Leichenschmaus nach der Beerdigung - Spaßveranstaltung?
Bei uns ist das mit dem Leichenschmaus auch üblich. Meiner Meinung nach gibt es da viele Leute, die sich einfach ein gratis Essen und Trinken nicht entgehen lassen wollen.
Mein Schwiegervater ist voriges Jahr gestorben. Da er eine eigene Firma hatte, hat meine Schwiegermutter auch Geschäftspartner zum Leichenschmaus eingeladen und auch Freunde von ihr, die ihn gar nicht gut kannten. Wir waren dagegen, dass die "Fremden" Leute auch mitgehen, weil der Leichenschmaus meiner Meinung nach für Angehörige ist und nicht dafür, dass man alle möglichen Leute einladet und dann noch die Rechnung zahlen darf.
Wir waren bei dem Leichenschmaus über 100 Leute. Erstens hatten wir keinen Überblick mehr, wer alles mitgegangen ist und zweitens war nicht genügend Zeit da sich mit allen zu unterhalten. Ich habe es damals sehr komisch gefunden, dass manche sich regelrecht beeilten um in den Gasthof zu kommen. Bis wir, die Familie vor Ort waren, war der ganze Saal schon voll mit Leuten. Und wurden einfach Plätze in der Mitte freigehalten. Als ich dann mit meinem Freund reingegangen bin hatten einige Tische schon sehr viel Spass. Mir kam es vor als ob ich auf einer Geburtstagsfeier gelandet war. Es war echt krass wie viel Spass die hatten und 15 Minuten vorher haben noch alle am Grab Rotz und Wasser geheult. Das war reine Heuchelei.
Ich denke nicht, dass es damit zu tun hat, dass man sich gegenseitig aufmuntert. Bei uns wurde es ganz ruhig um uns herum, als wir uns hingesetzt haben. Die Stimmung war total getrübt und als wir dann mal an die frische Luft gegangen sind und kurz darauf wieder hinein, war da wieder eine bomben Stimmung.
Wenn man einen engen Angehörigen gerade begraben hat, muss man erst mal selber damit fertig werden und ich konnte da keine Späße gebrauchen. Die ganze Familie konnte die Späße nicht brauchen. Es war jetzt nicht so, dass ich da stundenlang gesessen habe und geweint habe, aber mir war auch nicht nach Scherzen. Ich habe mich mit ein paar Verwandten, die ich nur sehr selten sehe unterhalten, aber Witze oder Späße haben wir nie gemacht. Das hätte einfach nicht gepasst.
Wir hatten auch einen Gast dabei, der nach dem Begräbnis zu uns gekommen ist und uns gesagt hat, dass wir ihm nicht böse sein sollen, weil er nicht mitgeht zum Leichenschmaus, aber er hat kein Interesse daran dort gratis zu Essen und zu Trinken und dann noch die ganzen Späße von den anderen mitzubekommen. Er will trauern und keine Späße machen.
Wenn es nach mir ginge, würde es keinen Leichenschmaus geben. Ich würde die engsten Angehörigen irgendwo einladen oder mit ihnen nachhause fahren um in Erinnerungen zu schwelgen.
Hallo,
ich kenne das auch. Als meine Oma gestorben ist, kamen eine ganze Menge Leute und am Grab schienen noch alle ziemlich traurig zu sein. Als es aber zu dem sog. Leichenschmaus kam, so gab es auch hier und da Gelächter. Man könnte meinen, es wäre keine Beerdingung, sondern eher eine Party. Bei Beerdigungen kommen ja eine ganze Menge Leute zusammen und viele von denen haben sich über Jahre nicht mehr gesehen. Wenn man sich dann wieder sieht, vergisst man schnell, warum man eigentlich gekommen ist. Man tauscht Erinnerungen aus und so weiter.
An der Beerdigung meiner Oma haben sich sogar einige richtig einen getrunken, so dass sie am ende richtig betrunken waren. Ab da hörte das fröhliche Beisammensein gar nicht mehr auf. Manche haben dann bei unseren Verwandten übernachtet und dort noch weiter „gefeiert“. Das fand ich richtig unmöglich!
