Ausziehen - für Schüler überhaupt möglich?

vom 04.10.2010, 16:14 Uhr

Ich besuche zur Zeit das staatliche Gymnasium und bin inzwischen in der 11. Klasse. Das Dorf, indem ich wohne liegt ca. 24 km von der Schule entfernt. Weil mein Freund ebenfalls bald ausziehen muss, haben wir uns überlegt, eventuell zusammen zu ziehen.

Das Problem dabei ist, dass wir beide noch zur Schule gehen, er macht eine schulische, also unbezahlte Ausbildung. Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass mir Hilfe vom Staat zugesprochen werden würde,außerdem bekomme ich dann noch Kindergeld. Mein Freund lebt dann aber eigentlich von seinem Kindergeld, von dem Unterhalt seines Vaters (seine Eltern leben getrennt) und von dem Geld, was er bei seinem 400 Eurojob verdient.

Wir haben uns bereits einige Wohnungen im Internet angeschaut in der Preislage zwischen 200 und 400 Euro. Meine Mutter erzählt mir jedoch immer wieder, dass wir wohl kaum eine Wohnung finden werden, selbst wenn wir diese ganz sicher finanzieren können, weil alleine die Tatsache, dass wir kein sozusagen selbstverdientes Einkommen haben dagegen spricht.

Mein Freund und ich haben jetzt auch schon des öfteren Absagen bekommen aber ist alleine diese Tatsache so ein Problem für die Vermieter/ für die Makler? Das Geld an sich ist ja da und ich habe auch schon von mehreren Schülern gehört die alleine leben ohne selbstverdientes Einkommen. Ist es wirklich nicht mehr möglich für Schüler selbstständig zu werden obwohl das Geld ganz sicher da ist? Oder ist das nur ein Gerücht und in Wirklichkeit stecken andere Gründe hinter den absagen? Wenn ja, welche?

» Tomsschatzz » Beiträge: 46 » Talkpoints: -0,98 »



Viele Vermieter wollen keine Schüler weil sie davon ausgehen das junge Leute "immer" Party machen und damit die anderen Hausbewohner stören. Dann geht es natürlich wie immer um das Geld, da Schüler nicht viel bekommen haben die Vermieter Angst das sie mit dem Geld nicht umgehen können und es für andere Sachen anstatt der Miete ausgeben. Das Gerücht das junge Menschen mit Geld noch nicht haushalten können hält sich hartnäckig und wird immer sehr verallgemeinert. Das würde natürlich kein Vermieter offen zugeben.

Wenn eure Eltern hinter euch stehen und euch unterstützen dann könnt ihr sie ja Fragen ob sie für euch bürgen würden. Das bedeutet ihr seid für eure Miete usw. selbst verantwortlich, wenn es aber zu Zahlungsproblemen komm kann sich der Vermieter an eure Eltern wenden und diese sind dann verpflichtet den offenen Betrag zu zahlen.

» nadpat » Beiträge: 1077 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Eigentlich wird doch im Mietvertrag zwischen den Vertragspartnern klar geregelt was passiert wenn die Miete nicht pünktlich überwiesen wird. Von da her dürfte es keinen Unterschied machen wenn man noch minderjährig oder ohne geregeltes Einkommen ist. Ich bin mir nicht sicher ob bei dieser beschriebenen Situation noch der Taschengeldparagraf greift der den Abschluss von dauerhaften Verträgen und die Höhe der Kosten reguliert, aber selbst bei Studentenwohnungen verlangen Vermieter häufig noch eine Gehaltsbescheinigung der Eltern und eine Art Bürgschaft.

Von der Sache her ist es also sicherlich möglich eine Wohnung auch als Schüler zu mieten, allerdings denke ich wenn der Vermieter eine Auswahl an Mietern hat dann wird seine erste Wahl mit Sicherheit nicht der Schüler sein.

Die Angst vor Dauerpartys und vielen Besuchern ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, wenn auch oft unbegründet. Ich würde mir allerdings mehr Gedanken darüber machen wie unerfahren meine Mieter noch wären um einen Wohnraum pfleglich zu behandeln. Das fängt beim richtigen Lüften im Bad an und hört bei den ersten Bohrversuchen zum Dübeln auf. Weiß ich denn ob die jungen Neumieter vielleicht auf den Gedanken kommen im Bad die schönen neuen Fliesen zu durchbohren oder die Arbeitsplatte in der Küche an Stelle eines Schneidbretts verwenden? Wissen sie wirklich dass man nicht zehn Stromabnehmer an eine Steckdose hängt oder wie man Parkett behandelt? Sicherlich kann man auch bei älteren Mietern reinfallen, aber die Gefahr ist bei Jugendlichen einfach größer.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann zwar verstehen, dass der Wunsch nach dem Zusammenziehen sehr groß ist, würde aber trotzdem damit warten, bis ihr beide ein geregeltes Einkommen habt.

