Ein blindes Paar möchte ein Kind adoptieren

vom 06.05.2011, 17:57 Uhr

In Oberösterreich möchte ein seit 20 Jahren erblindetes Ehepaar ein blindes Kind adoptieren. So weit, so gut, doch die Behörden sehen das anders: Sie erklären das Paar als nicht geeignet, da durch die Blindheit der beiden ein höheres Risikopotenzial für das Kind besteht. Gründe für die Verneinung der Behörden sind zum Beispiel, dass die Eltern einen Sonnenbrand, Ausschlag oder einen Unfall nicht sehen und auch nicht dementsprechend handeln könnten.

Das Ehepaar fühlt sich aber ungerecht behandelt (diskriminiert unter anderem!) und kämpft weiter um die Adoption eines Kindes, geht dabei auch mit einem Anwalt gegen die Behörden vor. Wie findet ihr das? Würdet ihr dem blinden Ehepaar ein Baby zu trauen? Oder stimmt ihr den Behörden zu? Das Kind ist auch blind und würde sich vielleicht nicht so einsam bei dem Paar fühlen, denke zu mindest ich.

Benutzeravatar

» katzenfeex3 » Beiträge: 201 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich finde das es auf die Art und die Vertrauenswürdigkeit des blinden Paares ankommt. Wenn das Paar verantwortungsbewusst ist und wirklich ein KInd möchte finde ich es von den Behörden unfair dem Paar eine Adoption zu verweigern. Und dies scheinen sie ja mit den rechtlichen Schritten gegen die Behörden zu beweisen. Also alles in allem finde ich dass das Paar ein Recht hat sich um ein Kind zu kümmern. Aber nur mal so eine Frage am Rande wieso versucht das Paar nicht selber ein Kind zu bekommen ? Ist die Krankheit vererbbar oder gibt es andere gesundheitliche Probleme ?

» stone1848 » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,54 »


Das Paar ist über 40 Jahre alt, da sie vor rund 20 Jahren erblindet sind, war es wohl ein Unfall den sie gemeinsam durchlebt hatten und seitdem sind sie wohl auch zusammen. (Dies ist zumindest meine Schlussfolgerung!)
Warum sie selbst kein Kind bekommen wollen oder vielleicht gar nicht können, weiß ich nicht, doch ich denke sie könnten und die Krankheit ist so gesehen nicht vererbbar. Das Kind selbst soll aber anscheinend aus einem Entwicklungsland stammen, also vielleicht wollen sie einfach nur das Kind unterstützen. Andere gesundheitliche Probleme sind mir nicht bekannt.

Benutzeravatar

» katzenfeex3 » Beiträge: 201 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn dieses Paar auf natürlichem Weg ein Kind bekommen hätte, dann würden sich die Behörden doch auch nicht so anstellen, oder? Daher kann ich die Blindheit als Grund für mich nicht nachvollziehen. Gerade wenn sie ein Kind adoptieren wollen, welches selbst Blind ist, können sie diesem kleinen Menschen doch mehr übermitteln als Sehende.

Einzig das Alter würde ich als Grund sehen, das die Behörden der Adoption nicht zustimmen. Nur sollte man eben jetzt auch bedenken, das es nicht von heute auf gleich bei den Gerichten eine Entscheidung geben wird. Und sie werden nicht jünger und somit wird eine Adoption immer unwahrscheinlicher.

