Frau nicht, der Laptop ist abgestürzt, sie wird am Computer nicht nach Lösungswegen suchen, dass ist Männersache. Ihr Vater darf sich nicht den Knopf der Bluse schnell annähen, die er heute braucht, das ist Frauensache, er soll die Bluse ausziehen und eine andere nehmen.
Diese Person ist die extremste, die ich in dieser Ausrichtung kenne. Eine andere Bekannte von mir ist aber auch sehr ähnlich, auch sie ist total auf diese alte Rollenvorstellung der Frau fixiert, was ich einfach nicht verstehen kann. Ich finde das einfach total erniedrigend, als Frau. Was Männer angeht, momentan momentan kenne ich keinen, der auf seinen ''Männeraufgaben'' besteht. Ich kannte mal einen im mittleren Alter, der auch alles abgelehnt hat, was mal typische Frauenarbeit war, also Dinge wie den Tisch abräumen oder decken, Haushalt und so weiter. Zu dieser Person habe ich aber auch keinen Kontakt mehr.
Wie ist das bei euch? Kennt ihr Menschen die sich in der alten Rollenverteilung wohl fühlen und so sein wollen. Warum glaubt ihr, dass das so ist, hat das mit dem Gefühl der Unterlegenheit, beispielsweise Überlegenheit zu tun, dass man dabei empfindet?
Ich selber habe auch eine Oma, die wirklich stolz darauf ist, Hausfrau zu sein und in diesem typischem Rollenschema zu leben. Anders kann man das nicht bezeichnen. Sie kocht jeden Tag, wäscht, putzt, wirklich alles. Und wenn mein Opa ihr dann im Haushalt helfen will, hält sie ihn wirklich davon ab! Sie mag das gar nicht, wenn ihr Mann im Haushalt mithilft, was ich echt nicht verstehen kann. Gleichzeitig beharrt sie aber auch darauf, dass mein Opa die typische Männerarbeiten im und am Haus erledigt. Da macht sie keinen einzigen Finger krumm. So leben sie jetzt seit fast 50 Jahren zusammen. Mir unverständlich, wieso sie so extrem darauf achten, dass jeder nur die "typische Arbeit" verrichtet.
Warum das so sein könnte kann ich deswegen leider nur vermuten. Es gibt genug Frauen, die sich wünschen, eine Hausfrau zu werden, um ihren Mann und möglicherweise auch Kinder zu versorgen. Genauso gibt es genug Männer, die gerne als Alleinverdienender das Geld nach Hause bringen wollen, Kaputtes reparieren... Von daher gibt es bestimmt viele Menschen, die nach dem alten Rollenschema leben und es auch mögen oder sogar genießen.
Bei den älteren Menschen, also bei den älteren Generationen, kann ich mir auch einfach vorstellen, dass es für sie einfach schon immer so war. Sie haben es von ihren Eltern beigebracht bekommen, dass eine Frau kocht, den Haushalt schmeißt und sich um ihren Mann kümmern muss, und dass ein Mann eben das Geld nach Hause bringen muss und er das Handwerkliche im Haus erledigt. So haben sie es nie anders vorgelebt bekommen und sehen das als das einzig Wahre.
Als ich das mit deiner Bekannten gelesen habe, war ich schon etwas verdutzt. Einen jungen Menschen mit dieser Auffassung des (meiner Meinung nach) veraltetem Rollenschema bin ich noch nie begegnet.
Für mich haben diese Ansichten sehr viel mit Bequemlichkeit zutun. Man kann sich als Frau von technischen Dingen fernhalten, wenn mal etwas zu reparieren ist, etwas schweres zu tragen ist, das Auto in die Waschanlage zu fahren ist und dergleichen. Das sind alles Arbeiten, die aufwendig sind, mit denen man körperlich gut beschäftigt sein könnte und wenn man das nicht machen muss, ist es einfach bequem. Zudem mögen es viele Frauen auch heute noch, als Hausfrau zu Hause zu sein. Man ist den ganzen Tag für sich, kann sich seine Arbeit einteilen, muss nicht in ein Geschäft gehen und dafür früh aufstehen.
Wenn sie nicht mal in der Schule Informatik hat und sich auch sonst wenig für Computer interessiert, frage ich mich, welchen Job sie später mal machen möchte. Heutzutage kann man sich als Frau nicht mehr aus allem raushalten, wenn man in irgendeiner Weise beruflich erfolgreich sein will. Überall wird es auch mal etwas technisches geben, bei der Arbeit kann sie nicht einfach sagen, dass dies oder das Männersache ist und sie es deshalb nicht macht.
