Beziehung und sich ändernde Gefühle: Lohnt sich das Kämpfen?

vom 23.02.2009, 18:10 Uhr

Ich bin hinsichtlich meiner Beziehung momentan ziemlich verwirrt und benötige ein paar Ratschläge bzw. einfach ein paar andere Sichtweisen. Ich rede mir entweder alles schön oder total schwarz. Mit ein wenig Abstand lässt sich die Sache sicherlich nüchterner bewerten.

Also, mein Freund und ich sind jetzt seit fast 9 Monaten zusammen und er ist definitiv der erste Partner, den ich mir als Ehemann vorstellen könnte. Die ersten Monate waren wie in fast jeder Beziehung sehr schön. Allerdings musste ich dann aus beruflichen Gründen umziehen, so dass wir seitdem eine Fernbeziehung führen und uns manchmal nur zwei, drei Tage im Monat sehen können. Vor allem in der letzten Zeit hatten wir wenig gemeinsame Tage zusammen. Ist natürlich schwierig, aber ich denke, dass der Zeitmangel ursächlich für ein paar Unstimmigkeiten war. Jetzt hat mein Freund eine Stelle in meiner Nähe in Aussicht und ich habe mich schon so gefreut, dass wir jetzt wieder eine richtige Beziehung führen können.

Aber dann kam dieses Wochenende und irgendwie sieht alles gerade ziemlich trüb aus. Mein Freund hat totale Zukunftsängste und befürchtet, dass er den Job nicht bekommen könnte. Somit hat er für die Beziehung derzeit den Kopf nicht frei und weiß so ziemlich gar nicht, was er eigentlich will. Er meint, seine Gefühle hätten sich verändert, aber ist das nicht in jeder Beziehung der Fall? Meine Gefühle haben sich ja auch verändert. Trotzdem liebe ich ihn immer noch. Leider weiß er noch nicht einmal, ob er sich in meiner Gegenwart wohl fühlt oder nicht. Er vermisst mich sehr, wenn ich nicht bei ihm bin, aber wenn ich da bin, dann ist ihm meine Nähe einfach zu viel. Jetzt habe ich ihm gesagt, dass ich ihm die Ruhe lasse, die er braucht. Er weiß, dass ich immer für ihn da bin, wenn er mich braucht und er sich melden soll, wenn er weiß, was er will. Er hat mir dann noch geschrieben, dass es ihn sehr beruhigt, dass ich für ihn da bin.

Naja, nun warte ich sehnsüchtig auf Nachricht von ihm und habe zu viel Zeit, um nachzudenken. Je nach Stimmungslage komme ich mal zu dem einen, mal zu dem anderen Ergebnis. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und das Warten macht mich total verrückt.

Wie seht ihr das? Hat unsere Beziehung noch eine Chance?

Danke,
Gigja

» gigja » Beiträge: 229 » Talkpoints: 19,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo gigja,

leider kann ich dir auch nicht sagen, ob für eure Beziehung eine Zukunft besteht oder nicht. Es ist durchaus möglich, dass dein Freund im Moment in seinem Kopf nur seine berufliche Zukunft herum schwirrt und dass er sich deshalb nicht auf dich konzentrieren kann. Andererseits kann das auch eine Ausrede sein - nämlich weil er spürt, dass du ihn immer noch sehr liebst und er dich mit einer Trennung nicht zu stark verletzen will.

Ich persönlich bin der Meinung, dass es zu einer Beziehung dazu gehört, dass man seine Sorgen und Probleme miteinander bespricht, sich trösten lässt, sich beim Partner dabei gut aufgehoben fühlt usw. Aus diesem Grund frage ich mich schon, warum er sich von dir soweit distanziert und deine Nähe als "zu viel" empfindet. Außerdem verstehe ich nicht, wie man jemanden vermissen kann, bei dem man nicht mal weiß, ob man sich in seiner Gegenwart wohl fühlt. In diesem Fall passen m.E. die Argumente ganz und gar nicht zusammen.

Dass du ihm die Möglichkeit gibst, sich bei dir zu melden, ohne ständig hinter ihm her zu telefonieren, ist sehr großherzig von dir. Aber ich empfehle dir, dich nicht ewig hinhalten zu lassen, sondern ihm nach einer angemessenen Bedenkzeit mal auf den Zahn zu fühlen. Es bringt zwar vermutlich nichts, ihm von jetzt auf gleich die berühmte Pistole auf die Brust zu setzen. Aber du darfst ihn ruhig wissen lassen, dass er dir mit seinem Verhalten auch weh tut.

