Der massen Krankenheitsbesuch

Bin ich die Einzige oder kennt der eine oder die andere von Euch das auch: Wenn man vom Pech verfolgt wird, dann aber richtig. Als wenn da ein Knopf gedrückt wird und man somit eine Kettenreaktion auslöst. Bei mir besteht die Kettenreaktion in nahtlosen Krankenhausbesuchen bzw. Krankenbesuche engster Verwandten. So fing das ganze Dilemma Mitte Mai an. Da wurde mein Vater mit einer Bypass-OP ins Krankenhaus gesteckt. Es eilte. Länger hätte er nicht warten dürfen. Er hat alles soweit gut überstanden, hatte aber leider einen kleinen Schlaganfall der nun auch wieder weg ist bzw. die Symptome sind zurückgegangen. Ich war also alle zwei Tage bei ihm im Krankenhaus, was für mich bedeutete: eine 90 km längere Heimfahrt. Und das alles immer nach der Arbeit. Man kann sich vorstellen, dass das irgendwann auf die Kondition geht.

Nun denn, als mein Vater nun endlich geheilt war (wenn man das so sagen kann) und aus dem Krankenhaus entlassen wurde, fuhr ich Abends nach der Arbeit nach Hause und wollte meinem Freund die frohe Botschaft mitteilen. Der erwartete mich auch schon. Aber nicht, um mich freudig zu empfangen, sondern um mir seine marmorierten Arme zu zeigen (Marmoriert bedeutet, dass das Blut in den Armen nicht mehr richtig zurück zum Herzen laufen kann und man somit blaue Arme bekommt.). Wir mussten also am selben Abend ins Krankenhaus, Verdacht auf einen kleinen Schlaganfall. Soviel dazu. Mein Freund war insgesamt zwei Wochen im Krankenhaus. Es geht ihm aber mittlerweile viel besser. Ich bin jeden Tag hingefahren, da zum Glück sich das Krankenhaus in der Nähe unseres Wohnortes befindet. Mitte der zweiten Woche, wo mein Freund noch lag, rief dann schlussendlich noch meine Mutter an, die meinte, dass der Notarzt, den sie wohl gerufen hatte, gesagt hätte, sie müsse sofort und umgehend ins Krankenhaus zur OP.

Ich kennen mittlerweile wahrlich viele Krankenhäuser von Innen. Aber ist das normal? Wie können solche Fälle nahtlos übereinander gehen?

Normal ist das wirklich nicht, dass nacheinander mehrere Verwandte und Freunde ins Krankenhaus müssen. Das ist eine Verkettung unglücklicher Umstände. Nicht nur für diejenigen, die es insofern betrifft, dass sie ins Krankenhaus müssen und keine andere Wahl haben, sondern auch für die Angehörigen. Die meisten arbeiten und müssen so ihr zeitweiliges Leben – ihre Freizeit – dem Wohl ihrer Lieben opfern. Was man gerne macht, wenn man weiß, dass der Kranke sich über den Besuch sehr freut.

Gern gesehener Krankenbesuch baut den Kranken auf und lässt ihn schneller genesen. Natürlich ist man selbst zeitlich sehr eingeschränkt. Und wenn man dann wie du noch viele Kilometer fahren muss, um zum Krankenhaus zu kommen, ist das anstrengend und nervig. Kommst du dann ins Krankenzimmer und siehst, wie dein Vater, dein Freund oder deine Mutter sich über deinen Besuch freuen, dann ist die lange Fahrt vergessen. Die Freude, den Kranken zu sehen, ihn aufmuntern zu können und ihm zu sagen, dass du für ihn da bist gibt dir die Gewissheit, richtig gehandelt zu haben. Du kannst sehen, wie der Kranke aufatmet und sich freut, nur das zählt.

Natürlich ist das momentan für dich großes Pech, weil die Sorge um deine Angehörigen groß ist und die physischen Belastungen für dich auch enorm sind. Aber sieh es mal so, dass du riesiges Glück trotz deiner Pechsträhne hattest, weil deine Angehörigen so schnell ins Krankenhaus kamen und ihnen da geholfen wurde und wird. Der Zeitpunkt ist absehbar, wenn du sie alle wieder zu Hause weißt und es ihnen wieder gut geht. Dann hast du auch nicht mehr den momentanen Stress.

Also es ist auf jeden Fall nicht normal. Du tust mir wirklich Leid, weil es ja so ist, dass man sich dann auch immer Sorgen um die Person macht, die gerade im Krankenhaus liegt. Schließlich liegen normale Menschen eigentlich nie im Krankenhaus und je gesünder man ist, desto weniger liegt man da.

Ich finde es aber schön, dass du mir immer den Stress gemacht hast und immer versucht hast deine Verwandten zu besuchen. Manchen Menschen ist das ja egal und sie kommen ihre Verwandten dann nicht versuchen.

Von einem Normalfall würde ich hier definitiv nicht reden, hier ist wohl mehr als Pech im Spiel. Denke aber positiv, da hätte ja noch schlimmer kommen können. Solch Stress von einem Ort zum nächsten zu hetzen und sich dann um alle gleichzeitig kümmern zu wollen, kenne ich nur zu gut.

Wieso liegen normale Leute nie im Krankenhaus? Jeder normale Mensch kann mal krank werden, auch so, dass eine Behandlung im Krankenhaus nötig wird. Das liest sich ja nun so, als seien alle kranken Menschen unnormal oder anders als Menschen, die nur gesund sind und noch nie im Krankenhaus sein mussten. So was dummes habe ich schon lang nicht mehr gehört, entschuldige.

Nun ja, es heißt ja oft, dass ein Unglück nicht selten allein kommt. Wie vielleicht manche von Euch bereits wissen, habe ich ja Anfang diesen Jahrtausends innerhalb von sechs Wochen zwei enge Familienmitglieder verloren, was bestimmt kein Zufall war. Der eine Todesfall hatte mit dem anderen Todesfall bzw. mit dessen Umständen nichts zu tun gehabt, es waren also zwei verschiedene Ursachen, aber dennoch war es eben für die zweite Person einfach zu viel, dass die erste Person verstorben ist und aufgrund einer Behandlung auch ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Sie ist dann leider auch anhand eines Schlaganfalls verstorben. Damit aber nicht genug hatte sich dann wenige Wochen danach ein erneuter Todesfall in der entfernteren Familie ereignet. Du siehst also, dass es doch öfter vorkommt, als es einem lieb ist.

Bei uns im Dorf ist es so, dass wir bereits jetzt schon einige Todesfälle hatten und das ist auch ein ganz komisches Gefühl, dass sich ein gewisser Rhythmus einspielt. Da komme ich schon ins Grübeln und bin mir auch ziemlich sicher, dass das kein Zufall sein kann. Ich hoffe aber, dass es Deinen Eltern und Deinem Freund inzwischen wesentlich besser geht und alles gut ausgeht. Dass Du sie regelmäßig besucht hast, ist sicherlich auch ein wichtiger Punkt.