Ich persönlich finde das Beerdingungsessen nicht so toll, eben weil viele vergessen, warum sie eigentlich da sind. Für mich selber für ich mir wünschen, wenn ich von ganz wenigen, mir sehr nah stehenden Verwandten beigesetzt würde und die dann zu Hause noch ein bisschen beisammen sind.
Vielleicht aber können die Leute gar nichts dafür, dass sie bei dem Beerdingungsessen witzeln. Damit vergisst man doch am schnellsten, dass da jemand gestorben ist. Kann sein, dass das für einige eine Möglichkeit ist, die Tatsachen zu verdrängen und über den Verstorbenen nachzudenken.
Gruß
Ich mag solche Essen nicht. Beim Begräbnis weint noch jeder und sagt wie weh es ihm tut, dass der Verstorbene nicht mehr da ist und beim Essen wird dann einer auf Party gemacht.
Oft denke ich mir, dass viele Leute nur zu dem Leichenschmaus mitgehen, damit sie ein gratis Essen bekommen. Zu diesem Leichenschmaus gehörten meiner Meinung nach die engsten Verwandten und das wars dann auch schon. Die engsten Verwandten haben es sicher am schwierigsten mit dem Tod umzugehen und können so in alten Erinnerungen schweben, was ihnen vielleicht sehr gut tut, weil man den Schmerz für einen Augenblick vergisst.
Bei so vielen Leuten ist man als Angehöriger einfach überfordert. Am liebsten will man eigentlich seine Ruhe haben, dann muss man sich dort noch hinsetzen, jeder redet einem zu oder meint einen umarmen zu müssen und man will schon am liebsten nachhause und dann darf man warten bis alle irgendwann mal nachhause gehen und dann dafür auch noch die Rechnung bezahlen.
Diamante hat geschrieben:Ist es bei euch auch üblich nach einer Beerdigung zu einem Leichenschmaus zu gehen und artet das auch in eine Spaßveranstaltung aus? Warum wird doch gelacht und Spaß gehabt? Warum trauert man dann nicht auch? Wie findet ihr solch ein Leichenschmaus? Wenn ein naher Angehöriger stirbt, würdet ihr auch so einen Leichenschmaus planen?
Ich war noch nicht auf so vielen Beerdigungen, die anschließend ein Beisammensein vorgesehen hatten. Bei der letzten Beerdigung, die ich besuchte, war allerdings ein solcher "Leichenschmaus" anschließend dabei. Ich finde nicht, dass diese anschließenden Essen zu einer Spaßveranstaltung ausarten. Sicherlich sitzen nicht alle mit Trauermienen da und lachen auch mal über etwas, dennoch ist die Stimmung etwas gedrückt.
Ich muss sagen, dass ich es komisch finden würde, wenn alle bei diesem Leichenschmaus dasitzen würden und traurig dreinschauen. Würde das der Verstorbene wollen? Und gibt es nicht auch immer schöne Erinnerungen, die man an den verlorenen Menschen hat? Dieser Mensch, der gestorben ist, hätte sicherlich nicht gewollt, dass man zwar zusammen sitzt aber so traurig ist, dass der ganze Leichenschmaus ein einziges Trauerspiel ist. Jeder verarbeitet das Erlebnis anders und ich finde nichts dabei, wenn man dann auch einmal über etwas lacht oder etwas ausgelassener wird. Man muss sich auch als Trauernder nicht hinstellen und nur weinen, nur traurig sein und überhaupt nicht mehr lachen. Das muss schließlich jeder für sich verarbeiten und macht das auf eine andere Weise. Deshalb ist es noch lange keine Spaßveranstaltung und es heißt auch nicht, die Teilnehmer hätten großen Spaß daran.
