Der Tod wird meist verdrängt

vom 09.01.2010, 10:07 Uhr

Ich verstehe deinen Ausdruck nicht ganz, die Lebensrate soll 2050 um 40 Prozent steigen? Was ist denn bitte eine ''Lebensrate''? Also zunächst einmal würde ich persönlich nicht ewig leben wollen, dass würde mich eher belasten und wäre definitiv nichts erstrebenswertes. Es ist klar, dass man sich in einem bestimmten Alter schon mal Gedanken über das Leben und den Tod macht, was man erreichen will und inwiefern man die Welt prägen will, aber ehrlich gesagt, hatte ich damals in deinem Alter schon die Phase, in der ich von dieser Welt definitiv genug hatte und mich verabschieden wollte. Auf gar keinen Fall würde ich ewig leben wollen und daher finde ich den Gedanken schon nahezu tröstlich, dass dieses Leben hier einfach zwangsläufig irgendwann ein Ende haben wird und ich nicht mehr sein werde, beispielsweise nicht mehr sein muss. Ebenso finde ich den Gedanken recht erträglich, dass ich jeder Zeit selbst gehen kann, wenn mir danach ist.

Wenn man genau darüber nachdenkt, so ist das natürlich schon recht bescheuert was wir hier tun. Wir werden geboren und schon geht es rein in diesen Wettbewerb der Welt, der ist der schönste und klügste, wir gehen als pickelige Teenager in die Schule und strengen uns an, um von irgendwelchen unfähigen Menschen gute Noten zu bekommen, mit denen wir dann zum Arbeitsmarkt gehen und dann den ganzen Tag lang irgendeinen Kram machen und uns versuchen hochzuarbeiten um in der Kette wieder ein bisschen höher zu stehen. Wo bleibt da der Sinn? Nun da gibt es nicht wirklich einen. Manche Menschen finden es toll, wenn sie tun können was sie wollen und wenn sie Erfolg haben und andere hin wieder können damit einfach rein gar nichts anfangen. Bei all den unwichtigen und unbedeutenden Dingen, mit denen wir heute so konfrontiert werden, vergessen wir, was Leben überhaupt ist.

Du selbst meinst, dass dein Leben einerseits nicht mehr wirklich lebenswert ist. wenn du über dreizehn bist und Kinder und Frau hast. Erstens bist du nicht dazu gezwungen das zu tun, aber wenn du dich von den gesellschaftlichen Rollenidealen leiten lässt, was du scheinbar tust, dann wirst du das wohl so machen. Wenn du aber jetzt schon darüber klagst, dann mach es anders und versuch damit glücklich zu werden. Abgesehen davon kannst du gar nicht wissen, wie das Leben dann ist, denn vielleicht bist du mit einer Familie auch glücklich und siehst in deinen Kindern und deiner Frau ein Lebensziel, was du verwirklicht hast, denn so geht es heutzutage auch schon vielen Menschen. Dann aber wieder sagst du, dass wenn du keine Frau findest, dein Leben wieder verschwendet ist. Das ist schon wieder eines dieser gesellschaftlichen Idealvorstellungen, Mann findet Frau, heiraten, Kinder kriegen. Warum um Gottes Willen glaubst du, dass dein Leben ''verschwendet'' ist, wenn du keine Frau hast? Das wiederum hört sich für mich ganz danach an, als wäre eine Frau dein angestrebtes Lebensziel und wenn du das nicht erreichst, dann ist es aus. Natürlich ist auch das völliger Blödsinn, denn was andere Menschen machen, kann dir prinzipiell egal sein, ohne Partner ist man doch noch lange nicht verloren.

Ich selbst habe mir die Frage nach dem Sinn des Lebens auch schon öfter gestellt, aber ich finde, dass es keinen gibt und das der Tod einfach etwas ist, worauf hin man unaufhaltsam zuarbeitet und das einzige was man machen kann, ist sich den Weg dahin so bequem und schön wie nur möglich zu machen. Wir können unser ganzes Leben lang über den Sinn davon, was wir tun sinnieren und uns Gedanken machen, uns bemühen den gesellschaftlichen Rollenidealen zu entsprechen und uns quälen. Oder aber wir können die Füße hoch legen und seinen spaßigen und gut bezahlten Job suchen und das Leben uns all seine Vorzüge genießen und den Ernst davon auslachen. Das ist es, was ich ehrlich gesagt vor habe und ich bin auf dem guten Weg, dass auch so umzusetzen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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