Lerntypen des eigenen Kindes herausfinden

vom 09.04.2011, 10:02 Uhr

Hallo,

ich bin zur Zeit in einer Maßnahme vom Amt tätig und dort hattenwir gestern so einen freien Beschäftigungstag angeschlagen, wo wir unter anderm auch das Thema "Wie lernt mein Kind am besten" besprochen hatten. Unsere Dozentin hat uns gesagt, das es dafür so einen Test gibt, indem man feststellen kann, welcher Lerntyp das eigene Kind ist.

Kinder lernen ja auf die unterschiedlichste Art und Weise und einige können halt besser lernen, wenn sie was hören oder lesen und andere halt besser, wenn sie schreiben, sehen oder malen. Dafür gibt es einen sogenannten Lern-Stern-Test, der einem anzeigt, wodurch das Kind nun besser und einfacher lernen kann. Wer Interesse an so etwas hat, kann sich gerne hier mal so einen Lernstern Test ansehen.

Ich finde sowas schon sehr interessant und wenn es dann wirklich hilft, das man dem Kind, das Lernen erleichtern kann, ist es doch wunderbar. Was haltet ihr selber von solchen Tests oder habt ihr schon Erfahrungen mit sowas gemacht? Würde mich über eure Meinungen und eigenen Erfahrungen sehr freuen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich halte eigentlich sehr viel davon, dass man versucht herauszubekommen, welcher Lerntyp das eigene Kind oder eben man selber ist. Ich war in der Volksschule / Grundschule sehr schlecht in der Schule. Ich hatte leider einen pädagogisch sehr schlechten Lehrer. Der war eigentlich Maler und hatte seinen Lehrerberuf nur als Notwendigkeit gesehen, weil er mit seinen Bildern zu wenig verdient hat. Tolle Voraussetzungen. Auf jeden Fall hat es mir in meiner Volksschule nicht gefallen. Dementsprechend war auch meine Leistung. Das ging so weit, dass dieser Lehrer meinen Eltern doch tatsächlich vorgeschlagen hat, dass ich in eine Sonderschule gehen soll.

Meine Eltern ließen mich in der Volksschule, allerdings kam ich danach natürlich nicht auf ein Gymnasium sondern in eine Hauptschule. Das war meine persönliche Rettung für meine spätere Entwicklung. Inhaltlich lernt man da vielleicht weniger. Das was aber viel wichtiger war, dass ich das Lernen gelernt habe. Unter anderem wurde da auch sehr viel Wert darauf gelegt, welchen Lerntyp das jeweilige Kind hat. Es wurde in der Schule ausgetestet und auch während den Stunden wurde da sehr darauf Rücksicht genommen!

Einfach nur toll! Ich gewann immer mehr die Freude am Lernen, einfach weil es zu meinem Typ gepasst hat! Lernen kann nämlich auch tatsächlich Spaß machen, das war für mich ganz neu! Ich bin den Lehrern aus dieser Schule bis heute noch endlos dankbar! Tolle Pädagogen! Ich verbesserte mich immer mehr und habe dann sogar entschieden eine berufsbildende höhere Schule mit Matura / Abitur zu machen.

Der Umstieg war am Anfang etwas schwer, weil mir doch ein wenig die Inhalte gefehlt haben. Ich habe mich aber sehr tapfer durchgeschlagen. Wenn man weiß, wie man am besten lernt, dann macht es nichts, dass ein wenig Inhalt fehlt. Mit der richtigen und vor allem passenden Lerntechnik kann man das dann rasch aufholen. Im Endeffekt ist es nun sogar so, dass ich sogar einen Unversitätsabschluss in meinen Händen halte und das in der Mindeststudienzeit!

An meinem schulischen Lebenslauf ist sehr deutlich ersichtlich, wie wichtig es ist, dass man den eigenen Lerntyp kennt und demnach auch die richtigen Lernmethoden wählen kann. Die ersten vier Jahre wurde darauf überhaupt keine Rücksicht genommen und mir wurde sogar eine Sonderschule vorgeschlagen. Nachdem ich das Lernen gelernt habe, habe ich es bis zum Universitätsabschluss geschafft! So groß kann der Unterschied sein.

Ich habe einen eher ungewöhnlichen Lernstil. Ich bin ein sehr stark haptisch ausgeprägter Lerntyp, aber auch ein visueller Lerntyp. Ich lerne zum Beispiel auch sehr gut in Bewegung. Ich musste mir immer alles in Schönschrift vorschreiben. Da bin ich meinem Volksschullehrer sogar dankbar, dass ich das bei ihm gelernt habe. Als Maler hat er darauf wohl dann doch viel Wert gelegt. Danach bin ich aber immer in der Wohnung herumgelaufen und habe dabei gelernt! Das habe ich sogar in Studienzeiten noch so gemacht. Das führte nicht selten zu einem Muskelkater, weil ich nur herumgelaufen bin. Aber still auf einem Sessel konnte ich mir einfach nichts merken.

