Kontaktabbruch bei einem Problem

Das muss ich leider auch immer wieder und wieder aufs neue erleben, aber ich stehe dem wenn ich ehrlich bin auch nicht so ablehnend gegenüber, wie du es tust, manchmal kann das ganz in Ordnung sein und lässt sich auch irgendwo rechtfertigen. Bei mir zu Hause ist es aber nun mal eben so, dass ich häufiger mal das Gefühl habe, dass meine Mutter, meine Tanten und auch meine Oma nie so wirklich erwachsen geworden sind und auch nie gelernt haben, wie man ein Problem richtig löst, ohne dass man gleich wie ein kleines Kind die Lippe hochzieht, schmollt und den anderen den Rücken zukehrt. Dazu kommt dann noch, dass meine Tanten richtige Labbertaschen sind, die Art von Weibern, die wirklich nichts anderes zu tun haben, als über andere zu tratschen und zu lästern und sich über alles und jedes auslassen und kommentieren müssen. Leider ist es dann nun eben auch so, dass eine Mutter etwas weiter weg von den anderen wohnt und dieses sich häufiger sehen und auch meine Oma häufiger besuchen, weil sie beide nicht arbeiten, sondern Hausfrauen sind.

Wenn dann nun mal wieder ein solches Gerücht rum geht oder meine Oma damit anfängt, dass XY dieses oder jenes gesagt hat, dann rastet meine Mutter auch schon aus. Sei will gar nicht hören, was eine ihrer Schwestern gesagt hat, was in gewisser Weise auch wieder total kindisch ist, so kann man sich auch nicht richtig unterhalten und wieso lehnt man eine neutrale Aussage zu einem völlig unabhängigem Thema eines Familienmitgliedes derart ab, nur weil es da einmal einen kleinen Zwist gab? Und wenn diese sich dann mal treffen, dann hält das auch nicht lange und dann werde auch ich mit eingebunden. Wenn ich lieber auf die Kinder meiner Tante aufpasse, anstatt mit meiner Mutter einkaufen zu gehen, ist diese sofort wütend auf mich, obwohl wir wirklich niemals gemeinsam einkaufen gehen, wenn ich über die Ferien oder das Wochenende mal bei meiner Tante Babysitter spiele, geht das auch wieder los.

Über kurz oder lang führt das immer dazu, dass sich irgendwelche Familienmitglieder bei uns anschweigen, sie es nun Oma mit ihrer Tochter, Tochter mit Oma, Schwester mit Schwester, andere Schwester mit Schwester und so weiter und so fort. Und wehe, man wendet sich dann als neutrale Person,die mit dem Streit rein gar nichts zu tun hat, an diese Person, dann hat man die Gegenposition direkt an der Gurgel oder bekommt ebenfalls nur noch deren Rücken zu sehen. Das ist keine wirklich angenehme Situation in der Familie, aber ich finde, man kann lernen damit umzugehen und wenigstens weiß ich jetzt, wie ich es später ganz sicher nicht mehr machen werde.

Letztendlich aber ist das manchmal auch gar nicht so unsinnig, denn ich selbst habe auch Bekannte, bei denen denke ich mir manchmal nur, wäre ich diese Personen doch niemals begegnet. Aber das bin ich nun mal leider und ich habe das Gefühl, dass diese beiden Bekannten wirklich so ziemlich das letzte sind, sie benehmen sich wie zwei kleine Kinder. Ständig werden irgendwelche Lügen verbreitet und Geschichten auf Kosten anderer zu ihrem Spaß weiter erzählt, da frage ich mich wirklich, was soll denn das? Und wenn ich dann mal sauer bin und einfach klar sage, dass ich zu den nächsten Feiern oder so nicht kommen werde, dann pendelt sich das aber nach einer Weile eben doch wieder ein, weil ich nicht der Typ Mensch bin, der es als Lösung ansieht einen Kontakt ganz abzubrechen. Aber manchmal denke ich, das es bei solchen Menschen durchaus eine geeignete Methode wäre, sie los zu werden und sich den ganzen Stress zu ersparen. Ich weiß ja nicht, wie du so drauf bist und was du gemacht hast, aber nicht immer ist das unsinnig.

