Hund schnappt - Grund für Wesenstest?

vom 03.04.2011, 10:50 Uhr

Eine Familie, mit der ich schon lange befreundet bin, besitzt einen mittelgroßen Labrador-Mix, den sie vor einigen Jahren aus einem Tierheim geholt haben. Der Hund war damals vom Tierschutzverein aus einem Messie-Haushalt geholt worden und war dementsprechend auch sehr schlecht sozialisiert. Weil die befreundete Familie jedoch ein Herz für diesen Hund entwickelt hat, haben sie ihn aufgenommen und so gut es geht erzogen, auch wenn so manche "Rückstände" natürlich geblieben sind.

Nun ist eines dieser schlechten Eigenschaften, dass der Hund schnappt, wenn man sich vor ihm aufbaut und ihn somit in eine extrem unterlegene Position bringt. Er beißt auch nicht richtig, aber er schnappt nun mal in den Arm, lässt dann aber sofort ab. Im Grunde kann man also damit leben, wenn man weiß, dass man den Hund besser nicht in solche Situationen bringt.

In der letzten Woche ist es passiert, dass nun der Hund sich von einem Passanten bedroht fühlte, weil dieser unachtsam war und sich irgendwie vor dem Hund aufgebaut hat. Ich weiß leider nicht genau, wie das nun passiert ist, denn die Aussagen meiner befreundeten Familie sind mehr als schwammig, wahrscheinlich ist ihnen diese Situation auch peinlich. Dem Passanten ist nichts passiert, nur die Jacke hat etwas abbekommen. Trotzdem möchte der Passant die Familie nun anzeigen.

Die Familie fürchtet nun, dass ihr Hund wegen diesem Vorfall zu einem Wesenstest muss und diesen eventuell nicht besteht. Wann muss ein Hund also zu einem solchen Wesenstest? Ist der Hund in Gefahr, wenn er wegen einem solchen Vorfall auffällt? Oder kommt die Familie noch einmal mit dem blauen Auge davon?

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» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde mit dem Hund auf jeden Fall mal eine Verhaltenstherapie in einer guten Hundeschule machen und dann freiwillig einen Wesenstest absolvieren. Das sieht für die Behörden immer besser aus und wenn man dann hingeht und dem Hund freiwillig einen Maulkorb überzieht, wenn man vor die Tür geht, damit nichts passieren kann, dann sollte dem Hund auch nichts passieren, wenn er aufgefallen ist. Man muss nur selber die Initiative ergreifen und zeigen, dass man was dagegen machen will.

Für mich hört sich das nach einem sehr ängstlichen Hund an, der wenig Erziehung hat und dem gezeigt werden muss, dass der Mensch alleine auf sich aufpassen kann und er sich auf den Menschen verlassen kann. Die Familie soll auf jeden Fall, bevor der Hund unangenehm auffällt selber die Zügel in die Hand nehmen und zu einem Hundetherapeuten gehen, der nicht nur den Hund therapiert, sondern auch den Menschen, der mit diesem Hund lernen muss umzugehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo,

also auf jedenfall ist da etwas nicht im grünen Bereich und ich würde auch zu einer Verhaltenstherapie oder dem Besuch einer Hundeschule tendieren, denn es muss ja einen Grund haben, das der Hund anfängt zu schnappen.

Ich selber habe einen Pitbull Terrier und ich weiß, würde der einmal anfangen zu schnappen oder so, würde der sofort eingeschläfert werden, denn ich weiss, das es definitiv nicht von der Erziehung bei uns kommen kann, denn wir gehen auch regelmässig mit ihm zur Schule, machen Hundesport und er ist vom Charakter her ausgeglichen

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was den Haltern nach einer Anzeige blüht, hängt vom Wohnort bzw der Landeshundeverordnung, die für deren Bundeslandes gilt, ab. Fällt ein Hund durch so einen Wesenstest kann es sein, dass sie ihn nur noch mit Maulkorb und Leine ausführen dürfen. Es kann aber auch so weit kommen, dass er ihnen weggenommen wird. In dem geschilderten Fall wäre das vielleicht gar nicht so verkehrt. Ich bin geschockt von dem was ich hier lese. Das sind genau die Fälle, die wir Hundehalter nicht gebrauchen können.

Malcolm hat geschrieben:Im Grunde kann man also damit leben, wenn man weiß, dass man den Hund besser nicht in solche Situationen bringt.

Nein, das kann man eben nicht. Dieses Problem, das der Hund hat, ist keine Kleinigkeit. Und es ist ja toll, dass die Halter wissen was man besser nicht machen sollte aber woher sollen andere Menschen das wissen? Vor allem jene, die von der Körpersprache eines Hundes keine Ahnung haben.

