Red Bull im Fußball

vom 19.05.2011, 02:39 Uhr

Red Bull versucht ja schon seit Jahren den Fußball als Werbeplattform zu nutzen. Hört sich erstmal ziemlich unspektakulär an, jedoch überschreitet Red Bull Grenzen, wie ich finde. Als Beispiel kann man den österreichischen Verein "Austria Salzburg" nehmen (so hieß er früher) er wurde praktisch von Red Bull übernommen. Es wurden die Vereinsfarben geändert, das Wappen und der Name in "Red Bull Salzburg".

Sie bestimmen die komplette Vereinspolitik und sie haben den Verein komplett vom Konzern abhängig gemacht. Die alten Fans von "Austria Salzburg" haben mittlerweile den Verein unter dem alten Namen neugegründet, da die Red Bull ablehnen. Auch in Deutschland ist Red Bull im Fussball aktiv geworden, in der Regionalliga Nord spielen sie als "RasenBallsport Leipzig", weil es nicht erlaubt war Red Bull in den Vereinsnamen zu integrieren.

Sie sind in der abgelaufenen nur 4. geworden, obwohl sie mit Abstand den höchsten Etat haben. Ich finde, dass sich die Konzerne aus der Vereinspolititik rauszuhalten haben und nicht das Recht haben, Vereinsfarben, Wappen und andere Symbole zu ändern. Ohne Sponsoren geht es nicht, klar, aber es muss Grenzen haben. Und diese sind bei den Red Bull Vereinen deutlich überschritten, wie ich finde. Was meint ihr dazu ?

» Crunchie » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,82 »



Die Fußball-Fans jedes Vereins leben ihre Vereinsfarben natürlich mehr oder weniger, daher ist es mit den Clubs als Werbeplattform immer so eine Sache.

Wenn du schon Red Bull Salzburg ansprichst, dann musst du aber auch dazu sagen, wie sehr Red Bull den treuen Fans an die Karre gefahren ist - schließlich wurde von der neuen Führung sogar offiziell gesagt, dass es sich bei RB Salzburg um einen neuen Verein ohne Geschichte und Vergangenheit handeln würde. Der Aufschrei war danach so groß, dass ein neuer Verein gegründet wurde, welcher die Tradition der alten Austria Salzburg fortsetzen sollte und seit dem Jahr 2005 sogar vier Mal in Folge aufgestiegen ist - aber das hast du ja bereits angeschnitten. Nun spielt der Verein übrigens in der Regionalliga West (dritthöchste Klasse) und hat sich auch dort bereits im oberen Tabellendrittel etabliert.

Obwohl ich die alten treuen Salzburg Fans zwar sehr gut verstehen kann, bin ich aber auch der Meinung, dass ein kleines Fußball-Land wie Österreich solche Investitionen nötig hat, um auf der europäischen Bühne mal kleine Erfolge feiern zu können. Die alten Zeiten, als Salzburg in den 90er Jahren in der Champions League gespielt hat oder im UEFA-Cup Finale zwei spannende Spiele gegen den italienischen Verein Inter Mailand geboten hat, sind leider schon lange vorbei. Heute ist der finanzielle Aspekt leider noch wichtiger geworden, deswegen kann ein österreichischer Club ohne großen Sponsor auch nur von regelmäßigen Erfolgen im europäischen Clubfußball träumen.

Selbst die Red Bull Millionen bringen in Salzburg wenig, wenn man in der Europa League gegen Teams wie Manchester City oder Juventus Turin antreten muss. Natürlich ist der Ertrag im Verhältnis zu den Ausgaben nur selten zufriedenstellend, allerdings kann nicht jeder Red Bull Club immer die effizientesten Saisonen schaffen - einen Vergleich mit den damaligen Aufsteigern Hoffenheim oder in den Mainzern in der gerade erst zu Ende gegangenen Bundesliga sollte man also nicht wagen. Da sehe ich schon eher den Vergleich zu Wolfsburg, die bei einem Personalbudget von 60 Millionen Euro zu den Top 3 in der Bundesliga zählen und trotzdem gerade so den Abstieg vermeiden konnten. Red Bull Salzburg spielt in der Bundesliga seit der Übernahme im Jahr 2005 jedenfalls regelmäßig oben mit (3x Meister, 2x Vizemeister).

