Zentralabitur - das ich nicht lache!

vom 28.04.2011, 21:23 Uhr

Neulich habe ich meine schriftlichen Abitur-Prüfungen geschrieben. Da ich in Hessen wohne - Zentralabitur. Sprich: alles Gymnasien in Hessen bekommen diese Aufgabenvorschläge. Selbst die Lehrer wissen erst an dem Tag der Prüfungen, was dran kommt. Das ist auch nicht das Problem. Unsere Schule geht mit den Richtlinien des Kultusministeriums sehr streng um. Es ist nur das erlaubt, was tatsächlich erlaubt ist. Dies gilt sowohl für die schriftlichen als auch für die mündlichen Prüfungen. Dazu gehört zum Beispiel, dass kleine Post-It-Zettel in Wörterbüchern, Formelsammlungen und Lektüren nicht gestattet sind und man in den Büchern nur markieren darf, aber keinesfalls Notizen machen darf. So beziehen sich z.B. auch die Themen für die Mündlichen Prüfungen auf die 4 Halbjahre von den Jahrgangsstufen 12 und 13.

Nun mussten wir allerdings schmerzlich erfahren, dass wir scheinbar die einzige Schule in unserem Umkreis sind, die sich an diese Richtlinien auch hält. Andere Abiturjahrgänge dürfen sich Seiten durch Post-Its markieren und können sich für ihre mündliche Abiturprüfung aus 4 Halbjahren eines raussuchen, welches dann Prüfungstthema ist.

Natürlich ist es da wahrscheinlich, dass die Schüler mit solchen "Vorteilen" vielleicht auch bessere Noten erhalten, weil sie sich z.B. beim Lernen auf genau dieses eine Thema konzentrieren konnten, während wir ALLES lernen müssen. Bei Universitäten, für die man einen NC benötigt, sind wir damit klar im Nachteil, was natürlich sehr ärgerlich ist.

Da frage ich mich doch: Wo ist da das Zentral-Abitur? Sowas kann man doch nicht Gleichberechtigung nennen. Unfair ist das!

» Cadda » Beiträge: 10 » Talkpoints: 7,03 »



So ganz fair finde ich das auch nicht. Mein Abitur habe ich damals vor 2 Jahren in Baden Württemberg geschrieben. Bei uns waren Post-Its erlaubt in den Formelsammlungen genauso wie Markierungen aber Notizen natürlich nicht. In der Mündlichen Prüfung konnte aber bei uns alles der letzten vier Halbjahre abgefragt werden. Soweit ich weiß wurde beziehungsweise wird das in den Schulen in der Nähe auch so gemacht. Vielleicht mal bei der Schulleitung nachfragen wieso das so ist und damit eventuell dem nächsten Abiturjahrgang damit helfen?

» 123wer » Beiträge: 14 » Talkpoints: 0,89 »


Mein Abitur ist zwar schon eine Weile her, auch außerhalb des Zentral-Abis, aber irgendwie kann ich mir das fast gar nicht vorstellen. Wir mussten auch sämtlichen Stoff für jedes Prüfungsfach lernen, auch für die mündliche Prüfung, ein Semester aussuchen gab es bei uns nicht. Bücher durften wir sowieso nicht verwenden, allerhöchstens Tafelwerke für die Naturwissenschaften oder Duden/Oxford für die Sprachen. Letztere wurden von der Schule gestellt.

Könnte mir höchstens vorstellen, dass in der Deutschprüfung entsprechende Bücher benutzt werden, die im Unterricht gelesen wurden, also so was wie Faust, Nathan der Weise oder ähnliches. Doch aus früheren Klausuren weiß ich auch, dass in diesen Büchern keine Notizen stehen und keine Markierungszettel angebracht werden durften. Ja sogar die Tafelwerke wurden auf zusätzliche Einträge kontrolliert.

Wenn das wirklich so ist, finde ich das schon ziemlich traurig, doch stellt sich mir die Frage, wie man dagegen vorgehen sollte. Anscheinend wissen andere Schulen wie weit sie die Regeln ausdehnen können und lassen das auch gerne zu, sonst würden sie das wohl kaum so handhaben. Ohne jemanden was vorwerfen zu wollen, bringt ein guter Abiturdurchschnitt ja auch ein gewisses Prestige für die entsprechende Schule, jedoch wäre es schade, wenn andere Schüler in ihrem Abschluss dadurch benachteiligt würden.
Deswegen kann ich die Aufregung gut verstehen. Mit gleichberechtigtem Zentralabitur hätte das dann wirklich wenig zu tun.

