Sozialpädagogischer Spielraum an Gymnasien

vom 23.05.2011, 18:24 Uhr

Ich bin Schüler der 10. Klasse an einem Gymnasium. Ich finde, dass das derzeitige Schulsystem in Deutschland viele Nachteile, aber kaum Vorteile aufweisen kann. Argumente werde ich wohl auch einige aufführen können, ich möchte mich in diesem Thread jedoch auf einen beschränken, welcher mich teilweise zum kochen bringt: die mündliche Notengebung. Dabei geht es mir nicht unbedingt darum, dass ich ja "so was von unfaire Noten im Gegensatz zu Mädchen" bekomme. Nein, ich habe ein anderes Anliegen, und zwar die Begründung der Lehrkräfte für vergebene mündliche Noten. Ich denke, ich kann mich und meine Leistungen relativ gut einschätzen und weiß auch, wo ich mich derzeit leistungstechnisch in meiner Klasse wiederzufinden habe. Jetzt mein Problem: eine Schülerin, die sich weitaus seltener als ich meldet und zudem auch qualitativ schlechtere Argumente in den Unterricht einbringt, bekommt eine ganze Note besser als ich.

Gut, an dieser Stelle müsst ihr mir wohl vertrauen, dass ich der bessere bin (ansonsten könnt ihr gerne von einem allgemeinen Beispiel ausgehen :)). Als ich unsere Lehrerin nun auf diesen merkwürdigen Unterschied ansprach, argumentierte sie mit dem für Lehrkräfte eingeräumten „sozialpädagogischem Spielraum“, durch den sie bei ihrer Notengebung einen gewissen Spielraum haben. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass es auch für mich normal ist einem Störenfried eine schlechtere Note zu geben als einem Tagträumer, weil dieser zusätzlich zu seiner Arbeitsverweigerung den Unterricht stört und MitschülerInnen ablenkt.

Der „Sozialpädagogische Spielraum“ geht laut meiner Lehrer allerdings noch weiter: SchülerInnen mit schwierigen Familienverhältnissen dürfen beispielsweise besser benotet werden als SchülerInnen ohne familiäre Probleme. In meinem Fall war es nun so: ich erhielt die schlechtere Note als meine Mitschülerin, weil ich ja „ein so selbstbewusster und intelligenter junger Mann wäre, der zusätzlichen Ansporn in Form von schlechteren Noten bräuchte, um mich ständig verbessern zu wollen“. Meine Mitschülerin wäre stattdessen „sehr zurückhaltend, ängstlich und gebe zu schnell nach“, weshalb eine schlechtere Note ihr nur noch mehr Selbstvertrauen nehmen würde und das wolle die Lehrerin schließlich nicht. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber allein schon dieser Fakt missfällt mir doch sehr, aber es war noch nicht alles.

Gegebene Noten sind natürlich ausschlaggebend für die Endnote im Zeugnis. Nach schlechten Noten, die als Ansporn dienen, kann ich mich natürlich noch verbessern; dann wird auch der/die Lehrerin ein Einsehen mit mir haben. Da unsere Schule allerdings seit diesem Schuljahr ein neues System eingeführt hat, nachdem wir nur noch Doppelstunden haben, haben wir Fächer, die eigentlich einstündig vorgesehen waren, nur noch ein Halbjahr. Das hat zur Folge, dass die Note, die im Halbjahreszeugnis (was ja eigentlich eine „Halbjahresinformation“ sein soll; also ein momentaner Notenstand, damit wir Schüler sehen, wo wir uns verbessern können) steht, gleichzeitig auch die Endjahresnote darstellt.

Ein einstündiges Fach ist zum Beispiel Erdkunde und in genau in diesem Fach nutzte unsere Lehrerin den „sozialpädagogischen Spielraum“ wie oben beschrieben. So kam es dazu, dass ich nur mit „befriedigend“ abschnitt, während meine Mitschülerin ein „gut“ erhielt. Eine Arbeit bzw. Test gab es allerdings nicht. Die Note, die mich eigentlich anstacheln sollte, war also eine unveränderbare Note. Für mich hat der „sozialpädagogische Spielraum“ also eindeutig versagt. Mag sein, dass ich mich mehr angestrengt hätte, aber ich hatte leider gar nicht die Möglichkeit dazu. Was haltet ihr davon? Dürfen Lehrer überhaupt so frei über Noten entscheiden? Ich finde, dass dieser sozialpädagogische Spielraum eindeutig die falsche Richtung ist, da die Schule neben der Aufgabe der Wissensübermittlung auch auf das Berufsleben vorbereiten soll.

Und nun nennt mir bitte einen künftigen Arbeitgeber, der ein ängstliches Mädchen, das sich nicht durchsetzen kann und kaum Selbstvertrauen besitzt, einstellt. Bei der derzeitigen Arbeitsmarktsituation wird sicherlich kein Personal aus Mitleid eingestellt. Das Mädchen kommt also vom Schüler-Dasein, wo es kaum etwas für gute Noten verrichten muss, in die harte Berufswelt und wird wahrscheinlich erstaunt sein, wie „böse“ manche Menschen doch sein können. Für mich ist ein Freiraum in solchen Ausmaßen bei der Notengebung purer Schwachsinn - so meine Meinung. Aber was sagt ihr dazu?

