Almanya - Willkommen in Deutschland
Ich habe mir letzte Woche mit meiner Familie den Film „Almanya - Willkommen in Deutschland“ im Kino angesehen und war alles in allem positiv überrascht. Der Film behandelt auf humoristische und gleichzeitig nachdenkliche Weise das Leben einer typischen Gastarbeiterfamilie, bedient dabei ganz automatisch einige deutsche und türkische Klischees und ist doch einfühlsam. Vor allem die Problematik des Gefühls von Heimat wird behandelt, denn viele ausländische Kinder, auch nachfolgender Generationen, können weder Deutschland, noch das Land ihrer Eltern wirklich als Heimat bezeichnen.
Während des Films gibt es stets zwei parallele Handlungsstränge. In einem Handlungsstrang wird das Leben der Gastarbeiter-Familie heute behandelt, wodurch sich hauptsächlich mit den Enkeln des damaligen Auswanderers beschäftigt wird. Das Leben der großen Familie nimmt eine unerwartete Wendung, als der Großvater verkündet, ein Haus in der Türkei gekauft zu haben, weswegen er mit der ganzen Familie seine Heimat besuchen möchte, was vor allem für die Enkel bedeutet, die Türkei das erste Mal zu sehen und die Heimat ihrer Vorfahren kennenzulernen.
Parallel erzählt eine Enkelin ihrem Cousin die damalige Geschichte des Großvaters, der, als er bereits eine Familie mit drei Kindern in der Türkei hatte, nach Deutschland auswanderte, um die Familie durch seine Anstellung als Gastarbeiter zu versorgen. Weil seine Söhne in der Türkei jedoch durch Disziplinlosigkeit auffallen, beschließt er, die anfangs unwillige Familie ebenfalls nach Deutschland zu holen. Es herrscht stetige Verwirrung, immerhin verstehen weder Mutter noch Kinder die Sprache und anfangs gibt es enorme Probleme, egal ob beim Einkaufen, in der Schule oder bei einfachen Arztbesuchen. Doch bald passt man sich den Traditionen an und die Kinder verlangen deutsche Bräuche, wie beispielsweise Weihnachten. Bei einem Urlaub in der Heimat merkt man schließlich, dass man sich dort gar nicht mehr so heimisch fühlt wie einst.
Alles in allem fand ich den Film sehr gelungen. Manche der Witze waren vielleicht etwas flach, aber ich war trotzdem froh über die humoristische Gestaltung dieses eigentlich ernsten Themas. Gut gemeint, für mich aber ungünstig, waren die Sequenzen in türkischer Sprache, die einerseits oft in der Türkei verwendet wurden, aber mit denen man auch anfangs die Deutschen ausstattete, um zu verdeutlichen, dass sich die Nationalitäten gegenseitig kaum verständigen konnten. Dieses technische Mittel führte dazu, dass mein Vater mir ständig die Untertitel vorlesen musste, womit wir nicht gerechnet hatten, aber andere Zuschauer störten die Untertitel wohl weniger. Mir jedenfalls hat vor allem die lockere Aufarbeitung des Themas gefallen.
Wie fandet ihr den Film? Fandet ihr die humoristische Darstellung gut, oder hättet ihr euch für dieses Thema eine ernstere Darstellung gewünscht? Dieser Film hat ja vor einigen Tagen auch zwei Nominierungen für den deutschen Filmpreis erhalten. Findet ihr diese gerechtfertigt? Und was sagt ihr zu diesem Film im Hinblick auf die aktuelle Integrationsdebatte?
Der Film wurde auch schon des öfteren in Filmtipps im Radio vorgeschlagen. Auch eine Bekannte aus einem anderen Internetforum hat mir diesen Film bereits empfohlen. Das war kurz, nachdem ich für den Film Werbung gesehen habe. Ich habe gerade geschaut, doch leider läuft "Almanya - Willkommen in Deutschland" weder diese Woche noch wohl in der nächsten Zeit bei uns im Kino. So werde ich wohl leider auf die DVD-Erscheinung warten müssen. Von daher kann ich Deine jetzigen Fragen noch nicht beantworten, aber ich werde es tun, sobald ich den Film auch gesehen habe und mir einen eigenen Eindruck habe bilden können.
