Maischerze - ärgerlich oder doch lustig?

Nun ist es ja wieder soweit und der Mai steht vor der Tür mit samt seiner Bräuche und Sitten. Das ist bei uns bzw. bei meinen Schwiegereltern, die auf dem Dorf wohnen, oftmals mit etwas Ärgernis verbunden. Bei ihnen ist es so der Brauch, dass in der Nacht zum ersten Mai nicht nur die Maibäume aufgestellt werden, die man dann immer bewachen muss, um einem Klau aus anderen Dörfern vorzubeugen oder dass Maibäume an Türen von Frauen gestellt werden von ihren Verehrern, nein, es werden auch noch mehr oder weniger üble Scherze gemacht.

Eine Scherzaktion, die ich ganz nett finde, ist das Auto von jemandem Bekannten, dem man einen Streich spielen möchte, komplett in Klopapier zu wickeln. Am nächsten Morgen darf diese Person dann zunächst einmal sein Auto wieder freigraben bevor er einsteigen und losfahren kann.

Ein weiterer Scherz ist, dass man Türklinken, Gartentörchen oder dergleichen mit Nutella oder Senf so beschmiert, dass man, um die Tür zu öffnen, auf jeden Fall in dieses Geschmiere hinein greifen muss, da die Schmiererei so angebracht ist, dass man es auf Anhieb nicht gleich sieht.

Eine weitere Unart ist es, Gartentörchen, die nicht abgeschlossen sind, aus den Angeln zu nehmen und irgendwo anders hinzustellen. Glück hat dann derjenige, dessen Törchen nicht weit weg vom Garten steht. Wenn man allerdings Pech hat, dann sucht man schon einmal eine Woche, bevor man sein Törchen einen Kilometer entfernt irgendwo am Baum stehen sieht. So erging es meinem Schwiegervater erst vor ein paar Jahren. Seither schließt er das Törchen in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai immer ab.

Was für Scherze kennt ihr? Ist das bei euch so üblich? Macht ihr das auch? Findet ihr diese Aktionen eher lustig oder eher ärgerlich?

Wieso sollten diese "Streiche" (Gartentor entwenden) in irgendeiner Form einen Charakter eines Scherzes haben? Das ist eher ein Tatbestand den ich irgendwo zwischen Vandalismus, Sachbeschädigung und Diebstahl einordnen würde. Jedenfalls immer dann, wenn zwischen Täter und Opfer keine persönliche Beziehung herrscht, so dass sicher gestellt werden kann, dass die entwendeten Gegenstände später im Zweifel wieder (beschädigungsfrei) beigebracht werden.

Ebenso empfinde ich das Beschmieren oder Bewerfen von fremdem Eigentum zum Zwecke des Ärgerns nicht als idealen Streich. Das liegt schon daran, dass die Täter ja gar nicht darauf aus sind, hier einer bestimmten Person einen Scherz zu bereiten. Es wird vielmehr wahllos versucht, eine große Zahl an Opfern zu finden. Reale Schäden werden dabei billigend in Kauf genommen ohne zu bedenken, wie viel so ein Scherz dann das Opfer letztlich kosten könnte.

Dem Ganzen setzt dann die Tatsache das praktisch niemand weiß, was dies Tradition eigentlich bedeutet und man es eben macht, weil es vorgeblich immer schon so war. Ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken. Was wieder darauf schließen lässt, dass es gar nicht um einen einfachen Scherz geht, sondern vielmehr der eigene Vandalismus mit Tradition gerechtfertigt werden soll.

Ich habe von solchen Maischerzen zwar schon gelegentlich etwas gehört, aber ich habe noch nie einen Maischerz mitgemacht oder miterlebt. Das heißt, ich weiß gar nicht, ob der in meiner Gegend überhaupt Brauch ist? Oder ist er einfach ein wenig ausgestorben?

Ich bin in Wien aufgewachsen. Dort würde ich meinen, kenne ich das wirklich nicht, aber vielleicht irre ich mich ja auch? Solche Maischerze würde ich wenn eher auf ländliche Gebiete zuordnen. Seit drei Jahren wohne ich jedoch sehr ländlich und bisher wäre mir kein Scherz aufgefallen.

Ich weiß jedoch, dass zumindest in der ersten Nacht der Maibaum bewacht wird, weil soweit ich weiß, ist es Brauch, dass Gemeinden versuchen den Maibaum der Nachbargemeinde zu stehlen. Was da genau der Hintergedanke des Brauches ist, weiß ich aber auch nicht. Das würde ich aber recht interessant finden.

