Hund immer erst "Sitz" machen lassen?

Vor einiger Zeit habe ich die mittlerweile fast anderthalb Jahre alte Labradorhündin meines Bruders übernommen. Der Hund hat einen guten Grundgehorsam und differenziert die Kommandos auch. Neulich war mein Bruder zu Besuch und bekam mit, dass ich die Hündin "Platz" machen ließ, was sie auch sofort machte. Daraufhin sagte er, dass sie IMMER zuerst "Sitz" machen solle und danach "Platz". Ich fragte warum und bekam als Antwort, dass "Sitz" immer das Ausgangskommando bzw. Vorkommando für "Platz" sein solle, so hätte er das in der Hundeschule gelernt.

Jetzt frage ich mich und auch euch: Stimmt das? Und welchen Sinn soll das haben? Wenn die Hündin "Sitz" machen soll, tut sie es, genau wie "Platz" machen. Dazu braucht sie weder ein Vorkommando noch sonst was, finde ich. Liege ich da falsch? Vor allem fiel mir auf, dass sie anfangs beim Kommando "Sitz" die ganze Reihe "Sitz", "Platz" und "Pfote" automatisch abspulte, so wie sie es kannte. Jetzt hört sie auch auf einzelne Kommandos. Ist das nicht viel besser?

Viele Hundeschulen sagen, dass das Kommando "Sitz" Ausgang sein sollte für viele andere Kommandos. "Sitz" bedeutet so viel wie "Aufpassen was nun kommt". Und ich muss sagen, dass ich es auch so mit allen meinen Hunden gehalten habe. Wenn er an der Straße stehen bleiben sollte, habe ich das Kommando "Sitz" gegeben. Er wusste, dass er dann auch auf das nächste Kommando aufpassen musste. So lernen Hunde auch verschiedene Kommandos wirklich auseinander zu halten.

Der Hund eines Bekannten hört auch gut auf Kommandos. Aber wenn er "Platz" sagt, dann setzt er sich hin und wartet auf das nächste Kommando. Er differenziert nicht die einzelnen Kommandos richtig. Und mein Bekannter meint, dass es egal ist, ob er "Sitz" oder "Platz" macht. Aber das ist ja nicht richtig so. Das richtige differenzieren der einzelnen Kommandos kann ein Hund besser unterscheiden lernen, wenn man die Ausgangsposition "Sitz" hat.

Aus dem "Sitz" heraus kann man viele Kommandos geben. "Sitz"-"Platz" , "Sitz" -Bleib, "Sitz"-"Pfötchen" usw. Wenn der Hund es so gelernt hat, kann man das durchaus beibehalten. Besonders, wenn der Hund gelernt hat das Kommando "Sitz" als Ausgangskommando zu sehen.

Diamante hat geschrieben:Aus dem "Sitz" heraus kann man viele Kommandos geben. "Sitz"-"Platz" , "Sitz" -Bleib, "Sitz"-"Pfötchen" usw. Wenn der Hund es so gelernt hat, kann man das durchaus beibehalten. Besonders, wenn der Hund gelernt hat das Kommando "Sitz" als Ausgangskommando zu sehen.

Wobei ich finde dass "Sitz"-"Steh" eine sehr interessante Kombination wäre. Ich persönlich halte nicht viel davon, diese Form von Doppelkommandos zu geben. Mein Hund hat gelernt, dass alle Kommandos soweit sofort ausgeführt werden sollen. Will ich jedoch meinem Hund ein besonders wichtiges Kommando geben, sage ich vorher "Aufpassen!". Dann schaut mich mein Hund an und weiß, dass jetzt ein wichtiger Befehl kommt.

Natürlich ist es was anderes, wenn der Hund bereits diese Form der Befehlsgebung gewohnt ist. Da ist es eher die Pflicht des Hundehalters, sich anzupassen und die Form der Doppelkommandos zu waren. Wenn der Hund damit klar kommt, nun andere Befehle zu befolgen, ist das natürlich in Ordnung. Gebe die Befehle, wie du es für richtig hältst. Da wird dir jeder Hundtrainer wohl was anderes sagen - eine einzig wahre Wahrheit gibt es da nicht.

Jezebel149 hat geschrieben:so hätte er das in der Hundeschule gelernt.

