App erstellt Risikoprofil für die Nachbarschaft

vom 01.02.2011, 01:30 Uhr

Ich habe vorhin etwas im Fernsehen über ein neues sogenanntes App gesehen, welches ein Risikoprofil der gewünschten Wohngegend erstellt. Das App bedient sich wohl aus den Pressemitteilungen der Polizei und erstellt daraus eine kurze Übersicht, wie viele Straftaten in einer bestimmten Gegend verübt wurden und um welche Arten es sich dabei handelte, also zum Beispiel Einbrüche, Überfälle auf offener Straße oder sexuelle Belästigungen und Körperverletzungen.

Grundsätzlich ist die Idee ganz nett, allerdings frage ich mich, ob dieses App, das für 1,59 € angeboten wird, die Anwender nicht in übertriebener Weise in Panik versetzt. Gerade in großen Städten passieren zwangsläufig mehr Straftaten, so dass dadurch sicher auch deutlich mehr Einträge zu den einzelnen Straßen zu finden sind. Ich habe es so verstanden, dass das App die einzelnen Vorfälle darstellt und nicht mit Prozentzahlen arbeitet. In Fußgängerzonen finden in der Regel mehr Taschendiebstähle statt als in einem wenig frequentierten Wohngebiet, schon allein aufgrund der zahlreichen Besucher, die dort täglich herumlaufen. Dennoch muss eine Wohnung in der Innenstadt kein größeres Risiko mit sich bringen. Wenn jemand sich dieses Programms bedient und sieht, dass in seiner Wunschgegend sehr viele Diebstähle stattfinden, macht er sich vielleicht unnötig Sorgen, ohne den Grund dafür zu hinterfragen.

Würdet ihr ein solches App bei der Suche nach einer neuen Wohnung nutzen? Hat vielleicht schon jemand das App und möchte gar nicht mehr darauf verzichten? Was haltet ihr grundsätzlich von diesem Programm?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe das App nicht und werde es mir vermutlich auch nie anschaffen. Im ersten Moment kam es mir eigentlich recht sinnvoll vor. Schaut man sich beispielsweise zwei Gegenden an und stellt fest, dass in der einen deutlich mehr Vorfälle passiert sind, als in der zweiten, dann bedeutet das eben zwangsläufig auch, dass die Risikorate etwas höher ist. Dabei muss es sich auch gar nicht um die Wohnung direkt handeln, sondern eben auch schon um den Weg zu der Wohnung hin. Das Verhältnis wird aber nicht wirklich klar, denn angenommen nun es passieren an einer belebten Straße 50 kriminelle Vorfälle in einem Monat, dann kann man sagen, dass nur 50 der tausenden von Menschen, die jeden Tag die Straße lang gehen, betroffen waren. Und wenn man dann schaut, dass es in einer ruhigen Gegend nur 10 Vorfälle in einem Monat gab, dann denkt man vielleicht erst mal, dass das viel besser ist.

Aber wenn diese Gegend so ruhig ist, dass dort außer diesen 10 Menschen nur eine Hand voll anderer vorbeigekommen sind, dann bedeutet dies einen wesentlich höheren Risikoquotienten und das wird eben bei diesem App nicht sofort klar. Dafür müsste man noch wissen, wie viele Menschen generell dort lang kommen, in dem Ort wohnen oder in der regelmäßig die Orte aufsuchen, an denen die gelisteten Verbrechen geschehen. Ich würde mich nicht nach sowas orientieren, dafür sind die Angaben einfach zu ungenau.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe dieses Programm also noch nie genutzt und würde nach kurzem Nachdenken auch nicht dazu tendieren. Denn ich halte so eine App für wirklich sinnlos. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nicht alle Vorkommnisse wirklich auch an die Presse gehen. Zwar ist mir nicht bekannt, nach welchen Kriterien welche Vorfälle in Pressemeldungen umgesetzt werden und welche nicht, aber es ist ja dann wirklich nicht gesagt, dass diese Pressemeldungen die Wirklichkeit widerspiegeln.

Dann kenne ich auch Pressemeldungen, die den Tatort nur sehr unscharf wiedergeben. So ist neulich erst bei einem schweren Einbruchsdiebstahl nur von einem Ortsteil die Rede gewesen und nur wirklich Betroffene konnten die Meldung dem Tatort zuordnen. Wie will man dann aber die Wohngegend genauer beurteilen, wenn denn ein Ortsteil nicht gerade aus drei Wohnhäusern bestehen.

Und gerade in Gebieten mit gemischter Nutzung, also als Gewerbe- und Wohngebiet, kann man ohne weitere Kenntnis wohl eher weniger einschätzen, ob Vorfälle eher den Gewerbeobjekten oder den privaten Objekten galten. Das kann man dann zwar erfragen, aber dann kann man sich auch die App ersparen.

Zusätzlich kann man Pressemeldungen der Polizei bis zu einem gewissen Alter auch selbst im Internet abrufen. Da kann man dann unter Umständen auch noch konkretere Informationen abrufen, die gern mal in solchen Pressemeldungen veröffentlicht werden und die Tat vielleicht sogar in einem anderen Licht erscheinen lassen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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