» Serafim » Beiträge: 18 » Talkpoints: 15,57 »



Vielleicht mal bei der Schulleitung nachfragen wieso das so ist und damit eventuell dem nächsten Abiturjahrgang damit helfen?


Wir haben unseren Schulleiter als Deutschlehrer und haben schon ganze Deutschstunden lang mit ihm darüber diskutiert. Er ist natürlich der Meinung, dass man sich an die Vorschriften zu halten hat und das ist ja natürlich auch richtig so.

Mit unserem Mathelehrer haben wir auch schon oft darüber geredet. Haben ihm erzählt, dass unsere Schule oft schon angeschwärzt wurde, weil bei uns so viele so gut abschneiden würden (Dazu muss ich sagen, dass wir eine Private Mädchenschule sind und nunmal wirkliche Genies unter uns sitzen haben, sodass in jedem Jahr ein bis zweimal ein Durchschnitt von 1,0 dabei ist). Wie schon gesagt, werden die Regeln bei uns pinibel eingehalten und diese Vorwürfe sind nicht ernstzunehmen. Da meinte unser Mathelehrer wir söllten einfach die anderen Schulen beim Schulamt melden, damit bei denen strenger kontrolliert würde. Das werden wir mit Sicherheit nicht machen, aber fair wäre es eigentlich schon.. :lol:

» Cadda » Beiträge: 10 » Talkpoints: 7,03 »



Cadda hat geschrieben:Neulich habe ich meine schriftlichen Abitur-Prüfungen geschrieben. Da ich in Hessen wohne - Zentralabitur. Sprich: alles Gymnasien in Hessen bekommen diese Aufgabenvorschläge. Selbst die Lehrer wissen erst an dem Tag der Prüfungen, was dran kommt. Das ist auch nicht das Problem. Unsere Schule geht mit den Richtlinien des Kultusministeriums sehr streng um. Es ist nur das erlaubt, was tatsächlich erlaubt ist. Dies gilt sowohl für die schriftlichen als auch für die mündlichen Prüfungen. Dazu gehört zum Beispiel, dass kleine Post-It-Zettel in Wörterbüchern, Formelsammlungen und Lektüren nicht gestattet sind und man in den Büchern nur markieren darf, aber keinesfalls Notizen machen darf. So beziehen sich z.B. auch die Themen für die Mündlichen Prüfungen auf die 4 Halbjahre von den Jahrgangsstufen 12 und 13.


Deine Schule geht mit den Regeln des Kulutsminiseriums nicht streng um, sondern befolgt sie einfach, so wie alle anderen Schulen das auch machen. Sorry, aber es ist doch total normal, dass man sich jetzt nicht mit einem Buch voller Notizen setzen und schreiben darf und von den Gymnasien, von denen ich bislang gehört habe, werden die Bücher vor dem Abitur auch immer kontrolliert. Und zu deiner Information, Post-Its sind nach Abiturregelungen nicht verboten. Ich weiß nicht, wieso ihr keine benutzen dürft, aber Notizzettel in den Lektüren und so weiter, sind definitiv erlaubt, solange man eben nichts draufschreibt. Das hat noch keiner verboten, deswegen hört sich das für mich nach einer Regelung an, die eure Schule vielleicht selbst beschlossen hat oder so, es steht auf jeden Fall nichts davon in den Abiturregelungen.

Weiterhin ist es meines Wissens nach auch erlaubt, sich mit dem Lehrer auch ein zu schreibendes Thema zu einigen. Bei uns im Mathe LK läuft das dann etwa so, dass der Lehrer eben weiß, wir haben Stochastik, Geometrie und was weiß ich noch gemacht und im Abitur werden drei Vorschläge gemacht. Wenn der LK nun bei Stochastik schlechter abgeschnitten hat, als bei Geometrie, dann ist es doch irgendwie logisch, das der Lehrer uns keine Stochastik Abiturklausur rienwürgen wird, wieso sollte er das tun? Er sagt dann, Leute, bereitet euch auf Geometrie und Analysis vor. Und auch das ist nicht verboten.

