Zusammenhang zwischen Armut und Kindesmisshandlungen
Man kann nicht alle einkommensschwachen Familien pauschal verurteilen, sie würden ihre Kinder misshandeln, das gleich mal vorne weg. Aber es gibt einen Zusammenhang und der darf nicht aus irgendwelchen politischen Gründen verschwiegen werden.
Es gibt eine Studie aus Berlin, die belegt, dass in unserer Hauptstadt die Quote für Misshandlungen bei Kindern vierfach höher ist als im Rest der Republik. Auf 100.000 Einwohner kommen insgesamt 17 Fälle von Misshandlungen, auf Platz 2 folgt Rheinland-Pfalz mit 6 Fällen je 100.000 Einwohner. Bayern und Baden-Württemberg führen die Liste mit nur 2 Fällen an.
Was fällt nun alles genau unter Misshandlungen? Dies klärt der Paragraph 225 des Strafgesetzbuches (Paragraph am Ende angefügt), zusammengefasst kann man sagen, dass alle Handlungen, die einem Schutzbefohlenen Schaden zufügen darin zusammengfasst sind. Einige Beispiele aus der Praxis sind z.B. der Entzug von Nahrung oder Schläge. Grausam, aber leider immer wieder dabei das Ausdrücken brennender Zigaretten, selbst Auspeitschen gibt es und auch sehr oft das hinunterstoßen von Treppen.
Der Berliner Kinderschutzbund sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der enormen Anzahl sozialer Brennpunkte in der Stadt und der Gewalt gegenüber Kindern. Viele Eltern würden nach langer Arbeitslosigkeit oder anderen langanhaltenden schwierigen Phasen zuerst sich vernachlässigen und im nächsten Schritt dann auch die Kinder nicht mehr berücksichtigen. Anders erklären es sich die offiziellen der Stadt: Berlin gehe offensiv mit dem Thema um, habe eine eigene Hotline und daher auch mehr Entdeckungen.
Dieser Theorie kann ich mich aber nicht wirklich anschließen. Armut führt in vielen Fällen zur Vereinsamung, man möchte vielleicht aus Scham oder man kann es sich eben nicht mehr leisten am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Diese Vereinsamung führt dazu, dass die Kontakte zur Außenwelt abbrechen, die Isolierung der Personen weiter fortschreitet und letztlich damit eine gesellschaftliche Kontrollwirkung ausbleibt.
Gekoppelter mit der Aussichtslosigkeit nach langjähriger Arbeitslosigkeit als ein Beispiel schreitet oft eben auch die eigene Vernachlässigung rapide voran. Aus der Jeans wird der Trainingsanzug, aus dem Mineralwasser auch tagsüber mal ein Bier. In dem Zustand verliert man dann letztlich auch den Bezug zu den Kindern, es fehlt auch hier jede Kommunikation und die Kinder werden dann oft in der letzten Phase vor den Misshandlungen als Schuldige für die eigene Situation ausgemacht.
Passend dazu finde ich die Diskussion, die Oswald Metzger, frischer Ex-Grüner angestachelt hat. Nachdem es Modelle gibt, die jedem Bürger eine Grundsicherung zusichern wollen, lehnt er dies ab, weil diese staatliche Sicherung zu wenig Anreiz schafft das eigene Leben dann noch selbst in die Hand zu nehmen. Nachvollziehbar wird dies an den Zahlen von Kindern aus Sozialhilfe-Familien. Sie werden leider größtenteils ebenfalls wieder in der Sozialhilfe landen. Eine Möglichkeit wäre aus meiner Sicht die Ganztagsschule, das dreigliedrige Schulsystem solle aber in jedem Fall bestehen bleiben.
Vor ein paar Jahren hat ein österreichischer Wissenschaftler den Begriff Kevinismus geprägt. Heute findet man darunter bei wiki & Co. eine völlig unzureichende Definition. Das Problem ist eben nicht nur die Namensgebung, sondern auch Art und Weise der Namensvergabe und der damit verbundene Hintergrund, das komplette gesellschaftliche Umfeld. Auch hier gilt, bitte falls jemand einen Namen hat, der in die Richtung weist: es gibt auch immer positive Ausnahmen.
Aber es gibt eben leider auch Kriterien, die bei der Namensvergabe bereits signalisieren, wie das Umfeld so ist. Wer mag kann sich einfach mal ein paar Namen überlegen, auch gerne welcher seiner Eltern oder Großeltern und das mit den heutigen Namen vergleichen. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat dazu auch eine Hitliste erstellt. Die Kevinismus-Ergänzung sollte nur als Einschub dienen, ich denke, dass sich so jeder selbst ein Bild zwischen Ursache und Wirkung erstellen kann.
Aber zurück zu den Ursachen der Kindesmisshandlungen und den Gründen, warum dies nicht politisch korrekt ist sie zu nennen. Stellt man die These auf, dass sozial schwache häufiger alkoholkrank sind, dann wird man natürlich Protest ernten. Behauptet man hingegen, dass einsame Menschen eher an Alkoholismus leiden, dann erntet man Zustimmung. Verknüpft man aber nun die beiden Aspekte, also die Tatsache, dass soziale schwache sich von der Gesellschaft verabschieden und eher vereinsamen, dann landet man bei dem Ergebnis: je ärmer umso eher anfällig für Alkohol.
Finanzielle Armut ist bei uns sehr oft gleichbedeutend mit geringer Bildung, kann man auch umdrehen. Da in unserem Schulsystem aber die Chancen solzialschwacher sehr schlecht sind, kann man damit sogar prima einen Zusammenhang steigender Jugendkriminalität aus sozial schwachen Familien herleiten. Und das Ergebnis: geringe Bildung führt zu Alkoholismus und Gewalttätigkeit auch gegenüber Schutzbefohlenen.
