Unfallopfer - Blutgruppe?

vom 18.05.2011, 21:57 Uhr

Gestern Nacht habe ich irgend so eine Arztserie gesehen und mir ist dabei eine Frage gekommen, die ich mir schon immer gestellt habe. Sicherlich kennen viele die Szene, wo der Krankenwagen vor fährt und die Rettungskräfte herausspringen und ein Unfallopfer ins Krankenhaus bringen. Der Arzt dort lässt sofort die Blutkonserven holen, etc. Aber nun ist es ja so, dass es verschiedene Blutgruppen gibt.

Wie aber kann man die Blutgruppe eines Unfallopfers bestimmen, dass "spontan" eingeliefert wird? Man kann ja nicht schon vorher damit rechnen, dass genau diese Blutgruppe jetzt gebraucht wird und man muss ja auch wissen, welche Blutkonserven man für das Unfallopfer braucht. Bei einer falschen Blutgruppe habe ich gehört, dass das Blut des Patienten "verklumpen" kann und dies auch bis zum Tod führt.

Wie bestimmt man die Blutgruppe von Unfallopfern? Wie lange dauert eine solche Blutgruppenbestimmung? Gibt es vielleicht soetwas wie ein "Universalblut", dass für alle Menschen und somit auch für alle Unfallopfer verträglich ist?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Blutgruppe 0 ist im AB0 Blutgruppensystem Komplatibel zu allen anderen Blutgruppen. Damit hat sich die Frage denke ich schon geklärt, es gibt tatsächlich ein Universalblut. Meinen Erkenntnissen nach haben aber relativ gesehen die wenigsten Menschen die Blutgruppe 0. Es ist dadurch auch das "Wertvollste". Ich denke daher wird dieses Blut auch nur in tatsächlichen Notfällen verwendet, es wird möglichst immer versucht die wirkliche Blutgruppe zu ermitteln.

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» n8hawk4u » Beiträge: 208 » Talkpoints: 28,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es gibt mehrere Wege die Blutgruppe zu bestimmen. Häufig wird das über die Krankenkasse ermittelt, da diese alle ihre Patienten im System hat. Und in Notfällen kann sofort darauf zugegriffen werden. Hat das Unfallopfer jedoch keine Personalien und keine Bekannten dabei, muss tatsächlich erst die Blutgruppe ermittelt werden. Ist es ein dermaßener Notfall, dass wirklich keine Sekunde verschenkt werden darf, muss das wertvolle Nuller-Blut aus dem Lager geholt werden.

Und Du darfst nicht vergessen, Du hast eine Serie gesehen ;-) Da funktioniert eh vieles reibungslos und die Hälfte wird weggelassen. Nichtsdestotrotz dauert eine Blutgruppenbestimmung inzwischen nur noch 10-15 Minuten und in absoluten Notfällen kann bei guter Ausstattung schon im Rettungswagen damit angefangen werden.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Naja du hast eine Serie geschaut und da geht vieles halt im Zeitraffer, so das es nicht unbedingt der Realität entspricht. Wobei eben Blutgruppe 0 mit Rhesusfaktor negativ auf alles passt. Trotzdem wird da nicht ohne entsprechende Tests der Patient damit versorgt. Am schnellsten geht da die Kreuzprobe, wo einfach Spender- und Empfängerblut eingekreuzt, also vermischt werden.

Klumpt das ganze, dann kann man die Blutkonserve halt nicht dem Patienten geben. Wobei heute ein höherer Blutverlust erstmal mit anderen Flüssigkeiten ausgeglichen wird und dann dazu noch Sauerstoff verabreicht wird, um eine höhere Sättigung zu erreichen. Somit bleibt eben auch genug Zeit, um ordentlich zu testen, ob sich Spender- und Empfängerblut auch vertragen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



benutzer7 hat geschrieben:Es gibt mehrere Wege die Blutgruppe zu bestimmen. Häufig wird das über die Krankenkasse ermittelt, da diese alle ihre Patienten im System hat.

