Ins Haus der verstorbenen Großeltern ziehen?

vom 11.12.2010, 12:10 Uhr

Eine Freundin von mir steckt momentan ziemlich in der Zwickmühle und weiß nicht mehr weiter. Sie weiß nicht, was sie machen soll und muss sich schnell entscheiden. Ihre Großeltern sind verstorben und sie hat das Haus geerbt. Nun ist es so, dass sie sowieso bald umziehen möchte, weil sie sich in der momentanen Wohnung nicht wohl fühlt und dort viele Sachen nicht funktionieren und kaputt sind. Also hat sie sich überlegt, dass sie ja in das Haus ziehen könnte. Sie ist nicht alleinige Erbin des Hauses und müsste die anderen Teile dann noch kaufen. Hierfür müsste sie sich widerrum Geld leihen, was aber nicht das akute Problem ist.

Die Sache ist einfach, dass sie nicht weiß, ob es so gut wäre in das Haus der verstorbenen Großeltern zu ziehen. Immerhin würde sie dann jeden Tag alles an die Großeltern erinnern. Kann so etwas überhaupt funktionieren? Wird man dann nicht jeden Tag traurig? Eine weitere Sache ist natürlich auch, dass es ja auch möglich ist, dass es ihr dann gar nicht so gut in diesem Haus gefällt. Das Haus ist sehr alt und sie müsste einiges umbauen. Hierfür ist viel Geld von Nöten. Sie möchte dann auch ihre Familie nicht enttäuschen und nach kurzer Zeit wieder ausziehen. Diese Option wäre gar nicht möglich. Wenn sie sich zu einem Einzug entschließt dann müsste sie auch definitiv viele Jahre dort wohnen.

Sie ist sowieso manchmal psychisch etwas angeschlagen und ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass sie vor lauter Trauer um die Großeltern nicht glücklich in diesem Haus werden wird. Meint ihr, die Sorge ist berechtigt? Kennt ihr ähnliche Fälle? Könntet ihr in das Haus eurer verstorbenen Verwandten einziehen oder wäre das eine zu große Hürde für euch?

Die Sache ist ja auch, dass das Haus ansonsten jetzt verkauft werden würde. Dann kann es natürlich auch sein, dass sie sich darüber sehr ärgert und stets traurig sein wird, weil dort nun fremde Leute drin wohnen. Dieser Schritt wäre nie wieder rückgängig zu machen und sie müsste damit leben. Da wäre sie dann sicherlich nicht glücklich. Ich weiß nicht so ganz, was ich ihr bei ihrem Problem raten soll und wie ich das so recht sehe. Das Problem ist ja auch, dass es das Haus so ziemlich "in den Schmutz ziehen" würde, wenn meine Freundin dort unglücklich würde und wieder ausziehen müsste. Dann würde sie ihr Leben lang nicht nur die schönen Erinnerungen mit den Großeltern sondern auch die schlechten Erinnerungen damit verbinden. Was würdet ihr meiner Freundin raten und wie seht ihr das?

» Someone » Beiträge: 201 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es spielen da sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle. Anscheinend ist Geld für deine Freundin ja kein Problem, um die anderen Erben auszahlen zu können. Würde sie denn auch einen Kredit bekommen, um die Instandsetzung des Hauses zahlen zu können? Hätte sie denn Familie und Freude, die sie dabei unterstützen würden?

Natürlich ist es traurig, wenn man seine Großeltern verliert, aber sie sollte an die Zukunft denken und vielleicht auch ein bisschen an ihre Großeltern. Was hätten diese gewollt, was sie tut? Wenn ich es mir finanziell leisten könnte, dann würde ich an ihrer Stelle schon in das Haus einziehen. Allerdings sollte sie vorher mal ausrechnen, was da an Kosten auf sie zukommen und wie viel Arbeit in das Haus gesteckt werden muss. Letztendlich kann ihr niemand diese Entscheidung abnehmen und viel raten, wirst du ihr da auch nicht können. Vielleicht hilft ihr ja eine Pro und Kontra Liste weiter.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Also wenn das finanzielle nicht das Problem wäre würde ich einziehen. Es kommt natürlich auch darauf an ob sie alleine ist oder ob sie noch jemanden hat. Denn ein Haus bringt immer viel Arbeit mit sich und da ist es auch die Frage ob sie das schafft. Ansonsten sehe ich kein Problem. Im Gegenteil, ich denke die Großeltern würden sich freuen.

