Hat sich Frau Merkel im Ton vergriffen?
Ich finde auch, dass sich Frau Merkel im Ton vergriffen hat. Aber ich würde das nicht so sehr am Begriff "getötet" festmachen. Denn die Tötung ist ja eine Tatsache und da gibt es meiner Meinung nach auch keinen Grund dieses Wort zu beschönigen, zumal es ja auch ein neutraler Begriff ist und es sich immer noch angemessener anhört als "erledigt worden" oder ähnliches. Ich denke eher, dass die Aussage der Freude etwas unpassend ist. Ganz egal um wen es sich handelt finde ich so eine Aussage in ihrer Position einfach unangebracht und etwas fehl am Platze.
Hoffi hat geschrieben:Sie wird sich wohl kaum über den Tod bin Ladens gefreut haben.
Aber genau das ist es, was sie verbal zum Ausdruck gebracht hat. Viel Interpretationsspielraum hat sie hier hinsichtlich der Aussage eigentlich nicht gelassen und das ist der Grund, warum sich jetzt Parteifreunde aber auch Kirchen und Sozialverbände kritisch zu den Aussagen äußern. Zu Recht wie ich persönlich finde!
Hoffi hat geschrieben:Es ist wohl vielmehr Erleichterung die sie fühlt.
Eine Erleichterung darüber, das ein Mensch durch eine westliche Macht hingerichtet wurde, welche für Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte eintritt? Und was ist diese Erleichterung anderes, als die Äußerung von Glück - eben so wie geschehen?
Ich habe die besagten Teile der Ansprache heute morgen im Radio gehört. Obwohl sie nur die Tatsachen verkündet hat, klang ihr Ton doch etwas rabiat wie ich fand. Das Osama bin Laden getötet wurde ist Fakt, jedoch fand ich es etwas zu hart formuliert. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie alles etwas menschenfreundlicher umschrieben hätte. Osama bin Laden war mit Sicherheit ein schrecklicher Mensch und seine Taten sind grausam gewesen, jedoch finde ich es nicht gut wenn man sich nun so sehr über seinen Tod freut.
Bei der Ansprache von Frau Merkel klang sie sehr euphorisch und nannte den Tag an dem Osama bin Laden getötet worden ist einen Freudentag für Europa und die USA. Politisch eventuelle noch korrekt, aber in meinen Augen dennoch nicht ethisch vertretbar. Gerade als Bundeskanzlerin sollte man besser auf seine Wortwahl achten und ich dachte bis dato immer, dass sie ihre Reden gewissenhaft vorbereitet und Hilfe dabei bekommt. Das war hier offensichtlich nicht der Fall und sie hat nun die Konsequenzen ihrer spontanen Rede zu tragen.
derpunkt hat geschrieben: Eine Erleichterung darüber, das ein Mensch durch eine westliche Macht hingerichtet wurde, welche für Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte eintritt?
Das ist Fakt, da hast du Recht. Ich meinte aber eher, dass sie erleichtert ist, weil Osama bin Laden an sich ausgeschaltet wurde. Egal warum und durch wen. Dass man da nicht zu viel hineininterpretieren sollte, war Blödsinn von mir. Ich meinte vielmehr das Gegenteil, nämlich dass ein Politiker sowas eigentlich nie sagen würde und man deshalb vielleicht weiter denken sollte.
Das wirft nun natürlich wieder die Frage nach dem Warum auf. Ich meine, so dumm kann ein professioneller Politiker doch nicht sein. Sie musste doch wissen, dass darüber diskutiert werden würde. Nur warum diese Provokation? Wer weiß schon, was die Politik uns so alles an Wissen vorenthält. Also meine Meinung zu dem Thema hat sich beim Schreiben dieses Beitrags geändert, wie man gemerkt hat.
