Sich eine eigene Linux-Destribution bauen

vom 02.03.2011, 22:19 Uhr

Ich habe im Internet gelesen, dass es mit dem Linuxpaket "Linux from Scratch" möglich sein soll, seine eigene Distribution des freien Betriebssystems zu erstellen. Aus reiner Neugier habe ich mir dieses Paket mal angeschaut und bemerkt, das es in seiner Ausführung sehr stark eingeschränkt ist. Man erkennt zwar, dass man sich selbst ein Linux zusammenbastelt, jedoch ist es am Ende nichts weiter als eine 08/15-Distribution ohne größere Besonderheiten - man könnte sich auch einfach ein Puristen-Linux wie Debian herunterladen und man hätte das gleiche Ergebnis.

Deswegen ist meine Frage: Wozu dient dieses "Linux from Scratch", wenn man damit nichts anderes machen kann als eine gewöhnliche Distribution ohne Abweichungen machen kann? Habe ich vielleicht den Funktionsumfang des Pakets überschätzt? Habt ihr vielleicht schon mit "Linux from Scratch" gearbeitet und könnt mir ein wenig mehr darüber erzählen?

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke mal, dass du dich da ein wenig verwirren hast lassen, denn eigentlich (oder ursprünglich) ist Linux from Scratch nur eine Anleitung, wie man sich eine funktionierende Linux-Distribution beginnend mit dem Quellcode selbst kompiliert und zusammenstellt.

Wenn man sich die heutigen Linux-Installationen von Distributionen wie Ubuntu ansieht, dann sind diese schon nahe an der Bedienungsfreundlichkeit von den Windows-Alternativen angekommen. In der Regel benötigt man dafür heute keine Konsole mehr, weil eine aktuelle und für den Endanwender bestimmte Linux-Distribution vom Installationsinterface bis zum laufenden Betriebssystem bis auf einige Klicks zur Konfiguration selbstständig laufen kann. In diesem Bereich konnte man in den letzten zehn Jahren einen großen Schritt unternehmen und so hat man Linux mittlerweile salonfähig für den Endanwender gemacht.

Diese lange Entwicklung der Benutzerfreundlichkeit kann und soll durch eine Selbstbau-Distribution auch gar nicht ersetzt oder nachgebaut werden, daher kann ich deine Aussage von Linux from Scratch als 0815-Distribution auch nicht verstehen. Wie auch andere "from Scratch" Anleitungen und Bücher möchte LFS aufzeigen und erklären, wie das Betriebssystem Linux aufgebaut ist und wie man es selbst zusammenstellt. Diese Anleitung gibt nicht nur einen tieferen Blick in das Betriebssystem, sondern zeigt auch wie man sich Linux nach seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen und für die verschiedensten Zwecke und Hardwarevoraussetzungen konfigurieren kann. Diese Erfahrung lässt sich auch durch ein "Puristen-Linux" wie das von dir genannte Debian nicht ersetzen.

Während LFS also eher darauf abzielt, den Leser Linux von Grund auf verstehen zu lassen, gibt es auch andere Distributionsbaukästen, die man auch als kluger Endanwender gut verwenden kann. Für den Linux-Anfänger und den durchschnittlichen Anwender ist SUSE Studio ein solcher Baukasten, denn er lässt sich mit einem Webbrowser bedienen und erwartet keine Linux Vorkenntnisse (obwohl diese bei der Zusammenstellung einer Linux-Distribution nach eigenen Wünschen natürlich wichtig sind). Eine weitere sehr modulare Linux-Distribution ist Gentoo, welche der Ideologie von LFS schon wesentlich näher kommt. Die Eigenart von Gentoo ist nämlich, dass sämtliche Programmpakete auf dem eigenen PC kompiliert werden und nicht wie bei (fast) allen anderen Distributionen nur vorkompilierte Pakete aus dem Internet geladen werden. Damit erhält man eine Freiheit, jedes einzelne Stück Software nach den eigenen Wünschen kompilieren zu können, was für den erfahrenen Anwender oder für spezielle Einsatzzwecke von großer Bedeutung sein kann.

Benutzeravatar

» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^