Nebenjob gemeinsam mit Kollegin?

In meinem Hauptjob arbeite ich Teilzeit meine 20 Stunden, komme in etwa aber pro Woche auf circa 30 Stunden. Ich arbeite in einem 2-Schicht-System, in dieser Gruppe von etwa zehn Leuten ist auch eine sehr liebe Kollegin von mir. Sofern keiner von uns beiden seinen freien Tag beziehungsweise einen von den zwei freien Tagen hat, sehen wir uns täglich, aber bestimmt zwei- bis dreimal die Woche für jeweils etwa sieben Stunden.

Nun hat meine Kollegin vor ein paar Wochen einen Nebenjob angenommen, welchem sie, bedingt durch unseren Hauptjob, nur an Sonntagen nachkommt. Manchmal arbeitet sie auch Feiertags, aber das ist ja eher die Ausnahme. Vor zwei Wochen war ich sie nun auf ihrer zweiten Arbeitsstelle besuchen und war wirklich begeistert. Das arbeiten war im Vergleich zu unserem gemeinsamen Job sehr einfach, körperlich nicht anstrengend und im Verhältnis auch relativ gut bezahlt. Nun hat sie mitbekommen, dass noch weitere Aushilfen für Sonntags gesucht werden und sie hat bei ihrer Chefin schon sehr oft über mich "geschwärmt", da wir sehr gut miteinander arbeiten können.

Mir wurde nun angeboten mich an dem kommenden Sonntag mal der Chefin persönlich vorzustellen und ich vermute, wenn ich damit einverstanden bin und mein anderer Arbeitgeber auch, würde ich diese Arbeitsstelle auch bekommen. Ich würde meine Kollegin dann aber noch einen Tag zusätzlich in der Woche sehen und ich bin mir nicht ganz sicher ob das unserem Arbeitsverhältnis irgendwie schaden würde. Auch die Freundschaft die in einem gewissen Sinne besteht halte ich anschließend für fraglich. Ist jemand schon mal in einer ähnlichen Situation gewesen? Würdet ihr diesen Schritt zu einem gemeinsamen Nebenjob wagen, weil es eben nur ein Job ist, auch wenn man sich dann in ein paar Wochen nicht mehr so gut verstehen würde?

Wenn Du mit Deiner Hauptbeschäftigung nicht so ausgelastet bist und Du auch Spass an einer Nebentätigkeit hättest, probiere es ruhig einmal aus. Solltest Du die Stelle bekommen, bist Du ja wahrscheinlich sowieso erst einmal in der Probephase. Dort kannst Du dann austesten, wie weit Du mit Deiner Lieblingskollegin zurecht kommst. Vielleicht ist es aber auch so, dass Du anders als Deine Kollegin eingesetzt wirst. Ich denke, Du solltest es nicht so sehr von der Kollegin, sondern von den sonstigen Bedingungen abhängig machen.

Trefft Ihr Euch denn noch privat oder verbringt Ihr lediglich auf Eurer Arbeitsstelle inklusive Pausen gemeinsame Zeit? Ich denke, man kann beides durchaus trennen und das sollte man auch tun, um sich da nicht in die Quere zu kommen. Wenn Du Bedenken hast, dass durch den gemeinsamen Nebenjob Euer Verhältnis leidet, rede mit Deiner Kollegin darüber und frag sie, wie sie die Chance sieht, dass Euer Verhältnis so bleibt wie es ist. Es könnte sich wohl etwas ändern, wenn eine von Euch beiden aufsteigt oder so, aber ich weiss ja nun nicht, wie die Chancen diesbezüglich bei dem einen oder anderen Job aussehen. Doch auch dafür ist es möglich, Vorkehrungen zu treffen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, seht ihr euch jetzt sechs statt fünf mal die Woche. Ich schätze, dass ist nun wirklich kein großer Unterschied. Sorgen machen kann man sich durchaus, in solchen Situationen, beispielsweise wenn man sich nur zweimal die Woche sieht und auf einmal fünf mal oder so, aber du und deine Kollegin, ihr sehr euch doch nun fast jeden Tag und wenn es nur einmal mehr ist, wieso sollte das so ein Unterschied sein? Ich finde das nun nicht besonders wichtig und ich bin mir auch relativ sicher, dass sich das nicht groß auf eure Freundschaft auswirken wird.

Ich selbst habe auch schon solche Situationen erlebt. Eine Bekannte von mir habe ich normalerweise nur wenige Minuten in der Pause während der Schule gesehen und die paar Male im Monat, in denen wir mal verabredet waren. Nach dem wir neue Kurse gewählt hatten, waren wir dann auch einmal fast jede Stunde zusammen, Tag für Tag bis zum Schulende, inklusive der Pausen und nachdem wir beide dann auch einen Schneiderkurs am Samstag belegt hatten, waren wir nun sechs Tage die Woche zusammen. Ob das nun gut geht oder nicht, kommt ganz auf die Personen an. Bei uns hat das außerordentlich gut funktioniert und wir haben uns nur noch besser verstanden, als ohnehin schon. Es hat unserer Freundschaft wirklich nicht geschadet, aber das kommt eben auf den Charakter an.