Dass Frau Merkel natürlich erfreut war, dass Bin Laden endlich tot ist, kann ihr niemand verbieten und ich würde die Reaktion ja natürlich nachvollziehen können. Aber ich denke einfach, dass die eben nicht so sagen kann, dass einen gezielten Mord so unterstützt. Wenn sie gesagt hätte, dass sie glücklich darüber ist, dass er tot ist, dann klingt das für mich auch noch in Ordnung. Mich störte eben das Wort getötet, da ich dies so interpretieren würde, dass sie eben den gezielten Mord dieses Menschen unterstützt.
Gerade von so einer Politikerin kann man doch erwarten, dass sie sich viele Gedanken über eine solche Situation machen muss und auch weiß wie man sich in solchen Fällen am Besten ausdrücken kann und wie man es eben besser nicht macht. Da die Pressekonferenz erst am Nachmittag war, war dafür wirklich mehr als genug Zeit. Unser Außenminister war ja schon am früheren Morgen in der Lage die Situation ohne solche Aussagen zu meistern.
Also, ich denke, das sie es schon genauso gemeint hatte, wie sie es verkündet hat, denn sie hat ja auch schon mehrmals bewiesen, das Feingefühl nicht grade ihre Stärke ist. Allerdings hätte ich von ihr, als Bundeskanzlerin, schon eher erwartet, das sie da etwas behutsamer mit an die Öffentlichkeit geht und ihre persönlichen Gefühle etwas im Hintergrund lässt, auch wenn sicherlich viele andere auch so denken, wie sie. Aber andere stehen ja auch nicht so in der Öffentlichkeit, wie Frau Merkel und das ist wohl der kleine aber feine Unterschied.
Klar, können wir froh sein, wenn Osama bin Laden nun wirklich tot ist, den er war nun mal ein sehr gewaltbereiter Mensch, der auch für viel Unglück und Ärger auf dieser Welt gesorgt hat, aber ob man nun vor Freude gleich Jubeln oder eine Party schmeißen sollte, das ist auch immer so eine Sache. Irgendwie sollte man doch auch den Tod respektieren, auch wenn es der Tod eines solchen teuflischen Menschen ist.
Frau Merkel hätte ihre Meinung vielleicht etwas dezenter und förmlicher umschreiben sollen, denn das viele erleichtert und erfreut sind über diese Nachricht, kann ich schon nachvollziehen. Aber ich denke auch, das viele Anhänger, sich durch diese extreme Freude, von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie z.B. Frau Merkel, angegriffen fühlen und vielleicht weiterhin ihrem Idol bin Laden, in seinem Sinne nacheifern.
Auch wenn Merkel deswegen gleich vielfach kritisiert wurde, finde ich ihre Wortwahl überhaupt nicht unpassend. Und ich finde es auch nicht so wild, dass sie offen zugegeben hat, sich über den Tod Bin Ladens gefreut zu haben. Damit hat sie doch nur ausgesprochen, was ungefähr 90 Prozent der Bevölkerung gedacht haben. Aber es war ja klar, dass die übrigen 10 Prozent an Moralaposteln das gleich gegen sie verwenden würden.
Angenommen, sie hätten Bin Laden lebend gefangen, dann hätte es letztendlich auch nichts geändert. Wenn er einen gerechten Prozess bekommen hätte, wäre es ebenfalls auf die Todesstrafe hinausgelaufen. Wahrscheinlich wäre die Schmach für ihn nur noch größer gewesen. Jedenfalls wäre er so oder so gestorben und dann ist dieser Tod doch besser als ein von den Medien verfolgter und überflüssiger Prozess.
Also ich bin nicht der Meinung, das sich Frau Merkel, bei ihrer Ansprache, im Ton vergriffen hat, denn ich glaube, das sehr viele Menschen erleichtert sind, über die Nachricht vom Tod Osama bin Ladens und so wird es ihr auch ergangen sein. Nur weil sie ein politischeres Ansehen hat, als wir, kann man es ihr doch nun nicht übel nehmen, wie sie sich dazu geäußert hat. Ich denke, das sie auch einfach nur froh über diese Nachricht war und es ihr vielleicht auch gar nicht so bewusst, wie ihre Ansprache auf andere gewirkt hat.
