Nazi im entfernten Bekanntenkreis - wie verhalten?

vom 28.03.2011, 01:38 Uhr

Das du diesen Typen aus deiner Facebook Freundschaftsliste ausgesperrt hast, war immerhin schon ein Schritt, auch wenn dieser es vielleicht gar nicht bemerkt hat, da man da schließlich keine Mittlung oder so bekommt, der freund ist einfach weg und man hat einen weniger. Aber er hat auch deinen Post gelesen und gelöscht, das war meiner Meinung nach schon eine klare Ansage von dir, auf die der Typ mit Ablehnung reagiert hat und somit kennt er wohl auch deine Einstellung zu diesem Thema und wird nicht überrascht sein, wie immer du dich auch bei eurem Wiedersehen verhältst. An sich finde ich deine Reaktion bis hierher aber durchaus angemessen, das aussperren von Freunden bei Facebook ist an sich auch unter der Teenie Generation sehr verbreitet, wo diese das aber nutzen, um auszudrücken, das sie auf jemanden sauer sind oder so, nur bei Menschen wie dir kommt das meiner Meinung nach schon sehr direkt als ein Zeichen der Ablehnung an, da du keiner bist, der nach Lust und Laune seine Freunde ändern dürfte.

Wie man sich bei einem direkten Konflikt verhält, dass kann dir sicherlich keiner raten, denn wer weiß schon, wie der Typ reagieren wird. An sich aber würde ich mich unauffällig verhalten, ich wäre nicht unhöflich, sondern würde ganz normal grüßen und so weiter, aber ich würde mich vermutlich nicht auf Gespräche einlassen wollen und würde ablehnend reagieren, wenn der Typ mit Smalltalk anfängt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser sich dir gegenüber aber auch eher zurückhaltend verhalten wird, ist meiner Meinung nach sehr groß, weil er deine Meinung kennt. Und wenn er nicht gerade zu der Sorte gehört, die gleich auf einen los geht, wenn man nicht seiner Meinung ist (und das glaube ich nicht, denn sonst hätte er sehr viele Gegner), dann dürfte das Treffen an sich eigentlich sehr harmlos verlaufen, ich würde mir da mal keinen großen Kopf machen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich finde, das du solltest da nicht zu voreilig handeln, denn als du noch nicht von seinen Neigungen zu der rechten Szene wusstest, war er doch für dich, so wie du schreibst, ein guter Bekannter, den du sehr sympathisch fandest oder täusch ich mich da? Du bist anscheinend politisch eher links angehaucht und das das zwei sehr unterschiedliche Meinungen vorprogramiert, ist ja auch klar.

Aber deswegen gleich die Person dann aus dem Freundeskreis auszusortieren, finde ich schon sehr albern und zeugt nicht grad von Reife. Du hast ihn doch als Mensch kennengelernt und es schien ja auch so, als würdest du dich gut mit ihm verstehen und nur weil ihr zwei politische unterschiedliche Meinungen vertretet, auf eine Freundschaft zu verzichten, ist echt schade.

Dein Bekannter scheint ja auch kein Problem damit zu haben, das du da anders tickst, also warum machst du da so ein Problem raus? Ich selber bin auch eher rechts angehaucht, habe aber auch Freunde, die eine ganz andere politische Meinung wie ich vertreten, aber deswegen würde ich nie Abstand von ihr halten. Mann kann das ja auch trennen und sich halt dann nicht über politische Dinge unterhalten. Dann ist halt dann die Freundschaft im Vordergrund wenn man sich sieht und wenn man dann nicht im Kontakt steht, kann ja jeder seiner Neigung nachgehen.

Ich finde, man sollte in der heutigen Zeit einfach viel toleranter miteinander umgehen und nicht immer alles gleich in eine Schublade stecken. Man kann sich ja auch mal den Standpunkt des anderen erklären lassen und versteht denjenigen dann evtl. auch besser. Man mus es ja nicht nachleben, aber tolerieren ist ja wohl angebracht.

Benutzeravatar

» Chrissiger » Beiträge: 1296 » Talkpoints: -2,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Chrissiger hat geschrieben:Also ich finde, das du solltest da nicht zu voreilig handeln, denn als du noch nicht von seinen Neigungen zu der rechten Szene wusstest, war er doch für dich, so wie du schreibst, ein guter Bekannter, den du sehr sympathisch fandest

So wie ich das gelesen hatte, war es eben ein Bekannter. Mehr nicht - und zu Beginn kann man unvoreingenommen mit dem reden. Mit voreilig hat das daher nicht wirklich was zu tun.

Chrissiger hat geschrieben:oder täusch ich mich da?

Niemand wird jemandem verübeln, wenn man sich situationsbedingt anpassen (oder verstellen) kann. Das hätte was mit Täuschung zu tun, ändert aber dann nichts an den Konsequenzen, wenn man die Person dann unverstellt kennen lernt.

Chrissiger hat geschrieben:Du bist anscheinend politisch eher links angehaucht und das das zwei sehr unterschiedliche Meinungen vorprogramiert, ist ja auch klar.