Ich würde sicherlich ein gemeinsames Beisammensein im Anschluss an die Trauerfeier planen. Warum auch nicht? Man kann sich austauschen über den Verstorbenen, kann vielleicht auch schöne Erinnerungen teilen und versuchen, die Beerdigung einigermaßen sacken zu lassen. Wenn jeder nach Hause geht, wird jeder für sich die Trauer anders begehen. Man kann doch nicht von jedem erwarten, dass er gleich reagiert und nur trauert. Sicherlich ist es schlimm, wenn jemand stirbt, aber bei einem anschließenden Beisammensein sollte es auch darum gehen, dieses Ereignis gemeinsam zu verarbeiten. Und das geht nicht nur über ständige Trauer, sondern auch mit gemeinsamem Lachen und Ausgelassen sein.
Ich find den Leichenschmaus auch so unnötig wie einen Kropf. Es ist auch bei unserer Familie genauso wie Du es beschrieben hast. Auch bei anderen Leuten hab ich das schon so beobachten müssen. Der Angehörige ist unter der Erde und dann wird gegessen und gelacht. Meine Oma hat zwar immer gesagt zu mir, dass ich auf ihrer Beerdigung mal tüchtig essen soll. Das fand ich schon als Kind heftig.
Dann sass ich da und alle lachten und waren irgendwie froh und ich hatte einen Kloß im Hals und mir standen Tränen in den Augen. Wenn ein Angehöriger von mir mal stirbt eines Tages, dann möchte ich am liebsten keinen Leichenschmaus haben. Solche Heuchler können mir gestohlen bleiben.
Natürlich geht das Leben weiter, aber man sollte bei einem solchen Essen eher an die trauernden Hinterbliebenen denken. Die wollen vielleicht auch lieber ihre Ruhe haben. Vielleicht sind sind manche auch froh, dass sie nicht gleich alleine sind, aber dann sollte man denen auch gut beistehen und nicht lachen und fröhlich sein bzw. tun.
Ich persönlich finde den so genannten Leichenschmaus auch nicht unbedingt angebracht. Zumindest finde ich es geschmacklos, sich nach einer Beerdigung den Bauch vollzuschlagen. Wenn ich gerade gesehen habe, wie jemand unter die Erde gebracht wurde, ist mir in der Regel auch der Appetit vergangen. Allerdings denke ich, dass nichts dagegen einzuwenden ist, wenn man sich nach einer Beerdigung zusammensetzt und einen Kaffee trinkt oder sowas in der Richtung. Jeder geht ja auch anders mit der Trauer um, manch einer würde danach vielleicht lieber alleine sein, das darf man demjenigen dann auch nicht übelnehmen.
Nein, auf keinen Fall ist ein Leichenschmaus - ich mag diesen Begriff überhaupt nicht - eine Spassveranstaltung. Eigentlich mag ich so etwas überhaupt nicht, dummerweise wird aber so etwas fast schon immer erwartet und es nervte mich auch bei der letzten Beerdigung auch als bei den beiden anderen Beerdigungen, die nun schon einige Jahre zurückliegen. Eigentlich wollte ich nur allein sein und die Beerdigungen für mich verarbeiten, aber in einem Dorf ist das so nicht machbar gewesen und da es sich um engste Angehörige handelte, habe ich in den sauren Apfel gebissen.
Die meisten der Anwesenden waren ganz und gar nicht pietätlos, sie haben dann eben etwas Kaffee getrunken, ihren Kuchen oder eine Scheibe belegtes Brot gegessen und damit hatte es sich. Da hat sich nun keiner den Bauch vollgeschlagen oder sich sogar betrunken. Nein, es war alles recht manierlich und auf eine gewisse Art und Weise angenehm, wenngleich ich auch darauf hätte verzichten können.
Es wurde nun auch nicht erbarmungslos gescherzt oder gelacht, man hat sich aber an einige lustige und prägende Situationen erinnert, die man mit dem Verstorbenen verbunden hat und sich darüber ausgetauscht. Mehr kam aber nicht vor, da man ja auch auf uns Trauernde wirklich viel Rücksicht genommen hat.
