Proteste gegen Sparmaßnahmen

vom 15.06.2011, 11:30 Uhr

Es ist ein schwieriges Thema und gewissermaßen auch ein Teufelskreis. Die Griechen sind ärmer, haben kaum noch Geld und geben folglich auch keins mehr aus. Dadurch sinkt die Wirtschaft, noch mehr Menschen werden arbeitslos, haben somit weniger Geld und geben noch weniger aus. Zudem muss man ja auch noch die ganzen Arbeitslosen stützen können.

Dass es den Bürgern schlecht geht und sie gegen die Sparmaßnahmen ankämpfen, sehe ich aus deren Sicht gerechtfertigt. Sie sehen die schlechte Handlung der Regierung als schuldig und wollen sich nicht weiter einengen lassen. Ob solch ein Protest aber gewinnen kann, bleibt äußerst fragwürdig. Denn wenn Griechenland nicht den absoluten Sparplan fährt, wird es zweifellos finanziell untergehen. Wie soll man gleichzeitig sparsamer sein und doch mehr für die Bürger ausgeben?

Ein schweres Laster auch für die Politiker. Man sollte schauen, dass man an den richtigen Ecken und Enden spart, aber man muss auch die Wirtschaft zum laufen kriegen, um etwas zu erreichen. Also weniger Arbeitslosengeld, Produkte günstiger machen und Anreiz auf arbeiten schaffen, egal ob kleine Nebenjobs oder hoch dotierte. Ich hoffe sie sind so stark und kriegen es mit einer Menge Balance und Feingefühl in den Griff.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Richtlinie2 hat geschrieben:8 Mio. hört sich viel an, ist im internationalen Vergleich aber eher Entwicklungslandniveau. Bei uns gibt es absolut kein Vertrauen des 'kleinen Mannes' in die Aktie, trotzdem tust du so, als wäre es so. Nicht einmal 2 Mio. Aktienbesitzer gibt es in Deutschland und die Tendenz zeigt nach unten. 1999 waren es noch ca. 3.5 Mio. Die 2 Mio. dürften sich in der Tat zum großen Teil aus dem Bereich der Oberschicht und gut verdienenden Mittelschicht zusammensetzen.


Ich würde jetzt mal sagen, geschickt ausgewichen um die Frage nicht konkret beantworten zu müssen. Du magst recht haben, dass direkte Investments in Aktien rückläufig sind und wohl eher den Vermögenderen angerechnet werden können. Aber wenn ich von 8 Mio. diese 2 Mio. Aktienbesitzer abziehe, bleiben eben noch 6 Mio. andere Menschen über. Und diese gehören nicht nur zur gut verdienenden Mittelschicht. Es hat halt nur ein Umdenken eingesetzt hin von hohen Renditen und hohen Risiken zu geringeren Renditen bei geringeren Risiken. Mag international alles eher überschaubar sein, ändert aber nichts daran, dass es auch genug Menschen aus ganz normalen Einkommensverhältnissen gibt, die ebenso davon profitieren, wenn Banken und Versicherer dafür sorgen, dass sie ordentliche Gewinne einfahren.

Genauso sagt es ja auch nichts darüber aus, dass ein Staat solide haushalten, wenn sich Gläubiger um die Schuldverschreibungen reißen. Es heißt nur, dass man in absehbarer Zeit die Schulden zurückzahlen kann, aber keineswegs dass man die Schulden verringert. Wenn die Rendite ausreichend ist, warum sollte ich jetzt darauf verzichten einem Staat Geld zu leihen, wenn ich mir sicher sein kann, dass ich mein Geld noch vor der Staatspleite zurückbekomme? Bedenklich wird es ja erst, wenn das unsicher wird, wie es jetzt bei den Griechen ist (wobei ja auch da dank anderen Staaten das Geld zurückkommen wird).

Auch der Vergleich von Ländern wie Irland oder Griechenland mit Staaten wie Deutschland oder Japan hinkt doch gewaltig. Da stecken ja ganz andere Volkswirtschaften dahinter. Ich vergleiche mich ja auch nicht mit Warren Buffet oder Bill Gates. Klar können die mal locker 10 Jahre lang mehr Geld ausgeben als einnehmen und stecken die Finanzkrise trotzdem besser weg als ich, der nie mehr ausgibt als er einnimmt. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass sie dann besser gehaushaltet haben als ich. Kleinere Länder treffen Krisen da eben deutlich schwerer.

Und wie soll auf lange Sicht ein Staat funktionieren, wenn er sich nicht an haushalterische Grundprinzipien funktioniert? Das konnte mir noch nie jemand erklären. Natürlich ist es praktisch nicht möglich für einen Staat das Geld dann auszugeben, wenn er es eingenommen hat, dafür liegen die Zeitpunkte der Einnahmen und Ausgaben ja oft zu weit auseinander. Kurzfristige Kreditaufnahmen sind also auch in meinen Augen unumgänglich. Aber das machen ja auch Privatunternehmen oder auch Privatleute. Man nimmt einen Kredit auf um zeitig zu investieren und damit einen Mehrwert zu erzielen. Aber dann zahlt man mit dem Mehrwert eben auch den Kredit zurück. Und genau das müsste an sich auch ein Staat machen. Warum sollte es da andere Grundsätze geben? Auch ein Staat kann ja nicht beliebig Geld nachdrucken ohne dass es dann an Wert verliert.

