12 Jähriges Kind stiehlt - Was tun?
Heute habe ich etwas sehr verwirrendes erlebt, bei dem ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Ein Mädchen, welches ich sehr häufig betreue, hat mich angesprochen. Die Kleine ist 12 und ich sehe sie seit knapp einem halben Jahr fast täglich. Sie ist sehr lieb, auch wenn sie es nicht gerade einfach hat und die Familie auch sehr unter finanziellen Problemen leidet.
Wir verstehen uns eigentlich sehr gut und sie tut mir oftmals Leid. Aus diesem Grund kümmere ich mich besonders um sie. Daher bin ich auch ihre Vertrauensperson und sie meinte heute, dass sie mir etwas sagen müsste. Also habe ich mir einen ruhigen Ort mit ihr gesucht. Sie hat mir dann gestanden, dass sie öfters Dinge stiehlt. Dabei fing sie an zu weinen und meinte, dass sie das irgendwie richtig schlimm findet. Allerdings kann sie sich die Dinge nicht leisten und sie meinte, dass sie auch dazu gehören möchte und sie das nur dadurch kann.
Ich war erst richtig erschüttert, da ich mir eigentlich nie vorstellen konnte, dass es wirklich solch schlimme Situationen gibt. Sie wurde in der Schule gemobbt und seitdem sie immer tolle Sachen hat, würde sie von allen akzeptiert werden. Ich habe ihr natürlich gesagt, dass das nicht in Ordnung ist und sie lieber die Zeit mit den Leuten verbringen soll, die sie so akzeptieren, wie sie ist. Sie weinte aber dann wieder nur und meinte, dass es da niemanden gäbe. Da wir unterbrochen wurden sehe ich sie nun erst morgen wieder und ich weiß nicht genau, wie ich mich verhalten soll.
Natürlich tut sie mir sehr Leid und ich möchte ihr gerne helfen. Auf der anderen Seite finde ich aber auch, dass ihre Eltern davon erfahren sollten. Wenn ich es ihnen allerdings erzähle, verliere ich wohl möglich das Vertrauen des Mädchens und ich möchte nicht, dass sie sich von mir verraten fühlt. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen kann ohne dass ich ihr dabei Schaden zufüge.
Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie kann ich ihr helfen?
Vermutlich dadurch, indem du den Eltern einen Job besorgst, wo sie ausreichend Geld verdienen, damit sie dem Kind auch ein ordentliches Taschengeld geben können.
Den Zustand, den das Mädchen dir beschrieben hat, gibt es leider wirklich zu Hauf an allen möglichen Schulen - das ist ein "Marken"- und "In"-Zwang, der zwar absolut überflüssig und schwachsinnig ist, aber trotzdem immer wieder vorkommt. Gerade im Teenageralter suchen sich die Jugendlichen gerne irgendwelche Prellböcke, an denen sie ihren Frust auslassen können, und als "Grund" dafür, jemanden so einzuordnen, ist alles recht, was irgendwen als Außenseiter da stehen läßt - der eine ist zu dick, der nächste ist Ausländer, wieder ein anderer hat eine doofe Brille, eine Zahnspange, oder wie in diesem Fall "uncoole" Klamotten, Spielzeug, Mäppchen, was auch immer.
Auch die Aussage "da gibt es sonst niemanden" läßt darauf schließen, daß das Mädchen in eine Klasse oder sogar Schule eher besser betuchter und dadurch oftmals umso oberflächlicherer Leute geraten ist. Wie lange geht denn das schon so - seit der höheren Schule (was ja mit 12 der Fall sein sollte)? Wenn es wirklich so extrem ist, könnte es sein, daß da mal über Schulwechsel nachzudenken wäre.
Du schreibst daß du "betreust" - woher kennst du diese Familie und das Mädchen eigentlich? Haben die wirklich zu wenig Geld, um das Mädchen zumindest "annehmbar" auszustatten, oder können sie nur nicht mit ihrem Geld umgehen? Von gutem Zureden allein jedenfalls wird die Situation sicher nicht besser.
Die Eltern "einzuweihen" halte ich eher für eine schlechte Idee - das wäre nur dann nötig, wenn sie das Geld eigentlich haben, es aber für Unsinn (Rauchen, teure Hobbys usw) ausgeben, anstatt das Kind zu unterstützen. Wenn sie selbst auch kein Geld haben, würde das nur noch mehr Konflikte hervorrufen, die das Mädchen nun wirklich nicht brauchen kann.
Was du ggf machen könntest ist, dem Mädchen zu helfen, andere Hobbys und Interessen zu entwickeln, die nicht mit der Schule zusammenhängen - wenn sie auch außerhalb Freunde finden kann, die eben nicht so oberflächlich sind, wird sie dieser Ausgleich vielleicht vom Stehlen wegbekommen. Aber in ihrem Umfeld hat sie sich vorerst eben so "geholfen" wie es eben nur ging.