» Ichabod » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,38 »



Ichabod hat geschrieben:I ch finde, dass das derzeitige Schulsystem in Deutschland viele Nachteile, aber kaum Vorteile aufweisen kann.

Und ich finde so eine These (wenn man das schon als These sehen will) mindestens mutig oder voreilig (vielleicht aber auch schon unklug). Das hängt aber sicher auch ein wenig davon ab, was man unter sog. Nachteilen bzw. Vorteilen jeweils versteht oder auch erwartet. Und hier können die Sichtweisen natürlich weit auseinander gehen.

Ichabod hat geschrieben:IArgumente werde ich wohl auch einige aufführen können, ich möchte mich in diesem Thread jedoch auf einen beschränken, welcher mich teilweise zum kochen bringt: die mündliche Notengebung.

Hier sehe ich schon, dass das eigentlich so zu keinem Argument führen kann. Denn die Notengebung für die mündliche Mitarbeit (Kopfnoten) mögen immer gut für eine unterschiedliche Sicht der Dinge sein. Haben aber schlicht den Vorteil, dass ein Lehrer tatsächlich auch Schüler bewerten kann, die in schriftlichen Arbeiten schlicht ihr Potential nicht abrufen können. Diese Form der Bewertung macht Schule übrigens durchaus menschlicher, wenn es aber natürlich auch Potential für (scheinbare) Ungerechtigkeit bietet.

Ichabod hat geschrieben:Dabei geht es mir nicht unbedingt darum, dass ich ja "so was von unfaire Noten im Gegensatz zu Mädchen" bekomme.

Das ist schon deshalb gut so, weil es nicht nachweisbar ist, dass Mädchen hier auf Grund ihres Geschlechts besser bewertet werden. Um das wirklich zu klären, genügt es nämlich nicht sich die vergebenen Noten von Schülern anzuschauen, die in einem Alter sind, in welchem sich die Jungen gerade finden. In der Phase ist es nicht mal überraschend, wenn es auffällig viele Jungs gibt, die eben in erster Line auffallen wollen - ganz gleich ob sie damit den Unterricht stören oder nicht.

Ichabod hat geschrieben:Ich denke, ich kann mich und meine Leistungen relativ gut einschätzen und weiß auch, wo ich mich derzeit leistungstechnisch in meiner Klasse wiederzufinden habe.

Und in dieser Aussage, welche wohl zur Grundlage Deiner Beschwerde liegt, sehe ich persönlich nämlich einen Fehler. Ich unterstelle nämlich, dass Du natürlich NICHT einzuschätzen vermagst, wo Du im Verhältnis zu Deinen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen stehst. Insbesondere was z.B. Sozialverhalten oder anderes angeht, ist der Mensch nicht zu objektiven Einschätzungen in der Lage! Oder willst Du etwa behaupten, dass z.B. der Klassen-Krawallmacher sich seiner Außenwirkung voll bewusst ist? Kein Amokläufer wird doch bei seiner Selbsteinschätzung mitteilen, nicht normal zu sein. Höchstens unverstanden. :Wieso sollte es ausgerechnet bei Dir so sein, dass Du den Blick auf Dich objektiv im Griff hast. Und vor allem: wie willst Du als Teil einer Gruppe unvoreingenommen andere Beurteilen (um Dich in Relation zu setzen)? Der Lehrer steht außerhalb der Gruppe (so sollte er jedenfalls) und hat daher eine andere Perspektive!

Ichabod hat geschrieben:Jetzt mein Problem: eine Schülerin, die sich weitaus seltener als ich meldet und zudem auch qualitativ schlechtere Argumente in den Unterricht einbringt, bekommt eine ganze Note besser als ich.

Vielleicht zur Information: die Beurteilung (Bevorzugung oder Benachteiligung) von anderen (!) ist nicht wirklich Dein Problem. Die Konkurrenzsituation innerhalb der Klasse ist keine echte Konkurrenz! Daher kann es Dir egal sein - eigentlich solltest Du Dich sogar für sie freuen. Was Dein Problem sein könnte, wäre das Verbessern Deiner Note. Würde das Mädchen schlechter als Du bewertet werden, würde Dir das ja auch keine bessere Note einbringen. Daher noch mal: es ist KEIN Problem. Wobei noch hinzuzufügen wäre, dass Du vermutlich die Qualität der Beiträge nicht so ohne weiteres bewerten kannst. Dazu gehört neben dem Inhalt auch der Zusammenhang, in welchem die Wortmeldungen des Mädchens stehen.