Es scheint ein sehr zweispältiges Thema zu sein - Mir persönlich war beim Gedanke daran, dass nach einer Beerdigung ein Kaffeetrinken stattfindet, auch immer etwas mulmig zumute. Denn schließlich hat man sich gerade von einem geliebten Menschen verabschiedet und dann schon wieder zurück in den Alltag, Scherzen, Lachen?
Aber der Trauerkaffee ist eine Art "Tradition" und gerade auch in kleinen Dörfern wird dann schnell geredet, wenn diese Veranstaltung fehlt. Leider darf man nicht immer so trauern, wie man selbst gern möchte und das Geschehene besser verarbeiten kann. Es gibt viele nicht immer sinnvolle Normen.
Ich kenne diese "Leichenschmäuse" aus dem echten Leben nicht. Das kenne ich nur von (meistens) amerikanischen Comedy-Serien oder Komödien. Aus dem wahren Leben kann ich davon nicht berichten. Bei den Trauerfeiern, auf denen ich bis jetzt war, gab es zwar etwas zu Essen oder es wurde ins Restaurant gegangen - aber die Stimmung war im Allgemeinen eher bedrückend. Man hat hier und da auch mal ein Lachen wahrgenommen, aber das finde ich legitim, schließlich muss es ja nicht gleich in einer großen Depression enden. Ich habe hier auch öfters beobachten können, dass Verwandte, die sich lange nicht gesehen haben, sehr gefreut haben, endlich mal wiederzusehen. Da war dann schon eine gewisse Freude zu erkennen und je weniger die Angehörigen mit dem oder der Verstorbenen zu tun hatten, umso unberührter und damit auch etwas fröhlicher waren diese.
Es ist aber nie ausgeartet (jedenfalls auf den Trauerfeiern, wo ich war). Die Leute konnten sich dann auch wieder zusammenreißen und auch die Gespräche drehten sich dann überwiegend um den oder die Verstorbene. Ich habe gerade gestern eine Serie gesehen, in der auch ein Mensch verstorben war. Hier war auch der Leichenschmaus im Vordergrund. Die Schauspieler bzw. die Rollen, die sie darstellten, waren letztendlich für meinen Geschmack zu gut gelaunt und auch zu heiter gestimmt. Wenn bei mir der Vater sterben würde, wäre ich etwas anders drauf und würde wahrscheinlich auch meinen Tränen freien Lauf lassen. In der Serie sind die Leute aber durch die Gegend gewandert und hatten dann ein paar andere Dinge zu erledigen.
Da hatte ich dann auch gedacht, dass das doch eigentlich nicht so sein kann und fand es auch etwas überheblich. Daher nehme einfach mal an, dass solche extremen Leichenschmäuse nicht wirklich vorkommen. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es Leute auf der Beerdigung gibt, die kaum was mit dem Toten zu schaffen hatten und deshalb nicht sehr emotional berührt sind, aber das ist nicht zu vergleichen mit diesen Ami-Film-Feiern.
Als wir meine Oma und Opa unter die Erde gebracht hatten gab es auch ein kurzes Kaffeetrinken für alle Angehörigen nach dem Trauerakt und ich empfand es auch als Spaßveranstaltung. Was da gelacht wurde hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich war in diesem Punkt auch sehr empfindlich weil mir der Tot meiner Großeltern wirklich zu schaffen gemacht hat und andere Gäste das vielleicht nicht respektieren wollten. Als es mir zu viel wurde bin ich gegangen und erst wieder eingekehrt als man zum Aufbruch rüstete.
Übrigens, selbst auf dem Friedhof wird viel gelacht was ich ebenfalls für sehr unpassend halte. Ich hatte dort neulich die Gräber winterfest zu machen als erst eine Urne mit Friedhofsmitarbeitern an mir vorbei getragen wurde und nach einer Weile die Angehörigen kamen die auch lauthals scherzten und lachten.
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