Demnach dürfen wir uns nicht nur die mündlichen, sondern auch die schriftlichen Klausuren aussuchen. Und auch das ist meines Wissens nach nicht groß verboten, was für Themen dran kommen, kann man sich ja denken und sich da mit Rücksicht auf den Durchschnitt des Kurses zu einigen, dürfte nicht schwierig sein.

Große Vorteile bringen dir Post-Its nicht, aber wenn dich das so nervt, dann solltest du meiner Meinung nach schon die Lehrer darauf aufmerksam machen, dass es eine solche Regelung nicht gibt. Vielleicht kommt es auch wirklich nur auf die Lehrer an, ob diese sich zuliebe des Kurses auf ein Thema einigen oder nicht, aber soviel ich weiß, ist auch das nicht verboten. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du dich doch selbst beim Schulministerium informieren und mitunter deinen Mitschülern einen Gefallen tun.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Bei meinem Abitur wurden auch im gesamten Bundesland die gleichen Klausuren geschrieben. Die heute so beliebten Klebezettelchen waren damals noch kein Thema, deshalb weiß ich gar nicht, ob es erlaubt war oder nicht. Markierungen durften wir machen, aber keine Notizen. Markierungen darf man aber ja nur in eigenen Büchern machen, deshalb war die Zahl der Büchern arg eingeschränkt, wo Markierungen gingen.

Wenn man so etwas nach den Prüfungen erfährt, dann ist das ärgerlich und dann regt man sich darüber auf. Es gibt aber leider nicht viele Möglichkeiten. Natürlich könntest Du die anderen Schulen anschwärzen, aber erstens fehlen Beweise und zweitens bringt es Dir auch nichts. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn eine Schule gegen die Regeln verstoßen hat, ob dann nur diese Schule die Klausuren nochmal schreiben muss oder alle Schulen, weil es ja Zentralabitur ist. Aber in beiden Fällen hast Du keinen Vorteil.

Außerdem stellt sich die Frage, ob Du einen Vorteil hättest, wenn Du Klebezettel verwenden dürftest und ob sich dieser Vorteil auf die Note in der Prüfung ausgewirkt hätte. Denn nur dann wäre es relevant. Bei den mündlichen Prüfungen ist es natürlich ein Unterschied, ob man 4 Halbjahre oder nur eines wissen muss. Die Frage ist aber, ob bei den anderen Schulen, wo man nur eines lernen muss, dann schwerere Fragen gestellt werden. Denn schließlich haben sie einen gewissen Vorteil durch die Begrenzung des Stoffes. Insofern wäre noch zu klären, ob sie die gleichen Fragen gestellt bekommen und bei gleichen Antworten im Vergleich zu einem Schüler Deiner Schule seine schlechtere Note bekommen. Denn dann hättest Du auch keinen Nachteil.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Crispin hat geschrieben:Weiterhin ist es meines Wissens nach auch erlaubt, sich mit dem Lehrer auch ein zu schreibendes Thema zu einigen. Bei uns im Mathe LK läuft das dann etwa so, dass der Lehrer eben weiß, wir haben Stochastik, Geometrie und was weiß ich noch gemacht und im Abitur werden drei Vorschläge gemacht. Wenn der LK nun bei Stochastik schlechter abgeschnitten hat, als bei Geometrie, dann ist es doch irgendwie logisch, das der Lehrer uns keine Stochastik Abiturklausur rienwürgen wird, wieso sollte er das tun? Er sagt dann, Leute, bereitet euch auf Geometrie und Analysis vor. Und auch das ist nicht verboten.


Aber wo ist das denn ein Zentralabitur, wenn am Ende doch jeder Lehrer Einfluss auf die Prüfungsthemen und -aufgaben nehmen kann? Der Sinn des Zentralabiturs ist doch gerade eben, dass man sich nicht irgendein Thema aussuchen kann, auf das einen der Lehrer dann besonders vorbereiten kann. Bei uns sah dass im Mathe Abitur dann so aus, dass jeder Schüler eine Analysis, eine Analytische Geometrie und eine Stochastik Aufgabe lösen musste. Dabei standen für alle Schüler des Bundeslandes zu jedem Aufgabengebiet jeweils 2 Aufgaben zur Auswahl, von denen man dann eine wählen konnte. Aber nur weil es einem Lehrer oder einem Kurs nicht gelungen war eine der Themengebiete nicht ausreichend zu behandeln, konnte man deswegen kein Thema unter den Tisch fallen lassen.