Ichabod hat geschrieben:Gut, an dieser Stelle müsst ihr mir wohl vertrauen, dass ich der bessere bin (ansonsten könnt ihr gerne von einem allgemeinen Beispiel ausgehen ).

Mir fehlt allein der Glaube. Schon deshalb, weil dieser allein auf Deiner Selbsteinschätzung sowie Deines Beurteilungsvermögens gestützt wäre. Das ist weniger, als die Stützen der aktuellen Weltreligionen - und auch an die zu glauben fällt ja schwer!

Ichabod hat geschrieben:Als ich unsere Lehrerin nun auf diesen merkwürdigen Unterschied ansprach,

Du sprichst tatsächlich Lehrer an, wenn diese deiner Meinung nach eine andere Person zu gut bewertet haben?

Ichabod hat geschrieben:argumentierte sie mit dem für Lehrkräfte eingeräumten „sozialpädagogischem Spielraum“, durch den sie bei ihrer Notengebung einen gewissen Spielraum haben.

Der Spielraum (den ich noch nie unter so einem Namen gehört habe) existiert natürlich und spiegelt sogar Sympathie und Antipathie wider (was auch nicht sein sollte). Aber das liegt schlicht daran, dass es hier kein Richtig/Falsch geben kann. Woran sollte die Lehrerin oder der Lehrer so was auch objektiv messbar festmachen?

Ichabod hat geschrieben:geht laut meiner Lehrer allerdings noch weiter: SchülerInnen mit schwierigen Familienverhältnissen dürfen beispielsweise besser benotet werden als SchülerInnen ohne familiäre Probleme.

Hier würde ich aber Dein fehlendes Verständnis teilen. Denn diese Umstände gehen nicht mit in die Bewertung. Das liegt ja schon daran, dass die privaten Verhältnisse gar nicht bekannt sein müssen (oder oft auch können). Daher glaube ich, dass hier Deine Lehrerin entweder etwas falsch verstanden hat oder absichtlich Unfug redet. Nebenbei dürfte Sie dann auch gar nicht mit Dir darüber reden. Schließlich geht Dich die private Situation der Schülerin nichts an und dennoch hätte die Lehrerin Dir indirekt darüber Auskunft gegeben.

Ichabod hat geschrieben:der zusätzlichen Ansporn in Form von schlechteren Noten bräuchte,

Auch das halte ich persönlich für Quatsch. Aber die Frage der Motivation musst Du mit Deiner Lehrerin klären.

Ichabod hat geschrieben:weshalb eine schlechtere Note ihr nur noch mehr Selbstvertrauen nehmen würde und das wolle die Lehrerin schließlich nicht. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber allein schon dieser Fakt missfällt mir doch sehr, aber es war noch nicht alles.

Auch hier halte ich diese Sicht als Unsinnig an. Aber ich bin kein Lehrer und kenne das dahinter stehende pädagogische Konzept nicht. Mich stört es aber nicht, dass es Schüler oder Schülerinnen gibt, die in Einzelfällen besser benotet werden, als es eigentlich sein sollte. Schlimmer wäre eine schlechtere Benotung. Du übrigens argumentierst ja auch nicht, was Dich besser macht sondern beziehst Dich immer nur auf das, was die andere (angeblich) schlechter machen sollte.

Ichabod hat geschrieben:Da unsere Schule allerdings seit diesem Schuljahr ein neues System eingeführt hat, nachdem wir nur noch Doppelstunden haben, haben wir Fächer, die eigentlich einstündig vorgesehen waren, nur noch ein Halbjahr.

Dieser Punkt hat mit dem, was bzgl. des Mädchens geschrieben wurde, nichts zu tun uns sollte separat betrachtet werden. Denn das ist in der Tat eine berechtigte Frage! In meinen Augen ist es vielleicht so, dass Du das Zeugnis einer 10ten Klasse an einem Gymnasium (geht bis Klasse 12) überschätzt (wofür genau wirst Du dieses Zeugnis benötigen?). Aber im Prinzip ist Dir hier Recht zu geben. Das ist ein Thema, welches dem Rektor vorzutragen ist bzw. der Lehrerin.

Ichabod hat geschrieben:So kam es dazu, dass ich nur mit „befriedigend“ abschnitt, während meine Mitschülerin ein „gut“ erhielt. Eine Arbeit bzw. Test gab es allerdings nicht.

Es ist seltsam, dass eine Note ohne eine Klassenarbeit vergeben wird. Das hat nichts mit der Vergabe der mündlichen Noten zu tun! Und Dein Befriedigend würde sich ändern, wenn Deine Mitschülerin auf eine 4 herabgestuft werden würde.

Ichabod hat geschrieben:Dürfen Lehrer überhaupt so frei über Noten entscheiden?

Ja, das dürfen und sollen sie auch.

Ichabod hat geschrieben:neben der Aufgabe der Wissensübermittlung auch auf das Berufsleben vorbereiten soll.