Dieses „Phänomen“, das ja eher eine Unart und meiner Meinung nach auch als Charakterschwäche zu bezeichnen ist, kenne ich auch, alkalie1, und zwar aus meiner eigenen Familie und ich muss sagen, dass ich das genau so wenig verstehe wie Du. Auch bei uns gab es in der Vergangenheit Kontaktabbrüche bei Streitigkeiten, die jedenfalls nie ich selbst angezettelt habe – also, die Kontaktabbrüche nicht, für die Streitigkeiten war ich zum Teil schon verantwortlich.

Ich habe in unserer Familie allerdings zusätzlich die Beobachtung gemacht, dass in der Regel keine zwei verschiedenen Meinungen akzeptiert werden, jedenfalls können meine Eltern total schlecht damit umgehen, wenn man eine andere Meinung hat als sie. Mein Vater will mich auch stets von seiner Meinung überzeugen, die er für die einzig richtige Hält. Dass aber ganz vieles einfach Ansichtssache und eine Frage der eigenen Einstellung ist, hat er scheinbar in seinen gesamten sechzig Lebensjahren nicht verstanden, genau so wenig wie die Tatsache, dass man sich trotz zweier Meinungen zu verschiedenen Themen trotzdem hervorragend verstehen kann.

Für meinen Vater scheint es tatsächlich so zu sein, dass zwei verschiedene Meinungen auch bedeuten, dass man sich wie zwei Gegner in einem Kampf gegenübersteht und kaum Gemeinsamkeiten hat, was ihm – warum auch immer – total wichtig ist. Das gibt manchmal wirklich heftige Diskussionen und ich hoffe, er begreift eines Tages dann doch mal, dass ich dennoch hin und wieder eine andere Meinung habe als er und wir doch trotzdem gut auskommen, weil es eben in zwischenmenschlichen Beziehungen auch noch andere wichtige Punkte gibt als eben immer nur dieselbe Meinung zu haben, denn die habe ich mit vielen Menschen und das bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich genau diese anderen Menschen auch mag, nur, weil ich ihre Meinung zufälligerweise teile.

Warum es Menschen gibt, die den Kontakt zu anderen abbrechen müssen, wenn sie in einer Streitsituation nicht weiterkommen, ist echt schwer zu verstehen, allerdings begründe ich so ein Verhalten mittlerweile damit, damit dass diejenigen, die einen Kontaktabbruch nötig haben, einfach nicht verstehen können, dass ein Streit nicht immer total verhärtete Fronten bedeutet. Für sie geht es immer um alles oder nichts und verlieren können sie ebenfalls nicht. Deshalb können sie auch nicht eingestehen, im Unrecht zu sein oder ganz ungeachtet der Frage danach, wer nun mehr Recht hat, sagen, dass der Streit jetzt einfach mal vertagt wird, weil man sich im Kreis dreht und man bis dahin auch mal wieder das Thema und den Tonfall wechselt.

Es wäre schon mal interessant zu erfahren, warum diese Menschen einen Streit derartig hoch bewerten und dann eben alles auf eine Karte setzen müssen. Sind sie nicht kritikfähig, also wiederum nicht selbstbewusst genug und ziehen ihre Selbstsicherheit nur oder wenigstens aus der Rechthaberei? Ich bin mir da noch nicht abschließend sicher. Tatsache ist aber, dass all diejenigen, die ich kenne, die bei einem Streit gleich den Kontakt abbrechen müssen, in der Tat irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe und somit ein mangelndes Selbstbewusstsein haben.

