Wesensveränderung bei schwerer Krankheit?
Eine sehr schwere Krankheit bedeutet auch meistens immer Einschnitte im persönlichen Leben des Betroffenen. Die gewohnten Abläufe verändern sich und man ist in vielen Situationen auf fremde Hilfe angewiesen. Einige Mediziner meinen sogar, dass sich mit der Zeit dabei das Wesen des Menschen verändern kann.
Das kann sich in positiver oder auch in negativer Hinsicht äußern. Der Patient muss es lernen, dass er mit seiner Krankheit umgehen kann. Allerdings gelingt ein solches Vorhaben leider nicht immer und auch das Umfeld hat seinen Einfluss dabei. Aber wie kann sich nun das Wesen von schwer kranken Menschen konkret verändern? Kann man diese Veränderung als Angehöriger beeinflussen? Handelt es sich hier um einen schleichenden Ablauf? Welche Erfahrung habt ihr zu diesem Problem schon gemacht?
Das stimmt allerdings. Ich denke mal das man in der Zeit wo man wirklich sich mit seinem derzeitigen Leben befasst, erst so richtig sein Wesen entwickelt und das tut man halt wirklich erst intensiv wenn man eigentlich dem Tot von der Schippe springt.
Ist es nicht so das jedesmal wenn man einen geliebten Menschen verliert, intensiver über sein eigenes Leben nach denkt? Ich habe bzw. musste diese Erfahrung mit meinem Vater durch machen. Zwischen damals und heute liegen Welten, sowohl in seinem tun wie auch in seinem Verhalten. Er denkt auch anders.
Die ganze Sache ist nicht nur positiv zu bewerten. Es gibt Augenblicke da wünsche ich mir wirklich das er noch der alte wäre. Zumindest gab es bei ihm neben der positiven Entwicklung auch viele negative Eigenschaften die sich gebildet haben und die ich als Außenstehender nicht nach vollziehen kann.
Eigentlich müsste man denken das sich eine Person nach schwerer Krankheit nur positiv verändern kann, aber das ist auf jeden Fall nicht so. Außenstehende haben auf jeden Fall eine gewisse Mitwirkung von außen, selbst unbewusst wenn man auch nur bei der nachpflege dabei ist.
Dass Krankheiten wie Demenz nun mal den Menschen verändern, und zwar unbewusst und ungewollt, ist ja nun bekannt. Aber beziehst Du diese Frage nun auf eine Krankheit wie Demenz oder eher darauf, dass jemand chronisch erkrankt ist oder eine Krankheit mit einem möglichen tödlichen Ausgang wie es bei Krebs beispielsweise der Fall ist?
Ich möchte nun bei mir nicht zu sehr auf die Details eingehen, die ich im Umfeld gemacht habe, aber ich weiss bei einem Angehörigen, dass sich das dortige Wesen schon ein wenig geändert hat. Es schien so, als wusste die Person, dass sie bald stirbt und als ich sie zum letzten Mal lebend gesehen habe, war diese Person fast schon ein anderer Mensch gewesen. Bei dieser Person kann ich auch sagen, dass es ein schleichender Prozess gewesen ist, da immer mehr zu diesem Schicksal hinzugekommen ist. Es war nun aber schon so, dass sie genau wusste, was diese Person tat, aber die Art und Weise war plötzlich anders und zwar zum Positiven hin.
Allgemein denke ich, dass es bei den meisten, die schwer erkrankt sind und es sich bei einer Wesensänderung um einen schleichenden Prozess handelt. Die Nachricht einer schweren Erkrankung, deren Verlauf und deren Therapie tragen meiner Meinung nach schon dazu bei, dass sich das Wesen ändern kann. Auch denke ich, dass es der Umgang mit der Krankheit ist, ob sich da etwas zum Positiven oder Negativen ändert, so gibt es dankbare Menschen, die sich erkenntlich zeigen, dass sich jemand um sie kümmert und so gibt es Menschen, die um sich herumschlagen, weil sie mit dieser Krankheit einfach überfordert sind und nicht weiter wissen.
Ich denke schon, dass das stimmt. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine schwere Krankheit einen Menschen dergestalt verändern kann, dass dieser Mensch mehr über sein Leben nachdenkt, vielleicht anders mit sich und anderen Menschen umgeht oder seine Sicht der Dinge verändert.
Ich sehe es an mir, dass schwere Krankheiten einen Menschen verändern können. Ich selbst habe in den letzten zwei Jahren meiner Erkrankung meine Sicht der Dinge stark verändert, viele Lebensweisen habe ich geändert und sehe manches anders als früher. Vor allen Dingen in Bezug auf meine Ernährung, mein Umfeld und solche Dinge bin ich deutlich kritischer geworden. Für mich ist jeder Tag ein gewonnener Tag, den ich genießen möchte und mir durch nichts verderben lassen will. Das ist manchmal nicht so einfach, aber wenn man tatsächlich krank ist und weiß, dass das Leben kostbar ist, sieht man vieles anders.
Ob man als Außenstehender auf einen Kranken hier einwirken kann, das weiß ich nicht so recht. Bei mir wäre es nicht möglich, auf mich wirklich einzuwirken, so dass ich meine Sicht der Dinge verändere. Ich glaube nämlich, dass nur Menschen welche die selbe Erkrankung haben, wirklich verstehen können warum ich so denke oder fühle. Wenn es natürlich eine Erkrankung ist, bei der der Mensch nicht viel für seine Handlungen kann, wie beispielsweise bei einem schwerst Demenzkranken, da ist es vielleicht eher möglich etwas einzuwirken, weil diese Menschen doch noch etwas mehr zulassen. Aber jemand der noch klar denken kann und weiß was er tut, ist sicherlich eher schwierig zu beeinflussen.