Das mag heute so scheinen. Aber gerade ein Gymnasium ist eben genau dafür nicht gedacht! Es geht hier um die Schaffung der Möglichkeit, sich als Mensch zu finden. Gebildet zu werden. Das hat nichts damit zu tun, auf ein späteres Berufsleben vorbereitet zu werden!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ichabod hat geschrieben:Ich finde, dass das derzeitige Schulsystem in Deutschland viele Nachteile, aber kaum Vorteile aufweisen kann. Argumente werde ich wohl auch einige aufführen können, ich möchte mich in diesem Thread jedoch auf einen beschränken, welcher mich teilweise zum kochen bringt: die mündliche Notengebung. Dabei geht es mir nicht unbedingt darum, dass ich ja "so was von unfaire Noten im Gegensatz zu Mädchen" bekomme.

Da möchte ich dir gerne Recht geben, denn es gibt sehr wohl Lehrerinnen, die Mädchen meist aber unbemerkt bevorzugen, indem sie sie häufiger dran nehmen etc. Das ist jedoch nicht die Regel und kann deshalb auch nicht als Argument gegen das derzeitige Schulsystem in Deutschland gewertet werden.

derpunkt hat geschrieben:Hier sehe ich schon, dass das eigentlich so zu keinem Argument führen kann. Denn die Notengebung für die mündliche Mitarbeit (Kopfnoten) mögen immer gut für eine unterschiedliche Sicht der Dinge sein. Haben aber schlicht den Vorteil, dass ein Lehrer tatsächlich auch Schüler bewerten kann, die in schriftlichen Arbeiten schlicht ihr Potential nicht abrufen können. Diese Form der Bewertung macht Schule übrigens durchaus menschlicher, wenn es aber natürlich auch Potential für (scheinbare) Ungerechtigkeit bietet.

Das stimmt so leider aber auch nicht! Kopfnoten bewerten eben nicht die mündliche Mitarbeit oder die fachliche Kompetenz des Schülers, sondern sein soziales Verhalten. Sie werden vom jeweiligen Klassenlehrer gegeben und beruhen auf den Einschätzungen der einzelnen Fachlehrer. Die Kopfnoten stehen dann auf den Zeugnissen. Soweit Ich weiß, wurden die Schüler in Arbeits-, Sozial- und allgemeinen Verhaltensweisen, in den Kategorien Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit bewertet. Es steht doch außer Frage, dass eine Bewertung dieser Leistungen zwingend notwendig ist. Nach langen Diskussionen über den Sinn der Kopfnoten und dem damit zusätzlich erforderlichem Zeitaufwand für die Lehrer, beschloss man erst vor Kurzem (in NRW), dass die 6 verschiedenen Kopfnoten auf 3 reduziert werden müssen. Aber Ichabod meint meiner Meinung nach gar nicht die Kopfnoten, die du, derpunkt ansprichst, sondern die Bewertung seiner mündlichen Leistungen im Fach Erdkunde.

Ichabod hat geschrieben:Jetzt mein Problem: eine Schülerin, die sich weitaus seltener als ich meldet und zudem auch qualitativ schlechtere Argumente in den Unterricht einbringt, bekommt eine ganze Note besser als ich.

Ich finde es nicht gut und es zeugt auch nicht von gutem Charakter, wenn man an den Noten eines Mitschülers oder einer Mitschülern seine Kritik äußert. Du kannst immer nur in deinem Namen sprechen und nicht für Andere, also für oder gegen deren Noten. Denn schließlich macht der Lehrer die Noten! Daran musst auch du dich halten.

Ichabod hat geschrieben:Als ich unsere Lehrerin nun auf diesen merkwürdigen Unterschied ansprach, argumentierte sie mit dem für Lehrkräfte eingeräumten „sozialpädagogischem Spielraum“, durch den sie bei ihrer Notengebung einen gewissen Spielraum haben.

Genau diesen Spielraum gibt es in diesem Maße eben nicht! Es kann wohl sein, dass es einen geringen Ermessenspielraum zwischen einer positiven oder einer negativen Note gibt, aber ganze Notenabstufungen gleich zu überspringen, ist doch äußerst ungewöhnlich. Jedoch spricht doch eigentlich nichts dagegen, euch beiden die Note gut zu geben.

Ichabod hat geschrieben:Der „Sozialpädagogische Spielraum“ geht laut meiner Lehrer allerdings noch weiter: Schüler/innen mit schwierigen Familienverhältnissen dürfen beispielsweise besser benotet werden als Schüler/innen ohne familiäre Probleme. In meinem Fall war es nun so: ich erhielt die schlechtere Note als meine Mitschülerin, weil ich ja „ein so selbstbewusster und intelligenter junger Mann wäre, der zusätzlichen Ansporn in Form von schlechteren Noten bräuchte, um mich ständig verbessern zu wollen“.

