deutsche Atomstrompolitik auf dem Rücken der Japaner

Nach dem Verheerenden Beben in Japan wurde das Kraftwerk "Fukuschima I" stark beschädigt. Viele Menschen kamen durch das Beben und durch den darauf folgenden Tsunami ums Leben. Tote liegen am Strand, da sie von den Wellen wieder zur Küste getragen worden sind.

Das Problem der Seuche kann in den nächsten Tagen auftreten. Zudem sind viele Japaner, die in der Nähe des Kraftwerkes waren, stark verstrahlt. Genauso betroffen sind Grundwasser und Lebensmittel, die die Strahlenwerte bei den Personen noch weiter erhöhen könnten.

Durch diesen Reaktorunfall wurde kurz darauf in Deutschland beschlossen, dass 7 Meiler vom Stromnetz genommen und auf ihre Sicherheit geprüft werden. Die Meiler seien im Vorfeld keiner Sicherheitskontrolle entgangen und somit sind die Menschen nicht gefährdet.

In Japan sterben immer noch viele Menschen. Die Techniker und Ingenieure arbeiten daran den super GAU zu stoppen. In Deutschland hingegen wird nur über die eigenen Atomkraftwerke debattiert. Es wird nichts daran versucht den Menschen zu helfen.

Nun stellt sich die Frage, ob Deutschland die Atompolitik auf dem Rücken der Japaner ausfechtet? Wie seht ihr das?

Nein, die Deutschen fechten das nicht auf dem Rücken der Japaner aus, wie du es nennst. Der Vergleich hinkt doch total, wenn man mal genauer darüber nachdenkt. Natürlich werden jetzt in Deutschland Überlegungen angestellt, wie man hierzulande mit so einer Katastrophe umgehen soll. Es muss Lösungen geben, die Katastrophe in Japan ist dafür das beste Beispiel.

Wie kommst du denn darauf, dass Deutschland dies auf Kosten der Japaner macht? Ich verstehe den Zusammenhang nicht, den du da stellst. Dass man in Deutschland nun darüber nachdenkt, an der Atompolitik etwas zu verändern, ist doch ganz klar nach so einem Vorfall, oder findest du nicht?

Ich bin nicht persönlich auf diese Frage gekommen. Wir hatten einen Diskurs darüber, dass Deutschland nicht einfach sagen, jetzt ist ein Unfall geschehen, wir müssen handeln. Es hätte genauso hier passieren können. Zwar sind wir nicht so stark von Erdbeben bedroht, wie Japan, da Deutschland sich auf einer Kontinentalplatte befindet, und in der Nähe keine anliegende Platte vorhanden ist.

Ist es nicht schlimm erst nach einer solchen Katastrophe zu handeln? Es wird andauernd gesagt, die deutschen Meiler seien sicher. Jetzt kommt eine große Generalüberholung der alten Meiler. Ergo, es sind Sicherheitslücken vorhanden, die nicht so einfach zu füllen sind.

Ich stimme jedem zu, der sagt, wir bräuchten sehr viel Strom. Ich habe auch kein Problem den Strom aus den Atommeilern zu erhalten. Fehlt es dann aber nicht über die Aufklärung der Bürger über die Verhältnisse in unseren Atomkraftwerken? Hier sind die Japaner wieder Vorreiter, denn rechnet man das Erdbeben raus, so würden wir einfach nur sitzen und uns keine Gedanken über die Atomkraftwerke machen.

Die Überprüfung, die jetzt gezwungenermaßen stattfindet, findet nicht statt, weil man der Meinung war, dass unsere Meiler nicht mehr sicher seien. Diese findet statt, weil durch die Katastrophe in Japan ein gewisser Politischer Druck gewachsen ist, dem man nicht einfach so entgehen kann. Deutschland musste handeln, weil auch die Leute auf die Straße gegangen sind. Gerade auch weil erst kürzlich eine Laufzeitverlängerung stattfand, musste Deutschland irgendwie handeln und konnte sich nicht vor einer Entscheidung drücken.

Glaubst du wirklich, es würde irgend etwas besser werden, wenn mehr Aufklärung stattfinden würde? Die Menschen würden nur noch häufiger auf die Straßen gehen, es würde immer mehr Proteste geben und der politische Druck würde um ein imenses Maß steigen. Wenn Probleme bestehen, wird doch darüber berichtet und das genügt aus meiner Sicht. Unsere Meiler sind größtenteils sicher, davon bin ich überzeugt.

Also ich finde es nicht falsch, wenn man wegen so einem Vorfall über die eigene Politik nachdenkt. Schließlich könnet auch bei uns so etwas passieren. Wenn wir nicht über den Tellerrand schauen und die Problem anderer wahrnehmen, dann sind die Opfer ja sinnlos. WIr alle sollten aus dem Vorfall lernen und aktiv werden.

Ich denke, man sollte nicht davon ausgehen, dass Japan nicht unterstützt wird. Die Diskussion in unserem Land hat damit ja nichts zu tun. Es ist ja nicht so, dass wir uns nur um uns kümmern und reden. Viele Helfer sind vor Ort und Technik auch.

Erst mal möchte ich fragen, woher du weißt, dass nichts getan wird um den Menschen in Japan zu helfen. Und wenn man sagt, dass etwas auf dem Rücken von einem anderen ausgetragen wird bedeutet das doch, dass diese Person daraus dann einen Nachteil zieht und das sehe ich hier auch nicht. Die Tatsache, dass hier über Atompolitik diskutiert wird, ist für die Japaner weder ein Nachteil noch ein Vorteil.

Aber ganz davon abgesehen geht es bei dem Aktionismus unserer Politiker nicht um die Katastrophe in Japan sondern um Machterhaltung. In meinem Bundesland sind am nächsten Sonntag Wahlen. Die CDU stand wegen Stuttgart 21 sowieso nicht so gut da und es gab Proteste für die Abschaltung von zwei alten Atomkraftwerken. Dann kam das Erdbeben in Japan und eine schon vorher geplante Demonstration gegen ein AKW hatte enorm viel Zulauf. Und die Umfragewerte der CDU gingen weiter in den Keller. Plötzlich sah es so aus als wäre sogar ein Regierungswechsel hin zu rot-grün möglich.

Die Atompolitik, die ich seither sehe, riecht für mich nach Schadensbegrenzung auf rein machtpolitischer Ebene. Mit Japan hat das an sich überhaupt nichts zu tun sondern einfach mit der Angst, dass eine Regierung, die die Laufzeiten für die Atomkraftwerke verlängert hat, die Zustimmung der Bevölkerung verliert. Und es ist ja nun auch nichts neues, dass Frau Merkel ihre Politik den Schlagzeilen anpasst.