Ging einfach nicht und darauf wurde in der Grundschule eben keine Rücksicht genommen. Immer ging es nur darum, brav und ruhig am Tisch zu sitzen und zu büffeln. Das entsprach aber überhaupt nicht meinem Lerntyp und so hat sich das auch bei meinen Leistungen bemerkbar gemacht. Ich bin auch sehr froh, dass meine Eltern da viel Verständnis hatten und mich in der Wohnung herumlaufen ließen! Viele Eltern zwingen ihre Kinder leider auch dazu, immer ruhig und still da zu sitzen, weil man ja nur so lernen kann. Vielleicht trifft das für sie selber zu, aber bei anderen ist das eben anders.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich halte von solchen Tests nicht besonders viel. Denn es werden Kinder damit in eine Schublade gepresst. Dabei sind Kinder, so wie wir Erwachsenen halt individuelle Menschen und man muss halt durch praktische Übungen rausfinden wie ein Kind am besten lernt.

Die einen eben eher durch zuhören, wie es früher bei mir der Fall war. Andere Kinder brauchen eben andere Lernhilfen. Sicherlich ist auch einiges vom Lehrer abhängig. An der Schule, wo meine Kinder unterrrichtet werden, sind die Lehrer fast ausschliesslich aus Berufung in diesem Job. Entsprechend ist der Unterricht gestaltet und den Kindern macht da das Lernen wesentlich mehr Spass.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Diese Lerntypen kommen mir eigentlich sehr bekannt vor, auch wenn ich von dem Test als solchen noch nichts gehört oder gelesen habe. Dass man weiß, welcher Lerntyp man ist oder eben die Kinder erleichtert doch einiges. Ob man das nun im Optimalfall durch einen Test heraus findet ist eigentlich nebensächlich. Wichtig ist doch, dass man eine Tendenz hat, wie das Lernen nun mal leichter fallen kann - auch wenn das sicher nicht immer funktionieren wird.

Sicher ist auch gutes Lehrpersonal gerade für jüngere Kinder, die ja eigentlich auch erst mal das Lernen richtig lernen müssen, wichtig. Allerdings sehe ich bei beiden meiner Kinder, dass das allein nicht reicht. Die Große ist ja "nur" in Pflegekind und lebt noch nicht die gesamte Grundschulzeit bei mir und ist eben auch jetzt regelmäßig bei den leiblichen Eltern. Da wäre es sinnvoll gewesen, wenn die Eltern mit dem Wissen um den Lerntyp des Kindes hätten helfen können. So fehlte ihr gerade am Anfang des vierten Schuljahres eben das Wissen, wie sie für sich am effektivsten zu Hause lernt. Das klappt inzwischen recht gut, aber es wäre doch schöner gewesen, wenn sie das jetzt nicht alles mühevoll hätte nachholen müssen.

Bei dem Kleinen ist es so, dass der Lerntyp vielleicht noch nicht so die Rolle spielt. Aber da er nun mal Wissen wie ein Schwamm aufsaugt und das eben auch mit der Methode, die ihm am meisten liegt. Das unterstütze ich auch, in dem ich ihm eben zeige, wie das für am besten klappt und wie er sich selbst schlau machen kann.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es schade, dass mit so einem Test praktisch festgelegt werden soll, wie ein Kind am besten lernt. Ein junges Kind hat doch noch ein enormes Potential, sich ständig zu verändern, und kann mit der richtigen Förderung an unterschiedliche Lernstrategien gewöhnt werden. Das Problem ist nämlich, dass innerhalb eines Bildungssystems eben nicht alle Arten des Lernens gleichwertig sind. Ein Kind, das ausschließlich über praktische Tätigkeiten richtig lernen kann, hat in einer akademischen Laufbahn später kaum eine Chance. Das ist vielleicht ungerecht, aber eben eine Tatsache.

Kindergärtner/innen und Grundschullehrer/innen müssen meiner Meinung nach speziell dafür trainiert werden, Kindern verschiedene Lernstrategien beizubringen. An dieser Stelle kann so ein Test dann vielleicht auch ganz sinnvoll sein, aber eben nur, um sich die unterschiedlichen Lerntypen zu vergegenwärtigen und so Stärken und Schwächen individueller Kinder zu testen, damit man anschließend speziell dahingehend fördern kann.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde diese Lerntest zwar sehr interessant, aber ich würde meine Kinder auch niemals darauf hin festnageln im Bezug auf ihr Lernen, wie sie bei so einem Test abgeschnitten haben. Ich denke, das sie sich mit der Zeit auch selber entwickeln und ein Kind was beim Test vielleicht besser durch sehen lernt, lernt dann nachher vieleicht besser durchs hören.

Aber vieleicht kann man ja auch so erkennen, welche Strategien man fördern kann, bzw. wo man vieleicht dem Kind etwas bei der Weiterentwicklung helfen kann.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


channale hat geschrieben:Ich finde es schade, dass mit so einem Test praktisch festgelegt werden soll, wie ein Kind am besten lernt.

Das ist aber jetzt lediglich Deine Interpretation. Wenn man mit so einem Test ein Kind in eine Schublade pressen will, dann kann man das sicher. Aber genauso gut kann man auch nur Richtung daraus ableiten und vielleicht bei bestimmten Lernschwierigkeiten neue Lernstrategien erarbeiten, im dem Kind so zu helfen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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