Homeschooling - In Deutschland nicht erlaubt

vom 03.02.2010, 23:33 Uhr

Cloudy24 hat geschrieben:
Morgaine hat geschrieben:Und es herrscht oft ja auch eine ziemliche Brutalität an Schulen.

Im Berufsleben herrscht aber oft auch eine ziemliche Brutalität, auch wenn es hier natürlich andere Methoden gibt und eine handfeste Prügelei sicher die absolute Ausnahme ist. Und eine Aufgabe der Schule ist es ja, auf das spätere Leben vorzubereiten.

Wenn die Schule das tun würde, okay. Nur herrscht an Schulen oft nicht die Aufsicht, die nötig wäre, da gehen dann zwei Lehrer über einen Schulhof, auf dem hunderte an Kindern herumwuseln. Selbst wenn sie noch so aufmerksam sind, alles kann auch der beste Lehrer nicht sehen. Und Prügeleien und Mobbing in der Schule ist in meinen Augen keine Berufsvorbereitung.

Sicherlich herrschen im Berufsleben auch eine gewisse Brutalität und ein Konkurrenzkampf, aber diese Aspekte äußern sich ganz anders und haben mit den Umgangsformen in der Schule nicht oder zumindest kaum etwas gemein. Zumal in der Schule nicht selten auch die Einser-Schüler Ziel von Mobbing sind. Wie schnell fällt da das Wort "Streber"? Gerade in den niedrigeren Klassen. Beim Unterricht zu Hause könnten die Kinder stolz auf ihre guten Leistungen sein, ohne befürchten zu müssen, von den Klassendeppen dumm angemacht zu werden. Diese Klassendeppen verlieren sich zwar im Laufe der Zeit (und auf dem Gymnasium werden sie normalerweise auch ziemlich schnell aussortiert und wechseln schon nach einem oder zwei Jahren), aber bis sie mal weg sind, machen sie halt Ärger.

Ich fände für den Unterricht zu Hause ausgebildete Lehrer am besten, die gezielt unterrichten können und eben darauf achten, dass die Kinder auch wirklich lernen und begreifen. Die Eltern als Lehrer sind in den meisten Fällen halt nicht so gut geeignet, zumal dann die Mutter vermutlich selbst gar nicht arbeiten gehen könnte.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ist ja gruselig die Meinungen hier. Als wenn es nur Medienmache und oberflächliche Meinungen gäbe. Habt ihr euch die Schulen mal von Innen angesehen - geschweige denn die Schüler (Depressionen, Verhaltensstörungen, AD(H)S, LRS, Diskalkulie, Wahrnehmungsstörungen, Hochbegabung, Migrationshintergrund...)? Ich schon!
Ich bin nämlich Lehrerin und - entschuldige - glaube von mir selber durchaus richtig im Oberstübchen zu sein.

Aber Hausunterricht ist NUR in Deutschland verboten und in einigen Länder sogar notwendig (aufgrund der Bevölerungsdichte) und die Ergebnisse sind viel besser als die staatlicher Schulen. Wer sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt hat, weiß das. Es konnte auch nicht nachgewiesen werden dass die Sozialkompetenz leidet. Allerdings wäre es durchaus sinnvoll seine Kinder zuhause nicht einzusperren (es gibt ja auch Kindergärten, Sportvereine und einfach nur Nachbarn und Spielfreunde).

Dieses Verbot speist sich aus Mediengehype und Panikmache, wurde übrigens vor Ewigkeiten von den Preußen eingeführt und war damals wirklich ein Segen, weil damit die Kinderarbeit verhindert wurde. Das Problem haben wir ja heute nicht mehr. Heute mutet diese Verfolgungsjagt eher diktatorisch an. Denn Hausunterricht könnte vielen Kindern sehr helfen und würde ihnen unnötiges Leid ersparen. Kinder mit LRS, AD(H)S oder Hochbegabung könnten in einer Art Privatunterricht viel besser gefördert werden.

Die Angst vor falschen Unterrichtsinhalten verstehe ich ehrlich gesagt nicht, weil nämlich auch jeder Lehrer sich an Rahmenrichtlinien halten muss und nicht einfach alles unterrichten kann, was er will. Und die Lerninhalte werden normalerweise auch beim Hausunterricht abgeprüft - ja dazu gehören auch Sexualkunde und Evolutionstheorie. Ich ärgere mich über dieses blödsinnige Gesetz sehr. ICH würde nämlich sehr gerne meine und noch so ca. 1 - 3 weitere Kinder privat unterrichten, weil ich weiß, dass selbst der beste Lehrer keine individuelle Förderung mehr leisten kann, egal wie toll sich seine Methoden schimpfen.