Ich möchte dir auf jeden Fall den Tipp geben, dich nicht den ganzen Tag neben dein Telefon zu hocken oder alle fünf Minuten zu schauen, ob dein Handy angeschaltet ist. Auch wenn es schwer fällt, lenke dich so gut es geht ab, indem du viel mit Freunden unternimmst. Denn dich jetzt zu verkriechen und immerzu darüber nachzudenken, ob ihr noch eine Beziehung habt, bringt dich nicht weiter. Probiere stattdessen aus, wie sich dein Leben ohne ihn gestalten könnte. Wenn er sich dann entscheidet, doch dein Partner bleiben zu wollen, kannst du ihn immer noch in dein bestehendes Leben mit einbinden.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Ich finde es schon etwas fragwürdig, dass dein Freund bereits nach 9 Monaten Beziehung Zweifel bekommt und meint, dass sich seine Gefühl verändert haben. Er sagt ja auch, dass er nicht mehr weiß, ob er sich in deiner Gegenwart wohlfühlt. Ich finde, dass sowas nach einigen Jahren Beziehung mal durchaus vorkommen kann, aber schon nach 9 Monaten? Allerdings kann es ja auch sein, dass deinem Freund im Moment einfach alles zu viel ist. Eben durch die neue Arbeitsstelle bzw. ob er diese bekommt und es ist ja nicht nur damit erledigt. Er wird dann ja auch sicher umziehen müssen und sich eine Wohnung suchen oder er zieht zu dir. Dafür müsste er ja ein Stückchen seiner bisherigen Freiheit aufgeben. Und seinen Freundeskreis und vielleicht auch Familie verlassen. Daher könnte ich schon verstehen, wenn ihm im Moment alles zu viel ist und er den Kopf voller Gedanken hat.

Ich denke, dass du im Moment wirklich nicht viel mehr kannst, als ab zu warten. Und eben für deinen Freund dasein, wenn er dich denn braucht. Wenn er auf dich zukommt, kannst du mit ihm ja auch darüber reden, ob er Bedenken hat und wenn ja, welche. Aber du solltest jetzt nicht nur darauf warten, dass er sich meldet. Lenk dich wirklich ein bisschen ab und unternimm was. Vielleicht mit einer Freundin oder mach es dir einfach zu Hause gemütlich. Je mehr du auf seine Nachricht wartest, desto länger kommt es dir vor und du machst dir ja auch nur noch mehr Gedanken.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Bis jetzt hat sich mein Freund leider nicht bei mir gemeldet. Zum Glück habe ich mich bis jetzt noch so gut im Griff, dass ich ihn nicht anrufe oder eine SMS schicke. Jede Stunde, die ich länger warte, lässt meine Zweifel natürlich noch größer werden und mittlerweile denke ich, dass er nicht zu mir zurückkehren wird. Damit muss ich mich dann wohl oder übel abfinden.

Klar, wird sich für ihn durch Beruf etc. einiges verändern und wir hatten auch geplant zusammenzuziehen, wenn er seinen Job hier bei mir in der Nähe bekommt. Alles Punkte, die natürlich Fragen aufwerfen und die die Zukunft ungewiss machen.

Aber ich denke momentan einfach, dass er sich schon bei mir gemeldet hätte, wenn ich ihm noch etwas bedeute. Vor allem bin ich derzeit auch in einer Situation, die mich emotional sehr stark beschäftigt, so dass es natürlich schön wäre, wenn er für mich da wäre. Und das habe ich ihm auch gesagt. Trotzdem meldet er sich nicht. Irgendwie findet ich das ein wenig egoistisch.

Ich habe jetzt damit begonnen, mein Leben wieder mehr auf mich auszurichten und mehr zu unternehmen. Einerseits Ablenkung, andererseits um die Lücken zu schließen, die er hinterlassen hat. Sollte er noch zurückkommen wollen, dann muss sich zeigen, ob er sich noch in mein Leben integrieren kann. Die Gefühle werden sicherlich noch eine ganze Weile bleiben, aber auch das wird sicherlich irgendwann vorbeigehen und nicht mehr so weh tun.

» gigja » Beiträge: 229 » Talkpoints: 19,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Naja, eigentlich ist es ja kein Wunder, dass sich Gefühle verändern, wenn die Beziehungsform sich ändert. Das ihn die Nähe stört oder überfordert liegt wohl schlicht daran, dass eure Beziehung eben Aufgrund der Fernbeziehung technisch gesehen auf Abstand basiert und eben nicht auf Nähe.