Wer macht denn sowas? Zum einen ist überhaupt nicht von jedem Bürger in Deutschland die Blutgruppe bekannt, weder dem Kranken und erst recht nicht bei der Versicherung. Zudem darf man genau genommen auch gar nicht so einfach mit nichts dir nichts in den Unterlagen eines Unfallopfers rumwühlen, wenn keine Polizei da ist und im ersten Moment hat man da auch wichtigeres zu tun. Dazu kommt dann noch ganz einfach das rechtliche Problem, dass man sowieso vor jeder Transfusion erstmal die Blutgruppe bestimmen muss. Egal ob dir da die Krankenkasse tausend mal erzählen würde, dass da jemand die Blutgruppe A hat, bevor du das nicht nochmal selber überprüft hast, darf er die Konserve nicht bekommen.

Die Blutgruppe im AB0-System lässt sich zudem auch ganz einfach, billig und sehr schnell ermitteln. Dazu bedarf es nur ein paar Tropfen Blut und einer kleinen Karte mit den Antikörpern die in den Blutgruppen A und B enthalten sind. Das sind dann zwei Felder in denen jeweils nur die Antikörper der einen Blutgruppe enthalten sind und da tropft man dann 1-2 Tropfen Blut rein. Und je nachdem ob es zu einer Reaktion kommt (erkennbar am Verklumpen) weiß man welche Blutgruppe der Kranke hat. Klumpt es nur in einem Feld, hat er die jeweilige Blutgruppe (also A oder B), klumpt es in beiden ist es AB, klumpt es gar nicht ist es 0. Das lässt sich also blitzschnell in 1-2 Minuten feststellen.

Zudem kann man Blut der Blutgruppe 0 auch Personen aller anderen Blutgruppen geben, da dabei kein Antigen auf der 0-Erythorzyten ist, dass sich mit Antikörpern der Blutgruppen verbinden kann. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Es gibt ja nicht nur das AB0-System sondern auch noch eine große Vielzahl anderer Blutgruppenmerkmale, die zu Problem führen können, am bekanntesten ist da das Rhesus-System und dann gibt es auch noch viele andere. Daher wird dieses vermeintliche Universalblut wirklich nur am Anfang gegeben, wenn unbedingt Blut gegeben werden muss, ansonsten kann man auch erst versuchen andere Mittel zu geben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Seit wann darf ein Notarzt nicht schauen, ob ein Unfallopfer entsprechende Papiere bei sich hat, wo eventuell die Blutgruppe zu finden ist? Das wäre mir total neu, wobei ich es so kenne, das man das immer mit einem Zeugen machen muss.

Selbst ich wurde dabei schon als Zeuge hinzugezogen, als ein Polizist die Papiere eines Unfallopfers aus dem Rucksack rausgesucht hat. Ich sollte halt nur aufpassen, das er nur die nötigen Papiere entnimmt und dann wieder reinpackt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Selbst ich wurde dabei schon als Zeuge hinzugezogen, als ein Polizist die Papiere eines Unfallopfers aus dem Rucksack rausgesucht hat. Ich sollte halt nur aufpassen, das er nur die nötigen Papiere entnimmt und dann wieder reinpackt.

Naja, Polizei ist halt nun mal Polizei, die dürfen das ja eben immer. Beim Notarzt wäre ich mir da keinesfalls sicher, dass dies ohne Polizei erlaubt ist, schließlich ist der Notarzt ja keine exekutive Gewalt des Staates. Einfach rumwühlen dürfte damit wohl nicht gehen, außer Verwandte geben dir die Papiere. Aber im Prinzip ist es eh egal, da man sich als Notarzt sowieso nie auf so ein Papier verlassen würde und rein rechtlich eben sowieso die Kreuzprobe vorgeschrieben ist.

Ansonsten wird aber ein höherer Blutverlust auch nicht mit anderen Flüssigkeiten ausgeglichen. Das trifft eher auf geringere Verluste zu oder auf Situationen wo kein Blut verfügbar ist. Bei größeren Blutverlusten muss man schon zwingend Blut bzw. heutzutage nimmt man Erythrozytenkonzentrate nehmen, da dir sonst aller Sauerstoff der Welt nichts bringt, wenn im Körper keine roten Blutkörperchen mehr sind, die diesen aufnehmen können.

Alle anderen Flüssigkeiten können das entweder gar nicht oder aufgrund der physikalischen Lösung von Sauerstoff nur in so geringem Ausmaß, dass diese nur dazu dienen um den reinen Flüssigkeitsverlust ausgleichen zu können. Zum Anfang geht das aber, irgendwann muss man dann schon Erythrozyten dazu geben und am besten nicht zu spät damit anfangen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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