Es gibt Lehrer, die meinen bessere Schüler mit weitaus schlechteren Noten „anspornen“ zu können. Dazu vergeben sie extra schlechtere Noten, die dann, so ihre Begründung, dazu angeregt werden, ihre Leistungen weiter zu steigern und dem Lehrer ihre eigentliche Note zu beweisen. Das heißt im Klartext: Ein Schüler der eigentlich 2 steht, bekommt eine 3, mit der Chance sich zu beweisen und somit die 1 zu bekommen, wenn der Leistungsansporn denn seine Wirkung getan hat. Jedoch glaube ich kaum, dass man dabei von einer pädagogischen Methode sprechen kann. Diese Maßnahme ist untragbar und auch sehr ungerecht!

Ichabod hat geschrieben:Meine Mitschülerin wäre stattdessen „sehr zurückhaltend, ängstlich und gebe zu schnell nach“, weshalb eine schlechtere Note ihr nur noch mehr Selbstvertrauen nehmen würde und das wolle die Lehrerin schließlich nicht. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber allein schon dieser Fakt missfällt mir doch sehr, aber es war noch nicht alles.

Naja es gibt die Möglichkeit den Ermessenspielraum zu nutzen, also dem Mädchen statt der 3 eine 3+ zugeben, wenn sie denn im nächsten Halbjahr beweisen würde, dass sie dieser Note gerecht wird. Dabei darf man sich aber in keinem Fall auf die familiäre Situation beziehen!

Ichabod hat geschrieben:Das hat zur Folge, dass die Note, die im Halbjahreszeugnis (was ja eigentlich eine „Halbjahresinformation“ sein soll; also ein momentaner Notenstand, damit wir Schüler sehen, wo wir uns verbessern können) steht, gleichzeitig auch die Endjahresnote darstellt.

Und wieder kommt es zu einer Ungerechtigkeit. Während du für deine 2, die du angestrebt hast und halten wolltest, großen Mehraufwand in Form von noch häufigerer Beteiligung und häuslicher Leistungen in Form von ordentlich ausformulierten Hausaufgaben wahrscheinlich erbracht hast, wird dir der „sozialpädagogische Spielraum“ zum Verhängnis. Das kann nicht sein! Vielleicht hilft an dieser Stelle ja ein ausführliches Gespräch mit deinen Eltern, in dem du sie auf diesen Umstand aufmerksam machst und ihr gemeinsam besprecht, wie ihr nun zusammen weiter vorgeht.

Ichabod hat geschrieben:Was haltet ihr davon? Dürfen Lehrer überhaupt so frei über Noten entscheiden? Ich finde, dass dieser sozialpädagogische Spielraum eindeutig die falsche Richtung ist

Ich halte davon gar nichts. Es ist mehr als ungerecht und auch nicht förderlich. Wahrscheinlich hat deine Lehrerin, da etwas falsch verstanden. Denn ich habe versucht eine Definition für den „sozialpädagogischen Spielraum“ zu finden. Ich konnte keinen derartigen Eintrag finden, der Lehrern diese, von dir oben erwähnten Möglichkeiten einräumt. Außerdem wo kommen wir denn bei solchen Maßnahmen hin? Hast du dich schon mal bei Freunden erkundigt, ob sie einen ähnlichen Fall an ihrer Schule kennen, in dem es sich ebenfalls um den „sozialpädagogische Spielraum“ handelte? Wenn nicht, glaube ich widerspricht dieser Spielraum sehr dem Zentralabitur. Denn was ist daran dann noch zentral bzw. gleich, wenn der sozialpädagogische Spielraum an vereinzelten Schulen angewendet wird und schlechtere Noten für eigentlich bessere Schüler zur Folge hat. Da hinkt doch dann automatisch der Vergleich unter den Schülern und den Bundesländern!

derpunkt hat geschrieben:
Ichabod hat geschrieben:neben der Aufgabe der Wissensübermittlung auch auf das Berufsleben vorbereiten soll.
Das mag heute so scheinen. Aber gerade ein Gymnasium ist eben genau dafür nicht gedacht! Es geht hier um die Schaffung der Möglichkeit, sich als Mensch zu finden. Gebildet zu werden. Das hat nichts damit zu tun, auf ein späteres Berufsleben vorbereitet zu werden!

Ich möchte dich nicht beleidigen derpunkt, aber vielleicht solltest du, bevor du deine Meinung hier veröffentlichst, dich zunächst ausgiebig informieren. Leider werden Kopfnoten nicht in der Form vergeben, wie es hätte sein sollen. So waren die Kopfnoten, die du ansprichst, ursprünglich von den Verbänden, Handwerks-, Industrie- und Handelskammern gefordert worden. Jedoch muss ich auch anmerken, dass sie nie den geforderten Stellenwert hatten und mir kam es auch immer so vor, als würden sie nicht die sozialen Kompetenzen des einzelnen Schülers korrekt wiederspiegeln. Lediglich wahre Störenfriede haben schlechte Kopfnoten bekommen, bei allen anderen Schülern, so meine Erfahrungen, haben sich die Kopfnoten zwischen 2 und 3 eingependelt. Wahre „Einser- Kandidaten“, die haben dann auch mal eine 1 bei sozialem Verhalten bekommen. Es scheint schon so, als habe man sich bei der Kopfnotenfindung stark an den schulischen Leistungen in den einzelnen Fächern orientiert. Das erhoffte abgerundete Bild von den sozialen Kompetenzen des Bewerbers für den späteren Arbeitgeber, ergibt sich daraus nicht. Das bemerken auch die Unternehmen, die sich auf die Noten nicht mehr verlassen können und verschiedene Tests veranstalten, um die Bewerber, unabhängig vom Zeugnis, mit den besten Leistungen zu ermitteln.