@derpunkt: wie du richtig geschrieben hast, wissen wohl nur die wenigsten die richtige Bedeutung die dahinter steckt. Weißt du sie vielleicht? Ich habe kurz im google nachgeschaut, aber auf die Schnelle nicht wirklich etwas gefunden. Es würde mich auch interessieren, ob dieser Brauch in ganz Deutschland und Österreich üblich ist, oder nur in bestimmten Regionen. Ist der Brauch auch in anderen Ländern vorhanden? Mir persönlich ist der Aprilscherz bekannter.

Ich habe noch nie etwas von solche Maischerzen gehört. Ist das denn womöglich ein regionaler Brauch?! Bisher habe ich nicht einmal davon gelesen oder mit jemandem über so etwas gesprochen; das ist doch komisch, oder? Wundert mich deshalb, dass euch das allen offenbar ein Begriff zu sein scheint oder ihr das sogar selbst betreibt.

Ich finde das aber schon ziemlich bescheuert. Wenn es jetzt wenigstens ein einigermaßen intelligenter Brauch wäre, aber was soll es denn nutzen, wenn man Leute damit ärgert, dass man ihnen Senf oder sowas an die Türklinge schmiert? Und mal abgesehen davon: Wir haben doch schon den 1. April. Der reicht doch absolut als Scherztag aus und ist schon schwachsinnig genug. Wenn solche Scherztage jetzt schon ausgeweitet werden, frag' ich mich schon irgendwie, wer überhaupt an so etwas Spaß hat. Wenn man Quatsch machen will, hat man doch das ganze Jahr über Zeit dazu. Ich frag' mich weshalb die Gesellschaft dafür offenbar immer eine Einladung oder einen Freischein erwartet.

@tournesol
Das Maienstecken oder die Freinacht, wie es im süddeutschen Raum heißt, hat eigentlich nicht mehr viel mit der sog. Brauchtumspflege zu tun. Es geht wirklich nur um die Streiche jenseits des Maibaumentwendens. Viele setzen dann einfach die sog. Walpurgisnacht als Begründung ein, weshalb man sich daneben benehmen dürfe.

Ich selbst hätte kein Problem mit echten Scherzen, wo es darum geht, dass bekannte sich gegenseitig aufs Korn nehmen und auch an den Auswirkungen Teil haben. Beschmiere ich die Klinke eines Nachbarn mit Schuhcreme, dann klingle ich so lange, bis dieser herauskommt und sich eben beschmiert. Eine andere Dimension hat es aber, wenn ich wild durch die Straßen ziehe und beliebig Autos mit Senf beschmiere und auch jede Klinke bedenke.

Ich bin mit diesen Bräuchen aufgewachsen und finde sie einfach nur amüsant. Man muß aber dazu sagen, das ich noch keine Form von richtigem Vandalismus bei uns erlebt habe. Es hat mich in späteren Jahren schon fast ein wenig verwundert, das die Jugendlichen noch nicht über die Strenge geschlagen haben. Verschmutzungen mit Toilettenpapier oder das Beschmieren von Türen ist mir noch nicht untergekommen.

Das Gartentorspielchen gibt es schon so lang ich zurück denken kann. In der Nacht werden alle Tore, die man herausheben kann, vertauscht. Sie bleiben aber in der Regel in der selben Straße und die Kinder des ganzen Dorfes werden losgeschickt um alle Tore zu finden. Das ganze Dorf ist dann meist auf den Beinen um jedem wieder sein Gartentor zu bringen. Natürlich gibt es auch bei uns Leute die nicht mitmachen wollen, sie ketten ihr Tor in dieser Nacht dann einfach an.

Ein anderer Brauch ist die Kalkspur. Ursprünglich war es so das die Freunde zweier Verliebter, die noch nicht zusammen gefunden hatten, eine Kalkspur zwischen deren beiden Häusern legten. Heute sind diese Kalkspuren eher chaotisch zwischen Häuser gezogen, deren Bewohner so garnicht zusammen passen oder zwischen frisch verliebten. Es gibt aber auch Kalkspuren zu Teddybären, Bäumen oder Bushäuschen. Was genau man uns da mitteilen will, ist mir auch nicht ganz klar. Vermutlich nur das der Kalkspurleger zu oft um den Maibaum herum getanzt ist.

Auch eher koplizierte Manöver sind schon vorgekommen, wie beispielsweise ein Heuwagen auf dem Bushäuschen, ein Fahrrad auf einem Baum usw. Aber auch hier gab es nie Unmut deswegen, man fand sich eher beratend zusammen, überlegte wie die Herrschaften das wieder bewerkstelligt hatten und organisierte die Rettung der jeweiligen Vehikel.

