Vertraut Ihr Statistiken?

vom 16.01.2011, 12:57 Uhr

Statistiken sind nur so gut wie der, der sie gefälscht hat ;)

Ich habe mal in einem Call-Center gearbeitet, der sich lediglich auf Verbraucherumfragen spezialisiert hat. Da gab es dann von verschiedenen Institutionen Aufträge zu einer gewissen Produktreihe oder Einkaufsverhalten zu Weihnachten etc.pp. Ich kenne viele, die sich beklagen, dass sie bei diversen Statistiken nicht um ihre Meinung gebeten wurden. Da muss ich allerdings sagen, dass viele diese Möglichkeiten ihre Meinung zu einem Thema mit unmenschlicher Unfreundlichkeit abgeschlagen haben. (Wenn euch also mal jemand am Telefon eine Umfrage anbietet, dann könnt ihr ohne euch zu sorgen daran teil nehmen, auch wenn am Ende Fragen über das durchschnittliche Jahreseinkommen kommen. Für solche Umfragen werden keine spezifischen Daten gespeichert, weder Name, Anschrift, noch die dazu gewählte Telefonnummer. Es ist sozusagen eine anonyme Umfrage)

Solche Statistiken sind halt immer ne Frage der Perspektive. Und sicherlich kann man den Ausgang der Befragung beeinflussen. Sei es durch taktisches Vorgehen wie man die Fragen stellt oder sei es durch die spezifische Auswahl der befragten Protagonisten. Es gibt ja auch einige Institute, bei denen Online-Umfragen bezahlt werden. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele User dahinter sitzen um diese Umfragen dahingehend zu "fälschen", nur damit sie für diese Umfrage auch am Ende ihre 10 Cent auf dem Konto gut geschrieben bekommen.

So wirklich Glauben schenken kann ich Statistiken immer nur unter Vorbehalt.

Benutzeravatar

» Ceres » Beiträge: 10 » Talkpoints: 7,21 »



Manu beschreibt oben zwei Beispiele für Fehler in der Statisitk. Also z. B. den Einfluss des Wetters oder des Interviewers auf die Antwort. Wenn es um seriöse Statistik geht, wird selbstverständlich versucht, solche Fehlerquellen systematisch auszuschließen.

Ich meine, es ist auch nicht unbedingt die Frage, ob man Statistiken grundsätzlich vertraut. Das kann man natürlich nicht. Einer Statistik des Statistischen Bundesamtes vertraue ich eher, als einer Statistik der Zeitschrift Brigitte. Aber wie Manu andeutete, man muss immer auch schauen, von wem kommen die Daten, wer interpretiert, wer bezahlt? Eine Statistik einer Gewerkschaft ist dabei anders zu bewerten, als eine Statistik einer Unternehmerlobby.

Populärstatistik in Zeitschriften, Magazinen und auf entsprechenden Seiten im Netz, zumal oft ohne Angaben von nachprüfbaren Quellen, sind natürlich nichts weiter als Unterhaltung, so sollte man das auch bewerten. Bei anderen Sachverhalten muss man eben genau hinschauen, wenn man diese Daten verwenden möchte. Seriöse Statistik bietet den Zugang zur Quelle und bestenfalls sogar zum Design. Das muss man nutzen, wenn man Dinge wirklich richtig bewerten will.

Aber natürlich stehen der Beeinflussung von Meinung hier Tür und Tor offen. Eines der besten Beispiele ist das ständige Hochloben der Konsumstimmung mit Hilfe von Konjunkturindikatoren. Hier werden Stimmungen statistisch erfasst und von der Politik regelmäßig als Konjunkturwunder verkauft. Wer sich die Fragen einer solchen Stimmungserhebung anschaut, würde erstaunt sein, aus welchen Fragen hier eine positive Konjunkturstimmung interpretiert wird. Aber die Fragen sieht niemand. Nur einen Index, der aufrund einiger Fragen gebildet wird. Vergleicht man nun nachträglich das in die Zukunft schauende Konjunkturbarometer mit den nachträglich erhobenen Konsumzahlen, also z. B. die Erfassung der tatsächlichen, also realen Umsätze im Einzelhandel, dann ist von diesem Konjunkturwunder keine Spur zu entdecken, häufig sogar das völlige Gegenteil. Hier findet also regelmäßig Missbrauch von Statistik statt.

In der Statistik gilt also der alte Spruch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Es wird nicht unbedingt gelogen, aber es lauern zig Ösen und Haken, die "Otto Normalverbraucher" natürlich überhaupt nicht wahrnimmt.

» rabe_01 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 11,66 »


Statistiken sollte man immer skeptisch gegenüber treten, denn nicht alle Zahlen entsprechen wirklich der Realität, auch wenn die Mathematik meist nicht lügt :) Ich kann nämlich von mir berichten, als wir einst eine Umfrage in der Schule gemacht haben, dass wir eher sinnfreie bzw. unerwünschte Ergebnisse selektiert haben, undzwar bewusst. Unerwünscht in dem Sinne, dass es vereinzelte Angaben waren, die man zwar nicht gebrauchen konnte, aber durchaus mit in die Bewertung hätte einfließen können.

Was die Finanzierung großer Umfragen bzgl. Statistik angeht, denke ich mal, dass die Bertelsmann-Stiftung einer der größten Finanzierer und Unterstützer der bundesweiten Statistikerstellungen ist. Wie groß der Kategorienumfang dabei ist, weiß ich nicht, aber wenn es um politische Umfragen bzw. Auswertungen von Zahlen geht, fällt mir eigentlich sofort auf Anhieb die eben erwähnte Stiftung ein.

Hinsichtlich des Vertrauens kommt es immer drauf an, wer hinter der Befragung steckt. Wenn ich sehe, dass es ein Finanzierer ist, den ich noch nie gehört habe und dessen Name irgendwo auch unseriös klingt, so schaue ich mir die Zahlen erst gar nicht. Auf der anderen Seite gibt es wiederum auch Auswertungen, die durchaus überall anerkannt werden und die man auch durchaus für viele Zwecke benutzen kann.

Benutzeravatar

» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^