Warum ekeln sich viele vor menschlicher Muttermilch?

In diesem Beitrag Eiscreme aus Muttermilch! wurde bereits von einer sehr ungewöhnlichen Idee berichtet, dass eben jemand aus Muttermilch eine Eiscreme machen wollte. Ich muss dazu sagen, dass ich diese Idee auch mehr als nur ungewöhnlich finde und ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich so ein Eis auch nicht kaufen würde. Ich hätte da auch Hemmungen und ja, ich hätte da auch eine gewisse Art von Ekel. Das habe ich in dem anderen Beitrag schon geschildert.

Dort kann man auch nachlesen, dass es eigentlich fast allen Usern bisher so geht. Bisher hat noch keiner geschrieben, dass er so ein Eis kaufen würde und generell kann man sagen, dass diese Idee allgemein eher abartig und ekelhaft ankommt. Da es in dem anderen Beitrag aber etwas zu weit vom Ausgangsthema weggehen würde, würde ich gerne hier die Frage stellen, warum man, inklusive mir, eigentlich Produkte mit Muttermilch vom Menschen ekelhaft findet.

Genau genommen ist das doch etwas unlogisch. In dem anderen Beitrag wurde zwar argumentiert, dass man sich nicht sicher sein kann, ob die Mutter Medikamente, Drogen oder dergleichen zu sich genommen hat, aber ich würde natürlich davon ausgehen, dass man die Milch auch auf all diese Schadstoffe kontrolliert. Und ich kann mir gut vorstellen, dass selbst wenn man die Milch eben untersuchen würde und garantieren würde, dass sie keine Schadstoffe enthält, sich viele trotzdem noch davor ekeln würden.

So eine generelle Untersuchung wäre durchaus durchführbar. Bei Tieren wird es auch gemacht und warum dann nicht auch beim Menschen. Wir spenden ja auch Blut und das wird ebenso kontrolliert und keiner ekelt sich davor. Wobei es hier natürlich auch darum geht, dass anderes Blut lebensrettend eingesetzt wird und eine Eiscreme aus Muttermilch ist nun sicher nicht lebensrettend.

Aber woher kommt dann dieser Ekel? Wenn man darüber ein wenig genauer nachdenkt, ist dieser Gedanke ja schon etwas abartig, dass wir unsere eigene Milch, wobei ich jetzt den Menschen an sich meine, ekelhaft finden, die Milch von Kühen, Ziegen, Schafen und dergleichen trinken wir aber bedenkenlos. Die können genauso gut Schadstoffe enthalten. Also das sollte nicht das Thema sein.

Und wenn wir die Milch so ekelhaft finden, warum geben wir sie dann unseren Kindern? Ich habe meinen Sohn auch gestillt und ich habe auch einmal einen kleinen Schluck meiner Milch gekostet. Sie war gewöhnungsbedürftig, aber nun nicht besonders ekelhaft. Finde ich zumindest. Ein Eis hätte ich davon aber trotzdem nicht haben wollen und meine Cornflakes hätte ich auch nicht mit meiner eigenen Muttermilch haben wollen. Und da konnte ich mir sicher sein, dass da keine Medikamente und Co enthalten sind. Meinem Sohn habe ich sie jedoch sehr gerne gegeben und ein Grund war auch, dass ich Muttermilch das Beste für Babys halte, aber warum dann nicht auch für Erwachsene? Woher kommt dieser Ekel?

Ich finde es nicht weiter ungewöhnlich, dass der Mensch eine möglicherweise "eingebaute" natürliche Sperre vor Muttermilch hat. Denn ansonsten würden wir möglicherweise mit einem Baby um diese Milch konkurrieren und das wird die Natur so nicht vorgesehen haben.

Und dann wäre da noch die natürliche Distanz zu den körperlichen Ausscheidungen/Flüssigkeiten anderer Menschen. Die kann man zweifellos überwinden, aber auch hier wird es eine Art Schutzmechanismus sein, denn nicht jede körperliche Flüssigkeit eines anderen ist in jedem Fall gesund. Bei einigen Menschen äußert sich das sogar in Ekel, zumindest mehr oder weniger.

Dazu kommt noch unsere Sozialisation. Wir haben gelernt, dass nur Kinder Muttermilch trinken und schon ältere Kinder eben nicht mehr. Zumal das ja auch bei der Frau irgendwann, ebenfalls aus natürlichen Gründen, aufhört.

Und wenn man das alles zusammennimmt, dann ist und bleibt es eben ungewöhnlich, wenn erwachsene Menschen plötzlich scharf auf Muttermilch sind oder zum Beispiel ein Haferflockensüppchen daraus kochen wollen. Die Natur will das so nicht und unsere Erziehung stützt das noch.

Ich denke das liegt daran, dass die Muttermilch zweckentfremdet wird. Muttermilch als Nahrung zur Aufzucht von Neugeborenen ist überhaupt nicht eklig, da sie für diesen Zweck ja auch gedacht ist. Aber wenn ein Erwachsener auf Muttermilch steht, dann finde ich das schon eklig. Muttermilch ist für Neugeborene und Kleinkinder und nicht für Erwachsene und mich kann auch keiner vom Gegenteil überzeugen.

Milch ist im Prinzip Milch. Und ich weiß von meiner Oma, dass eine Amme ganz früher, wenn sie kein Baby zum aufziehen hatte ja ihren Milchfluss immer in "Bewegung" halten musste. Diese Amme hat die Muttermilch dann abgepumpt und sie wurde dann in der Familie auch als Lebensmittel verarbeitet. So ungewöhnlich ist es wohl nicht, dass Muttermilch getrunken wurde.

