Ratschläge zum Bau einer mittelalterlichen Kulisse
Ich bemale in meiner Freizeit sehr gerne kleine Figuren. Meine Neuerwerbung ist eine mittelalterliche Personengruppe die um einen Pranger gruppiert werden soll. Die Figuren sind 28 mm groß und Vollplastisch. Normalerweise bemale ich etwas größere Figuren und damit sie nicht so nackig in der Gegend herumstehen drucke ich mir meistens einen schönen Hintergrund aus. Diese Figuren haben aber etwas Besseres verdient so dass ich mir etwas anderes dazu überlegen muss. Die Szene soll im 15. Jahrhundert auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt spielen.
Da ich schon mitbekommen habe dass es hier viele kreative Köpfe gibt und dass es immer gut ist wenn die Vorschläge aus einer größeren Gruppe kommen dachte ich mir dass ich hier einmal in die Runde frage ob jemand Ideen dazu hat.
Sie können durchaus etwas schräg erscheinen, die Figuren sind es auch. Der Zeitaufwand bei der Umsetzung ist mir relativ egal, es sollte auch so wenig wie möglich gekauftes Zubehör sein was ich verwenden will. Diese individuellen Sachen gefallen mir einfach besser. Ich hatte mir so als grobe Idee überlegt den Marktplatz etwas zu Pflastern, aber nicht durchgängig sondern mehr mit zerwühltem Erdboden und so zu arbeiten. Als Hintergrund könnte ich mir vorstellen aus kleinem Kieselsteinen ein Stadttor und ein Stück von der Stadtmauer zu bauen. Ich hatte erst an einen kleinen Fachwerkbau gedacht, aber das ist doch recht kompliziert wenn man so etwas noch nicht gemacht hat. Gerade die Details müssen stimmen und dann wird es schwierig mit den Schindeln und den Fenstern. Es ist aber noch nichts entschieden, ich bin für jede Idee dankbar.
Auf jeden Fall würde ich mich an Deiner Stelle mal über die Architektur dieser Zeit informieren. Dann solltest Du Dich entscheiden, ob deine Szene einem Klischee entsprechen soll, wie man es oft in Filmen über das Mittelalter sieht, oder ob du möglichst realitätsgetreu arbeiten willst. Als Beispiel sollen hier mal die Fenster herhalten: Im Mittelalter konnte man Glas meines Wissens nach noch nicht als große klare Scheiben herstellen. Häuser reicher Bürger hatten deshalb manchmal solche Butzenscheiben. Das sind die kleinen Glasstücke, die mit Blei zusammen gebaut werden und so eine Mosaikfenster ergeben. Zudem war Glas damals noch sehr teuer. Die meisten Häuser der einfacheren Leute hatten damals also nur Fensterluken, die im Winter mit Decken und Brettern notdürftig abgedichtet wurden. Fenster sollten für dein Modell also eher nicht die große Schwierigkeit werden.
Je nach Region waren die Häuser damals ja unterschiedlich erbaut. Das verwendete Material unterschied sich ja nach Standort der Stadt deutlich. Wenn man in einer Region wohnte, wo auf den Feldern viele Findlinge lagen, wurden diese zum Bau von Häusern verwendet. Richtung Nordsee hat man vermutlich auch im Mittelalter schon eher mit Reet die Dächer eingedeckt statt mit Schindeln. Mit getrockneten Grashalmen sollte sich das Reet in etwa als Miniatur nachbauen lassen. Schindeln könnte man auch nachbilden, indem man mit Holzschnitzwerkzeugen einfach die Umrisse der Schindeln in Holzplatten einritzt.
Dann würde ich darauf achten, dass ich Fundmaterial aus der Natur verwende. Leicht morsches Holz, das man oft am Ufer von Flüssen findet eignet sich sicher gut für den Bau von Marktständen, da es schon urwüchsiger aussieht, als eine Latte aus dem Baumarkt. Für das Färben der Materialien würde ich durchweg auf Pflanzenfarben zurück greifen und darauf achten, dass es möglichst nicht so sehr nach Lack aussieht. Materialien wie Plastik, Spanplatten, Plexiglas, Aluminium usw. verbieten sich meiner Ansicht nach von selbst, wenn man die Szene realistisch wirken lassen will. Außerdem sollte man beachten, dass Farben damals Luxus waren, deshalb Kleidung und Häuser eher selten bunt waren. Farben musste man aus pflanzen und Tieren (z.B. den Purpurschnecken) in mühseliger Handarbeit gewinnen. Man überlegte sich also gut, wofür man es verwenden wollte. Filz aus Naturfarbener Wolle und naturfarbenes graues Leinen wären also passende Kleidungsstoffe für deine Figuren die von einfachem Stand sind. Ebenso mit Schuhen wäre ich eher zurückhaltend.