Wenn das mal keine gute Erklärung ist. Hast du ihn nicht gefragt was Sinn der Sache sein soll? Wir haben einen Hundeplatz, auf dem man den Leuten für jeden Mist ein Stachelhalsband empfiehlt. Ist es nun richtig, weil es von einem Hundetrainern kommt? :wink:

Arbeite ruhig weiter ohne vorher ein Sitz vom Hund zu verlangen. Der Hund soll schließlich nicht lernen, dass ein Platz nur dann gilt, wenn er vorher gesessen hat. Außerdem wirst du ihn auch mal aus der Entfernung und vor allem auch in brenzligen Situationen unter Kontrolle haben müssen. Stell dir mal vor du läuft mit deinem Hund und bemerkst nicht, dass ein Artgenossen oder sogar Wild in der Nähe ist. Willst du dann erst ein Sitz, das er dann vielleicht sogar schon mit Erwartung auf mehr verknüpft hat, rufen? In solchen Situationen muss der Hund sofort runterfahren. Mein Hund kennt dafür das "Down". Down heißt für ihn sofort hinschmeißen und Kopf auf den Boden. Was soll ich da mit einem Ausgangskommando, aus dem er weiter fixieren kann?

Ich sehe da mehr Nachteile drin als Vorteile. Wenn du mit ihm üben und ein Ausgangs- und Finishkommando einführen willst, um ihm zu zeigen, dass gerade etwas anfängt bzw endet, würde ich etwas anderes als Sitz benutzen. Für mich ist der Ausgangspunkt direkt an meiner Seite. Dafür benutze ich nicht das übliche "hier" sondern "ran". Dann weiß der Hund genau, dass gleich etwas passiert und er voll konzentriert sein muss. Kommandos im Alltag müssen aber ohne Vorkommandos funktionieren. Wenn ich etwas neues mit dem Hund übe benutze ich keinen Ausgangspunkt oder sonstigen Zirkus. Alles wird sauber voneinander getrennt geübt und muss später abrufbar sein.

Ein weiterer Nachteil, wenn man das Sitz als Ausgang für alles andere benutzt ist, dass einem irgendwann das Alter in die Quere kommt. Es kann sein, dass dein Hund irgendwann kein sauberes Sitz mehr machen kann. Sobald ich das bei einem Hund merke, verlange ich von ihm überhaupt kein Sitz mehr. Ins Platz legen geht dennoch und ist auch für die Senioren angenehmer. Wenn du 10 Jahre vor jedem Platz ein Sitz benutzt hast, wirst du es vor allem dir nicht so schnell abgewöhnen können. Wegen des Alter ist es auch wichtig, dass du jedes Kommando mit einem Handzeichen belegst. Nur für den Fall, dass die Ohren irgendwann nicht mehr ganz so gut funktionieren. Dann brauchst du später im hohen Alter nichts neues mehr zu trainieren, weil das dann schon alles sitzt. Wenn die Augen nicht mehr wollen, hört es noch die vertrauten Laute und wenn beides nicht mehr geht sollte er zu seiner Sicherheit eh nicht mehr frei laufen.

Also ich kenne es nur so, dass "Sitz" nicht das Vorkommando von "Platz" sein sollte. Ich habe es so in meinem Hundeverein gelernt und ich habe mich auch nicht verhört, da es mir vor vier Jahren dort auch schon gesagt wurde. Einen Nachteil, wieso man es nicht so machen sollte, dass Sitz das Vorkommando ist hast du ja schon genannt, nämlich, dass der Hund dann eine ganze Palette an Kommandos aufzeigt, die er mit dem "Sitz" Kommando in Verbindung gebracht hat. Der Hund lernt durch Verknüpfung und deshalb fällt es ihm schwer, eine Verhaltensart zu ändern, wenn er sie erst einmal richtig verinnerlicht hat.

Ein weiterer Grund, wieso man nicht zuerst das "Sitz"-Kommando als Vorkommando nehmen sollte ist der, dass der Hund länger braucht, um sich hinzulegen, was im Einzelfall ziemlich gefährlich werden könnte, wenn zum Beispiel auf dem Feldweg ein Auto sehr schnell angefahren kommt und der Hund sich gerade in Richtung Straße bewegt. Man könnte den Hund auch rufen, aber dann würde er wahrscheinlich einen Bogen laufen und dann dennoch auf die Straße. Wenn man dann aber "Platz" ruft und der Hund sich verlässlich auch auf Distanz hinlegt, dann ist man auf der sichereren Seite. Das ist auf jeden Fall der Grund, wieso mein Hund direkt "Platz" machen soll, anstatt sich direkt gemütlich hinzulegen. Ich hoffe ich konnte dir damit ein wenig weiterhelfen.

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