200 bis 400 Euro Miete sind vielleicht nicht viel. Du schreibst, dein Partner hat einen Nebenjob, bei dem er 400 Euro verdient. Dann noch das Kindergeld von euch beiden. Sind um die 600 Euro für euch beide im Monat. Abzüglich der Miete, bleibt da nicht mehr viel. Und alleine mit der Miete ist es halt nicht getan. Es fallen noch Nebenkosten an, Strom, Gas, Wasser, Telefon und Reparaturen, um nur mal ein paar regelmäßige Kostenfaktoren zu nennen. Da bleibt euch von eurem Einkommen kaum was über. Und ihr habt dann noch keinen Lebensmittel, keine Kleidung, keine Hygieneartikel und so weiter gekauft. Schulmaterial wird für euch beide auch anfallen.

Und schreibst du nicht in einem anderen Thread, dass es Probleme mit dem Arbeitgeber deines Freundes gibt? Oder geht es da um jemand anderen? Wenn das Einkommen deines Freundes aus dem Nebenjob nämlich weg fällt, steht ihr dumm da.

Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass mir Hilfe vom Staat zugesprochen werden würde,außerdem bekomme ich dann noch Kindergeld.

Was führt dich zu den Annahme, dass dir Geld vom Staat zusteht? Du wohnst bei deinen Eltern und die sind bis zu 25 Jahre alt bist finanziell mindestens unterhaltspflichtig. In manchen Fällen auch länger. So lange du daheim leben kannst, wirst du vom Staat keinen Cent sehen, außer das Kindergeld. Eventuell wenn du einen Ausbildungsplatz hast oder studierst Bafög oder Bab. Aber mehr nicht. Und andere Gelder fließen an sich erst, wenn du daheim unzumutbare Zustände hast. Das wäre zum Beispiel wenn deine Eltern dich regelmäßig verprügeln, dich in irgendeiner Form missbrauchen oder deine Gesundheit aus anderen Gründen stark gefährdet ist. Zum Beispiel auch wenn deine Eltern beide schwere Alkoholiker sind. Aber auch dann bekommt man nicht immer gleich Geld für eine eigene Wohnung.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich wüsste auch nicht, welche Leistungen du vom Staat (außer dem Kindergeld) erhalten solltest. ALG II wird dir nicht zustehen, solange du unter 25 bist. Dann bewilligt dir kein Amt den Auszug bzw. die Übernahme der Miete. In Betracht käme höchstens Schüler Bafög, aber dafür musst du auch einige Bedingungen erfüllen. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber ich glaube man bekommt welches, wenn man verheiratet ist (oder war), Kinder hat oder aber zu weit von der Schule entfernt wohnt. Beim letzten Punkt war die Zeit für den Schulweg, die man brauchen müsste, aber ziemlich lang, dass dürfte bei einem Weg von 24 km nicht ins Gewicht fallen denke ich.

Dass ein Vermieter ungern an Schüler vermietet ist klar. Die Zahlung ist nicht auf Dauer gesichert, denn die Schule läuft ja nicht ewig. Dein Freund hat auch nicht soviel an langfristig gesicherten Einkünften zu bieten. Unterhalt erhält er nicht ewig und ein 400,00€ Job ist oft auch nicht für die Ewigkeit angelegt. Außerdem kann ja keiner sagen was passiert, wenn einer von euch (oder beide) mit der Schule/Ausbildung fertig seit. Als Vermieter wird man in den meisten Fällen bestrebt sein, eine Wohnung längerfristig zu vermieten. Bei jungen Paaren kommt natürlich hinzu, dass es oft zu Trennungen kommt. Dann ist auf allen drei Seiten der Frust oft groß.