Je nachdem in welcher Phase des 15. Jahrhunderts du deine Szene ansiedeln willst, wären herum laufende Schweine auch noch eine realistische Ausstattung. Damals zogen oft die Nutztiere der Leute durch die Städte und ernährten sich von den Resten, die die Menschen als Müll vor ihren Häusern ablagerten.
Danke für deine Hinweise, dass sind genau die Gedanken die ich brauche. Das mit den Schweinen ist eine gute Idee, ich glaube sogar dass ich noch welche in einer Kiste herumliegen habe. Die könnten sich dann auch im Schlamm suhlen und für ein bisschen Bewegung in dem Diorama sorgen So finster war es im 15. Jahrhundert ja auch nicht mehr, aber historisch korrekt sollte es schon sein.
Alte Holzabfälle habe ich auch noch in Massen, ich denke die Idee mit den Findlingen als Fundament und den Reed gedeckten Häusern werde ich so übernehmen. Dann spielt die Szene eben im Norden. Schade dass Störtebeker da schon einhundert Jahre tot war, das hätte gut gepasst. Die Hälfte von einem alten Kahn habe ich auch noch und auch etwas was wie Fischernetze aussieht. Die Hanse war da ja auch schon im Niedergang begriffen, aber das rot-weiße Wappen könnte noch historisch korrekt am Stadttor hängen. Ich muss mich da noch einmal schlau machen, genug Aufzeichnungen und Kupferstiche aus der Zeit gibt es ja noch. Du hast aber vollkommen Recht, es darf sich nur um altes und möglichst natürliches Material handeln.
Ich hatte erst vor die Szene in Mitteldeutschland spielen zu lassen, aber so richtig habe ich kein besonderes Ereignis gefunden was dazu passt. Es ist immer besser wenn so ein Bild eine kleine Geschichte erzählt wie beispielsweise die Bestrafung des Räuberhauptmanns Schinderhannes oder so etwas in der Art. Ich danke dir jedenfalls, wenn dir oder ein anderer noch etwas einfällt dann würde ich mich freuen.
Als ich deinen Thread gestern las, waren meine ersten Gedanken: Plastikfiguren und eine mittelalterliche Szene nachstellen? Widerspricht sich irgendwie. Das war mein erster Gedanke. Ich hatte im ersten Moment Playmobilfiguren vor Augen, gebe ich zu.
Ansonsten fiel mir spontan noch Pappmache ein. Ist günstig und vielseitig einsetzbar. Und man kann es mit fast allen Farben bemalen. Sprich du hast wenig Kosten. Ich denke bei Mittelalter oder so irgendwie an Burgen und stelle mir da die Umsetzung mit Pappmache ganz gut vor.
Die Ideen von trüffelsucher finde ich allerdings auch sehr gut. Statt Filz oder so würde ich Leinen oder was ähnliches nehmen. Die Stoffe waren damals ja grober. Spontan würde ich zu Kaffeesäcken tendieren. Keine Ahnung ob du an so was dran kommst. Wenn sind die aber recht günstig und auch vielseitig einsetzbar.
Du sprichst von Hinrichtungen. Die fanden doch an sich meistens auf dem Marktplatz statt oder? Also zwischen Wohnhäusern und Marktständen und so was halt. Deshalb fällt meine Idee mit der Burg wohl flach. Wobei sicherlich auch dort Hinrichtungen statt fanden.
Zu den Materialien. Glas gab es wie trüffelsucher ja schon sagte kaum. Aber Holz war ein wichtiger Werkstoff. Metalle gab es zum Teil ja auch schon. Wobei ich mir die eher abgestoßen und in einem dumpfen Silberton vorstelle. Das lässt sich aber sicherlich mit silberner und schwarzer Farbe nach stellen.
Fachwerkhäuser sind gar nicht so schwer zu bauen. Ich habe das innerhalb von einem Tag hin bekommen und hatte auch überhaupt keine Erfahrung im Modellbau. Das Haus war für eine Modelleisenbahn gedacht und ich denke, dass die Größe ungefähr dem entsprochen hat, was du dir so vorstellst.