Das eigentliche Problem ist in Österreich aber ein ganz anderes, das gibt es so in den meisten anderen Ländern aber auch gar nicht. Man muss sich nur mal die Tabellen der (vergangenen) Spielzeit(en) in der österreichischen Bundesliga ansehen und schon kann man die Ursachen gut erkennen. Das Extrembeispiel: aus dem Kapfenberger SV wurde offiziell der KSV Superfund, aber auch viele andere Teams werden mehr und mehr durch ihren Sponsor im Namen geprägt. Auch wenn man sich als Fan das Trikot in derselben Farbe anzieht und man denselben Fangesang gröhlt, so ist es trotzdem ein Trugbild. Man muss sich nur mal ansehen wieviel Einfluss Stronach auf die Clubs Austria und Wiener Neustadt hatte, als er mit ein paar Sponsormillionen lockte.

Red Bull mag schließlich einen anderen Weg gehen, allerdings ist dieser sehr konsequent gewählt und er scheint auch einigermaßen erfolgreich zu sein. Sonst würde man dasselbe Schema wohl nicht auf drei Kontinenten weiterhin anwenden, denn neben Red Bull Salzburg und RB Leipzig besitzt der Konzern auch noch Clubs in der amerikanischen Major League Soccer (New York Red Bulls) und in einer brasilianischen Liga (Red Bull Brasil).

Die USA sind mit ihrem Vorzeigemodell, der American Football Liga NFL, eigentlich das perfekte Beispiel wie man es machen könnte, aber auch viele andere Profisportarten funktionieren auf der anderen Seite des großen Teichs ähnlich. Dort ist Werbung jeglicher Art nämlich strengstens verboten, einzig und alleine die MLS hat dieses Modell seit ein paar Jahren geändert und somit wurde es Red Bull erst möglich, den Namen des gekauften New Yorker Fußballclubs zu ändern. So schön das auch alles klingen mag wird es in Europa aber nicht funktionieren, denn von einem vollkommen anderen Ligensystem mal abgesehen (dort kommen nur 32 Profiteams des Sports auf 311 Millionen Einwohner) könnte man die Einnahmenstruktur auch gar nicht reproduzieren, weil PayTV speziell in Deutschland und Österreich aber auch im Rest Europas keine ausreichend starke Einnahmequelle ist.

Wie du siehst habe ich also auch keine Lösung parat. Damit Probleme dieser Art erst gar nicht entstehen können, muss man sich als nationaler Fußballverband die Frage stellen, ob man Unternehmen oder ultrareiche Fans - man denke da nur an den Abramovich welcher in seiner Zeit als Arsenal Besitzer eine dreiviertel Milliarde Euro in den Verein gesteckt hat - die Freiheit lassen sollte, bestehende Vereine zu kaufen und sie nach eigenen Wünschen zu formen. In Deutschland darfst du dich dabei ja noch sehr glücklich schätzen, immerhin handelt es sich bei RB Leipzig um eine (formelle) Neugründung, nachdem Red Bull zuvor beim Kauf eines Oberligavereines abgeblitzt war. Schließlich bin ich auch in diesem Fall der Meinung, dass man es dem Unternehmen selbst überlassen soll, was es mit dem eigenen Club machen können soll und was nicht. Wenn es sich nur um ein ausgweitetes Sponsoring oder die Übernahme eines alten Traditionsvereins handeln würde, dann sähe die Sache natürlich anders aus.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich halte grundsätzlich auch nicht soviel davon, wenn eine Firma einen Verein quasi kauft und ihn als Plattform nutzt, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Aber andererseits ist es doch auch in den anderen Proficlubs so, dass diese große Teile ihres Etats aus Sponsorengeldern bestreiten. Und wer Millionen gibt, hat immer auch einen gewissen Einfluss. Dass dies immer extremere Formen annimmt, sieht man dann an Beispielen wie Red Bull Salzburg, Chelsea London oder Man City.