Nun ist eben die Frage, ob du ihm soviel bedeutest, dass er eine richtige und nahe Beziehung mit dir führen will. Umgekehrt genau so. Du scheinst ja bei eurer Beziehung gefühlsmäßig noch in der Nahbeziehung zu stecken, während für ihn die Fernbeziehung gefühlsmäßig dominanter ist.

Da verwundert es dann ja auch nicht, dass er bezüglich der fraglichen beruflichen Zukunftsperspektive nicht auch noch Zeit hat, sich über die ungewisse Partnerschaftszukunft Gedanken zu machen. Beides hat ja in gewissem Maße existenziellen Charakter. Ohne Job ergeben sich für ihn eben gravierende Einschnitte in seiner Lebensführung. Eine Fernbeziehungspartnerin kann da gar nicht ausgleichend wirken.

Nun wirst du sagen, aber er arbeitet doch dann in meiner Nähe und es ist keine Fernbeziehung. Richtig, aber momentan bist du als Fernbeziehung präsent und nur so wirst du in seine Beurteilung der Situation einfließen können. Er wird nicht mit was sein könnte rechnen, sondern in seiner Rechnung taucht nur was auch gerade wirklich ist auf.

Manche Menschen kommen mit Fernbeziehungen nicht zurecht. Damit die Erfüllung in einer Beziehung finden und diese auch gestalten und leben können, brauchen die Nähe. Wieder anderen ist das nicht so wichtig, deren Beziehungen finden in der Vorstellung statt beziehungsweise leben dort weiter. Ist ok, wenn beide so sind. Ist einer in der Bezieung anders als der andere, dann sollte man Fernbeziehungen grundsätzlich vermeiden.

Meiner Meinung nach solltest du nicht mit Egoismus argumentieren. Du bist doch beruflich weggezogen, da war ja auch nicht die Beziehung im Vordergrund. Nun hast du dich entfernt und wirfst ihm vor, dass er die Nähe eines Menschen nicht mag, der ihn bereits einmal (zumindest physisch) verlassen hat. Würdest du die Nähe eines Menschen suchen, der auf deine Nähe mehr oder minder pfeift?

Klar, Beruf hier, Beruf da. Das ist immer eine willkommene Entschuldigung dafür, keinen Kompromiss eingehen zu müssen oder gar Nachteile in einer Beziehung in Kauf nehmen zu müssen. Aber wenn man sich schon für den Beruf entschieden hat, dann sei dem Partner doch gegönnt, sich gegen einen zu entscheiden. Wo bleibt denn da die Zukunftssicherheit, wenn bei jedem Jobangebot gleich die neue Fernbeziehung droht?

Schonmal aus der Warte drüber nachgedacht? Auch wenn es sicherlich vorab diskutiert wurde und einvernehmlich geschehen ist, du bist die Verursacherin der Entfremdung. Das ist nunmal der Sachzwang der sich ergibt, wenn einer die Koffer packt und in die Ferne geht. Das ist ja ganz klassisch, dass viele Ehen scheitern, wenn beispielsweise früher der Mann immer auf Dienstreise oder den ganzen Tag im Büro war.

Entfremdung bleibt Entfremdung, egal ob man unverheiratet ist oder nicht. Die Gründe dafür ändern auch nicht die Auswirkungen, die das automatisch mit sich bringt. Ich würde sagen, nicht dein Freund ist in Zugzwang jetzt etwas für die Beziehung zu tun, sondern ihr beide und zwar mit leichter aber bestimmter Schlagseite in deinen Verantwortungsbereich. Du musst mas bieten, denn du bist ja gegangen.

Menschen entwickeln sich, immerzu. Erlebt man Entwicklung nicht unmittelbar mit, dann können selbt kleine Veränderungen einen regelrechten Kulturschock auslösen. Das ist der Preis einer Fernbeziehung. Was in einer Nähesituation leicht hingenommen werden kann, kann in einer Fernbeziehung dazu führen, dass man den Partner nicht mehr wiedererkennt. Und der Partner erkennt einen auch nicht wieder beziehungsweise beruft sich auf die Erinnerung, quasi den Moment des letzten Zuwinkens am Bahnsteig.