Malcolm hat geschrieben:In der letzten Woche ist es passiert, dass nun der Hund sich von einem Passanten bedroht fühlte, weil dieser unachtsam war und sich irgendwie vor dem Hund aufgebaut hat.

Nicht der Passant ist unachtsam gewesen sondern deine Bekannten. Wie oben schon erwähnt kann nicht jeder einem Hund ansehen ob er sich wohl fühlt oder gerade völlig gestresst steht. Und das müssen die anderen Passanten ja auch nicht. Als Hundehalter ist man für seinen Hund verantwortlich. Dass heißt dann auch, dass man die Verantwortung dafür trägt, dass der Hund keinem anderen Menschen gefährlich werden kann. Warum also lässt man seinen Hund, von dem man weiß, dass er einen Knacks hat, überhaupt erst in so eine Situation kommen?

Malcolm hat geschrieben:Dem Passanten ist nichts passiert, nur die Jacke hat etwas abbekommen. Trotzdem möchte der Passant die Familie nun anzeigen.

Wie schlimm der Schaden ist spielt keine Rolle. In ein paar Wochen wäre die schützende Jacke nicht gewesen. Genauso hätte es ein Kleinkind, das es eben nicht besser weiß sein können. Der Hund hätte je nach Alter dann aus Angst in Kopf- oder Halshöhe hingelangt. Und was dann? Selbst wenn der Hund nur Schnappt und nicht zubeißt, ist das ein nicht tragbares Verhalten. Ich kann nicht verstehen warum man daran nicht arbeitet und den Hund nicht sichert, wenn andere in der Nähe sind. Dass der Passant etwas unternimmt ist meiner Meinung nach seine Pflicht. Oder wie viele sollen noch in so eine Situation kommen? Wenn es ein Listenhund gewesen wäre, hätte man ihn und seinen Halter längst mit Fackeln durch die Stadt gejagt.

Dieses Schnappen kenne ich auch von Angsthunden. Ich weiß auch, dass es viel Arbeit ist bis man den Hund so weit hat, dass man ihn wieder unter Menschen lassen kann. Bis dahin darf es einfach nicht zu solchen Zwischenfällen kommen. Da deine Bekannten sich mit diesem Verhalten abgefunden haben und nichts dagegen unternehmen wollen, sollten sie den Hund lieber in Hände geben, die ihn wieder auf den richtigen Weg bringen. Wer nicht versteht, dass er die Verantwortung für seinen Hund trägt, ist für seine Mitmenschen eine Gefahr. Dieses Verhalten ist auch für den Hund selber nicht gut. Zum einen wegen der Panik, die man ihm längst hätte nehmen können, und zum anderen lernt er dadurch, dass Schnappen hilft. Das verfestigt sich von Mal zu Mal. Er schnappt und der Mensch lässt ihn durch; in Ruhe oder das Mittagessen verschlingen. Das geht so nicht. :?

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es schade, dass es die Hundebesitzer in all den Jahren nicht hinbekommen haben ihrem Hund die Angst vor vermeintlich bedrohlichen Situationen zu nehmen. Vielleicht sollten sie sich mal überlegen ob die Wahl eines problematischen Hundes die Richtige für sie war. Mit der Reaktion vom Ordnungsamt müssen sie jetzt leben, ein Wesenstest wird da noch das kleinere Übel sein und ist auch absolut sinnvoll.

Solche Angstattacken des Hundes dürfen einfach nicht vorkommen - die Menschen sind dafür verantwortlich, dass der Hund sein Trauma überwindet. Wahrscheinlich ist das nicht vollkommen möglich - in dem Fall muss aber dennoch getan werden was möglich ist und das verbleibende Restrisiko muss eben minimiert werden. Sprich der Hund sollte nicht unbeobachtet in der Öffentlichkeit sein, sondern immer einen Menschen zur Seite haben.

Solches Angstbeißen kann man aber zu einem gewissen Grad in den Griff bekommen, indem man den Hund in Angstsituationen bringt und ihn sanft heraus führt. Ich hatte selbst auch mal so einen Hund der Angst vor Stöcken hatte weil er wohl mal mächtig verprügelt wurde. Insofern ist er auf alle Menschen mit Stock losgegangen, was absolut nicht tolerierbar war. Durch Konfrontation können solche Hunde aber, teilweise auch im Spiel, ihre Angst überwinden. Dazu muss aber eben die Rolle des Rudelführers absolut fest verankert sein und der muss den Kurs vorgeben, nach dem sich der Hund richten muss.

Ein kleiner Knipser in den Arm hört sich erstmal ja nicht so wild an, aber auf der selben Höhe hätte auch ein Kindergesicht sein können, dann hätte der Unfall schlimmer ausgehen können.

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» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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