Wenn Du meinst, Konzerne hätten nicht das Recht, Vereinswappen oder ähnliches zu ändern, solltest Du bedenken, dass ja kein Verein gezwungen wird, da mitzuspielen. Die Aussicht, dafür Millionenbeträge zu erhalten und dadurch ganz andere finanzielle Möglichkeit zu bekommen, lässt aber sicherlich viele Vereinsbosse schwach werden. Da schluckt man dann halt mal die eine oder andere Kröte, wenn dafür die dicke Kohle fließt. Und dies gerade dann, wenn der Verein ohnehin schon klamm ist und mit dem Rücken zur Wand steht.

Das grundsätzliche Problem besteht doch darin, dass Fußball aufgrund seiner weltweit riesigen Popularität und der extremen Vermarktung inzwischen von einer normalen Sportart zu einem eigenen Wirtschaftszweig mutiert ist. Und in der Wirtschaft regiert nunmal das Kapital, wer am meisten davon hat, gibt den Ton an. Ich denke, viele Mitarbeiter der Volksfürsorge Versicherung werden auch nicht davon begeistert gewesen sein, dass der tradfitionsreiche Name nach Fusion einfach gegen Generali ausgetauscht wurde. Aber wem das nicht passt, der muss sich halt einen anderen Arbeitgeber beziehungsweise einen anderen Verein suchen, siehe die Austria-Fans, die den Verein neu gegründet haben.

» SirOliver1974 » Beiträge: 74 » Talkpoints: 0,57 »



Nun ja, ich denke aber auch wenn es ähnliche Beispiele gibt, wie sogar Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg, Hoffenheim, Chelsea oder Manchester City, so treibt Red Bull das ganze absolut auf die Spitze. Man kann ja nicht mal sagen, dass sie einen Verein mit Millionebeträgen unterstützen und sich damit Mitspracherecht erkaufen. Vielmehr erkauft sich Red Bull ja ganze Vereine und mittlerweile sogar Startplätze.

Rasenball Leipzig hat im Gegensatz zu den oben genannten Vereinen ja gar nichts mehr mit seinem gekauften Vorgängerverein zu tun. Man hat sich da ja einfach bei SSV Markranstädt eingekauft, einem Vorortclub in Leipzig, der auch in Makranstädt gespielt hat. Dadurch konnte man in der fünften Liga starten und sich somit viele Jahre Aufbauarbeit ersparen. Gleichzeitig aber auch auf den Kampf gegen Tradition innerhalb des Vereins verzichten.

Bei den anderen großen Leipziger Clubs Sachsen Leipzig (ehemals Chemie) und Lok Leipzig gab es ja große Widerstände innerhalb der Fanszene und man hat sich dann einfach einen 0815-Club gesucht, der etwas Geld bekommen hat und dafür sein Startrecht für die 1.Männermannschaft an RB Leipzig abgegeben hat. Den SSV Makranstädt gibt es ja immer noch und der hat mittlerweile auch nichts mehr mit RB zu tun, spielt nur für etwas Geld das es für den Transfer der Spielberechtigung gab nun etwas tiefer, da jetzt die zweite Mannschaft die unterklassiger spielte, jetzt die erste Mannschaft ist.

Rasenball dagegen ist nach nur einem Jahr mit seinem Kunstprodukt nach Leipzig ungezogen und versucht nun auch noch dem FC Sachsen Leipzig, der insolvent ist und nun aufgelöst werden soll auch noch die Startberechtigung in der fünften Liga abzukaufen um dafür dort die eigene zweite Mannschaft starten zu lassen und auch damit wieder einige Ligen zu überspringen. So was ist doch absolut ein Unding, dass man sich mittlerweile Startplätze in einer Fußballliga kaufen kann.

Wenn man dem nicht Einhalt gebietet, dann wird sich unser Ligensystem wohl bald in Richtung der nordamerikanischen Profiligen entwickeln. Über Auf- und Abstieg wird da nicht mehr die Tabelle entscheiden, sondern nur noch ob sich in anderen Regionen mit einer Profimannschaft mehr Geld verdienen kann und unprofitable Vereine werden dann einfach geschlossen oder können in uninteressanten regionalen Ligen weiterspielen.

Sicherlich ist es eine Illusion, wenn man denkt dass es Sponsoren die viel Geld geben, egal ist was mit ihrem Geld passiert, aber es kann einfach nicht sein, dass man sich hier als Hobby einen Fußballverein kaufen kann und mit den Fans und den Traditionen machen kann was man will.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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