Wir haben uns erst vor einem Jahr ein Haus gekauft weil die ältere Frau es alleine nicht mehr geschafft hat. Sie ist dann in eine Seniorenwohnung gezogen und wir haben jetzt ihr Haus. Und sie ist so glücklich weil sich wer um das Haus kümmert und darin glücklich wird. Und ich denke dass deine Freundin es auch so sehen sollte. Die Großeltern wären sicher glücklich wenn ihr Haus weiter in der Familie bleibt und das sich jemand darum kümmert.

Sie sollte sich das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen, sich das Haus mal genau anschauen was alles gemacht werden muss damit sie sich wohl fühlt und eventuell auch gleich einen Kostenvoranschlag machen lassen. Und dann entscheiden. Wenn sie von vorn herein schon meint das sie dort nicht glücklich wird ist es vielleicht nicht so gut, aber wenn sie um ihre Großeltern trauert ist es vielleicht ganz schön wenn sie ihnen in ihrem Haus so nahe ist.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ja sie hat eine Familie, welche ihr finanziell helfen könnte. Aber auch gerade deshalb wäre es halt wichtig, dass ihre Entscheidung die Richtige ist. Sie würde ihre Familie sehr enttäuschen, wenn sie zunächst das Geld nehmen und das Haus damit renovieren würde aber dann nach kurzer Zeit wieder ausziehen würde. Das bedeutet also, dass sie auch wirklich lange Zeit in dem Haus leben müsste.

Ein weiteres Problem an dem Haus wäre auch, dass es keine direkte Zufahrt hat. Man kommt dort nur zu Fuß hin und müsste das Auto dann etwas entfernt an der Straße parken. Das ist ein Punkt, der meine Freundin sehr nachdenklich macht weil sie eigentlich immer viel Wert auf einen Parkplatz vor der Tür gelegt hat. Mich würde dies sehr stören, da ich auf der Straße immer Angst um mein Auto hätte. Andererseits ist das aber wahrscheinlich auch eine überempfindliche Einstellung. Sollte man die Entscheidung von so einem Punkt abhängig machen? Bisher habe ich meine Bedenken ihr gegenüber noch nicht geäußert und werde damit auch sehr vorsichtig sein. Würdet ihr an meiner Stelle ihr das sagen? Ich meine, ein Parkplatz ist doch nur ein kleiner Punkt oder?

Natürlich muss sie ihre Entscheidung selber treffen aber ich mag sie halt und meine Freundin ist eng mit ihr befreundet, daher möchte ich ihr so gerne ein bisschen helfen. Für so etwas sind Freunde doch da.

» Someone » Beiträge: 201 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn die Lage stimmt und sie durch einen Einzug sich keine Umstände für sich eingeht (Weg zur Arbeit, Einkaufsmöglichkeiten, Stadtviertel), dann spricht nichts dagegen, dieses Haus zu beziehen! Schließlich hält sie so das Grundstück und das Haus in der Familie, was ja sicher auch im Sinne der Großeltern ist.

Das sie nun täglich an die verstorbenen Großeltern erinnern würde, halte ich fast für ausgeschlossen. Sie sollte dazu natürlich das Mobiliar austauschen. Und wenn dann Modernisierungen anstehen und sie z.B. die Wände neu gestaltet (oder sogar Wände herausnehmen bzw. versetzen lässt), dann bekommt das Haus einen neuen Charakter, welcher nicht mehr an das Alter erinnert. Schwieriger könnte es für die Eltern der Freundin sein, welche dort vermutlich ihre Kindheit verbracht haben.

Das die anderen Erben hier einem Verkauf an das Familienmitglied zustimmen, ist dann wohl auch sicher. Schließlich wäre die Alternative auch wieder ein Verkauf. Hoffen kann man nur, dass man sich über den Preis einigt und keine überzogenen Vorstellungen hat. Denn gerade in solchen Situationen kann es - so absurd es klingen mag - eine Familienfehde ihren Ursprung finden.