Andererseits gibt es eben auch Menschen, die kann man nur in gewissen Dosen ertragen und fühlt sich schnell überfordert, wenn man zu lange mit ihnen zu tun hat. Das sind dann aber eben auch Menschen, die einfach Eigenschaften und Charakterzüge haben, die man nicht ausstehen kann, zumindest nicht dauerhaft und das man sich dem nicht ständig aussetzen möchte und demnach auch in gewisser Weise kein Interesse mehr an der Freundschaft hat, ist eigentlich normal und nicht weiter schlimm.

Bei solchen Beispielen sage ich mir aber eben, dass es nicht weiter schlimm ist, weil es wohl oder übel keine richtige Freundschaft sein kann, wenn man sich nicht dauerhaft ertragen kann. Was habe ich von einer Freundin, die ich nur eine bestimmte Zeit lang sehen kann, weil sie mich sonst nervt oder wir uns in den Haaren liegen? Das ist doch nun wirklich nicht das, was man sich unter einer richtigen Freundschaft vorstellt. Ich finde es daher ganz in Ordnung, wenn man durch dauerhaftes aufeinander sitzen, wie man das beispielsweise auf Kurs- und Klassenfahrten oder gemeinsamen Ausflügen erlebt merkt, dass man nun doch nicht so zueinander passt, wie man es sich gedacht hat. Das ist in Ordnung und wenn sowas mal passiert, dann akzeptiere ich das auch und versuche mich etwas von dieser Person zu lösen.

Wie gesagt glaube ich aber eben nicht, dass das bei dir so passiert, denn wenn man sich an fünf Tagen in der Woche den ganzen Arbeitstag über sieht, dann ist es nun auch kein großer Unterschied, ob der Sonntag nun noch dazu kommt oder nicht. Ich denke das wird eure Freundschaft durchaus verkraften.

Ich denke, dass das kein Problem sein sollte. Schließlich sehr ihr euch ja schon sehr viele Tage in der Woche und bisher geht ihr euch ja auch nicht auf die Nerven. Darum denke ich, dass ein weiterer Tag da auch nichts dran ändern wird und dass ihr euch dann noch genau so gut, wenn nicht sogar noch besser, verstehen werdet. Vielleicht entwickelt sich dann ja aus eurer Bekanntschaft eine richtige Freundschaft, wenn ihr erstmal feststellt, dass ihr viel gemeinsam habt und nicht nur den Job.

Ich sehe es wie Crispin und meine auch, dass Ihr Euch doch schon sehr häufig seht, wenn Ihr momentan bereits zusammenarbeitet. Und wenn Du schreibst, dass Ihr in Eurem Hauptjob sehr gut miteinander umgehen könnt, Euch gut ergänzt und gern zusammenarbeitet, sehe ich überhaupt keine Probleme bei einer weiteren Zusammenarbeit mit geringerem Umfang, die nun noch obendrauf kommen sollen. Mir wird nicht klar, was dieser Nebenjob, den Ihr gemeinsam ausüben könntet, an diesem zarten Band der Freundschaft, von dem Du schreibst, noch ändern sollte.

Meiner Meinung nach kannst Du es doch auch einfach mal probieren, diesen Nebenjob, sofern er Dir wirklich angeboten wird, tatsächlich anzunehmen. Deine Bedenken, dass sich zwischen Euch oder an der Qualität Eurer Zusammenarbeit irgendetwas gerade dadurch verändern könnte, dass Ihr Euch dann eben noch ein paar Stunden in der Woche mehr sehen würdet, kann ich zwar nicht wirklich nachvollziehen, aber wenn es doch so sein sollte, dass das zu viel des Guten ist, kannst Du theoretisch den Nebenjob wieder kündigen. Und wenn sie Dich nach einer Begründung fragt, kannst Du ihr sogar sagen, dass Du das Gefühl hattest, dass das für Eure zwischenmenschliche Beziehung nicht gerade förderlich ist und Du hier eben Prioritäten setzen wolltest.

Die Hauptsache ist wohl, dass sich nichts zwischen Euch ergeben kann, das sich negativ auf Deinen Hauptjob auswirkt. Aber ich denke, dass diese Gefahr grundsätzlich immer besteht, wenn man Privates und Beruf miteinander vermischt und am Arbeitsplatz Freundschaften schließt. Dieser Gefahr hast Du Dich also bereits ausgesetzt, aber ich denke nicht, dass Du sie durch eine weitere Zusammenarbeit noch erhöhst. Deshalb würde ich da an Deiner Stelle wirklich nicht länger überlegen, das wird schon klappen mit Euch beiden.