Da nutzt dann in ein paar Jahren ein Urteil zu ihren Gunsten auch nichts mehr, weil sie eben schlichtweg dann wegen dem Alter für eine Adoption abgelehnt werden. Allerdings würden sie eben für andere betroffene Paare den Weg geebnet haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich war ein bisschen gespalten, als ich diesen Beitrag gelesen habe, vor allem, weil ich ja selbst blind bin und mich mit der Behinderung somit bestens auskenne. Natürlich habe ich bereits auf kleine Kinder aufgepasst und ich kenne auch blinde Eltern, was eigentlich ausreichend beweisen dürfte, dass es grundsätzlich möglich ist, wenn ein Kind von blinden Eltern aufgezogen wird, was aber nicht gleichzeitig heißt, dass es immer einfach und optimal ist, wenn es denn so kommen sollte, denn die Blindheit ist schlichtweg eine Beeinträchtigung, die nicht nur das Sehvermögen, sondern eben teilweise auch die Wahrnehmung in verschiedenen Bereichen und die Mobilität einschränkt.

Die Gründe für die Ablehnung der Behörden sind nachvollziehbar, wenn aber auch nicht absolut ausschlaggebend. Was einen Ausschlag oder eine Verletzung betrifft, gilt in der Regel, dass die meisten Kleinkinder doch selbst zu quengeln beginnen, wenn es juckt oder schmerzt, sodass die Eltern das Jammern überprüfen könnten. Man hört es im Regelfall sogar, wenn ein Kind sich ausdauernd kratzt. Auch kann man viele Ausschläge und Verletzungen fühlen, das dürfte nicht das Problem sein. auch den Sonnenbrand sehe ich als deutlich zu dramatisiert an, vor allem dann, wenn man das Kind vor dem Sonnenbaden ausreichend eincremt und darauf achtet, dass es nicht zu lange in der Sonne bleibt. Trotz all diesen Vorkehrungen finde ich aber, dass es zumindest eine dritte, sehende Person geben sollte, die hin und wieder nach dem Rechten schauen kann; und wenn es nur darum geht, dass man jemanden anrufen kann, wenn das Kind ununterbrochen jammert und man nicht weiß, ob es einen sichtbaren Auslöser dafür gibt.

Ich sehe ein funktionierendes, soziales Umfeld aber noch in vielen weiteren Belangen des Kindes als wichtig an. In einem gewissen Alter werden Kinder, auch blinde Kinder, sehr lebendig und neigen dazu, ihre Mobilität auszutesten. Die Wohnung zu sichern, sodass die Unfallgefahr hier möglichst gering ist, dürfte noch möglich sein, aber wie sieht es draußen aus? Hier müsste eigentlich eine sehende Person zur Verfügung stehen, um dem Kind auch den nötigen Lebensraum zu bieten, immerhin sind blinde Eltern kaum dazu in der Lage, einen ihnen nicht bekannten Spielplatz zum toben zu benutzen oder das Kind bei seinen ersten Versuchen auf dem Klettergerüst zu unterstützen; ich zumindest würde mir das nicht zutrauen, zumal ein Kind ab einem gewissen Alter ja nicht mehr festgehalten, sondern nur noch aufgefangen werden muss. Wie soll das möglich sein? Und wie sollen blinde Eltern einen Kindergeburtstag organisieren, auf dem es noch andere, unbekannte Kinder zu beaufsichtigen gilt? Wie kommt das Kind mit seinen blinden Eltern ins Schwimmbad, wie macht es eine Radtour? Wer erklärt dem blinden Kind im Kino einen neuen Film? Ich denke, dass hier einfach ein soziales Umfeld der Eltern gefragt ist, damit das Kind sich so entwickeln kann, wie jedes andere Kind seiner Altersklasse auch.

Natürlich könnte man, bevor man dem Antrag stattgibt, überprüfen, wie es um das soziale Umfeld der blinden Eltern bestimmt ist, aber auch das ist kein Garant für die Ewigkeit. Freundschaften und Bindungen in der Familie können sich verlieren, durch einen Umzug, einen Streit, den Tod und viele Andere Aspekte zerstört werden und niemand sagt, dass das funktionierende Umfeld die nächsten zehn Jahre existieren wird. Natürlich könnte man hier Hilfe in Form von Betreuung von den Behörden erbitten, ich weiß aber nicht, inwiefern das durchführbar ist.