derpunkt hat geschrieben:Das hat nichts damit zu tun, auf ein späteres Berufsleben vorbereitet zu werden!

Eigentlich hat es das schon, denn Schüler sollen Fähigkeiten erlernen, die ihnen im späteren Berufsleben helfen sollen. Dazu gehört sicherlich auch sich selbst zu finden, aber auch eigenverantwortlich zu arbeiten, mit sozialen Kompetenzen heran zu wachsen, Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten, Referate und Vorträge zu halten und schließlich den Lehrer und später vielleicht den staatlichen Prüfer in der Abiturprüfung oder dem Studium von seinen Fähigkeiten und gefestigtem Wissen zu überzeugen. Nach dem Eintritt in das Berufsleben profitiert der Schüler von seinen erworbenen Kompetenzen und bildet sich, gemäß seinem Fachbereich, weiter!

» Burningeagle » Beiträge: 76 » Talkpoints: 7,12 »



Also ich kann mich da eigentlich nur anschließen, natürlich ist diese Art von sozialpädagogischem Spielraum an sich totaler Blödsinn und nicht wirklich gerechtfertigt. Also zunächst einmal würde ich auch einmal bezweifeln, dass du dich gut einschätzen kannst, denn ein Schüler in einem Klassenverband hat an sich kaum die Möglichkeit dazu, ihm fehlt jegliche Objektivität aber auch gewisse Hintergrundinformationen. Jeder Lehrer bewertet anders, für einige reicht es, wenn die Schüler nur regelmäßig genug auf sich aufmerksam machen, sei es auch nur um auf die Toilette gehen zu können, andere legen sehr viel Wert auf die Qualität, ein Religionslehrer von mir beispielsweise, erinnert sich an eine Aussage die ich mal am Anfang des Halbjahrs gemacht habe, danach kam eigentlich gar nichts mehr von mir, für eine Zwei hat das aber schon gereicht. Das ist immer unfair, aber wie will man das diesen Lehrern schon nachweisen?

Deine Lehrerin hört sich für mich nun schon einigermaßen vernünftig an, aber trotzdem kommen da noch einige andere Faktoren hinzu, bei Klassen a la 30 Leuten oder mehr ist es kaum möglich fair zu bewerten, bei einigen Schülern erinnern Lehrer sich auch nur an gute schriftliche Noten und geben ihnen daher auch gute mündliche Noten, es gibt so viele Dinge die das beeinflussen können und schief gehen, dass man eigentlich nie sagen kann, dass die Noten die man bekommt, gerechtfertigt sind, in welcher Weise auch immer. Umgekehrt kann man als Schüler auch nicht sagen, dass man besser wäre als andere, wenn man nicht den Überblick über die Klasse hat und außerdem bist du selbst auch nicht in der Lage deine Mitschüler vorurteilslos zu bewerten.

Das Argument mit der besseren Benotung aufgrund von Steigerung der Motivation, ist natürlich totaler Schwachsinn, genauso wie man auch dir keine schlechtere Note geben kann, bloß weil du laut Meinung deiner Lehrerin dazu in der Lage zu sein scheinst, dass bessern zu können ohne das dir da jemand ein Leckerchen vorlegt. Allein diese Argumentation reicht eigentlich schon aus, um einen Grund zu haben Beschwerde einzulegen, denn sowas muss man sich nicht gefallen lassen. Die familiärere Situation deiner Mitschüler muss dich nichts angehen und es ist auch nicht deine Rolle in der Schule, schlechtere Noten einstecken zu müssen, damit psychisch labile Schüler sich durch bessere Noten bestätigt fühlen. Moppel im Sport bekommt auch keine bessere Note für seine drei Runden, als der Hochleistungssportler für seine 25 Runden, nur damit er sich motiviert sieht, sich mehr ins Zeug zu legen.