Ich habe das Gerüst des Hauses erst mal aus Vierkanthölzern zusammengesetzt, was mit Heißkleber recht schnell geht. Auf die Seiten, die später innen im Haus sind, habe ich dann Pappe geklebt und die Zwischenräume zwischen den Hölzern habe ich mit Pappmaché gefüllt. Wobei ich mich heute wahrscheinlich für ein anderes Material entscheiden würde, denn das war nicht ganz optimal. Nachdem alles getrocknet war, habe ich das Haus angemalt, denn die Hölzer waren hell und die Füllungen grau und das sah natürlich nicht so sehr nach Fachwerkhaus aus.
Wenn ich mich recht an meinen Kunstunterricht über Baustile in der Schule erinnere, dann werden die Holzgestelle für Fachwerkhäuser mit einer Mischung aus Lehm und Strohhäcksel ausgefüllt, das auf eine Art Geflecht zur Stabilisierung aufgetragen wird. Also eine Art Vorläufer der Stahlstreben im Stahlbeton. Lehm kann man je nach Region im eigenen Garten ausbuddeln. Oder man erhält ihn im Bastelgeschäft. Damit das Stroh feinkrümeliger wird, könnte man es in einer ausgedienten elektrischen Kaffeemühle häckseln.
Wenn die Lehmfüllung getrocknet ist, wird sie sehr hart. Danach streicht man die Lehmfüllung mit Kalkfarbe. Das gibt einen schönen Kontrast zu den dunklen Holzstützgestellen, die meist dunkel gefärbt sind. Vermutlich hat man damals das Holz einfach geteert, so ähnlich wie man Schiffsholz konservierte. Um da sicher zu gehen, müsstest Du einfach noch mal nachlesen. Auch wo man Teer in kleine Mengen organisieren kann - wenn man nicht zufällig im Straßenbau arbeitet - weiß ich nicht. Kann auch sein, dass der Werkstoff eher Pech war. Wo genau da der Unterschied zwischen Teer und Pech liegt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kannte man im Mittelalter Pech als Substanz, da es im Märchen Frau Holle vorkam.
Das macht richtig Spaß, in Gedanken sehe ich schon alles vor meinen Augen. Vielleicht zum besseren Verständnis, es handelt sich um kleine und sehr detailreiche Figuren die ich entsprechend der damaligen Mode anmalen und nicht mit Stoff anziehen werde. Die sehen dann genau so aus wie man sich ihre natürlichen Abbilder so mit allen Details inklusive Licht- und Schattenbemalung so vorstellt, also auch ein bisschen morkelig und zerlumpt. Ob ich nun den Deliquenten in den Block spanne oder an den Schandpfahl stelle weiß ich noch nicht, auf jeden Fall gibt es keine Brutalitäten.
An die kleinen Fachwerkhäuser aus dem Modellbahnbereich habe ich auch schon gedacht, die arbeiten aber auch viel mit Gips. Erle wird im Alter silberfarben, vielleicht verwende ich so etwas. Damals wurde als Konservierungsmittel Pech verwendet, im Inneren der Häuser wurden die tragenden Balken angekokelt und im Außenbereich doch eher ausgelaugt. Würde dann auch wieder passen weil es ja im Norden an der Ostsee spielen könnte. Die Konstruktionen der Häuser waren ja damals einfache Ständerbauten, die Zwischenräume wurden doch eher selten mit Backsteinen ausgefüllt sondern mit Lehm und kleingehäkselten Stroh verstrichen. Lehm finde ich im Wald, das werde ich wohl dann auch nehmen.
Das ist schon richtig dass an Markttagen auch Gericht gehalten und die kleineren Strafen auch sofort vollstreckt wurden. Sicherlich gab es auch Gaukler und Bettler die an solchen Tagen in die Stadt strömten so dass doch eine Menge dort los war. Ich hatte mir eventuell überlegt noch aus Holz einen kleinen Marktstand mit Obst und einen Marktkarren mit irdenem Geschirr aufzustellen. Ich will die Szene aber nicht überfrachten aber so ein bisschen Kleinkram gehört einfach dazu. Dann könnten auch noch ein paar Abfälle am Marktstand herumliegen damit auch genügend Material vorhanden ist um den Deliquenten damit zu bewerfen. Einen streunenden Hund und ein paar spielende Kinder vielleicht noch oder ein Bettler und dann ist alles komplett.
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