So und jetzt könnt ihr ach so sozial gebildeten Schulbesucher mich gerne mobben :wink: .

» Mijal » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,31 »


Mijal hat geschrieben:Aber Hausunterricht ist NUR in Deutschland verboten und in einigen Länder sogar notwendig (aufgrund der Bevölerungsdichte) und die Ergebnisse sind viel besser als die staatlicher Schulen.


Aber was genau hat das denn mit Homeschooling an sich zu tun? Du solltest doch als Lehrer selber häufig genug erlebt haben, was der entscheidende Punkt ist, der dazu führt, dass die Ergebnisse durchaus besser sind als an vielen staatlichen Schulen. Eine indivuelle Förderung hängt eben maßgeblich von der Klassenstärke ab und hat recht wenig mit der Häuslichkeit zu tun in der sie stattfindet. Wenn ich Homeschooling mit 20 Kindern betreibe und einfach nur jedesmal das ganze bei einem anderen Kind zu Hause stattfinden lassen, werden die Ergebnisse auch nicht besser als in einer staatlichen Schule.

Sicher könnte man jetzt sagen, wir sorgen dafür, dass jeder individuell gefördert wird und Klassen nur noch aus maximal 5 Schülern bestehen oder gleich jeder allein zu Hause unterrichtet wird. Wahrscheinlich würden wir damit auch unheimlich gute Ergebnisse im Bildungsbereich erzielen. Die Frage ist doch aber wie man das bezahlen will? Es wird also am Ende noch extremer als bisher auf eine Zweiklassenbildungsgesellschaft hinauslaufen. Die Besserverdienen lassen ihre Kinder zu Hause unterrichten und die große Masse versauert in überfüllten staatlichen Schulen und kriegt gar nichts mehr hin. Wie desaströs so ein System auf Dauer wirkt sehen wir doch am Gesundheitswesen, wo man genau so etwas mit der privaten Krankenversicherung zugelassen hat. Und vorallem die breite Masse hat nichts davon und leidet unter diesem System.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Mijal hat geschrieben:Aber Hausunterricht ist NUR in Deutschland verboten und in einigen Länder sogar notwendig (aufgrund der Bevölerungsdichte) und die Ergebnisse sind viel besser als die staatlicher Schulen.

Die Ergebnisse kenne ich ehrlich gesagt nicht, allerdings wäre es nur logisch, ein Kontrollsystem für die betroffenen Kinder und Jugendlichen einzuführen und schon fällt die Hälfte der Kritik am Hausunterricht weg.

In Österreich existiert so etwas jedenfalls, denn alle betroffenen Kinder müssen für den häuslichen Unterricht angemeldet werden und werden jährlich von einer Prüfungskommission auf ihr Wissen getestet. Wenn die Kinder diese Prüfung nicht erfolgreich absolvieren, das Kind aber (noch) schulpflichtig ist, kann und wird der Bezirksschulrat für den Besuch einer normalen Schule stimmen und gegen diese Anweisung gibt es keine rechtlichen Mittel.

Mijal hat geschrieben:ICH würde nämlich sehr gerne meine und noch so ca. 1 - 3 weitere Kinder privat unterrichten, weil ich weiß, dass selbst der beste Lehrer keine individuelle Förderung mehr leisten kann, egal wie toll sich seine Methoden schimpfen.

Und dabei noch ein wenig dazuverdienen ;)

Davon aber mal abgesehen kann ich dir nur zustimmen. Meine Schulkarriere begann in einer überschaubaren Klasse aus etwa 20 Mitschülern und als ich dann die Matura absolviert habe, hatte der stetige Wachstum 34 Mitschüler erreicht. Beide Zahlen sind eigentlich schon so hoch, dass man als Lehrer keine persönliche und individuelle Instruktion und Förderrung erreichen kann - wenn man nicht gerade aus freiem Willen zusätzliche (Nachhilfe)Stunden anbietet. In meinen 13 Jahren in drei verschiedenen Schulsystemen gab es aber gerade mal eine einzige Lehrerin, die ihre Dienste über ihre Unterrichtspflicht hinaus anbot.

Ich noch kurz auf die USA hinweisen, denn dort gibt es mittlerweile über eine Million Kinder im Hausunterricht. Was ich bedenklich finde ist eigentlich nur die Tatsache, dass der Schulunterricht dort von den einzelnen Bundesstaaten geregelt wird und so kommt es leider auch, dass weniger als die Hälfte aller Staaten von den im Hausunterricht gelehrten Kindern eine jährliche Prüfung verlangen. Wenn man bedenkt, dass sich eine Mehrheit der Eltern aus religiösen oder moralischen Gründen für den Hausunterricht entscheidet, dann sehe ich eine reelle Gefahr, dass bestimmte Unterrichts-Themen mit Vorsatz ignoriert werden. Einige dieser privat unterrichteten Kinder werden es mit Sicherheit schwer haben, sich in die reale Welt einzugliedern, die mit ihrer Haustüre beginnt.

