Putzfrau - ein schlechter Job?

vom 12.03.2009, 15:24 Uhr

Ich gehe mal davon aus, dass die Mitschüler oder Freunde Deines Sohnes durchaus Eltern haben, die einen interessanteren oder aufregenderen Job haben und damit vielleicht auch entsprechend Geld verdienen. Aber ich persönlich finde es nicht wirklich schlimm, wenn jemand sein Geld mit einem Putzjob verdient. Warum auch? Der Job muss auch ausgeführt werden und wenn Du es nicht machst, macht es eben ein anderer.

Ich kann jedoch den Burschen schon ein wenig verstehen, aber es ist sicherlich auch eine Einstellungssache, wie man so etwas vermittelt. Es gibt Menschen, die erledigen selbst einen Putzjob mit voller Hingabe und üben es auch sehr gern aus, ohne, dass sie es müssten. Andererseits ist es auch so, dass heutzutage nun mal Arbeitsstellen nicht so auf der Strasse herumliegen und man froh sein kann, wenn man auch "nur" eine Putzstelle hat.

Auch bedeutet es nicht, wenn jemand putzt oder eine andere "niedere" Arbeit erledigt, dass er keine Ausbildung oder sonst keine Bildung hat. Nur ist es nicht immer so, dass man etwas in seinem erlernten Beruf findet oder man diesen auch nicht ausüben kann. Dann sind Alternativen gefragt und das sind eben meistens solche Tätigkeiten. Für einen Jungen im vorpubertären Alter mag das unverständlich sein, aber wenn es nicht anders geht, versuche den Beruf etwas auszuschmücken. Wird eine Putzfrau nicht auch gern als "Raumkosmetikerin" benannt?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde den Job der Putzfrau durchaus nicht ehrenrührig oder gar schlimm. Allerdings ist Putzfrau in den Köpfen vieler Menschen eben doch (noch) ein Job, den man nur ausübt, wenn man nichts anderes findet, weil das jeder kann. Das ist aber nicht von Kindern erdacht, sondern von deren Eltern. Das habe ich erst in den letzten Tagen wieder bemerken müssen. Da wurde von einem anderem Kind als den meinen bemerkt, wie schlimm es doch sei, dass ich immer in Frühschicht arbeiten müsste (die bei mir angenehm um 7:00 Uhr beginnt). Auf so etwas kommt doch kein Kind allein, zumal es gar nicht so bekannt ist, wenn ich arbeiten muss.

Daher denke ich, dass viele solche Dinge den Kindern von anderen Kindern eingeredet werden, die ihre Vorurteile wiederum von ihren Eltern haben. Da hilft es eigentlich nur, dass man den Kindern wirklich gut erklärt, warum man seinen Job so gern mag und ihn ausübt. Das stärkt die Kinder schon irgendwie, doch genau genommen müsste man in den Köpfen anderer Eltern mit dem Aufräumen anfangen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde keinen Job peinlich und mir ist grundsätzlich erst mal egal was jemand arbeitet solange der Mensch an sich in Ordnung ist. Peinliche Leute dagegen gibt es in jeder Gehaltsstufe – unabhängig davon womit sie ihr Geld verdienen.

Meine Mutter arbeitet mittlerweile in einer Agentur für Haushaltsnahe Arbeit und hilft älteren Menschen dabei, ihren Haushalt in Ordnung zu bringen. Genaugenommen ist sie also auch eine Putzfrau. Meine Schwester beseitigt abends in einem Kindergarten das Chaos und den Saustall der Kinder und Erzieher, putzt also auch. Und ich sehe absolut keinen Grund mich dafür zu schämen. Warum auch? Beide leisten einen wertvollen Beitrag, darauf kommt es an.

Wenn ich morgens in mein Büro komme, bin ich verdammt froh dass wir eine gute Seele im Haus haben, die sich darum kümmert, dass unsere Mülleimer nicht überlaufen, wir nicht im Staub ersticken und die Treppenstufen nicht kleben. Und ich bin froh, dass es Leute gibt die unseren Müll abholen und entsorgen. Ich kann MoneFö nur Recht geben: „jedes Rädchen ist wichtig“. Und es kann nie zu früh sein unseren Kindern beizubringen, vor jeder Form von Arbeit den nötigen Respekt zu haben. Es kann nicht jeder Manager, Direktor, Anwalt oder Arzt sein. Wie dringend wir die guten Seelen brauchen die sauber machen und das System am Laufen halten sieht man immer erst wenn gestreikt wird und die Straßen zum Himmel stinken.

Dass ein 7jähriger Steppke den Beruf von Mama peinlich finden kann, finde ich aber echt bedenklich. Wo hat der Bub das her? Auf Mama sollte man doch eigentlich von Haus aus stolz sein, oder nicht? Ich würde mich mal mit ihm hinsetzen und ihm erklären wie wichtig die einzelnen Jobs sind.