Ich selbst gehöre zu den Schülern, die sich sowas eigentlich absolut nicht gefallen lassen. Ich würde in deiner Situation einfach noch mal das Gespräch mit der Lehrerin suchen und ihr klipp und klar sagen, dass du es nicht einsiehst, das du trotz besserer Qualität und häufigeren Meldungen schlechter einstecken muss, als deine psychisch labile Mitschülerin. Ihre Probleme haben dich nichts anzugehen. Ich zweifele zwar auch gewissermaßen an deiner Selbsteinschätzung, aber du hast nicht erwähnt, dass deine Lehrerin deine Leistung herabgesetzt hätte, sprich, sie hat direkt mit dem familiären Zustand deiner Mitschülerin argumentiert und nicht etwa damit, dass deine Behauptung nicht stimmen würde und du schlechter seist als sie. Das spricht meiner Ansicht nach dafür, dass sie sich das wirklich nur aus den Fingern gezogen hat, um die unfaire Benotung zu rechtfertigen oder aber auf jeden Fall darüber Bescheid weiß.

Für mich wäre das Grund genug, mich zu beschweren und wenn sie nicht darauf reagiert und dir auch nochmals das gleiche Argument auftischt, dann hast du ein Recht dazu dich auch bei Stufenleitern oder dem Schulleiter selbst zu beschweren, denn mit einem solchen Argument darf man ganz sicher keine Note rechtfertigen.

@derpunkt
Natürlich sprechen Schüler Lehrer an, die ihrer Ansicht nach unfair benoten. Seit ich in der Oberstufe bin läuft das bei uns auch nur noch so, dass der Lehrer sich eine Stunde Zeit für die Notenvergabe nimmt und wenn man dann mitkriegt, das jemand schlechteres besser bewertet wurde, dann geht der Ansturm erst man los und meistens werden da immer noch irgendwelche Noten nach oben oder unten verbessert, dass kommt auf den Lehrer an. Aber beschweren tun sich viele Schüler, es gibt sogar welche die Protokoll führen (mit Handy oder iPod den Unterricht aufnehmen und dann abdrucken) und es dem Lehrer vorlegen, wenn sie meinen ihre Note wäre unfair. Beliebt macht man sich dabei ganz sicher nicht, aber wer lässt sowas schon gerne auf sich sitzen und oftmals kann man dann doch noch was gutes bei erzielen.

Burningeagle hat geschrieben:Nach langen Diskussionen über den Sinn der Kopfnoten und dem damit zusätzlich erforderlichem Zeitaufwand für die Lehrer, beschloss man erst vor Kurzem (in NRW), dass die 6 verschiedenen Kopfnoten auf 3 reduziert werden müssen.

Lange ist es her, man beschloss vor ''kurzem'', ein, zwei Jährchen ist es her, die Kopfnoten komplett abzuschaffen in NRW.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Nun hoffe ich, dass nicht nur Abiturienten etwas zu diesem Thema beitragen dürfen, sondern auch Schüler anderer Schulen. Mir ist so etwas ähnliches nämlich auch während meiner Ausbildung untergekommen und zwar nicht nur mir, sondern auch anderen. Es ging auch hier um die Notengebung bzw. weil wir nun alle kurz vor der Abschlussprüfungen für den theoretischen Teil der Ausbildung standen. So gab es Schüler, die zwischen zwei schlechten Noten standen, aber auch wiederum Schüler die zwischen zwei besseren Noten standen.

Um die endgültige Note bestimmen zu können, musste man dann eine mündliche Prüfung in dem jeweiligem Fach ablegen. Tja, natürlich mussten die Schüler diese Prüfung ablegen, denen man es zugetraut hat. Ich war auch so eine und hatte mit den Lehrern, die dieses Fach unterrichtet haben, darüber gesprochen. Sie haben es mir dann auch erklärt, dass sie in der Tat generell die Schüler für eine mündliche Prüfung auswählen, denen sie es auch zutrauen, diese zu schaffen und dadurch eben besser abzuschneiden. Ich war damit kein Einzelfall, auch bei Mitschülern wurde es so gehandhabt. Es handelte sich wohlgemerkt um eine Ausbildung im sozialpädagogischem Bereich. Und wenn man dort nicht in der Lage ist, eine mündlich Prüfung abzuhalten und zu schaffen, wie soll man in der Praxis erst recht bestehen? Jedenfalls habe ich mich schon über diese in meinen Augen unfairer Behandlung aufgeregt und finde es unmöglich.

Die Lehrer müssen oder sollten sich natürlich an die jeweiligen Leistungen orientieren. Dass nun der familiäre Hintergrund in eine Bewertung miteinfliesst, kann ich selbst nicht für gut heissen. Es ist ja schön und gut, dass es Lehrer gibt, die solche Schüler fördern möchten, aber eine bessere Note zwecks Motivationssteigerung zu geben, wie bei Deiner Mitschülerin, obwohl die Leistung nicht erbracht wurde oder wie bei Dir eine schlechtere Note zu geben, um Dich anzuspornen , kann ich auch nicht nachvollziehen. Da gebe es doch andere Möglichkeiten, den Schüler zu unterstützen. als so. Dass dadurch sich andere Schüler ungerecht behandelt fühlen und auf die Barrikaden gehen, ist absolut verständlich. Aber ich glaube, dass man als Schüler nicht immer etwas bewirken kann, wenn es um die Notenbesprechung geht. Selbst erlebt und mitbekommen. Ausnahmen gibt es immer mal, aber bei manchen Lehrern ist das Gefühl vorhanden, sie haben die Macht, lassen sich auch nicht auf irgendwelche Argumente ein und den Schüler dann im Regen stehen.