Es sagt ja auch bei den Griechen nicht jeder der sagt, sie hätten über ihre Verhältnisse gelebt, dass sie in Saus und Braus gelebt haben. Das glaube auch ich eher weniger, ich denke auch, dass sie sich wahrscheinlich weniger Luxus erlauben als wir es tun. Sollen sie meinetwegen auch so machen. Aber wenn das auf Dauer dazu führt, dass die Staatsverschuldung auf über 100% des BIP steigt, dann muss sich auch jeder Bürger im Klaren sein, dass das nur eins bedeutet. Der Staat hat keine eigenen Sicherheiten mehr um für die Rückzahlung der Schulden zu bürgen und kriegt Kredite nur noch deswegen, weil die Gläubiger erwarten, dass er sich dann notfalls das Geld vom Bürger holt und dieser für die Kredite mit seinem Privatvermögen bürgt. Wenn du das machen willst gerne, ich bin da eigentlich eher nicht bereit dazu.

Im Übrigen finde ich es interessant, dass du sagst, wir haben unseren wirtschaftlichen Aufschwung nur hingekriegt, weil sich Deutschland in falscher Zurückhaltung geübt hat. Mag sein, aber was wäre denn die Alternative. Hätte man weiter kräftig an den Löhnen gedreht, dann wären auch alle Produkte teurer geworden und wir hätten weniger verkauft. Dann stände vielleicht Griechenland besser da (als ein Beispiel), aber wir eben schlechter. Wie du selber geschrieben hast, landet das Geld des einen ja meist beim anderen. Es muss demnach also zwangsläufig einem schlechter gehen, wenn es dem anderen besser geht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Manche Leute schämen sich wohl überhaupt nicht. Ich verstehe nicht warum die Griechen so protestieren. Denken sie den wirklich, dass wir ihnen Millionen geben ohne zu verlangen, dass sie ihre Finanzstrategie überarbeiten? Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Griechen so wenig Verständnis dafür haben, dass sie etwas ändern müssen und dass dringend. Ich finde die Politiker müssten ihnen einmal ehrlich und hart sagen, dass dies die einzige Möglichkeit ist den Bankrott noch abzuwenden, denn würde Griechenland nichts ändern wäre es nur noch eine Frage von Wochen bis dies passieren würde.

Auch finde ich, dass die Leute dringend unberechtigte Zahlungen sofort zurückzahlen müssen. Wir zahlen Griechenland Geld, während die Griechen Geld vom Staat annehmen, welches ihnen nun mal nicht zusteht. Ich verstehe nicht wie es sein konnte, dass Griechenland es überhaupt in die EU geschafft hat. Für alles schafft die EU sinnlose Regelungen, aber sie schaffen es nicht Eintrittsländer ordentlich zu kontrollieren. Sowohl die griechische Regierung als auch die EU sollten sich überlegen, was sie das nächste Mal besser machen müssen. Wenn wir weiterhin jedes Land in die EU aufnehmen welches seine Bilanzen fälscht, wird es die EU nicht mehr lange geben.

Ich habe schon öfters in letzter Zeit gehört, dass die Leute fordern, dass Griechenland wieder aus der EU ausscheidet und frage mich ob dies etwas ändern würde. Kennt ihr euch vielleicht damit aus?

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



milli23 hat geschrieben:Manche Leute schämen sich wohl überhaupt nicht. Ich verstehe nicht warum die Griechen so protestieren. Denken sie den wirklich, dass wir ihnen Millionen geben ohne zu verlangen, dass sie ihre Finanzstrategie überarbeiten? Ich kann nicht nachvollziehen, dass die Griechen so wenig Verständnis dafür haben, dass sie etwas ändern müssen und dass dringend. Ich finde die Politiker müssten ihnen einmal ehrlich und hart sagen, dass dies die einzige Möglichkeit ist den Bankrott noch abzuwenden, denn würde Griechenland nichts ändern wäre es nur noch eine Frage von Wochen bis dies passieren würde.


Wie man sicher deutlich merken konnte, bin ich ja auch der Meinung, dass die Griechen ihren Staatshaushalt wieder in den Griff bekommen müssen. Aber auf der anderen Seite finde ich es auch hanebüchen, zu behaupten, die Leute würden sich da nicht schämen oder hätten kein Verständnis fürs Sparen. Sicher haben sie das, aber auf der anderen Seiten wird ihnen eben viel Geld weggenommen.

Man müsste sich doch nur mal überlegen, was bei uns los wäre, wenn die Regierung von heute auf morgen beschließen würde, dass die Rentner alle 30% weniger Rente bekommen, der ALGII-Satz auf 250 Euro gedeckelt wird und wir zum Beispiel das Kindergeld abschaffen und die Steuern nochmal deutlich erhöht werden würden. Ich denke nicht, dass die Leute hier das dann so einfach hinnehmen würden. Und das würde ich auch völlig verständlich finden. Umso mehr sollte man zusehen, dass es dazu bei uns nicht kommen muss.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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