Ehrlich gesagt verstehe ich diese Einstellung überhaupt nicht. Warum eine Frau Wert darauf legt, sich unter ihrem eigenen Wert zu verkaufen und sich darzustellen als kleines Heimchen am Herd, das nichts zu melden hat. Es gibt sicherlich auch Männer die das so wollen, denn viele Männer genießen es, das Geld nach Hause zu bringen und dafür ansagen zu können wo es lang geht. Das man so etwas als Frau will, kann ich nicht verstehen. Sie macht sich damit doch total abhängig von einem Mann. Wenn man gewisse Arbeiten als Männersache ansieht, dann ist man irgendwann als Frau total aufgeschmissen. Wenn sie mal alleine wohnt und keinen Mann hat, was macht sie denn dann? Gewisse Dinge sollte sie dann auch selbst mal hinbekommen, denn es ist nicht immer ein Mann da.
Ihre Eltern sind beide unabhängig und machen Karriere, sie sehen sich jeden Abend und wenn ich dann manchmal da bin und dann der Vater zum Abendessen kocht, die Mutter erst später heim kommt zum essen, dann habe ich tatsächlich schon mal Sprüche gehört wie ''Ah Papa, machst du wieder die Frauenarbeit'' oder wenn er gesagt hat, dass er abwäscht ''Mama, dass ist ja jetzt eigentlich deine Aufgabe''.
Wenn beide Eltern beruflich sehr eingespannt sind, dann erlebt die Tochter das vielleicht auch als Stress und Belastung. Erst spät abends daheim zu sein und seinen Partner auch nur kurz zu sehen, ist vielleicht nicht das Lebensmodell, das ihr gefällt. Auch als Tochter hat sie dann ja relativ wenig Kontakt zu ihrer Mutter und würde sich vielleicht mit einem anderen Modell, bei dem die Mutter häufiger und eher zuhause ist, wohler fühlen.
Außerdem ist es ja auch eine bequeme Lebensweise, wenn man von vorne herein bestimmte Aufgaben anderen zuschiebt. Das erspart einem auch gewisse Zwänge oder den Stress des Arbeitslebens. Vielleicht fühlt sie sich den Anforderungen, die das Berufsleben an einen stellt, nicht gewachsen und würde deswegen lieber als Hausfrau leben.
Dass diese Bekannte gewisse Aufgaben nicht übernehmen mag, kann vielleicht auch etwas mit der Selbstverantwortung zu tun haben. Ist man selbstständig und kann sogar kleinere Reperaturen selbst durchführen, übernimmt man ja Verantwortung. Das hat vielleicht mit Angst zu tun. Angst, dass man etwas kaputt macht, Angst, dass etwas aufgrund des eigenen Zutuns nicht funktioniert, Angst davor, dass andere Menschen nach Hilfe fragen könnten. Das kann ich nun ja auch nur vermuten, aber ja, ich denke wirklich, so etwas hat auch mit Angst zu tun.
Dazu kommt, dass wir nun nicht wissen, in welchem Umfeld die Bekannte sich noch so aufhält und ob es da nicht Paare oder Familien gibt, die quasi eine klassische Rollenverteilung vorleben. Es kann ja sein, dass sie so etwas in anderen Familien erfährt und dass ihr dieses Lebensmodell einfach besser gefällt und daher auch der Meinung ist, dass gewisse Dinge im Haushalt eben besser der Frau zu überlassen sind. Ich stelle mir schon vor, dass so etwas auch ein Grund sein könnte, wenn die eigenen Eltern eben ganz anders leben und sie beide ein ausfüllendes Berufsleben haben.
Ich selbst kenne es eigentlich nicht, dass man sich gern in gewisse Rollen versetzt und kann es mir auch nicht vorstellen. Ich wäre jedenfalls froh gewesen, wenn mir mein Vater gezeigt hätte, wie man am Auto das Öl nachmessen kann oder wie ein Reifenwechsel funktioniert. Anstelle so etwas zu zeigen, bekam ich leider nur zu hören, dass mich so etwas nicht anginge und dergleichen. Ehrlich gesagt kann ich damit nicht so umgehen.
Jedoch habe ich wohl auch ein typisches Frauending, denn, wenn mein Freund und ich gemeinsam unterwegs sind, ist es meistens er, der fährt. Ich möchte auch gar nicht immer selbst fahren, gerade, wenn es um Strecken auf der Autobahn geht oder dergleichen. Natürlich übernehme ich es auch mal, aber mir ist es doch lieber, wenn ich als Beifahrerin fungieren kann. Das reicht mir vollkommen aus.