Heutzutage ist es aber eben auch wegen der Gesundheit und Hygiene nicht zu machen, dass Muttermilch getrunken werden kann und keine Mutter würde ihre eigene Muttermilch trinken und diese ihrem Baby wegtrinken. Es ist eine Körperflüssigkeit, über die auch Krankheiten übertragen werden. Das ist wahrscheinlich auch dass, was Menschen davon abhält und ekelt, Muttermilch zu trinken.

Ich denke es ist normal, dass wir uns ekeln, vor dem was nicht aus unserem Körper kommt. Zumindest im Normalfall. Meine eigene Milch würde ich auch mal probieren, das wäre vielleicht komisch aber machbar. Ich würde jetzt nicht unbedingt Eis daraus machen, aber neugierig ist man doch schon. Aber die von anderen sicher nicht. Warum das jetzt so ist, weiss ich natürlich auch nicht genau. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das von der Natur so eingerichtet ist. Ich werde mich da nicht gegen meine Natur stellen

Ich finde es persönlich auch etwas eklig - und wer mich etwas kennt weiß, dass ich relativ unempfindlich bin. Aber ich denke auch, dass dieser Ekel mehr oder weniger kulturell vermittelt wird. Man sieht keine stillenden Mütter in der Öffentlichkeit und es ist ja auch etwas merkwürdig, wenn man menschliche Milch verbraucht - denn in unserer Gesellschaft wird ja die Milch verschiedener Nutztiere verzehrt und in gewissen Sinne degradiert der Verzehr menschlicher Milch den ... ich sag mal "Milchspender " ... ja auch zu einem Tier. Und der Mensch ist im allgemeinen ja immer sehr bemüht, sich vom Tier abzusetzen. (eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben, aber jetzt glaube ich gerade wirklich, dass es um diesen Mensch- Tier Unterschied geht )

Aber von der eigentlichen Sache her ist nichts verwerfliches daran zu sehen, menschliche Milch zu verzehren - ich meine, wir haben ja schließlich alle schonmal Muttermilch bekommen !

Ich würde die Muttermilch nicht ekelig finden, weil ich dabei Bedenken hätte, dass die Frau vielleicht Drogen oder Medikamente genommen hat. So weit habe ich dabei erst gar nicht gedacht und das fände ich dann auch nicht ekelig, sondern einfach nur gesundheitsschädlich. Ekelig hingegen finde ich einfach die Tatsache, dass es Körperflüssigkeiten eine andern Person sind. Wenn ich an Muttermilch denke, dann denke ich in gewisser Weise auch sofort an die Hygiene dieser Frau, hat diese sich vorher gewaschen, ist die Milch ''sauber'' wobei das an sich auch keine Grund ist, etwas ekelig zu finden, da die Milch eh verarbeitet wird und da keine Bakterien oder Keime mehr übrig sein dürften.

Ich finde aber die Argumentation ganz einleuchtend, dass es sich dabei schlicht und einfach um einen eigenen Schutzmechanismus handelt, so dass Menschen nicht den Drang dazu haben, Muttermilch zu trinken, weil sie das als ekelig empfinden. Da stellt sich mir aber auch wieder die Frage, woher den Mutter Natur wusste, das wir Kuhmilch so gerne haben. In gewisser Weise kann ich mir vorstellen, dass dieser Schutzmechanismus einfach dafür da ist, dass auch Kinder ab einem bestimmten Alter keine Muttermilch mehr haben wollen und Erwachsene schon gar nicht, wobei man das so pauschal auch gar nicht sagen kann.

Ich selbst finde es aber nach wie vor ekelig, so natürlich das auch sein mag, es ändert ja doch nichts daran, dass es die Körperflüssigkeit einer anderen Person ist und die will ich nicht trinken oder als Eis essen. Abgesehen davon kann ich auch keine normale Kuhmilch leiden, nicht mal frisch vom Bauernhof meiner Oma mochte ich die trinken. Ich mag Milch nur, wenn sie so verarbeitet ist, dass ich sie nicht mehr schmecke, dann macht es mir nichts mehr aus.

Ich ekel mich grundsätzlich vor warmer Milch, also auch vor Muttermilch. Mich stört einfach nur der Geruch den Milch beim Erhitzen macht und Muttermilch wird nun einmal meistens nur erwärmt serviert. Gegen den Anblick habe ich selber nichts, auch nicht wenn gerade abgepumpt oder das Baby gestillt wird, wahrscheinlich weil ich da weit genug weg bin um es nicht zu riechen.

Vom Gedanken her finde ich es aber äußerst interessant dass die Natur diese Ablehnung so eingerichtet haben könnte damit niemand die Milch die eigentlich für die Aufzucht des eigenen Nachwuchses bestimmt wurde einfach wegtrinkt.

Vielleicht ist dieser Ekel vor der menschlichen Muttermilch auch evolutionär bei uns so eingebaut. Menschliche Säugetiere wie der Homo Sapiens sind nun einmal in der Regel nicht dafür gebaut, Milch zu sich zu nehmen. Deshalb leiden ja auch so viele Menschen unter Laktoseunverträglichkeit. Ekel ist wohl nicht ausschließlich anerzogen. Wenn es um Nahrung geht, kann das gut und gerne auch teil unsrers evolutionären Codes sein.