Ich habe das Gefühl, das diese alten Bräuche eher den Zusammenhalt in unserer Gemeinde festigen. Die Jugendlichen haben ihre Gaudi beim ausbrühten ihrer Streiche, die Kinder ihren Spaß beim finden der kuriosen Veränderungen und die Erwachsenen, beim gemächlichen diskutieren und spekulieren. In größeren Gemeinden oder gar Städten wird das natürlich schon schwieriger, man kennt nicht jeden und weiß nicht wer sich an seinem Eigentum vergriffen haben könnte. Hinzu kommt das teilweise wirklich auch noch böse Absicht dahinter steckt und der Sinn dieser alten Bräuche geht hier völlig verloren.

Von Streichen in der Walpurgisnacht, also der Nacht vom 30. april auf den 1. Mai habe ich bisher nur sehr selten etwas gehört. Ich denke einfach mal, dass dies regional sehr unterschiedlich ist und entsprechend halt stärker oder weniger stark bis gar nicht betrieben wird.

Ich kenne aus meiner Heimat eigentlich nur die Tradition des Maisteckens, also, dass man als Mann seiner Angebeteten einen Maibaum vor die Tür stellt, an die Regenrinne hängt, in den Schornstein steckt oder sonst wo etwas in der Art macht. Das finde ich eigentlich eine ganz schön Tradition, habe es allerdings sleber noch nie gemacht und hier im Nordosten Deutschlands ist das absolut nicht verbreitet. Anstelle eine Maibaums konnte man früher aber auch sehr oft Blumenboquets sehen, die mit dem Namen der Verehrten verziert waren.

Ansonsten finde ich die genannten Aktionen nur bedingt lustig. Okay, es ist sicherlich lustig, wenn man das verduzte Gesicht einer Person sieht, wenn sie in Senf oder Nougatcreme gefasst hat, aber so richtig toll finde ich das nicht. Vor allem fände ich es nicht so toll, wenn ich der "Angeschmierte" bin, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ob ich die Aktionen, dieses Streiche, eher lustig oder ärgerlich finde, hängt von einigem ab, erst einmal davon, in was für einer Laune ich bin. Wenn ich total mies gelaunt bin und man mir dann noch einen Streich spielt, würde mich das wahrscheinlich nicht gerade aufbauen und dem entsprechend würde mich das wahrscheinlich auch nicht zum Lachen bringen.

Ebenso wenig mag ich Streiche, die einfach nur total niveaulos sind, Streiche, die die Welt nicht braucht, einfach weil sie in keinster Weise lustig sind. In Verbindung mit schlechter Laune ist das dann wirklich tödlich, dann ärgere ich mich nur noch über solche Sachen. Aber wie gesagt, es kommt auf meinen Tag und den Streich selber an.

Ich kenne solche Scherzw als Maischerze eigentlich gar nicht. Natürlich ist mir das Maibaumsetzen bekannt, aber das man dann solche "Scherze" fabriziert ist mit ehrlich gesagt neu.

Wenn überhaupt kenn ich das im Zusammenhang mit anderen Sachen wie Fasching oder sowas.

Ich finde sowas eigentlich auch nicht wirklich lustig, sondern eher ärgerlich. Wenn man es ohnehin eilig hat um auf Arbeit zu kommen und dann muss man erstmal sein Auto befreien oder sein Gartentor suchen. Nein, das hat mit Spaß eigentlich nichts mehr zu tun.

Den eigentlichen Brauch mit dem Maibaum finde ich schön und auch, dass man ihn bewachen soll, weil ihn die Nachbargemeinden sonst mopsen. Das ist ein niedlicher Brauch und da kommt auch garantiert keiner zu Schaden, was bei den restlichen Sachen nicht unbedingt der Fall ist.

Die Aktionen mit dem Klopapier und auch die mit den Türklinken finde ich ja noch ganz lustig und auch noch in Maßen. Es ist ja so, dass das eher so kleine Streiche sind die keinen Schaden anrichten. Da diese Sachen keinen Schaden anrichten finde ich es nicht so schlimm und die Leute könnten dann einfach mal drüber schmunzeln und sich nicht gleich aufregen. Jeder war mal jung.

Die Sache mit den Türen der Gärten finde ich allerdings heftig. Es ist nicht mehr in den Grenzen des normalen, wenn man jemanden die Tür klaut, weil man sie aus den Angeln nimmt und mitschleppt. Soweit ich weiß ist das auch noch Diebstahl und könnte sogar angezeigt werden. Daher finde ich, dass man das nicht übertreiben sollte und sich immer in den Grenze bewegen sollte.