Versteht mich nicht falsch: Ich kenne wunderbare blinde Eltern, die absolut glücklich mit ihrer Elternschaft sind und gesunde, glückliche Kinder haben; von keinem dieser Elternpaare würde ich behaupten, dass sie überfordert sind, aber sie sind, soweit ich weiß, eben auch alle in ein intaktes, soziales Umfeld eingebunden, was ich als Grundvoraussetzung sehe.

Ich kann aber auch die Entscheidung der Behörden nachvollziehen, die ja eine Adoption nur bei optimalen Bedingungen gestatten: hier muss nicht nur das Einkommen stimmen, sondern es muss auch ein gewisser Wohnraum vorhanden sein und die Eltern müssen beide geistig und körperlich gesund sein; das Alter für ein Baby sollte zudem die 35 Jahre nicht überschreiten. Es gibt so viele Menschen, die ein Kind adoptieren möchten, ist es da nicht klar, dass man sich für die Adoptiveltern mit optimalen Bedingungen entscheidet und diejenigen ablehnt, bei denen man sich mit einigen Bedingungen arrangieren muss? Mir bereitet dieser Fall von Diskriminierung auch Bauchschmerzen, aber ich kann sie in diesem Fall zumindest nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen, zumal es bei einer Behinderung eben wirklich Schwierigkeiten gibt, die nicht von der Hand zu weisen sind.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, dass es auf das Paar ankommt. Manche Blinde sind zwar blind, aber sie bewegen sich als ob sie sehen können und man merkt ihnen, wenn man ihnen in die Augen schaut, ihre Blindheit nicht an. Diese Menschen sind dann oft auch sehr verantwortungsbewusst und kommen im Alltag sehr gut zurecht. Wenn die beiden im Alltag klar kommen und alle "Normen" erfüllen, dann sollte der Adoption ja eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

Ich kann verstehen, dass das Paar sich diskriminiert fühlt. Schließlich können auch Paare, die sich nicht oder kaum um die Kinder kümmern, welche haben und die werden ihnen dann meistens auch nicht oder erst nach Jahren weggenommen, wenn es überhand nimmt. Aber bei diesem Paar ist das ja nicht der Fall und sie würden sich ja um das Kind kümmern.

Ich finde es sowieso verantwortungslos, wenn manche Paare sich nicht um die Kinder kümmern und diese dann trotzdem behalten dürfen. Aber wenn Paare Kinder akzeptieren wollen und da nur die geringste Schwachstelle in der Familie oder dem Paar vorhanden ist, dann wird die Adoption verweigert. Auch wenn die Ursachen, zum Beispiel Vegetarier, oftmals lächerlich sind.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich denke, dass es schon schwieriger für blinde Paare ist, ein Kind zu adoptieren, aber es ganz und gar ausschließen sollte man so etwas nicht. Es kommt ja auch darauf an, wie die Blinden mit ihrer Erkrankung umgehen, denn Menschen, die von Geburt an blind sind, leben ja ganz anders, als Menschen, die durch einen Unfall erblindet sind. Menschen, die von Geburt an blind sind, leben ja auch viel verantwortungsbewusster finde ich und ich kann mir auch gut vorstellen, das sie unter anderem bessere Eltern wären, als manch Sehende.

Bei einigen finde ich es sowieso unmöglich, dass man ihnen Kinder zuspricht, denn es sind nicht alle in der Lage, sich auch richtig um diese zu kümmern. Wie oft wurden Meldungen beim Jugendamt gemacht, das etwas im Argen liegt und die Eltern ihre Kinder dennoch behalten durften. Ich finde, man sollte auch Menschen mit einer Erkrankung, wie Blindheit, eine Chance ermöglichen, ein Kind zu adoptieren. Sie werden sich ja auch sicherlich noch mehr Gedanken machen, als andere Paare und so einen Schritt nicht eingehen, wenn es für sie nicht wichtig wäre.

Benutzeravatar

» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^