Zwangshochzeiten

In Deutschland ist die Zwangshochzeit soweit ich weiß ja schon seit langem verboten, aber trotzdem finden diese Absprachen der Eltern, hinweg über die Köpfe der eigenen Kinder immer wieder statt. Gerade im nahen Osten (Als Beispiel hier die Türkei oder Indien) ist es ja so, dass dort immer wieder Kinder schon kurz nach ihrer Geburt verheiratet wurden. Ob diese dies wollten oder nicht, konnten sie natürlich nicht selbst entscheiden. Oft fliehen diese Kinder später wenn sie älter sind aus dem Elternhaus, oder sie nehmen ihre arrangierte Ehe einfach so in Kauf - zum Wohl der Familie.

Die Gründe der Eltern zur Entscheidung für eine Zwangshochzeit sind ja oft in der Existenzgrundlage zu suchen. Die dort lebenden Menschen haben oft, anders als wir, nicht einen solchen Luxus und können nicht unbedingt den Mann/die Frau ihrer Träume heiraten, da dies oft das finanzielle Aus für die Familie bedeuten würde.

Wie ist eure Meinung zu den arrangierten Ehen? Würdet ihr, wenn eurer Eltern eine Ehe arrangiert hätten, diese einfach so hinnehmen? Heute geht es vielen Menschen ja nicht mehr so "schlecht" wie früher - Wieso glaubt ihr, gibt es diese Zwangshochzeiten heute noch? Würdet ihr das Wohl eurer Familie vor eurem persönlichen Liebesglück setzen?

Sicherlich fanden Zwangshochzeiten damals aus existenziellen Gründen statt. Im Laufe der Zeit dürfte daraus jedoch eine Art Tradition geworden sein. Dass Zwangshochzeiten in Deutschland verboten sind, kann ich allerdings nur befürworten, da es einfach nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar wäre.

Es macht doch eigentlich keinen Sinn über die Vor- und Nachteile einer Zwangshochzeit zu diskutieren, ohne dass man die konkreten Lebensumständen derjenigen kennt, die sich zu solchen Maßnahmen gezwungen sehen. Es ist doch keine Frage, welche Haltung man gegenüber jedem "Zwang" (was ja schon im Wort "Zwangshochzeit" vorkommt - und das ist mehr als eine arrangierte Ehe!) haben soll, wenn man das Glück hat, in verhältnismäßig geordneten und gesicherten Verhältnissen zu leben.

Selbstverständlich sind so weitreichende Entscheidungen in der Bundesrepublik allein den Betroffenen überlassen und niemand (auch nicht die Eltern) können hier eine Entscheidung fällen. Selbst wenn diese nur dem Wohle des Kindes dienen soll. Aber es kann durchaus Lebenssituationen kommen, in welcher kein vernünftiger anderer Ausweg gefunden werden kann oder offen steht.

Vergleichbar ist das z.B. auch mit Selbstmördern! Keiner wird im Regelfall aus der eigenen Situation so etwas gutheißen. Auch der Selbstmörder dürfte vorher so gedacht haben - bis eine Lebenssituation ausweglos erschienen ist. Ähnlich dürfte es eben in Familien sein, die ihren Kindern die Partner auswählen. Hier denke ich auch, dass die Eltern wissen dürften, dass es auch eine freie Entscheidung gäbe. Aber sie glauben nicht, dass die Umstände es erlauben würden, dass das Kind (oder später der junge Erwachsene) eine "richtige" Wahl treffen könnte. Hinzu kommt wohl auch ein religiöser Aspekt hinzu, wonach (eigentlich sowohl die Frau als auch der Mann) es auch keine lange Suche nach dem Partner (im Sinne von "ausprobieren") geben soll.

Ich finde es schrecklich, das es immernoch arrangierte Ehen gibt. Schlimm genug, das sowas in anderen Ländern durchgeführt wird, noch schlimmer, das trotz den Verboten solche mehr oder weniger geheimen Absprachen immernoch getroffen werden.

Bestes Beispiel ist eine ehemalige Klassenkameradin von mir: Sie ist Türkin und eigentlich dachte ich immer ihre Eltern sind recht nett und cool - sie muss kein Kopftuch tragen und ist auch viel weltoffener als viele andere junge Türkinnen. Vor kurzem musste ich jedoch erfahren, das auch sie jetzt zwangsverheiratet werden soll. Sie kenn diesen Mann auch und findet sich irgendwie damit ab.

Eigentlich liebt sie ihn nicht, für sie kommt es allerdings (wie das so oft ist) auch nicht in Frage, sich gegen die Hochzeit auszusprechen. Es entspricht einfach dem Willen ihrer Eltern und dem möchte sie sich beugen denn "das macht man eben so". Ich finde das sehr schade, allerdings kann ich es auch verstehen. Es entspricht einfach ihrer Tradition und sie hat wohl Angst verstoßen zu werden, wenn sie sich dagegen wehrt.

Mein Mann kommt aus Serbien und gehört zu einer Minderheit, wo es noch heutzutage Gang und Gebe ist, dass junge Menschen "Zwangverheiratet" werden. Ich habe das jetzt bewusst unter Anführungszeichen gesetzt, weil es eigentlich kein Zwang ist. Meistens werden die jungen Mädchen schon von Geburt an darauf vorbereitet eine gute Hausfrau zu sein. Auf sie wird besonders Acht gegeben, sie dürfen nicht fort gehen sondern sollen nur der Mutter im Haushalt helfen. Die Eltern besuchen viele Hochzeiten mit den "Kindern" und so wissen sie Bescheid, welcher Junge oder welches Mädchen im heiratsfähigen Alter ist. Sobald eine/r auserkoren ist, gehen die Eltern mit dem "Kind" zu den Eltern des Jungen/Mädchens und die jungen Leuten dürfen sich etwas kennen lernen.

