Hässliche, aber wirkungsvolle Werbung

vom 13.12.2010, 23:23 Uhr

Ich hatte heute einen Arzttermin, mußte aber trotzdem mal wieder eine Stunde warten, obwohl ich den Termin schon vor acht Wochen bekommen hatte. Mir blieb daher genug Zeit zum Lesen. Normalerweise lese ich beim Arzt keine Zeitschriften, weil man nie weiß, wer schon alles daran geleckt hat. So nahm ich mir ein superaufgemotztes Heft mit Glanzseiten, die noch ziemlich neu aussahen.

Ich blätterte durch und stockte bei einer Reklameseite. Die war so hässlich abstoßend, dass ich sie genauer angesehen habe und auch den Text las. Ob das der Sinn der Hässlichkeit war? Es wurde eine "Breitling Superocean" gezeigt, die vor einem Mann drapiert war, der bis zum Hals zwischen Wellen im Wasser steckte. Man konnte sehen, dass er ein Tshirt in schwarz an hatte. Sein Kopf war kahl und sein Gesicht nass. Bis dahin war alles noch in Ordnung. Aber dann kam die Taucherbrille auf der Nase zwischen abstehenden Ohren. Zwei kleine kreisrunde Scheiben mit Gummieinfassung betrachteten den Leser intensiv.

In der oberen Ecke stand dann zu lesen, dass es sich um XY, einem Linienpilot und Extremtaucher handelt, der beim Tauchen in Wassertiefen nur mit dieser Uhr arbeitet. Das alles war in schwarz-weiß abgebildet, nur der Kopf des Piloten leicht hautfarben getönt. Sicher geht es anderen Lesern wie mir, dass sie genau hinschauen, weil das Bild so hässlich ist. Und damit hätte die Reklame-Anzeige ihre Wirkung getan.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Besonders hässliche oder abstoßende Werbung springt einem natürlich eher ins Auge. Ob sie allerdings die erhoffte Wirkung erzielt, wage ich zu bezweifeln. Ich empfinde es als Affront und neige dazu, selbst Produkte die ich gerne habe, nicht mehr zu kaufen, wenn ich von deren Werbung angeekelt bin.

Bestes aktuelles Beispiel dafür ist eine L'Oréal Werbung mit einem bekannten Model. Notgedrungen muß ich mir diesen Spot seit Wochen ansehen und konnte ihn vom ersten Moment an nicht ausstehen. Das ganze Filmchen wirkt derart gekünztelt und aufgesetzt, dass mir die Haare höchstens zu Berge standen. Daher konnte ich mich heute auch nicht dazu überwinden, mein sonst übliches Shampoo von L'Oréal zu kaufen und griff zu einer anderen Marke. In diesem Fall ging die Wirkung also nicht in die gewünschte Richtung.

So ähnlich erging es mir schon mit so manchem Produkt. So lange die Werbung einen nur nervt, kann ich damit leben. Wird es aber abstossend oder unerträglich, verbleibt mir das Produkt derart negativ im Gedächtnis, dass ich beim nächsten Einkauf einen Bogen darum mache.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich stimme Dir voll und ganz zu. Auch ich weigere mich, solche Produkte zu kaufen, die mich schon in der Werbung nerven. Vor einiger Zeit habe ich mal einen Fruchtjoghurt nicht gekauft, weil ich von einem ziemlich schrill sprechenden Kind in der FS-Werbung total genervt war. Auch die Werbung mit Dieter Bohlen von Müller-Milch war nicht mein Fall. Deshalb boykottiere ich jetzt die Milch, die eigentlich schmeckt, aber ich mag den Bohlen nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Geht mir genauso mit dem Bohlen! :D Ich kenne jedoch nur die Bratwurst Werbung, die mich regelmässig auf die Palme brachte. Diese Wurst wird es schon aus Prinzip nie auf meinen Grill schaffen.