Ich mache zur Zeit ein soziales Jahr. Bei uns gibt es eine Einrichtung die Kinder nach der Schule und während Freistunden betreut. Daher kenne ich auch das Mädchen. Von der Leiterin weiß ich, dass die Eltern nicht viel Geld haben. Sie haben 3 Kinder und sie ist die älteste davon. Die Mutter möchte nicht arbeiten gehen, da sie sich um den Zuwachs kümmern möchte, der soweit ich weiß gerade ein Jahr alt ist und der Vater kann durch einen Unfall nur eingeschränkt arbeiten. Als was genau er beschäftigt ist, weiß ich allerdings leider nicht.
Ich kenne nur die Mutter persönlich, aber auch nicht gerade gut. Ich habe sie einmal gesehen, als sich die kleinere Schwester des Mädchens verletzt hatte und sie diese von der Betreuung abgeholt hat. Da diese nicht in meiner Gruppe ist, konnte ich allerdings nur einen flüchtigen Blick auf sie werfen und sie sah eigentlich ganz "normal" ( also nicht ungepflegt oder extrem billig gekleidet ) aus.
Es muß ja nicht mal "billig" gekleidet sein (obwohl das sicherlich ein solcher Punkt wäre), es reicht schon, wenn es eben nicht das ist, was gerade "in" ist, oder wenn ein bestimmtes Spielzeug, Accessoire etc "fehlt", schon ist das Kind ein Ausßenseiter.
Manche Eltern sehen da ganz geflissentlich drüber hinweg, weil sie es einfach nicht verstehen - meistens heißt es dann "hatten wir früher auch nicht, brauchst du nicht", und dabei übersehen sie, daß es eben nicht mehr "früher" ist, und die Jugendgesellschaft auf derartige Statussymbole oft viel (zu viel) Wert legt. Oftmals sind die "geforderten" Produkte nicht mal zu irgendwas nütze, außer "hübsch" auszusehen, und da "hübsch" im Auge des Betrachters liegt (und Eltern da ja oft einen ganz anderen Geschmack haben), ist ein häufiges Resultat "so ein Quatsch wird nicht gekauft".
Im Prinzip hat es das auch früher schon gegeben, nur die Dimensionen haben sich massiv verschoben - natürlich gibt es immer noch die benachteiligten Kinder, die die Klamotten von großen Geschwistern auftragen müssen (das kann dem besagten Mädchen ja zum Glück nicht passieren), die wurden auch schon früher damit aufgezogen; oder die, die nur mit Holzmurmeln ankamen, wo andere mit Glas spielten. Heute ist es dann eben ein modernes Handy oder ein Nintendo-irgendwas, und wenn du da etwas "minderwertiges" hast, wirst du eben schräg angeguckt, und hast du es gar nicht, bist du halt ein Pariah.
Frage das Mädchen am besten mal, was es so an Taschengeld bekommt und was es davon alles bezahlen muß - das handhabt ja nicht jeder gleich. Wenn da irgendwas nicht stimmt, fällt dir das sicher auf. Wie du dann allerdings reagieren solltest oder kannst - leider ist deine Position ja nicht so, daß du den Leuten irgendwelche Vorschriften machen kannst. Von daher könntest du höchstens meinen Vorschlag von oben weiter verfolgen und nach Alternativen für das Mädchen suchen, in ihrem schulischen Umfeld sind Leute ohne passende "Ausrüstung" offenbar grundsätzlich die "Verlierer".
Ich würde die Eltern vorerst nicht informieren, sondern erstmal schauen, was das Mädchen dir noch erzählt. Mich würde auch interessieren, ob sie die Sachen nur von anderen Mitschülern oder sogar aus dem Kaufhaus selbst stiehlt, da dies nun auch noch einen gewissen Unterschied ausmacht. Allem Anschein nach aber scheint sie zu wissen, dass sie das nicht tun darf und hat auch ein schlechtes Gewissen und es ist daher auch sehr gut, dass sie es geschafft hat sich jemandem wie dir anzuvertrauen und nicht einfach weiter macht. Ich würde jetzt vorerst nur zusehen, wie du das Mädchen aus ihrem aktuellen Freundeskreis raus bekommst, ihr gut zureden und möglichst irgendwo in eine Gruppe zu integrieren, wo der materielle Druck geringer ist und wo sie sich nicht so bedrängt fühlt, so dass sie auch mit dem Stehlen aufhören kann.
Leider kann man es so gut wie gar nicht vermeiden, das Kinder heute in solche Situationen geraten, da es eigentlich in nahezu allen Schulen diese markengeilen Kinder gibt, die nichts besseres zu tun haben, als sich über andere lustig zu machen, die weniger Geld haben und sich dann daran aufzugeilen. Diese Oberflächlichkeit lässt sich kaum noch aus diesen Menschen herausreden und wenn es dann Menschen gibt, die weniger Geld haben, dann kann man eigentlich nur hoffen, dass diese stattdessen genug Selbstbewusstsein haben, um sich diesen anderen Kindern widersetzten zu können. Daran sollte man bei diesem Mädchen wohl noch arbeiten.
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