Abschließend möchte ich noch hinzufügen, dass ich eigentlich nichts gegen den Hausunterricht einzuwenden habe. Ich finde es aber sehr wohl kritisch, wenn dieser in einem rechtsfreien Raum existiert, wo die Eltern ohne Angst vor Konsequenzen tun und machen können was sie wollen. Das System wie ich es in Österreich kenne ist sehr gut gestaltet und man könnte dieses durchaus in andere Länder exportieren.

Benutzeravatar

» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge



"Aber was genau hat das denn mit Homeschooling an sich zu tun? Du solltest doch als Lehrer selber häufig genug erlebt haben, was der entscheidende Punkt ist, der dazu führt, dass die Ergebnisse durchaus besser sind als an vielen staatlichen Schulen. Eine indivuelle Förderung hängt eben maßgeblich von der Klassenstärke ab und hat recht wenig mit der Häuslichkeit zu tun in der sie stattfindet. "


Sehr richtig, und du hast bei mir sicher nicht gelesen, dass ich die Häuslichkeit so sehr schätze. Mir geht es darum wirklich guten Unterricht machen zu können, anstatt immer mit Bedingungen kämpfen zu müssen, die eigentlich alle nur behindern (sowohl die Kinder als auch die Lehrer). Ich würde sofort für Kleingruppen in Schulgebäuden plädieren, wenn das ginge, aber wie du so schön feststellst, fehlt es dafür an Geldern. Nur deine Schlussfolgerung kann ich nicht ganz nachvollziehen.

"Die Frage ist doch aber wie man das bezahlen will? Es wird also am Ende noch extremer als bisher auf eine Zweiklassenbildungsgesellschaft hinauslaufen. Die Besserverdienen lassen ihre Kinder zu Hause unterrichten und die große Masse versauert in überfüllten staatlichen Schulen und kriegt gar nichts mehr hin. Wie desaströs so ein System auf Dauer wirkt sehen wir doch am Gesundheitswesen, wo man genau so etwas mit der privaten Krankenversicherung zugelassen hat. Und vorallem die breite Masse hat nichts davon und leidet unter diesem System."


Mit anderen Worten: Dann verdummen unsere Kinder aus Soidarität am Besten alle gleichermaßen, dann ist
es wenigstens gerecht? Denn durch ein paar Überflieger in der Klasse wird der Unterricht für die anderen nicht besser, eher schlechter. Auch ein Kind mit Lernproblemen verbessert die Unterrichtsqualität selten. Fakt ist nämlich: dass es sich umso leichter unterrichten lässt, je weniger Spezialfälle sich in einer Klasse befinden.
Ein paar gute Schüler in der Klasse, mögen den Lehrer zwar motivieren und beglücken, aber wenn sie das Klassenniveau heben, hat man oft das Problem, dass die Schwachen nicht hinterher kommen und schneller aufgeben.

Gleichzeitig tut man den Schnellen Unrecht, indem man sie künstlich ausbremst. Ich seh da nur Verlierer, aber keine Gerechtigkeit. Alle gleich zu behandeln ist nun mal nicht automatisch gerecht. Und ganz kurz noch. Ich bin auch für staatliche Kontrollen, der Lerninhalte und des Lernerfolges.

» Mijal » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,31 »


Mijal hat geschrieben:Mit anderen Worten: Dann verdummen unsere Kinder aus Soidarität am Besten alle gleichermaßen, dann ist es wenigstens gerecht?


Nein um Gottes Willen. Ich möchte einfach nur, dass möglichst viele Kinder von besserer Bildung profitieren können und das es eben nicht darauf hinausläuft, dass eine Minderheit immer bessere Bildung genießt und die breite Masse hinten runterfällt um dann von Erfüllen der Schulpflicht nach 9 Jahren ohne Umwege beim Arbeitsamt den Arbeitslosenantrag ausfüllt.

Und wenn man diesen Weg einmal einschlägt wird es umso schwerer da wieder herauszukommen und auch das öffentliche Schulwesen wieder auf beide Beine zustellen. Ich verweise da nur gerne erneut auf unser Gesundheitswesen. Die die es sich leisten können, genießen die beste medizinische Versorgung und die breite Masse muss sich immer mehr mit einer Notversorgung abfinden und leidet zusätzlich darunter, dass man die Menschen, die noch am meisten zur Verbesserung der Einnahmeseite beitragen, aus dem System fliehen. Und vorallem braucht man ewig bis man dieses Ungleichgewicht wieder gerade biegen kann.

