Plagiatsvorwürfe gegen zu Guttenberg
Cloudy24 hat geschrieben: Ich halte es schon für möglich, dass man mal eine Fußnote bzw. Quellenangabe vergisst und er hat seine Doktorarbeit ja auch in einem Fach geschrieben, wo es nicht darum geht eigene Forschungsergebnisse zu produzieren, sondern sich mit schon vorhandenen Texten auseinander zu setzen. Da hat man schnell einen ganzen Berg von Papier und kann schon mal den Überblick verlieren.
Mal eine Fußnote vergessen, mag man ja vielleicht noch glauben können aber bei dieser Doktorarbeit sind es, wie man ja nun nachlesen kann, gleich mehrere. Außerdem sind es nicht nur die "vergessenen" Fußnoten, er hat wohl auch die Werke an sich am Ende der Arbeit bei dem Literaturverzeichnis nicht angegeben. Wenn das sich bewahrheitet, dann wäre das echt übel, denn zu vergessen welche Bücher man denn nun verwendet bzw. gelesen hat, das wäre schon mehr als seltsam und dann könnte man davon ausgehen, dass zu Guttenberg wohl nicht "weiß", wie man wissenschaftlich korrekt arbeitet. Aber wie gesagt, ich bin gespannt, welche Erklärungen er dafür hat.
Ich war erst geneigt zu sagen, dass es sich hier wieder lediglich um eine politische Schlammschlacht handelt, bei der irgendwo etwas ausgegraben und dann dramatischer dargestellt wird als es eigentlich ist. Fehler können bei so einer umfassenden Arbeit jedem unterlaufen. Und nachdem man vorher jede Menge anderer Texte gelesen hat, kann es schon einmal vorkommen, dass eine eigenene Formulierungen der einer anderen Person ähnelt. Da würde ich nicht sofort einen bewussten Täuschungsversuch unterstellen.
Dann hab ich allerdings die Gegenüberstellung des Spiegels betrachtet. Die Häufung der fehlenden Fußnoten ist schon arg bedenklich. Vergleicht man die Textpassagen erkennt man außerdem deutlich, dass es sich hier nicht um Zufälle handelt. Hier hätten auf jeden Fall Fußnoten gesetzt werden müssen. Warum zu Guttenberg darauf verzichtet hat ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Es ist an diesen Stellen einfach absolut unnötig. Gerade als Politiker hätte er eigentlich wissen müssen, dass das Ganze früher oder später herauskommt. Also meiner Meinung nach kann er sich von seinem Doktortitel und von seiner politischen Karriere schon einmal verabschieden.
Ich weiß gar nicht, was hier noch einige 'herumeiern'. Die Nummer ist gelaufen - obwohl ich das schon nach Kundus dachte. Im Guttenplag.wiki sind derzeit 60 Textstellen unter Verdacht. Zwischen Seite 300 und 350 brennt es ja geradezu. Schon ein Ding, was die Internetgemeinde da so zusammenträgt. Für jeden anderen gäbe es ja noch einen Ausweg, aber Karl-Theodor, die Moral und Aufrichtigkeit in Person, da würde auch ein Kotau nichts mehr nützen. Wollen die Konservativen nicht ihr Gesicht vollends verlieren, bleibt in meinen Augen nur der sofortige Rückzug.
Jetzt muss man genießen, wie die konservative Ecke sich verhält. Die linke Ecke sitzt schon gemütlich im Sessel und muss eigentlich auch nichts mehr machen. Der Zug rollt Richtung Sackbahnhof und er hat keine Bremsen. Und demgemäß hört man von Links auch nichts, außer unverdächtiger Stille. Da dürfte mancher heute Abend schon die Flasche Rotwein geöffnet haben.
Wie peinlich ist das denn? Ich glaube ja übrigens ganz fest an die Ghostwriter-Theorie, anders kann ich mir so viel dumme Fehler, ja im Grunde Frechheiten gar nicht vorstellen. Wer leitet denn seine Arbeit bitteschön mit so einem Plagiat ein? Das macht doch niemand freiwillig. Was für ein Risiko. Ich vermute einen Ghostwriter oder eben die Zuarbeit durch den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags.
Und da klaue ich mal ganz frei ein geflügeltes Wort: Le roi est mort, vive le roi - der nächste bitte.
Die Plagiatsvorwürfe gegen Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg werden im Online Magazin des Spiegel in einer Flash Anwendung sehr anschaulich dargestellt. Hier kann sich jeder ein Bild davon machen, wie ähnlich sich diverse Textpassagen sind. Teilweise wurden nur einzelne Worte ausgetauscht oder ergänzt.
Das Tool zeigt zwei übereinander liegende Texte und man kann mittels eines Schiebereglers den einen Text in den anderen übergehen lassen. In der linken Bildhälfte die nicht ausgewiesene Quelle, in der rechten Bildhälfte Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg Version - oder besser, die von ihm veröffentlichte Version. Diffrenzen zwischen den Texten sind gelb markiert. Programmtechnisch schön gelöst von Spiegel-Online. Das Tool stammt vom 17.02.2011, inzwischen sind weit mehr Textstellen entdeckt worden. Ob Spiegel-Online das noch umsetzen wird, ist offen.
Was hat der geölte Prinz jetzt in der PK und auf seiner Website von sich gegeben? Seine Arbeit würde 'fraglos Fehler' enthalten und es tue ihm 'aufrichtig leid'. Er sei doch selber am unglücklichsten. Und dann: Jedoch habe er zu keinem Zeitpunkt 'bewusst getäuscht'.
Wie muss man sich das so ganz praktisch vorstellen? Da schreibt man also einen Text aktiv aus einer FAZ, die da so auf dem Tisch herumliegt, ab, und vergisst dann zu erwähnen, dass dieser Text nicht aus der eigenen Feder stammt? Das aber nicht nur einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal unbewusst, sondern geradezu in einer Flut an Textstellen. Also systematische Schusseligkeit bei einer der wichtigsten Aufgaben in einer wissenschaftlichen Arbeit?
Erst Wichert, dann Schneiderhan, dann Schatz - das ging doch immer alles sehr flott, nun denn Herr Minister. Wie heißt es so schön auf seiner eigenen Website? Richtschnur seines Handelns war und ist (man beachte Gegenwart und Vergangenheit) Prinzipienfestigkeit und Grundsatztreue. Ach der feine Herr, würde er sich doch nur an seinen eigenen Grundsätzen, die er ohne Unterlass in die Welt posaunt, endlich selber messen.
Und zuletzt noch ein Blick auf die Konservativen und ihr Organ für die Massen, nur so zum allgmeinen Amüsement. Mit einem letzten Aufgebot versucht man dann doch noch, den gemeinen Mann von der Straße, auf seine Seite zu ziehen. Wie auch immer das ausgeht, so eng war es für Karl Theodor noch nie.
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