Es geht hier aber nicht "nur" um Meinungen, welche die Lieblingsautomarke betrifft. Die Gesinnung bestimmt ein klein wenig mehr - nämlich die Sicht des Lebens. Dabei kann keine Unterscheidung gemacht werden zwischen "Politisch" und "Privat". Denn letztlich ist alles Politisch. Ganz gleich, ob man will oder nicht.

Chrissiger hat geschrieben:Aber deswegen gleich die Person dann aus dem Freundeskreis auszusortieren, finde ich schon sehr albern

Es ist nicht "albern" sondern konsequent. Wenn hier jemand mit der 88 eine klare Botschaft über sich in die Welt posaunt, dann kann kein Mensch der dem nicht recht gibt, hier versuchen, eine Art "Freundschaft" aufzubauen.

Chrissiger hat geschrieben:und zeugt nicht grad von Reife.

Auf der einen Seite ist jemand, der sich bestürzt darüber zeigt, dass jemand mit der 88 hausieren geht (in genau der rechtsradikalen Absicht, wie es verstanden wird) und auf der anderen Seite ist eben diese Person, welche die 88 vereinnahmt. Und jetzt findest Du ist die entsetzte Person "unreif"?

Chrissiger hat geschrieben:Du hast ihn doch als Mensch kennengelernt und es schien ja auch so, als würdest du dich gut mit ihm verstehen

Das Problem ist, dass man solchen Menschen in der Situation allein und ohne deren Horde begegnet. In der jeweiligen Gruppe würde man wohl in jedem Fall die Straßenseite wechseln, um den Personen nicht zu begegnen.

Chrissiger hat geschrieben:und nur weil ihr zwei politische unterschiedliche Meinungen vertretet, auf eine Freundschaft zu verzichten, ist echt schade.

Schade finde ich, dass Du die Tragweite nicht verstehst, die es hat, wenn sich jemand auf diese Art zur rechten Szene gehörend outet. Noch mal: das sind keine einfachen "unterschiedlichen Meinungen". Auf der einen Seite ist einer, welcher aus seiner menschenverachtenden Gesinnung keinen Hehl macht. Und die "unterschiedliche Meinung" würde massiv in die Beziehung rein spielen, wenn der Threadersteller Ausländer, Homosexuell, Punk, Jude oder Farbiger wäre.

Chrissiger hat geschrieben:Dein Bekannter scheint ja auch kein Problem damit zu haben, das du da anders tickst, also warum machst du da so ein Problem raus?

Das Problem ist doch offensichtlich auf der anderen Seite. Und offenbar ist hier das Problem darin begründet, dass aus einem Missverständnis heraus die Gegenseite glaubt, einen Gesinnungsgenossen gefunden zu haben.

Chrissiger hat geschrieben:Ich selber bin auch eher rechts angehaucht, habe aber auch Freunde, die eine ganz andere politische Meinung wie ich vertreten, aber deswegen würde ich nie Abstand von ihr halten.

Eigentlich ist das mindestens Blödsinn. Aber die "freie Meinung" ist nun mal nicht aufzuhalten. Ich stelle mir da mal die Frage, was deine Freunde zu dem tätowierten Hakenkreuz auf deiner Brust sagen - oder was verstehst du unter (der fragwürdigen Aussage) "eher rechts angehaucht"?

Chrissiger hat geschrieben:Mann kann das ja auch trennen und sich halt dann nicht über politische Dinge unterhalten.

Das ist quatsch! Aber vielleicht bis du in der Lage zu so einer Differenzierung. Vielleicht dazu ein konstruiertes Beispiel: du gehst mit einem libanesischen Kumpel die Straße entlang, triffst dabei deinen rechten Freund und ihr unterhaltet euch - etwas später erfährst du, dass der libanesische Freund vom rechten Freund (und seinen Kameraden) krankenhausreif geprügelt wurde. Wie findet nun die Trennung zwischen politischem und alltäglichem Leben statt? Wobei es nicht mal so extrem sein muss: der rechte Freund organisiert eine Demo, auf der gefordert wird, dass Leute wie dein libanesischer Freund abgeschoben werden soll. Oder aber es wird in vertrauter Runde nur darüber phantasiert, was man mit Ausländern machen sollte.

Chrissiger hat geschrieben:Dann ist halt dann die Freundschaft im Vordergrund wenn man sich sieht und wenn man dann nicht im Kontakt steht, kann ja jeder seiner Neigung nachgehen.

Vielleicht solltest du über deine Definition von Freundschaft nachdenken. Mir scheint es jedenfalls nicht sehr erstrebenswert zu sein, Menschen näher zu kennen, die in ihrer "Freizeit" Dingen nachgehen, die meinen Interessen entgegen stehen.

Chrissiger hat geschrieben:Ich finde, man sollte in der heutigen Zeit einfach viel toleranter miteinander umgehen

Schlimmer ist die gerne bemühte Toleranz, welche dann schlicht in Verharmlosungen endet.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^