Hebammenmangel durch Unterbezahlung und Haftpflichtbeiträge

vom 13.04.2011, 15:33 Uhr

Neulich habe ich ein Interview mit einer Hebamme gehört. Diese berichtete, dass in Deutschland zur Zeit ein massiver Hebammenmangel entsteht. Eine der Ursachen ist wohl ein neues Gesetz, das freischaffenden Hebammen aufzwingt, eine weitergehende Haftpflichtversicherung abzuschließen als früher. Das bringt natürlich mit sich, dass die Beiträge zu dieser Versicherung weit höher sind als früher.

Bis hier könnte man noch von der Hand weisen und sagen, dass in letzter Zeit vieles teurer geworden ist. Als ich allerdings gehört habe, dass der Stundensatz, den eine Hebamme ausgezahlt bekommt nur bei 7, 50 Euro liegt, habe ich das anders gesehen. Da zählt logischerweise mit dazu, dass ein großer Teil der Dienstzeiten der Hebammen in die Nachtschichten fällt und diese Frauen rund 50 Stunden pro Woche arbeiten, oftmals rund um die Uhr abrufbereit sind und eine qualifizierte Ausbildung genossen haben.

Da sich viele freiberufliche Hebammen diese Versicherung nicht mehr leisten können, werden wohl in immer mehr Hebammenpraxen die Möglichkeiten der Geburtsbetreuung wegfallen, denn diese Entwicklung hat bereits begonnen. Ich persönlich habe zwar nie in einer Hebammenpraxis entbinden wolle, ich finde es aber schade, dass diese Möglichkeit gerade am aussterben ist. So wird Schwangerschaft und Geburt immer mehr pathologisiert und die Hebammen, eine der ältesten Berufe der Welt, werden nach und nach entwertet. Meiner Meinung nach ist das absolut verwerflich. Wie seht ihr das?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich gehe davon aus, dass sich das auch wieder ändern wird. Schließlich werden Hebammen gebraucht. Nicht nur die Geburtsvorbereitungskurse sondern auch Nachsorge, Unterstützung bei Stillproblemen und Rückbildungskurse werden von freischaffenden Hebammen durchgeführt. Ich bin mir sicher, dass sich die Politik diesem Problem annehmen wird.

Allerdings muss ich sagen, dass die 7,50 € nicht gerade viel sind, wenn man noch die ganzen Nebenkosten, wie Miete der Praxisräume, Ausstattung, Technik, Auto und Kraftstoff und vieles mehr bedenkt. Wenn man beispielsweise schwanger ist, bereits Kinder hat, gesundheitliche Probleme während der Schwangerschaft hat und den Haushalt nicht mehr erledigen kann bzw. darf, dann bekommt man eine Haushaltshilfe angeordnet. Dies war bei mir der Fall, weil ich eigentlich hätte liegen sollen, aber durch meine große Tochter dies nicht die ganze Zeit konnte, mir aber durch die Haushaltshilfe wenigstens in der Woche der Haushalt abgenommen wurde. Die Krankenkasse hat damals auch nicht viel gezahlt. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wieviel es wirklich war, aber ich habe mich damals gefragt, wie der Pflegedienst davon überhaupt leben soll und nach Abzug sämtlicher Kosten für die Angestellte noch an Lohn übrig bleibt.

» floraikal » Beiträge: 1127 » Talkpoints: 2,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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