Wenn man nun sagt, man versucht wirkliche Problemfälle aus den Klassen herauszuholen, dann finde ich das nicht unbedingt verkehrt. Gerade wirklich hochbegabte Kinder oder Kinder mit psychischen Auffälligkeiten brauchen mehr individuelle Förderung, als es mit dem normalen Bildungssystem geschafft werden kann. Da ist es dann auch in Ordnung diese zu Hause zu unterrichten. Aber es kann doch nicht dazu führen, dass nachher nur noch arme Schlucker in der Klasse sitzen, die gar nicht die Möglichkeit haben sich außerhalb des öffentlichen Schulwesens zu bilden und gefördert zu werden.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben: Nein um Gottes Willen. Ich möchte einfach nur, dass möglichst viele Kinder von besserer Bildung profitieren können und das es eben nicht darauf hinausläuft, dass eine Minderheit immer bessere Bildung genießt und die breite Masse hinten runterfällt um dann von Erfüllen der Schulpflicht nach 9 Jahren ohne Umwege beim Arbeitsamt den Arbeitslosenantrag ausfüllt.

Wenn man nun sagt, man versucht wirkliche Problemfälle aus den Klassen herauszuholen, dann finde ich das nicht unbedingt verkehrt. Gerade wirklich hochbegabte Kinder oder Kinder mit psychischen Auffälligkeiten brauchen mehr individuelle Förderung, als es mit dem normalen Bildungssystem geschafft werden kann. Da ist es dann auch in Ordnung diese zu Hause zu unterrichten. Aber es kann doch nicht dazu führen, dass nachher nur noch arme Schlucker in der Klasse sitzen, die gar nicht die Möglichkeit haben sich außerhalb des öffentlichen Schulwesens zu bilden und gefördert zu werden.


Niemand möchte, dass die Kids nach der Schule direkt in die Arbeitslosigkeit steuern, aber ich sehe in deinem Beitrag eigentlich keine Argumente, warum das nun grade mit einer "Schulpflicht" erreicht werden soll. Insbesondere da man auch auch bedenken muss, dass Eltern, die ihre Kinder zuhause oder in Privatschulen unterrichten lassen (ja, wir haben nämlich längst ein Zweiklassensystem) eigentlich doppelt für die Bildung der Kinder aufkommen, nämlich für die ihrer eigenen und für die der anderen (wenn das nicht solidarisch ist).

Von daher hinkt der Vergleich mit dem Krankenversicherungssystem. Wenn nun der Staat diese Gelder, die die Besserverdiener zahlen, aber nicht in Anspruch nehmen,dafür einsetzen würde, die sinkenden Schülerzahlen von mehr Lehrern pro Klasse unterrichten zu lassen, dann würden am Ende alle eher profitieren. Ganz zu schweigen davon, dass gut ausgebildete Leute wieder mehr Steuern und auch Sozialbeiträge zahlen. Käme also auch den Schwächeren zugute.

Eine andere sinnvolle Möglichkeit Gelder einzusetzen wäre es selbstverständlich auch Problem- oder Spezialfällen, die von ihren Eltern nicht gefördert werden können, in Kleingruppen zu fördern (ob nun in der Schule oder zuhause ist dabei nicht so wichtig). Der entscheidende Punkt ist aber, dass solche Maßnahmen nicht dadurch leichter umgesetzt werden können, dass alle Kinder die Schulpflicht wahrnehmen, eher im Gegenteil. Und wenn hier schon von sozialer Ungerechtigkeit die Rede ist.

Die fängt eigentlich schon lange vor der Schulzeit an. Nämlich dann, wenn Kinder aus bildungsferneren Familien von Anfang an von ihren Eltern nicht gefördert, manchmal sogar vernachlässigt oder misshandelt werden. Aber da kann kein Besserverdiener etwas dafür, geschweige denn etwas daran ändern. Doch da gibt es keine Gesetze, welche die Eltern zwingen, ihre Kinder irgendwie zu fördern, sozusagen eine Art "Förderpflicht" analog zur "Bildungspflicht". Gibt einem doch zu denken, oder?

