Farbige Eltern - Weißes Kind

Hallo, gerade habe ich einen recht interessanten Artikel gelesen, dessen Inhalt ich gerne etwas mehr verstehen möchte. In dem Artikel ging es um ein Pärchen Ende 20. Beide kamen aus dem Kongo, leben in Nordengland und erwarteten ihr gemeinsames Kind. Die beiden sind farbig und bei der Geburt ihres Kindes trauten sie ihren Augen nicht ganz, als die Frau ein weißes Kind zu Welt brachte. Die Frau beteuerte immer wieder, dass sie nicht fremd gegangen sei und ihr Mann glaubt ihr dies auch.

Das Kind sehe von den Gesichtszügen wirklich genauso aus wie die Eltern, doch habe die Haut eine andere Farbe. Die Ärzte haben Tests gemacht und konnten bestätigen, dass es sich bei beiden Elternteilen um die tatsächlichen Eltern handelt. Es wurde auch bekannt, dass das Kind nicht unter der "Albino-Krankheit" leidet. Ein defektes Gen sei dafür verantwortlich, dass das Kind die weiße Hautfarbe habe. Das Ehepaar hatte zuvor schon ein Kind zur Welt gebracht, doch dessen Haut war weiß.

Mich würde einfach mal genauer interessieren, was das für ein Gendefekt ist, der eine andere Hautfarbe weitervererbt. Wie es aussieht kommt dieser Gendefekt nicht bei allen Kindern des Paares vor, da ihr erster Sohn ja farbig war, oder? Gibt es auch Gendefekte bei "weißen" Menschen, die farbige Kinder gebären könnten?

Bei SternTV gab es vor Jahren schon mehrfach ein Paar zu sehen, welches den Gen-Defekt "andersrum" hatte. Die beiden sind weiß und das Kind ist anderspigmentiert. Auch dabei handelt es sich um einen Gen-Defekt und der Mann war vorher äußerst skeptisch. Allerdings ist es so, dass der Gen-Pool ja vererbt wird und wenn zum Beispiel der Vater oder die Mutter bei den Vorfahren vielleicht Misch-Ehen hatten oder gar daraus entstanden sind, dann kann dieses Gen mehrere Generationen überspringen, um dann durch Zusammenwirken mit anderen Genen "durchzubrechen". Im Normalfall spricht man ja von Albinismus, wenn die Kinder von anderspigmentierten Menschen weiß sind, und auch das ist nichts anderes als ein weiterer Gen-Defekt.

Es kann natürlich ein Gendefekt vorliegen. Es kann aber auch sein, dass, wenn die Eltern weiß sind und ein farbiges Kind entsteht, dass in der Vergangenheit im Stammbaum einmal farbige Vorfahren waren und es irgendwann nach einigen Generationen wieder in Erscheinung tritt.

Bei Jauch waren mal ein Elternpaar, die Zwillinge hatte. Ein Baby war weiß und eins war farbig und die Mutter war weiß und der Vater war farbig. Dann war auch mal ein Elternpaar, was ein farbiges Kind hatte und beide Elternteile sind Europäer. Das ist kein Gendefekt, sondern es kam heraus, dass die Urgroßoma mit einem US Amerikaner fremd gegangen ist und die Großmutter ist weiß gewesen. So hat die Urgroßmutter wohl geglaubt, dass das Kind von ihrem Mann ist. Aber Generationen später kam es eben raus.

Wenn irgendwo im Stammbaum andere Menschenrassen "eingekreuzt" sind, kann es durchaus passieren, dass diese Menschenrasse dann auch irgendwann wieder zum Vorschein kommt. Die Natur vergisst nichts und von einem Defekt kann man hier nicht reden. Es sei denn, dass ein farbiges Elternpaar ein Albinokind bekommt. Dann kann man von einem Gendefekt reden.