Es gibt genug Beispiele, die belegen, dass viele Krankheiten das Wesen oder die Persönlichkeit eines Menschen verändern können. Leider. Natürlich ist das bei chronischen Erkrankungen (Diabetes, CF, M. Crohn usw.) so. Die bedeuten nämlich meistens, dass sich zumindest ein Teil des Lebens nur um die Krankheit dreht und gleichzeitig ist man immer auf eine bestimmte Art eingeschränkt.
Weitere Beispiele sind Hirntumore oder Leukämie. Diese Erkrankungen sorgen auch dafür, dass sich Menschen verändern. Jedoch ist das dann schone eine andere Art der Veränderung als bei chronischen Erkrankungen. Teilweise ändern sich hier nämlich nicht nur die Sichtweise, sondern "man kann tatsächlich" nichts für die Wesensveränderung, weil es mit den Medikamenten und der Therapie im Allgemeinen oder aber der Art der Erkrankung (Hirntumor drückt auf ein bestimmtes Zentrum im Gehirn) zusammenhängt. Es ist nicht nur unglaublich schwer als Patient mit der Situation umzugehen, sondern auch als Angehöriger. Schließlich kennt man den Menschen ja noch so wie er vorher war und muss zusehen, wie er sich immer mehr verändert.
Ich stimme dir dabei zu. Wenn man zum Beispiel eine sehr schwere Krankheit hat und sich bereits mit dem Gedanken abfinden musste zu sterben, dann ist es oft so, dass man ein ganz anderer Mensch ist, wenn man dann merkt, dass man doch überlebt hat und sein Leben weiterführen kann. Man kann dann einfach nicht normal weiterleben, weil man dem Tod ja in das Auge geblickt hat.
Ich finde, dass man den Menschen einige Zeit dann einfach in Ruhe lassen sollte und erstmal abwarten sollte. Manche Menschen finden nach einiger Zeit wieder alleine zu sich. Andere Menschen hingegen brauchen danach eine therapeutische Betreuung und diese dauert manchmal ein Leben lang an. Aber ich denke, dass man dabei auf den Menschen eingehen sollte und ihn nach so einer Krankheit und so einer schweren Zeit zu nichts drängen sollte.
Zunächst würde ich mal sagen, dass sich das Wesen der meisten schwer Erkrankten vermutlich zum Negativen hin verändern dürfte, weil eine schwere Krankheit in der Regel viel Leid, vielleicht dauerhafte Schmerzen, aber doch auch meistens dauerhafte Einschränkung und wohl auch Angst bedeutet, der der Betroffene ausgesetzt ist.
Dass es sehr schwer ist, eine entsprechende Krankheit einfach zu akzeptieren und weiterzumachen als wäre nichts, obwohl das alte Leben so nicht mehr zu führen ist, man vielleicht aufgrund dieser Krankheit auf vieles verzichten muss und diese Krankheit nur hassen kann, ist klar. Man setzt sich als Kranker doch sehr häufig mit dem Gefühl der Hilfslosigkeit, der Machtlosigkeit und vielleicht sogar des Hassens bestimmter Umstände auseinander. Dass sich das auf das eigene Wesen auswirkt, liegt nicht nur auf der Hand, es ist bei einer entsprechenden Nichtakzeptanz der Umstände wohl gar nicht anders möglich.
Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass man diese Wesensveränderung als Verwandter nicht wirklich beeinflussen kann. Man kann versuchen, dem Betroffenen eine Hilfe zu sein und ihm Lebensfreude zu erhalten oder zurück zu geben, an ihn zu glauben, ihn zu motivieren und ihm in jeder Hinsicht zu helfen. Aber je nach genauer Erkrankung ist das von den Betroffenen nicht mal erwünscht, sie verschließen sich und es gibt kein Herankommen an diese Personen.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Menschen tatsächlich solchen Lebensumständen ausgesetzt werden, die ihr ganzes Leben nachhaltig verändern und die diese Veränderung wirklich mit großer Kraft und einem nahezu unerschütterlichen Selbstbewusstsein akzeptieren und damit ihre Situation sehr gut meistern.
So habe ich neulich, und das würde ich hier ebenfalls als schwere Erkrankung sehen wollen, leider zum ersten Mal von einem Model gehört, das durch einen Autounfall gelähmt ist und seither im Rollstuhl sitzt. Diese Frau hat eine so große Kraft und einen so großartigen Lebenswillen, dass ich unglaublich beeindruckt war von ihrer Ausstrahlung, ihrer Sicht auf die Dinge und ihrer Art, ihren Weg zu „gehen“.
Vielleicht wäre es anmaßend, mir hier ein Urteil zu erlauben, aber ich hatte doch irgendwie den Eindruck, dass diese junge und wirklich extrem beeindruckende Frau gerade durch diesen Autounfall zu einer derartigen Wesensveränderung im positiven Sinn gekommen ist.
Möglicherweise ist es tatsächlich so, dass man in bestimmten Situationen oder sobald diese sich entsprechend verändern, erst so wirklich die Möglichkeit hat, zu begreifen, was das Leben tatsächlich bedeutet. Und die Antwort auf diese Frage, was das Leben nun bedeutet, was es ausmacht und was es lebenswert macht, beantwortet wohl jeder Mensch anders, auch wenn ich häufig vor allem bei älteren Menschen erlebe, dass sich ihr Wesen negativ verändert, sobald sie eine schweren Krankheit erleiden.
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