Und warum ist sowas nach politisch gern gesehen? Dies würde ja bedeuten, dass die ganze Sozialpolitik nicht funktioniert, dass das Wertesystem mit der Familie im Mittelpunkt gescheitert ist, dass unser Schulsystem den Anforderungen nicht gewachsen ist, dass die Gesellschaft in ihrer Gesamtverantwortung dem nicht Rechnung tragen kann, dass die Abspaltung in Splittergruppen immer weiter voranschreitet und es nur noch um Interessengruppen geht.
Ein Eingeständnis, zu dem die Politik sicher nicht in der Lage ist, stattdessen aber mit solch absurden Vorschlägen, wie Kinderrechte ins Grundgesetz populistisch Handeln vortäuscht. Die Gesellschaft trägt einen großen Teil der Verantwortung und muss nun die Zeche dafür zahlen, dass sie sich von dieser Verantwortung mit Geld freikaufen wollte, was nicht geht.
Zum Nachlesen aus dem Strafgesetzbuch:
§ 225 Misshandlung von Schutzbefohlenen hat geschrieben:(1) Wer eine Person unter achtzehn Jahren oder eine wegen Gebrechlichkeit oder Krankheit wehrlose Person, die
1.seiner Fürsorge oder Obhut untersteht,
2.seinem Hausstand angehört,
3.von dem Fürsorgepflichtigen seiner Gewalt überlassen worden oder
4.ihm im Rahmen eines Dienst- oder Arbeitsverhältnisses untergeordnet ist,
quält oder roh misshandelt, oder wer durch böswillige Vernachlässigung seiner Pflicht, für sie zu sorgen, sie an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.
(2) Der Versuch ist strafbar.
(3) Auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr ist zu erkennen, wenn der Täter die schutzbefohlene Person durch die Tat in die Gefahr
1.des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung oder
2.einer erheblichen Schädigung der körperlichen oder seelischen Entwicklung
bringt.
(4) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu erkennen.
Das ist ganz ganz schrecklich und ich bin immer wieder überrascht davon, wie grausam Eltern (!) sein können. Dem eigenen Kind solche Qualen zuzumuten, möglicherweise den sicheren Tod des Kindes in Kauf zu nehmen, ist einfach unglaublich für mich.
Ich denke es gibt einen recht einfachen Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen 'Schicht' und den Misshandlungen. Ich stell mir einfach immer vor, dass eine Familie im Plattenbau lebt, irgendwo im Osten (das ist jetzt ein klischeehaftes Beispiel, dessen bin ich mir bewusst), und beide Eltern haben vielleicht seit Jahren schon keine Arbeit mehr. Die Frau wurde früh Mutter, die Familie hat kaum Geld, lebt fast schon in Armut, der Vater trinkt vielleicht, die Mutter auch, und die Eltern leben in einem Trott aus Suff und, bestimmt auch oft, aus Drogen.
Die Kinder sind einfach nur noch so eine Nebenerscheinung, die nervt. Die einen daran hindert, dass man tun und lassen kann, was man möchte, weil sie Ansprüche haben, immer etwas möchten, weil sie Lärm machen und weil sie Dreck machen und so weiter. Ich denke, es passiert oft, dass Eltern dann mit der Zeit und nach Jahren des Alkohol- und Drogenkonsums gar nicht mehr wissen, was sie tun. Für die ist das keine große Sache, weil sie sowieso psychisch krank sind.
Sippschaft hat geschrieben:Ich stell mir einfach immer vor, dass eine Familie im Plattenbau lebt, irgendwo im Osten (das ist jetzt ein klischeehaftes Beispiel, dessen bin ich mir bewusst), und beide Eltern haben vielleicht seit Jahren schon keine Arbeit mehr.
Im Osten kannst Du getrost weglassen, soziale Brennpunkte gibt es mittlerweile in der ganzen Republik. Auch dort gibt es Langzeitarbeitslose.
Sippschaft hat geschrieben:Die Kinder sind einfach nur noch so eine Nebenerscheinung, die nervt. Die einen daran hintert, dass man tun und lassne kann, was man möchte, weil sie Ansprüche haben, immer etwas möchten, weil sie Lärm machen und weil sie Dreck machen und so weiter.
Das trifft dann aber auch für die so genannte Wohlstandverwahrlosung zu. Bloß ist bei wohlhabenden Familien eher seelische Verwahrlosung der Kinder an der Tagesordnung. Gewalt gibt es dann doch eher bei den finanziell schlechter gestellten Familien. Die sind meist weniger gebildet und denen ist in der Kindheit oft ähnliches passiert, diese Eltern wissen oft gar nicht, dass es auch anders geht. Außerdem ist das Schamgefühl bei den gebildeten Familien meines Erachtens höher, diese lassen sich dann doch nicht so schnell und so sehr gehen.
Was die Stadt Berlin angeht: da liegt die Wahrheit wohl in der Mitte: viele soziale Brennpunkte bedeuten mehr Gewalt auch gegen Kinder. Die Hotline Kinderschutz macht die Meldung einfacher und hilft damit wohl wirklich mehr Fälle von Vernachlässigung auch in frühen (für die Senationsgierigen uninteressanten) Stadien aufzudecken.
Ja, natürlich hat Armut auch etwas damit zu tun, bloß ist es nur ein Faktor von vielen. Wie war die Jugend der Eltern? Haben sie eine Erziehung genossen beziehungsweise haben sie auch täglich Gewalt erleben müssen? Dann wie sieht es mit den psychischen Stabilität beider Elternteile aus, schließlich schlagen nicht nur Väter auch Mütter haben ein hartes Händchen. Alles Fragen die darüber Aussagen wie sehr und oft die Misshandlung von Kindern stattfindet.
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