Manchmal spielt leider auch die Sympathie eine ganz grosse Rolle, auch hier wird nicht die reine Leistung bewertet oder belohnt, wenn man sich anstrengt und Mühe gibt. Das Thema wurde aber bereits auch auf Talkteria schon einmal besprochen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


@Burningeagle
Hier scheint es bzgl. der Aufgabe der Schule um eine schleichende Veränderung zu handeln. Alles, was du ansprichst (Erwerb von Sozialkompetenzen) ist sicher mit ein Auftrag der Gesellschaft an die Schulen. Dies ist aber immer ohne den Hintergrund der Berufsvorbereitung, also der "Verwertungsmöglichkeit des Menschenmaterials", zu sehen. Richtig ist, dass die Berufswelt von erworbenen Kompetenzen profitiert (und die Industrie gerne betont, wie wichtig diese sind!). Aber an der Schule ist der Aspekt völlig auszuklammern. Außer man wirft sein humanistisches Weltbild, in welchem der Mensch im Zentrum steht - nicht seine Verwertung - über den Haufen.

@Crispin
Mag sein, dass das so ist wie Du beschreibst. Wenn aber tatsächlich ein Sturm der Empörung losbricht, weil andere besser bewertet wurden, ist das ein Armutszeugnis und spricht nicht gerade dafür, soziale Kompetenzen erworben zu haben. Eher schaut das nach älteren Egomanen aus, welche dem anderen nichts gönnen wollen. Denn, noch mal, die Feststellung das Person A (möglicherweise sogar zu Unrecht) besser bewertet wurde als Person B, ändert nichts an der Bewertung von Person B! Selbst wenn A im Anschluss zigfach schlechter bewertet wird.

Auch die Überlegung, "Protokolle" führen zu wollen, um im Vergleich (Wettbewerb?) zu anderen seine eigene (mutmaßlich überlege) Leistung herauszuheben, ist eigentlich ein eher traurig anmutendes Spiel. Denn was soll so ein Protokoll (oder auch gerne mehrere) als Momentaufnahme hinsichtlich einer Bewertung bringen, welche die Leistungen eines ganzen Jahres widerspiegeln? Aber ich will nicht abstreiten, dass es sich wirklich so zuträgt, wie Du es schilderst. Daraus würde ich aber den Schluss ziehen, dass man mit falschen Vorstellungen an der Schule ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@derpunkt
Das will ich auch gar nicht abstreiten, denn mir ist durchaus bewusst, dass das keine reife Leistung ist dem Lehrer die Meldungen der letzten Stunden vor die Nase zu hauen oder so, ich wollte lediglich darauf aufmerksam machen, dass es keineswegs ungewöhnlich ist, dass Schüler sich wegen ihrer mündlichen Noten bei Lehrern beschweren, dass ist an den meisten Schulen durchaus üblich.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@Crispin
Vielleicht noch einmal um ein mögliches Missverständnis auszuschließen. Es ist vollkommen berechtigt und natürlich zulässig (in jeder Hinsicht), wenn ein Schüler oder eine Schülerin beim Lehrer vorsprechen, wenn sie sich falsch bewertet fühlen! Wenn ein Schüler A der Meinung ist, dass seine mündlichen Leistungen besser sind als es die Note anzeigen würde, kann man sicher darüber reden.

Explizit unklug ist es aber, sich gar nicht um seine eigene Note zu kümmern, sondern zum Beleg der eigenen Fehlbewertung andere (!) aufzuführen und praktisch dem Lehrer einen Nachweis liefern, dass Schülerin B ja wesentlich schlechtere Leistungen gebracht hätte oder dass eben Schülerin B ja niemals besser hätte bewertet werden können als Schüler A. Denn was soll eine solche Intervention bewirken? Das Schülerin B nun schlechter benotet wird? Und schläft Schüler A denn danach besser, weil der "Gerechtigkeit" genüge getan wurde?

Richtig wäre das Vorgehen, indem man einfach nach seinen Leistungen fragt und dies im Kontext des Faches aber völlig losgelöst von Leistungen Dritter! Denn dann kann man beim Lehrer anfragen, welche Punkte man selbst verbessern kann bzw. was denn zu der (schlechten) Bewertung geführt bzw. eine bessere verhindert hat. Nur ein solches Vorgehen - wenn es schon um die eigene Leistung geht - wäre vertretbar. Ist dann übrigens auch in der Berufswelt so (weil es im Thread auch um den angeblichen Umstand geht, das die Schule auf das Berufsleben vorbereiten würde). Niemand kann bei einer Gehaltsverhandlung die Gehaltsgrößen von Kolleginnen oder Kollegen in den Ring werfen, wenn man dahingehend irgendwie ernst genommen werden will. :)

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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