Vielleicht konntest Du dies in Deinem eigenen Fall, also in Bezug auf Deine Familienmitglieder, auch schon feststellen? Ich denke, es wäre überhaupt recht interessant, wenn Du diejenigen aus Deiner Familie, die solche Kontaktabbrecher sind und für die es nur Alles oder Nichts in einer Streitsituation gibt, mal charakterlich beschreiben könntest. Sind sie kritikfähig? Oder gehen sie gleich an die Decke, wenn sie das Gefühl haben, jemands Ansprüchen nicht zu genügen? Sind sie selbstsicher? Sind sie vielleicht cholerisch? Berichte doch mal.

Auch, wenn man es nicht verstehen kann, vielleicht wiegt die Streitigkeit so schwer auf, dass die gegnerische Seite einfach keine Lust und keinen Nerv hat, sich weiterhin auf einen Kontakt auf einer sachlichen Ebene einzulassen. Natürlich ist es hart, aber es kommt meiner Meinung nach wirklich auf die Schwere des Problems an, was zu klären gilt und vielleicht ist man eben hier der Meinung, dass das Problem einfach zu komplex ist, um unkompliziert miteinander umgehen zu können.

Es kann aber auch sein, dass die andere Partei denkt, wenn man Euch den kleinen Finger reicht, wird die ganze Hand genommen. So abwegig ist es ja nicht und in diesem Fall ist der kleine Finger nun mal einen Glückwunsch zum Geburtstag. Dass man aufgrund eines Streits nicht gratulieren mag, kann ich auch nachvollziehen. Je nach Problem oder Streit würde es nicht ehrlich und nicht von Herzen kommen.

Da Du nun nicht geschrieben hast, ob der Kontaktabbruch sich ebenfalls auch auf den Kontakt zu den Kindern bezieht, kann man die Leute nun mal auch verstehen. Eltern sind bei den Kindern sehr präsent und wenn weiterhin zu den Kindern Kontakt gesucht wird, kann es durchaus passieren, dass die Kinder als Instrument benutzt werden, um einen oberflächlichen Kontakt zu haben und auch, um zu tun, als sei nichts geschehen. Bei Kindern finde ich es etwas schwierig, wenn ich es auch schade finde.

Ich hatte mal eine Bekannte, mit der ich gern mal etwas unternommen habe. Wenn es aber dieser Bekannten nicht nach ihrer Nase lief oder wir uns nicht einig werden konnten, ist sie förmlich ausgerastet, hat einen Streit verursacht und hat immer auf einen Kontaktabbruch beharrt. Nach ein paar Tagen kam sie immer wieder an, hat sich entschuldigt, sie wolle sich ändern, es käme nicht mehr vor und solche Sachen. Jedoch hat sie dann sich zwei Knaller zu viel geleistet, aufgrund dessen ich den Kontakt dann abgebrochen hatte. Dummerweise hatte ich aber noch etwas von hier gehabt, dass ich nicht behalten wollte und habe es vor die Haustür geknallt, ohne mich zu melden oder sonst was. Noch am gleichen Tag habe ich eine SMS von ihr erhalten, in der sie mich fragte, so als sei nichts geschehen, warum ich denn nicht geklingelt hätte und mit ihr gesprochen habe. Ich habe diese SMS nie beantwortet. Nach einiger Zeit hat sie mich dann auf einem sozialen Netzwerk wieder gefunden und ich war so naiv, um zu glauben, dass sie sich in der Zwischenzeit wieder etwas gebessert hatte, aber weit gefehlt. Es ging wieder so weit, dass sie ausgerastet ist und von da an hat es mir echt gereicht. Diese ehemalige Bekannte war und ist so eine Person, mit der ich nichts mehr zu tun haben möchte, weil sie wirklich unberechenbar ist und bei einem Fingerreich die ganze Hand nimmt. Vielleicht ist es in dieser Gelegenheit bei Euch nicht viel anders.