Genau sowas würde ich bei einem Abitur auch schon etwas fragwürdig finden. Zum einen soll das Abitur als Abschluss ja einen gewissen Wissensstand in der Breite darstellen und nicht zeigen, dass man wenige Themengebiete herausragend gut beherrscht. Und auch die Vergleichbarkeit der Abschlussprüfungen leidet ja enorm darunter, wenn nicht mehr alle Schüler die gleichen Arbeiten schreiben bzw. sich die besten Themengebiete raussuchen können und darauf vorbereitet werden.

Bei uns war es daher in den schriftlichen Prüfungen so, dass alle Schüler des Landes die gleichen Aufgaben bekommen haben und alle die gleichen Vorraussetzungen hatten. Damit ist es dann dem Schüler überlassen ob er nun alles lernt oder etwas auf Risiko geht und Themen weglässt. Das ging bei uns zum Beispiel in Geschichte. Es gab in den 4 Halbjahren 4 verschiedene Themen und es wurden vom Kultusministerium 3 Prüfungsthemen vorgegeben, von denen nur eines bearbeitet werden musste. Man konnte sich also mit hoher Sicherheit ausrechnen, dass 2 Halbjahre lernen reichen würde, um wenigstens ein Themengebiet zu erwischen, wenn man im Gegenzug in Kauf nimmt, dass man dann eventuell keine echte Auswahl mehr hat. Aber das war eben für alle Schüler gleich.

Nur bei den mündlichen Prüfungen hätten unsere Lehrer den Stoff einschränken können, da diese Prüfungen von der Schule bzw. den Lehrer organisiert wurden. Aber zumindest in meinen beiden mündlichen Prüfungen gab es keine Einschränkung, sodass da auch alles gelernt werden musste, da man da auch nichts mehr wirklich wählen konnte. Da wurde ein Zettel mit dem Thema gezogen, nur in Mathe gab es keine Umschläge, da wurden die Zettel einfach nur umgedreht und da die Sonne günstig stand, schimmert etwas der Aufgaben durch, sodass man sie zumindest thematisch einigermaßen einordnen konnte. Aber es stand alles zur Auswahl und meine Lehrer meinten da auch nicht, nimm mal den oder den Zettel.

Ob nun Post-Its bei uns erlaubt waren, weiß ich gar nicht mehr, da ich die eh nie benutzt habe und ich auch nicht wüsste, was mir unbeschriftete Post-Its bringen sollten. In einigen Fächern hat man sowieso Bücher mit denen mal arbeiten darf und Formelsammlungen für Mathe bringen da auch nicht viel. Da klebst du ja jede Seite nachher voll und weißt gar nicht mehr, welcher Post-It da auf das gerade gesuchte verweisen soll.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei meinem Abschluss der zehnten Klasse war das noch Zentraler. Denn da gab es in der DDR nur eine Zentrale, welche Prüfungsfragen ausgab und die gingen an alle Schulen. Egal ob eben zehnte Klasse oder Abitur. Da wurden auch die Umschläge mit den Fragen am Prüfungsmorgen erst in der Schule abgegeben.

Bei der mündlichen war es zum Beispiel in Biologie damals so, das wir nur zwei Prüflinge waren. Da wurden aus den letzten drei Schuljahren jeweils ein Thema pro Schuljahr ausgesucht, wobei dann jeder seinen Favoriten benennen durfte. Sprich habe mich nur auf zwei Themen vorbereiten müssen. Meine Klassenkameradin eben auch zwei Themen, wobei jeder seinen Favoriten und ein Ausweichthema hatte. Wir hatten da halt einen guten Draht zur Biologielehrerin.

In Deutsch konnte man dann wiederum nur ahnen mit was man dran kommen könnte und musste eben auch alles lernen. Es kommt eben auch darauf an, wie ein Lehrer die Richtlinien umsetzt. So wie es bei euch zwischen den Schulen unterschiede gibt, machen das eben auch verschiedene Lehrer unterschiedlich.

Klar kann es dazu führen, das euere Abschlusszeugnisse damit etwas schlechter ausfallen, wie bei denen, wo die Schulen das lockerer gestalten. Aber ändern kann man es eben nicht, sondern nur versuchen das Beste daraus zu machen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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