Ob sie sich nach vielen Investitionen dann auch wirklich über Jahre (oder Jahrzehnte) an das Haus bindet, hängt übrigens davon ab, wie leicht es möglich ist, so ein Objekt zu vermieten. Auch wenn es vielleicht dann zu einem kleinen Verlustgeschäft wird, wäre das ja auch eine Option für den Fall, dass sie sich wirklich nicht wohl in dem Haus fühlt. Es ist also nicht tatsächlich so, hier eine unrevidierbare Entscheidung zu fällen. Selbst ein späterer Verlustverkauf ist überlegenswert, auch wenn man dadurch natürlich Schulden aufbaut.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ob deine Freundin in das Haus einziehen soll oder nicht, kann man glaube als Außenstehender nur schwer beurteilen. Du hast ja auch geschrieben, dass einige Faktoren die das Haus betreffen ihr nicht zusagen würden. Eben, dass sie es zunächst einmal renovieren müsste, dass es keine Zufahrt gibt und so weiter. Inwiefern sie auf Renovierung Lust hat, muss und kann sie denke ich nur selber entscheiden. Mich würde das nicht so stören, zumindest nicht das Renovieren. So kann sie das Haus auch gleich nach ihren Vorstellungen herrichten. Die fehlende Zufahrt würde mich persönlich allerdings auch etwas stören.

Der andere Entscheidungsfaktor ist der von dir genannte Erinnerungsfaktor an die verstorbene Großmutter. Ich hatte auch eine sehr innige Beziehung zu meiner Oma. Obwohl sie schon vor mehreren Jahren gestorben ist, denke ich auch heute noch sehr viel und oft an sie. Meine Eltern sind nach ihrem Tod auch in ihr Haus gezogen. Sie haben es dann auch ein wenig renoviert, aber vieles erinnert natürlich trotzdem noch an meine Großeltern.

Obwohl der Tod meiner Oma auch für mich ein großer Verlust war und ist, fällt es mir nicht schwer in diesem Haus zu sein. Natürlich erinnert mich viel an sie, aber es sind liebe und schöne Erinnerungen. Ich werde dabei manchmal vielleicht ein wenig träumerisch, weil ich an die schöne Zeit zurückdenke, wo ich auch oft zu Besuch bei meiner Oma war und was wir da so alles gemacht haben und so weiter. Das ist ja auch gut und schön so. Traurig werde ich dabei aber nicht wirklich.

Ich denke, dass es gerade beim Tod der Großeltern so ist, dass man den Tod nach einiger Zeit sehr gut verkraften kann. Zumindest viel leichter, als wenn die eigenen Eltern sehr jung oder gar das eigene Kind oder so verstirbt. Bei den Großeltern ist es doch eher so, dass man sich denkt, dass das eben der Werdegang ist. Natürlich ist es trotzdem sehr traurig und oft ein großer Verlust, aber ich denke eben, dass man in der Regel damit bald einmal gut umgehen kann.

Aus diesem Grund würde ich mir diesbezüglich weniger Gedanken machen. Im Normalfall sollte das dann nicht ein so großes Problem darstellen. Ich würde mir eher Gedanken machen, ob das Haus sonst generell meinen Wünschen und Vorstellungen entsprechen würde. Vor allem eben, weil es ja renovierungsbedürftig ist und es sicher blöd wäre, dass man zunächst einmal viel Arbeit und Zeit investiert und dann zieht man aus.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Da aus Sicht deiner Freundin das Haus schon einige Nachteile hat, sollte sie dort nicht einziehen. Allein das mit dem Parkplatz, welcher nicht direkt vor der Tür oder auf dem Grundstück ist, scheint ja ein Problem zu sein, welches für sie ein Hinderungsgrund ist.

Wenn man damit kein Problem hat, dann sollte man einfach den Einzug damit gleichsetzen, das man das Andenken an die Großeltern damit bewahrt. Eben weil das Haus in der Familie bleibt und nicht an fremde Menschen verkauft wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Deine Freundin sollte eine Pro- und Contraliste machen, in der sie alles genau bedenkt. Sie sollte auch die finanzielle Seite dort aufführen und auch die Wohngegend. Ob sie im haus der Großmutter zu vielen Erinnerungen gestellt ist, ist fraglich, wenn sie das Haus renoviert und umbaut und sich von den alten Möbeln trennt. Sicher wird sie an die Großmutter erinnert werden. Aber das muss ja nicht negativ sein.

Wenn sie es sich finanziell leisten kann dieses haus zu renovieren und umzubauen, spricht meines Erachtens nicht viel dagegen. Wenn sie das Haus verkauft, kann es sein, dass sie es hinterher bereut. Verkaufen kann sie es immer noch. Ich würde erst mal versuchen in diesem Haus zu leben und mit den Umbauarbeiten beginnen.