Sobald dann beide meinen, dass sie sich eine Hochzeit mit dem anderen Vorstellen können, wird dann die Hochzeit organisiert. Wenn aber beide, oder einer von beiden nicht möchte, wird er nicht dazu gezwungen. Dann begeben sich die Eltern auf die Suche nach einem andern Mädchen/Jungen und das ganze Spiel geht von vorne los. Da die Mädchen und auch die Jungen relativ jung sind (ca. 13-16 Jahren) wird das immer gleich als "Zwangsheirat" dargelegt. Natürlich bin ich auch dagegen, dass so junge Menschen sich schon an eine Person binden, doch es ist ihre Kultur. Natürlich ist es in ihrer Heimat keine Schande, sondern eher eine Ehre, wenn die Eltern für ihr Kind eine gute Partie ausmachen haben können.

Trotzdem denke ich, dass diese Leute einmal links und rechts schauen sollen, und dabei sehen werden, dass es so in dieser Form, wie es vor zig Jahren einmal war, nicht mehr geht. Junge Mädchen möchten weiter in die Schule gehen, einen Beruf erlernen und sich selber einmal ihren Mann aussuchen wollen. Auch junge Burschen möchten ihre Ausbildung machen, jung sein und alles erleben. Auch ich war damals jung, 14 Jahre, alt als ich meinen Mann kennen lernte. Er war 16 und man erwartete von ihm, dass er sich für ein Mädchen entschied. Er durfte selber wählen, und wählte mich, obwohl ich nicht einmal aus Serbien komme sondern aus Ungarn. Alle waren glücklich, als er sich endlich entschieden hat. die Hochzeit wurde mit einem sehr großen Fest gefeiert die 2 Tage lang ging. Mein Mann und ich sind noch immer zusammen, wir sind einfach zusammen "aufgewachsen" haben viele Tiefen und Höhen überstanden und sind seit über 21 Jahren mehr oder weniger glücklich miteinander.

Ich kann es auch nur befürworten, dass die Zwangsheirat hier in Deutschland verboten ist, trotzdem finde auch ich es nicht besonders sinnvoll, die Vor- und Nachteile zu diskutieren, wenn man einfach nicht die Menschen kennt, um die es dabei geht. Trotzdem bin ich eigentlich generell der Ansicht, dass Zwangsheiraten immer nur zum Nachteil ausfallen können, eben weil sie gegen den eigenen Willen der beteiligten sind. Selbst wenn man damit irgendjemandes finanzielle Grundlage gerettet hat, bringt einen das doch letztendlich nicht weiter, wenn man ein unglückliches Leben führt. Da lebe ich vermeintlich doch schon lieber in Armut, wenn ich dafür wenigstens aussuchen darf, mit dem ich das Bett teile. In Deutschland muss sich das aber an sich auch niemand gefallen lassen, denn selbst wenn die Eltern meinen das so machen zu müssen, können die Kinder dagegen vorgehen und sich wehren, können die Heirat verweigern und Hartz 4 oder andere Gelder beantragen, heute ist man nicht mehr so abhängig von der Familie, wie das früher mal der Fall war, es geht eben eher um die Wahrung der Tradition.

Die meisten türkischen Familien machen das aber heute auch nicht mehr, viele in Deutschland lebende ausländische Familien sind soweit modern, dass sie solche Praktiken nicht mehr pflege, auch wenn es Ausnahmen gibt. Ich selbst habe mal einen solchen Fall um einige Ecken herum erlebt. Dabei handelte es sich um ein türkisches Mädchen, welches auf ein Gymnasium ging, dass wo auch meine Freundin ist. Da ich auch gerade Abitur mache, habe ich das miterlebt, denn das besagte Mädchen sollte dieses Jahr an den Abiturprüfungen teilnehmen und ist nicht erschienen. Wie sich nachher herausstellte, haben die Eltern sie zu Hause eingespeert, weil sie eine Hochzeit arrangieren wollten. Einige Lehrer hatten dann auch angerufen und die Eltern nicht umstimmen können, einige Wochen später dann hat das Mädchen selbst den Entschluss gefasst abzuhauen und lebt jetzt bei ihrer Tante, ich weiß aber nicht, ob sie das Abitur noch nachholen wird, meine das aber gehört zu haben.

Auf jeden Fall zeigen Beispiele wie dieses, dass sich das heute auch keiner mehr einfach so gefallen lässt und das muss man auch nicht. Ich finde Zwangshochzeiten an sich aber auch total veraltet und sinnlos, das ist einfach etwas, was vielleicht früher noch einen gewissen Sinn un Zweck hatte, aber heute ist das nur noch etwas, an dem die älteren Generationen sich festhalten, weil es etwas ist was sie kennen und akzeptieren, aber es ist weder in irgendeiner Weise mehr vorteilhaft, noch macht es einen glücklich und aus dem Grund bin ich der Ansicht, dass das einfach etwas ist, was ins Mittelalter gehört und da auch bleiben soll, heute brauchen wir das ganz sicher nicht mehr.