Meine Schwägerin lebt, wenn man es grob betrachtet, noch in dieser Rollenverteilung, aber doch nicht so extrem wie Deine Bekannte, sondern wohl eher so, wie es für sie und ihren Mann im Rahmen des Familienlebens irgendwie Sinn ergibt. Meine Schwägerin ist übrigens 32 und lebt so, seit ich sie kenne, also auf jeden Fall schon seit 10 Jahren.
Diese klassische Rollenverteilung stellt sich bei den beiden allerdings so dar, dass meine Schwägerin einem Minijob nachgeht, seit sie zwei Kinder hat und sich ansonsten hauptsächlich um das gemeinsame Haus und die Kinder sowie deren Hobbys kümmert. Sie übernimmt den Großteil der Hausarbeit, kocht und backt, aber es ist dennoch nicht so, dass ihr Mann ihr so gar nichts abnehmen würde oder sie auch grundsätzlich keine der nach veralteter Ansicht typischen Männerarbeiten übernehmen würde.
Zwar sieht man die beiden schon hauptsächlich in dieser klassischen Rollenverteilung, aber nicht ausschließlich. Und so, wie die beiden das handhaben, wirken sie eher wie ein gutes, eingespieltes und vor allem hervorragend organisiertes Team, sodass diese Rollenverteilung in der an moderne Zeiten angepasster Form auch durchaus Sinn macht, wie ich finde.
So extrem wie Du es von Deiner Bekannten erlebst, kenne ich es höchstens von meinen Eltern, die tatsächlich so leben, dass dort keiner eine der angeblichen Aufgaben des anderen Geschlechts übernimmt. Und so verlangt mein Vater auch, dass das Essen zu bestimmten Zeiten auf dem Tisch steht und meckert daran rum, wenn ihm irgendetwas nicht passt. Meine Mutter hingegen geht davon aus, dass er die ihrer Meinung nach üblichen Männertätigkeiten übernimmt, allerdings meckert sie wiederum nicht, wenn er etwas verbockt, wohl auch, weil ihr als Frau das ihrer Meinung nach nicht zusteht.
Mich als Kind hat das immer abgeschreckt und teilweise auch wirklich angewidert und ich habe mir früh geschworen, dass ich so niemals leben will und auch nicht könnte. Erstaunlicherweise ging meine Erziehung auch nicht soweit, dass ich mich genauso hätte unterdrücken lassen müssen wie es meine Mutter ganz freiwillig anbietet. Für mich käme so ein Leben überhaupt nicht in Frage, weil ich das nicht wirklich nachvollziehen kann, wie man sich so starr ausrichten und abhängig machen kann, denn das ist man meiner Meinung nach ganz schnell, wenn man sich weigert, bestimmte Dinge zu erlernen, weil man sie für eine Aufgabe des anderen Geschlechts hält.
Wenn ein Paar sich als Team organisiert und einspielt und daraus gerade, wenn beide Kinder haben, resultiert, dass einer von beiden bestimmte haushaltsnahe Tätigkeiten übernimmt und auch die Kinderversorgung zum Großteil abdeckt, einfach, weil er aufgrund seines weniger intensiv verfolgten Jobs die Möglichkeit dazu und vielleicht auch eine Begeisterung dafür übrig hat, kann ich das absolut nachvollziehen und ich denke auch, dass eine Aufgabenverteilung durchaus ihren Sinn macht. Wichtig ist aber meiner Meinung nach, dass keiner von beiden Partnern sich gleichzeitig unterordnet oder in eine Abhängigkeitsposition begibt, wo ich Deine Bekannte allerdings definitiv sehe.
@Zitronengras: Die Familie sieht sich abends, weil auch die Tochter tagsüber zu tun hat. Ihre Eltern arbeiten zwar vom späten Morgen bis in den Nachmittag, aber sie sind nicht großartig eingespannt und haben jobbedingt auch sehr viel Urlaub. Von übermäßigem Stress kann man da nicht reden. Mutter und Tochter sehen sich relativ häufig, die Familie verbringt auch den Urlaub gemeinsam, beispielsweise fahren schon mal über das Wochenende weg, außerhalb der Ferien und die Tochter hatte sogar mal einen kleinen Nebenjob in der Firma der Mutter, wo die beiden sich auch gesehen haben. Daran kann es also eigentlich nicht liegen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich persönlich finde so eine "Rollenverteilung" heutzutage sehr unnötig. Dass die Frau am Herd steht und sich um die Kinder kümmert und der Mann arbeiten geht gehört für mich nicht mehr in unsere Zeit. Zumindest nicht so festgefahren. Dass man regelt, wer wann wie lange arbeitet, wenn ein Paar zum Beispiel ein Kind hat, finde ich völlig in Ordnung. Dann ist das sogar wirklich sinnvoll. Aber im Allgemeinen passt das nicht mehr ins 21. Jahrhundert.
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