Jetzt kommt es darauf an, ob ihr beide diesmal wirklich eine Beziehung führen wollt, an der sich der Alltag orientieren soll. Oder eben eine Beziehung, die sich an Umwelteinflüssen orientiert. Was ist wichtiger?

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallöchen!

Tja, du hast leider Recht: Aus einiger Entfernung lässt sich eure Beziehung tatsächlich nüchterner bewerten. Aber leider nicht nur nüchterner, sondern auch schlechter. Ich weiß gar nicht, wie oft ich diesen Satz in den knapp zwei Monaten, die ich hier jetzt schon registriert bin, geschrieben habe, aber trotzdem gilt immer noch, dass wir euch beide nicht in der Realität kennen, und somit können wir die ganze Lage natürlich auch viel schlechter einschätzen.

Erstmal, muss ich dir nochmal Recht geben. Während einer Beziehung verändern sich die Gefühle definitiv, vor allem auch dann, wenn man seinen Partner beziehungsweise seine Partnerin lange nicht mehr gesehen hat, oder ihm oder ihr allgemein nur noch sehr selten begegnet. Das ist ja bei euch der Fall. Und da ich auch schon einmal eine Fernbeziehung geführt habe, weiß ich genau wie sich das anfühlt.

Ich weiß nicht genau, wie ich das Verhalten deines Freundes deuten soll, aber ist es möglich dass er eventuell eine gewisse Angst vor einer gemeinsamen Zukunft mit dir hat? Das hört sich für mich nämlich schon irgendwie verdächtig danach an. Es könnte ja wirklich sein, dass ihm der bisherige Zustand mit der Fernbeziehung doch besser gefallen hat, als er eigentlich selber wusste, und sich nun von innen gegen diese neue Arbeit in deiner Nähe sträubt, weil die Arbeit anzunehmen bedeuten würde, dass sich etwas verändern würde.

Oder, das kann natürlich auch sein, vielleicht hat dein Partner ja auch einfach dasselbe Problem wie du, und seine Gefühle haben sich in dieselbe Richtung geändert wie deine. Oder in eine eine andere, das kann man wohl nicht so genau sagen. Jedenfalls, vielleicht ist er einfach nur verwirrt über diese neue Chance, dir wieder näher zu kommen, und dass seine Gefühle anders sind als früher gibt er doch sogar selbst zu. Vielleicht haben sie sich ja so verändert, dass er dich nicht mehr ganz so stark liebt, um mit dir zusammen ziehen zu wollen? Falls das so sein sollte, dann solltest du ihm deswegen aber auch nicht böse sein, schließlich geht es dir doch genauso und einen Vorwurf deswegen kann man in einer Fernbeziehung sowieso nicht bringen.

Viele liebe Grüße und jede Menge Glück mit deinem Freund wünscht porcelain! :D

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich kann man das nicht so sagen, da man euch beide nicht kennt. Deswegen kann man nur Vermutungen anstellen und ob die am Ende zutreffen, ist natürlich dann die Frage, was man natürlich nie weiß.

Generell würde ich mal sagen, dass dein Freund einfach momentan den Kopf so mit anderen Dingen voll hat, dass er nicht mehr wirklich weiß, was er nun machen soll. Das Jobangebot in deiner Nähe wird ihn sicherlich ziemlich aufwühlen, denn einerseits scheint es ihn zu freuen, wenn ihr Zeit miteinander verbringen könnt, andererseits ist er wohl auch ein wenig dadurch überfordert.

Ich finde es sehr gut, dass du ihm erst einmal Zeit anbietest, damit er sich nicht unter Druck gesetzt fühlt. Dann kann er in Ruhe darüber nachdenken, was er will und wie sein Leben weiter verlaufen soll, denn für ihn wird dieser Umzug einen riesigen Schritt bedeuten, den er wahrscheinlich nur wegen dir machen wird. Seine ganze Umgebung aufzugeben ist sehr schwer und erfordert manchmal viel Zeit um gründlich über diese Entscheidung nachzudenken.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass sich Gefühle in einer Beziehung verändern. Nach einigen Monaten sind meist die Schmetterlinge weg und man merkt entweder, dass man sich eben wirklich will und es auch passt, oder dass es nur die Schmetterlinge waren, die einen zusammen getrieben haben. Bei mir war es dann immer so, dass die Gefühle eher weggegangen sind, aber ich hoffe einfach mal für dich, dass das bei deinem Freund nicht der Fall ist und ihr euch bald wieder zusammen raufen könnt, auch wenn es im Moment ein wenig negativ aussieht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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