Die Entscheidung kann ihr keiner abnehmen, weil keiner weiß, wie labil sie ist, wie sehr sie an der Großmutter gehangen hat und wie renovierungsbedürftig das Haus ist. Aber wenn sie Bedenken hat das Haus zu verkaufen, sollte sie es lassen. Denn ein Verkauf ist nicht mehr rückgängig zu machen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Allein, dass das Haus den nun verstorbenen Großeltern gehört hat, würde ich jetzt nicht gleich als Grund sehen, der gegen dieses Haus spricht. Dass man zunächst noch häufiger traurig ist und auch später ab und an melancholisch wird, ist sicher zu erwarten, aber nicht wirklich tragisch, immerhin ist es doch normal, dass man den Verlust einer lieben Person betrauert. Dass das für die Ewigkeit so sein wird, glaube ich aber nicht.

Dass die äußeren Umstände eventuell gegen das Haus sprechen, sollte man sicher nicht ganz vernachlässigen, aber an dieser Stelle sollte man zunächst die Frage klären, ob man da nicht eine Veränderung durchführen könnte. Eine Auffahrt und einen Parkplatz zu schaffen, sollte so schwer nicht sein. Auch andere Umstände können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit geändert werden. Ebenso könnte man sich sicher mit der Familie darüber unterhalten, was denn im Zweifelsfall wäre – ob die Familie tatsächlich enttäuscht wäre, oder ob sie noch andere Möglichkeiten (Vermietung) sähe, wenn man die Freundin später doch nicht glücklich mit der Wahl ist. Das könnte man auch ins Auge fassen, wenn man sich zunächst noch nicht sicher ist.

Und gerade Letzteres (eine befristete Vermietung) würde ich wahrscheinlich auch mal als Option überdenken. Es scheint so, als hätte sich die Freundin noch nie mit dem Gedanken befasst, mal ein eigenes Haus zu bewohnen. Das hat sicher auch Vor- und Nachteile, die ebenso sicher auch genau abgewogen werden sollten. Wenn tatsächlich eine schnelle Entscheidung nötig ist und man sich absolut unsicher ist, dann wäre es unter Umständen sinnvoll, wenn man diese Entscheidung etwas hinaus zögern könnte.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde die Grundsatzfrage sehr schwer zu beantworten, ehrlich gesagt, und ich denke, dass es auch hierfür keine allgemeingültige Antwort gibt, sondern jeder das selbst nach reiflicher Überlegung entscheiden sollte.

Ich selbst könnte wohl eher nicht im Haus meiner verstorbenen Großeltern wohnen, weil ich damit zu viele Kindheitserinnerungen verbinden würde, die durch das eigene Prägen des Hauses nach meinem Einzug wohl arg verblassen würden, jedenfalls würde ich das befürchten. Und ich würde die Erinnerung viel lieber lebendig halten als sie verblassen zu lassen.

Dass man jeden Tag traurig wird, wenn man im Haus der verstorbenen Großeltern wohnt, glaube ich hingegen nicht. Das mag bei entsprechend starker Bindung eine Zeitlang sicherlich so sein, aber garantiert nicht ständig und auch nicht für immer. Im Umkehrschluss müsste sonst auch jeder Partner aus dem gemeinsamen Haus ausziehen, sobald der andere verstorben ist, und die Erinnerungen, die aus dieser Konstellation hervorgehen und mit dem gemeinsamen Wohnraum zusammenhängen, dürften weitaus größer sein als die, die der Enkel mit dem Haus der verstorbenen Großeltern in Verbindung bringt.

Und da Du schreibst, dass sie ohnehin viel umbauen müsste, denke ich, dass Deine Sorge, ihre psychisch ohnehin schon angespannte Lage könnte sich durch die immer wieder hochkommenden Erinnerungen verschlimmern, eher unbegründet ist, denn durch die Umbaumaßnahmen wäre es vielmehr ihr Haus, nicht mehr das ihrer Großeltern. Oder jedenfalls wesentlich weniger als ohne die baulichen Veränderungen.

Ich selbst würde aufgrund der geschilderten Grundlagen, die sie vorfindet, das Haus wohl eher verkaufen oder vermieten als es selbst zu bewohnen. So ist es auch im Fall des Hauses meiner eigenen Großeltern geschehen und ich fahre heute noch gern hin und wieder dort vorbei und genieße die schönen Erinnerungen, die dann in mir aufkommen. Das gibt mir wesentlich mehr Verbindung zu meinen Großeltern als der Besuch ihres Grabes.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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