» Mijal » Beiträge: 3 » Talkpoints: 3,31 »



Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich Home Schooling nicht besonders attraktiv finde. Ich selbst bilde mir zwar durchaus ein, meinen Kindern einen soliden Grundstein an Wissen vermitteln zu können, insbesondere wenn ich mich an Zielen orientieren kann. Allerdings eher bis zum Grundschulalter, danach sehe ich schon erste Schwierigkeiten. Ein großes Problem ist aber schon einmal, dass ich nicht wirklich pädagogisch ausgebildet bin und werde schon mal schnell ungeduldig; das ist dem Unterricht sicher nicht gerade förderlich.

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass ich mich einfach nicht als Vollzeitmutter sehe. Auch wenn es finanziell vielleicht nicht nötig wäre, würde ich nicht auf meinen Job verzichten wollen, weil mir der einfach Spaß macht und ich auch daraus einen Teil Selbstbestätigung beziehe. Beruflich auf eigenen Füßen zu stehen ist mir auch deshalb wichtig, weil ich im Zweifelsfall mein Leben selbst finanzieren können möchte. Und wenn man zu zweit ist, dann kann man eben doch so einiges an Luxus genießen. Das wäre beim Home Schooling sicher so auch nicht möglich, denn meine Kinder besuchen Ganztagsschulen - so ist die Schule auch Teil meines Betreuungsplans.

Allerdings kann ich Mijal teilweise durchaus auch verstehen und bin gerade bei meinem Kleinen nicht wirklich zufrieden mit dem aktuellen Bildungsangebot. Die Große kommt durchaus mit dem klar, was geboten wird. Sie brauchte zu Anfang ihrer Schullaufbahn Förderung, bekam die auch und ist inzwischen auf dem guten Weg einen prima Realschulabschluss zu machen. Bei dem Kleinen ist es aber so, dass der einfach nicht gefördert werden kann, wie mir in der Schule gesagt wurde - für die begabteren Schüler gibt es einfach keine freien Kapzitäten, individuelle Förderung dieser Schüler ist nicht oder besser kaum möglich. Wie das aber durch Home-Schooling besser möglich wäre, ist mir nicht klar. Da bin ich gerade auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, denn bei diesem Jungen würde ich auch früher oder später an Grenzen im Home-Schooling stoßen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Generell finde ich eine Schulpflicht wichtig, weil sie garantiert, dass alle Kinder (mehr oder weniger) die gleichen Chancen bekommen. Eltern können mehr oder weniger engagiert sein, und man kann auch nicht voraussetzen, dass alle Eltern über ausreichendes Fachwissen verfügen.

Wenn Homeschooling wirklich erlaubt wäre, dann müsste auf jeden Fall eine einheitliche Prüfung eingeführt werden, um abzuschätzen, ob die Kinder wirklich genug lernen. Ist das nicht der Fall, muss der Unterricht zu Hause sofort abgebrochen und das Kind in eine gewöhnliche Schule zurückgeschickt werden. Unter dieser Bedingung wäre Homeschooling vielleicht möglich, aber die sozialen Mängel sind natürlich auch nicht zu unterschätzen. Gerade Einzelkinder können unmöglich den ganzen Tag zu Hause verbringen, und Kindertreffs am Nachmittag reichen wohl nicht aus, um das wieder auszugleichen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass gerade Jugendliche nicht begeistert von der Aussicht wären, ab jetzt von ihren Eltern unterrichtet zu werden. Das zerstört einfach die Eltern-Kind-Beziehung und könnte vor allem bei Beginn der Pubertät zu Problemen führen.

» <green day> » Beiträge: 403 » Talkpoints: 40,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ist denn das ganze homeschooling nicht in bestimmten Fällen sogar erlaubt? Wir zumindest hatten an meiner alten Schule einen Schüler, der an Krebs erkrankt war und via Video Kamera den Unterricht verfolgen konnte, was ich ziemlich gut für ihn fand. Ausserdem sind manche Lehrer zu ihm nach hause gekommen und haben ihn dort unterrichtet, was sicherlich auch nicht von Nachteil war, da er ja keine Möglichkeit hatte (in manchen Zeiten) in die Schule zu gehen beziehungsweise anders unterrichtet zu werden. Er musste dadurch auch nie ein Jahr wiederholen, obwohl er jedes Jahr bis knapp 100 Fehltage in der Schule hatte. Das finde ich sehr beachtlich.

Allerdings sollte es natürlich trotzdem eine art Schulpflicht geben.. nur im vom Threadersteller genannten Beispiel finde ich es etwas schade, dass es hier nicht geklappt hat und dann nur deswegen die ganze Familie umgezogen ist beziehungsweise umziehen musste, da ja das Bußgeld auch nicht ohne war.

» UnsightlyRogue » Beiträge: 97 » Talkpoints: 11,69 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^