Anemone hat geschrieben:Wie fandet ihr den Film?
Ich fand ihn super! Eigentlich dachte ich aufgrund der Vorschau, dass es vor allem ein lustiger Film wäre, was für mich erstmal vollkommen in Ordnung ging und auch der Grund dafür war, dass ich ihn mir ansehen wollte.
Als ich dann wegen dieses Films im Kino war, wurde ich richtiggehend überrascht davon, dass er sehr kreativ und originell gemacht war, vor allem, was diese alten Fernseheinspieler angeht, das fand ich von der Idee her super. Aber auch die immer wieder ernsteren, tiefgehenden Teile des Films haben mich wirklich berührt.
So muss ich sagen, dass mir sehr gut gefallen hat, wie schön man als Zuschauer einen Eindruck davon vermittelt bekommen hat, wie das Familienleben in der Türkei - oder generell in türkischen Familien - aussieht, wovon es geprägt ist, nämlich von viel Respekt und klaren Regeln, aber auch jeder Menge Herzenswärme und Gastfreundschaft. Genau so kenne ich es aus den türkischen Familien der Kinder, mit denen ich befreundet war, auch.
Gleichermaßen lustig als auch originell fand ich diese leicht skandinavisch anmutende Fantasiesprache, mit der die Deutschen immer wieder belegt waren. Man sollte sich in der Rolle der türkischen Einwanderer sehen, aus deren Sicht die Erzählung ja insgesamt übermittelt wurde. Toll!
Fandet ihr die humoristische Darstellung gut, oder hättet ihr euch für dieses Thema eine ernstere Darstellung gewünscht?
Ich fand die Mischung aus intelligentem Humor und Ernsthaftigkeit genau richtig gewählt. Man konnte viel lachen, aber auch viel nachdenken, jedenfalls ging es mir so. Der Film hat mich wirklich erreicht, ich denke heute noch darüber nach, obwohl ich vor etwa drei Wochen im Kino war, um ihn anzusehen.
Dieser Film hat ja vor einigen Tagen auch zwei Nominierungen für den deutschen Filmpreis erhalten. Findet ihr diese gerechtfertigt?
Ja, das ist definitiv gerechtfertigt. Man merkt als Zuschauer, dass dies kein Film ist, der ein undurchsichtiges oder viel zu oberflächliches Drehbuch hat, sondern es steckt jede Menge Persönlichkeit in der Umsetzung. Und das finde ich generell schön, lobens- und fördernswert. Würde der Film den Deutschen Filmpreis tatsächlich erhalten, dann fände ich das auf jeden Fall verdient.
Und was sagt ihr zu diesem Film im Hinblick auf die aktuelle Integrationsdebatte?
Ich denke nicht, dass der Film sich in irgendeiner Weise auswirkt, wohl auch, weil viele Zuschauer ihn überhaupt nicht mit der Situation der in Deutschland lebenden Türken in Verbindung bringen und möglicherweise denken, dass es einfach zu sehr Film und zu wenig Realität ist, was da gezeigt wird. Das sehe ich so nicht, denn ich kenne einige türkische Familien, in denen ich vieles von dem erlebt habe, was ich im Film sah.
Aber ich denke, dass diejenigen, die sich politisch ereifern, sich nicht von einem Film wie diesem "bekehren" oder in irgendeiner Form belehren lassen. Insofern wird er sich wohl nicht auf die Integrationsdebatte auswirken. Bestenfalls könnte ich mir vorstellen, dass er zu etwas mehr Verständnis derjenigen führt, die Verständnis haben möchten, die an der anderen Kultur interessiert sind, die neugierig sind und berührt wurden. Aber diejenigen haben in der Integrationsdebatte wohl ohnehin die Position inne, von der nicht berichtet wird, weil sie keine direkte Meinung und politische Haltung wiedergibt, sondern eher eine Enthaltung.
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