Es ist schon öfter vorgekommen, daß farbige Eltern ein weißes Kind bekommen haben oder sogar umgekehrt. Einmal wurde sogar berichtet, daß ein weißes Ehepaar Zwillinge bekommen hat: ein weißes und ein schwarzes Baby. Die Väter sind dann natürlich meistens zuerst mal ziemlich entsetzt und wittern Betrug, was ja im Grunde verständlich ist. Wie sowas wohl vor hundert Jahren oder noch früher ausging, als es diese Gentests und Vaterschaftstests noch nicht gab? Besser nicht ausmale, da waren ja immer die Frauen schuld.

Es kann ein Gendefekt schuld sein oder aber auch ein bis dahin rezessiver Erbgang, sprich ein Ururururgroßvater oder eine Urururgroßmutter oder auch nur eine entfernte, jedoch blutsverwandte Cousine kann "schuld" sein, daß das Kind eine andere Hautfarbe hat als seine Eltern. Wenn man ganz weit ausholen will, könnte man sagen, daß ja früher in den Südstaaten von amerika Sklaverei betrieben wurde und romantischen Geschichten zufolge ließ sich da ab und an mal ein Herr mit einer Untergebenen oder eine Herrin mit einem Sklaven ein und es wurde ein Kind gezeugt (das, sofern es die fremde Hautfarbe sichtbar trug, wohl nicht öffentlich in Erscheinung trat, nehme ich mal an.) Rein theoretisch könnte ein solcher Einschlag sich heute wieder durchsetzen, 100 Jahre später. Rein theoretisch wohlgemerkt.

Ich könnte auch mich selbst als Beispiel nehmen, obwohl das weit unspektakulärer und generationstechnisch noch abslout nachvollziehbar ist. Mein Urgroßvater mütterlicherseits war rothaarig. Er starb lange vor meiner Geburt, ist also schon 40 Jahre tot. Niemand in unserer Familie hat jemals auch nur ansatzweise rote Haare bekommen, ich als einzige habe einen schönen Rotstich abbekommen. Die Gene meines Urgroßvaters haben sich also in der überübernächsten Generation erst wieder bemerkbar gemacht. Wenn jetzt jemand gar nicht weiß, daß in seiner Ahnengalerie mal ein andersfarbiger Mensch vorkommt, kann er ganz schön überrascht werden.

Ich habe von einem solchen Gendefekt ehrlich gesagt noch nichts gehört, allerdings heißt das natürlich nicht, dass es eines solchen nicht geben würde. Ich selbst habe aber schon häufiger davon gehört, dass es durchaus sein kann, dass dunkelhäutige Menschen hellhäutige Babys bekommen und auch umgekehrt, dies hat dann aber mit Vererbung zu tun und nicht mit irgendwelchen Gendefekten. Es kann also beispielsweise sein, dass die Uroma von der Mutter dieses Kindes eine Weiße war, die schwarze Kinder bekommen hat.

So sind die Oma und eben die Mutter schwarz, allerdings tragen sie immer noch das Gen für helle Haut in sich, auch wenn dieses nicht dominiert. Nun ist es bei diesem Kind aber eben durchgebrochen, was eben durchaus sein kann. Das ist meines Wissens nach der häufigste Grund dafür, dass Menschen Kinder bekommen, die eine andere Hautfarbe haben, als die Eltern. Manchmal reicht es auch soweit zurück, dass man jemanden mit anderer Hautfarbe in der Familie hatte, dass man davon gar nichts mehr weiß, aber die Gene, die vergessen nun mal eben nicht.

Auch ich kenne übrigens etwas ähnliches aus meinem eigenen Familienkreis, auch wenn dies nichts mit der Hautfarbe zu tun hat. Mein Vater und meine Mutter haben braune Haare, meine Großeltern mütterlicherseits auch, väterlicherseits gibt es auch einmal dunkelblond und einmal braun. Mein Bruder nun hat schwarze Haare, da hat man sich zunächst auch gewundert, wo denn das nun herkommen mag. Tatsache ist aber eben, dass mein Urgroßvater, den wir niemals kennengelernt haben, schwarze Haare hatte, von ihm wird er die dann wohl haben.