Drogenkrieg in Mexiko vertreibt selbst Polizeichefin

vom 05.03.2011, 12:57 Uhr

Seit Oktober 2010 hat die mexikanische Stadt Praxedis Guadalupe Guererro eine neue Polizeichefin. Die erst 20-jährige Studentin war die einzige Bewerberin für diesen Posten, weshalb der Regierung keine andere Wahl blieb, als sie einzustellen.

Ihr Name ist Marisol Valles Garcia. In dieser kleinen mexikanischen Grenzstadt sollte sie die Bürger vor der dort herrschenden Drogen-Mafia beschützen. Seit gestern wurde bestätigt, dass auch sie zurücktritt und zudem Asyl in den USA beantragt hat, aufgrund von wiederholten Morddrohungen.

Diese Kleinstadt, welche gerade einmal von 10000 Einwohnern bevölkert wird, hat eine der höchsten Kriminalraten der Welt. Seitdem die Regierung eine Offensive, im Jahre 2006, gegen die kriminellen Drogenbanden gestartet hat, starben bereits 28000 Menschen. Letztes Jahr im Juni wurde der Bürgermeister ermordet. In ganz Mexiko werden 50000 Soldaten zur Unterstützung der Polizei eingesetzt.

Glaubt ihr, dass Mexiko langsam außer Kontrolle gerät? Und wie schätzt ihr die Arbeit der Regierung ein, wenn selbst ranghöchste Autoritätspersonen verjagt oder sogar ermordet werden?

» aris18 » Beiträge: 431 » Talkpoints: 1,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das schlimmste was Mexiko passieren konnte, war, sich Mitte der 90er Jahre in ein Freihandelsabkommen (Nafta) mit den USA und Kanada verwickeln zu lassen. Typisch neoliberale Doktrin und typisch Freihandel, durften die ohnehin nicht reichen Mexikaner plötzlich mit den hoch subventionierten Waren des Nordens konkurrieren, vor allem auch beim Mais. Und das ging natürlich nicht gut. Mexiko war früher Exporteur von Mais, heute müssen sie das Zeug aus dem Norden importieren. Der aber wird immer teurer, Stichwort "Bioethanol". Mexiko kann sich infolgedessen nicht mehr selbst versorgen und die komplette Landwirtschaft liegt im Grund am Boden. Die armen Hunde hungern. Das hat dazu geführt, dass die einen einen Exodus in die USA gestartet haben (bzw. den verstärkt haben) und viele Menschen in Mexiko vor allem vom Drogenanbau und -handel leben müssen. Es gibt wohl kaum eine andere Möglichkeit.

Die Öffnung der Märkte hat zu dem geführt, wozu so etwas immer führt, die Unterschiede zwischen armer und reicher Bevölkerung sind in Mexico seit dem Beitritt zur Nafta enorm gestiegen. Die Verarmung hat noch weiter zugenommen und heute ist bestimmt ein Drittel der Bevölkerung verarmt. Dadurch, dass so viele Mexikaner ausgewandert sind, sind natürlich auch soziale Strukturen zerbrochen und jeder kämpft nur noch für sich.

Da muss man sich also nicht wundern, wenn solche Dinge passieren, wie von dir beschrieben. Erst lösen die Regierungen durch ihr Handeln eine soziale Katastrophe aus und in der Folge kommt es natürlich zur Repression gegenüber den Auswüchsen dieses Elends. Mexiko ist in meinen Augen so etwas von im Eimer und ein klassisches Beispiel, wie ein Entwicklungs- bzw. Schwellenland es auf keinen Fall tun darf. Finger weg von allem, was nach Neoliberalismus oder angeblich "offenen Märkten" riecht. Mir tun die wirklich leid, eine Schande, was da passiert.

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