Benutzeravatar

» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was soll an einem Job peinlich sein. Irgendwas müssen wir doch alle machen, um unsere Brötchen zu verdienen. Jedenfalls fände ich es ganz OK als Putzfrau oder Raumplfegerin zu arbeiten, wenn ich dabei genug verdiene bzw. über die Runden komme. Ich würde auch gerne als Buchhändlerin arbeiten. Das ist in Deutschland übrigens einer der Berufe, mit dem niedrigsten Ansehen. Das der Raumpflegerin ist deutlich höher als das des Buchhändlers. Wahrscheinlich liegt es an der Nähe des Buchhändlers zur Geisteswissenschaft. Und letztere mag der Deutsche ja nicht so. :wink:

» Nachtfalter » Beiträge: 23 » Talkpoints: 6,26 »



Ich finde es eigentlich auch schon ein bißchen seltsam, daß schon im Kreise der 7jährigen die Coolness des elterlichen Broterwerbs ein Thema ist. Meine Tochter ist auch 7 und ich kann mich nicht erinnern, im Kreise ihrer Freundinnen mal das Thema "was machen denn Deine Eltern" aufgetaucht wäre. In dem Alter sind sie eigentlich froh, wenn die Eltern mal außer Sichtweite sind, da wird nicht noch drüber diskutiert.

Ich bin die in einem vorangegangenen Beitrag bereits erwähnte Schwester, die kleinen Kindern und deren Erziehern den Dreck abends wegputzt. Natürlich ist das eine wertvolle Arbeit und ich sehe keinerlei Veranlassung, mich zu schämen dafür. Auch diese Arbeit muß getan werden, und es gibt genügend Leute, die sich dafür zu fein sind und lieber auf das Geld verzichten. Ich nicht. An dieser Beschäftigung ist nichts unehrenhaftes. Ohne solche Leute kämen die Arbeitsplätze und Wohnungen vieler Leute bedeutend weniger schick daher, und im Private ist es auch gar nicht so verkehrt, mal semiprofessionell putzen zu gehen: meine Hausarbeit ist jetzt bedeutend schneller erledigt, man optimiert ganz automatisch seine Arbeitsweise.

Ich übe diese Arbeit aber nicht aus, weil es mir so unendlich viel Freude macht, die Klos anderer Leute zu schrubben, mitnichten. Ich bin derzeit noch in Elternzeit und wie vielen bekannt sein dürfte, gibt es das Elterngeld meist nur ein Jahr lang und nur knapp über die Hälfte des vorherigen Nettolohns. Budgetiert man es, sodaß man zwei Jahre lang etwas bekommt, ist der monatliche Betrag entsprechend niedriger, und das konnten wir uns nicht leisten. Ich muß was dazuverdienen, und zwar ohne Betreuungskosten für meine Kinder bezahlen zu müssen, und da bietet sich eine Arbeit, die man abends machen kann, wennn der Vater der Kinder zuhause ist, doch wirklich an. Und das sind nun mal häufig Putzstellen.

Ist man bei einer Reinigungsfirma angestellt und nicht privat tätig, ist der Verdienst, zumindest in meinem Fall (ich mache das auf 400 Euro-Basis jeden Tag einige Stunden) recht gering.Kann man dagegen auf eigene Rechnung arbeiten, kommt man deutlich besser weg. Ich möchte mal gerne so einige Kinde rund Jugendliche sehen, deren Eltern solche Jobs haben, wenn die Eltern mal nicht so arbeiten würden. Da würde bestimmt so manches an Luxus und Extras für die lieben Kleinen wegfallen. Dann ist der Putzjob von Mama auf einmal doch gar nicht mehr so schlecht, möchte ich wetten. :wink:

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei uns kommt alle zwei Wochen eine Putzfrau die unser Haus putzt. Sie verlangt 12€ die Stunde. Ich finde das ist auf keinen Fall ein schlechter Job. Die Arbeit ist vielleicht etwas anstrengend und zum Teil ekelhafter als andere, jedoch bekommt man sehr viel Geld.

Benutzeravatar

» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Irgendeiner der Klassenkameraden deines Sohnes wird sich abfällig über deinen Job geäußert haben. Sicherlich hat dieser Junge ein Gespräch seiner Eltern mitgehört. In dem Moment kann ich deinen Sohn verstehen, der sich geschämt hat, weil du nicht auch solch einen tollen Beruf hast, wie die Mutter des Klassenkameraden.

Als Putzfrau wird man gut bezahlt und hat in gewisser Weise eine Arbeit, die auf Vertrauen basiert. Dein Sohn wird das verstehen, wenn du es ihm richtig erklärst. Denn letzten Endes lebt er ja auch von dem Geld, was du als Putzfrau bekommst.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^