Sie ist einfach, wie viele andere auch nun beruhigter, das so ein Tyrann endlich von uns gegangen ist und jeder hofft doch nun auf ein friedlicheres Leben, ohne Osama bin Laden. Hätte es eine normale bürgerliche Person so geäußert, dann hätte wohl kein Hahn danach gekräht, aber weil unsere Bundeskanzlerin es nun gesagt hat, ist sie die Frau, die kein Feingefühl haben soll?
EmskoppEL hat geschrieben:ich glaube, das sehr viele Menschen erleichtert sind, über die Nachricht vom Tod Osama bin Ladens
"Erleichtert", ohne zu wissen warum. Offenbar hat die mediale Propaganda und das projizieren des "Bösen" auf eine Person seine Wirkung nicht verfehlt. Aber dann noch dazu, dass es "viele Menschen" sind, die erleichtert sind: frei nach Anatole France: Auch wenn achtzig Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es eine Dummheit. Wahrheiten werden nun mal nicht über Mehrheiten bestimmt und wie es so schön geheißen hat: ein Kopfschuss ich kein Schuldspruch sondern ein Urteil. Was es aber für die Rechtsicherheit bedeuten kann, wenn das Urteil vor einem Verfahren vollstreckt wird, sollte sich jeder ausmalen können.
EmskoppEL hat geschrieben:kann man es ihr doch nun nicht übel nehmen, wie sie sich dazu geäußert hat.
Wieso kann man es ihr nicht übel nehmen? Für ähnlich dumme Aussagen sind schon andere, hochrangige Politiker gegangen. So war ein Horst Köhler mit seinen Äußerungen ehrlich aber unklug. Wenn ich hier nun eine Politikerin habe, welche sich mit dafür einsetzt, dass die Bundeswehr Freiheit und Demokratie bis zum Hindukusch verteidigt, wenn sie den Vorsitz der Christlichen Union inne hat, dann verstört es, sich freudig über eine Tötung (evtl. sogar Hinrichtung) eines Menschen zu äußern.
EmskoppEL hat geschrieben:das so ein Tyrann endlich von uns gegangen ist
Dazu muss vielleicht gesagt werden, dass Bin Laden sicher vieles war. Aber zum Tyrannen hat er es dann doch nicht geschafft. Und Tyrannen werden gerade von Merkel und Westerwelle hofiert. Jedenfalls dann, wenn sie brutal genug vorgehen und ihre Macht verteidigen. Sobald dann einer das nicht mehr schafft (Gaddafi oder Mubarak), ist er kein Freund mehr. Ein Abdullah Al Saud hingegen ist da z.B. immer noch ein Meister seines Fachs.
EmskoppEL hat geschrieben:und jeder hofft doch nun auf ein friedlicheres Leben, ohne Osama bin Laden.
Da möchte ich doch wissen, wessen Leben in den letzten zehn Jahren auf Grund von Bin Laden unfriedlich verlaufen ist. Welche Konsequenz hat der Tot einer einzelnen Person z.B. an der Elfenbeinküste, in Somalia, im Bezug auf den Drogenkrieg in Mexiko, dem Kosovo, dem Kaukasus, Irak, dem Machtkampf in Afghanistan usw. usf.?
Einerseits, war es natürlich Überraschung, welche unsere Bundeskanzlerin zu dieser Aussage bewogen hat und ich denke ihr ist im Nachhinein auch ihr Fehler klar geworden. Andererseits muss man als Bundeskanzlerin nun mal anerkennen, dass jeder Mensch die gleichen Rechte und Grundrechte hat. Zu diesen Grundrechten gehört eben auch das Recht auf Leben und dann darf Kanzlerin Merkel einfach nicht so ein Satz herausrutschen, da es sich eben nicht so anhört als würde sie dieses Grundrecht "anerkennen". Bundeskanzlerin Merkel muss einfach aufpassen, dass ihr so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, und obwohl dieser Vorfall keine direkten Folgen für sie haben wird, so sollte ein so hoher Politiker doch genau darauf achten, was er in der Öffentlichkeit sagt.
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