Also was wollten die Produzenten damit erreichen? Sicherlich ist dieser Spot in mein Gehirn eingebrannt, aber verdienen tun sie dadurch noch nichts. Entweder sind wir imun gegen diese Art von Werbeoffensive oder diese Campagne ging gehörig in die Hose.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Solch eine ähnliche Aktion gab es doch früher immer von der Kleidungsmarke "United Colors of Benetton" (ich weiß nicht, ob die das heute auch immer noch so machen). Damals wurden schockierende oder aufwühlende Bilder benutzt um auf die Plakate aufmerksam zu machen. Der Name der Marke stand einfach nur darunter. Die Bilder hatten überhaupt nichts mit der Kleidung zu tun, aber sie waren ein wirklicher Blickfang und erfüllten somit ihren Zweck. Es wurde sozusagen auf die Neugier der Menschen gesetzt.

Ich glaube, dass es sich wirklich um eine Taktik der Verkäufer handelt, denn nervige Werbung prägt sich besser ein, als andere. So muss man nur an diverse Werbesprüche von Verona Poth denken oder an unseren neuen "Werbestar" Daniele Katzenberger, die mit ihrer 118000-Nummer wohl den Vogel abgeschossen hat. Ich muss jetzt jedenfalls immer an ihren schrägen Song denken, wenn ich sie sehe (und durch Nachrichten etc. kommt das ja leider des Öfteren vor).

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Obwohl in den meisten Werbungen immer die perfekte Welt gezeigt wird, hat es diese hässliche Werbung geschafft aufzufallen. Ich meine, du hast sie dir ja auch genauer angeguckt und sogar die Texte dazu durchgelesen. Was anderes will man mit dieser Werbung ja auch nicht erreichen. Werbung soll auffallen und dadurch das Interesse wecken. Anscheinend hat dieses Konzept hier sehr gut funktioniert.

» caain » Beiträge: 271 » Talkpoints: 35,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es gibt ja die verschiedensten Formen von Werbung. Und jedes Mal geht es darum, ein Produkt in den Mittelpunkt zu stellen. Ob man nun vergleichende Werbung nimmt und mit vermeintlichen Tatsachen punkten will, oder ob durch die perfekte Welt suggeriert werden soll, dass ein bestimmtes Produkt für das Wohlbefinden notwendig ist oder eben ob man versucht zu schockieren und die Aufmerksamkeit auf ein Produkt zu lenken - es geht immer nur darum, das zu bewerbende in den Fokus zu rücken!

Natürlich kann man nicht jedes Produkt beliebig bewerben. Bei dem von Dir genannten Beispiel scheint es aber möglich zu sein, dieses eben durch ein theoretisch unschönes Bild zu bewerben. Und die Firma hat damit wohl den gewünschten Effekt erreicht.

Ich muss zugeben, dass mir selbst spontan keine weiteren Beispiele für eine hässliche Werbung einfallen würden. Wohl aber fallen mir Beispiele ein, bei denen ich die Werbung wirklich nervig finde. Vor allem, weil das suggerierte und gezeigte nicht mit dem echten Leben in Einklang gebracht werden kann. Hier halte ich die jeweils zuständigen Kreativen für wenigstens überbezahlt!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das Ziel einer Werbung ist es eben einfach nur die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zu ziehen und das möglichst so, dass dieser die Werbung auch noch möglichst lange im Kopf hat und sich daran erinnert. Und da schöne Werbung der ''Normalzustand'' ist, versuchen es eben auch einige Hersteller mit hässlicher Werbung, denn im Endeffekt ist auch damit das Ziel erreicht, die Werbung bliebt hängen und das oftmals sogar dauerhafter, als wenn man eine schöne Werbung nimmt, die im Pool untergeht. Ihren Zweck erreicht die Werbung aber auf jeden Fall, auch wenn es eine hässliche ist. Die Betrachter erinnern sich an das Produkt, an den Namen und wenn sie das Produkt dann irgendwo im Laden sehen, wo dann auch eine deutlich schönere Werbung aufgehangen ist, dann erinnern sie sich daran, dass sie es kennen. Daran dass sie die Werbung hässlich fanden, erinnern sie sich meistens nicht, sie wissen nur, dass sie sie schon mal gesehen haben.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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