Erkundige dich erst einmal, ob du wirklich etwas vom Staat bekommen würdest, so wie du es vermutest. Wenn du da Klarheit hast, dann kannst du auch durch rechnen, ob du dir / ihr euch überhaupt eine Wohnung leisten könntet. Also bezieht nicht nur die Miete in eure Überlegungen ein, sondern auch feste Kosten wie Strom, Versicherungen, Telefon/Internet und ähnliches. Außerdem natürlich noch die Kosten für Essen, Klamotten, Waschmittel u.ä. Habt ihr überhaupt genug Startkapital, um eine Wohnung auszustatten? Überlegt euch auch, was passiert, wenn der Nebenjob deines Freundes weg fällt oder seine Eltern (aus welchen Gründen auch immer) den Unterhalt nicht mehr zahlen. Seid euch außerdem bewusst, dass ihr beide voll für die Miete haftet, wenn ihr gemeinsam einen Vertrag abschließt. Und dass ihr diesen auch nur gemeinsam wieder kündigen könnt. Was tut ihr, wenn ihr euch irgendwann doch trennen solltet? Kann einer allein die Wohnung weiter finanzieren?

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Da mir jetzt schon einige Male geantwortet wurde, dass der eigentliche Grund für das Ausziehen mein Freund ist, wollte ich mich nochmal verbessern. Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.

Der Grund dafür, dass ich und mein Freund zusammen ziehen wollen ist nicht der, dass wir das als wichtig für unsere Beziehung empfinden. Eigentlich wollte ich andeuten, dass ich Probleme in der Schule habe durch die große Entfernung. Einen Führerschein habe ich nicht und meine Eltern können mir diesen auch nicht finanzieren.

Da ich in dem Dorf, wo ich wohne auch keinen Minijob bekommen kann, ist das ganze relativ schwer mit dem Geld verdienen. Für mich ist das Ausziehen notwendig, um die Schule richtig ableisten zu können, und um selbstständiger zu werden. Noch ein Grund ist, dass ich zu Hause nicht mehr so gut klar komme und mir auch gesagt wird, ich solle doch ausziehen.

In dem Dorf in dem ich wohne konnte ich bis jetzt auch keine Kontakte knüpfen, da wir erst neu hierhin gezogen sind und keiner aus dem Dorf die selbe Schule besucht wie ich. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich versauere hier so ziemlich. Da meine Eltern beide arbeitsunfähig sind und mich somit finanziell nicht unterstützen können, wurde mir gesagt, dass mich der Staat unterstützen müsste, da bin ich mir aber nicht so sicher.

Ich hoffe jetzt kann man meine Situation etwas besser verstehen und ich bedanke mich für die vielen Antworten. Und noch zum Schluss: In meinem anderen Thread ist nicht von meinem Freund die rede sonst hätte ich es so geschrieben.

» Tomsschatzz » Beiträge: 46 » Talkpoints: -0,98 »


Dass du in einem langweiligen Dorf lebst und dort "versauerst" wird für kein Amt Grund genug sein, dich finanziell zu unterstützen. Mir fiele höchtens noch Wohngeld ein, welches du beantragen könntest. Aber auch da bin ich mir nciht sicher, ob man es als Schüler bekommt. Als Azubi bekommt man nämlich keines. Dies könntest du ja auch erst beantragen, wenn ein Mietvertrag abgeschlossen ist.

Wie lange brauchst du denn konkret zur Schule und zurück? Denn da gibt es eine Klausel, was das Schülerbafög angeht. Wobei da eben 24km nicht so weit sind, wenn es eine Zug-/Busverbindung gibt. Aber vielleicht käme das ja doch in Frage.

Wie sehen die Unstimmigkeiten zwischen dir und deinen Eltern aus? Ist es so schlimm, dass dir das Jugendamt helfen würde? Oder sind es eher die normalen Unstimmigkeiten zwischen Eltern und Teenagern?

Du schreibst, dass du auf Grund des Schulwegs Probleme in der Schule hast. Hast du durch den Weg keine Zeit zum lernen? Und wenn du dir zur Finanzierung einer Wohnung einen Nebenjob suchst, meinst du wirklich, dann kommst du eher zum lernen? Zusätzlich müsstest du ja noch einen Haushalt führen, was auch eine ganze Menge an Zeit und Kraft kostet. Fühlst du dich dieser Dreifachbelastung denn gewachsen?

Setzt dich wirklich mal zusammen mit deinem Freund hin und stell eine realistische Rechnung auf, wieviel Geld ihr jeden Monat mindestens bräuchtet und wieviel ihr braucht, um eine Wohnung überhaupt erst einmal einzurichten. Vergesst nicht einen Sparbetrag einzurechnen, mit dem ihr dann anfallende Reperaturen oder nötige Neuanschaffungen finanzieren könnt.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es gibt ganz konkrete Regelungen, wer wann Schülerbafög erhalten kann. Da du die 11. Klasse eines Gymnasiums besuchst, hast Du schon mal die erste Bedingung erfüllt. Die weiteren Voraussetzungen kannst Du auf dieser Website nachlesen. Wenn Du also an mindestens drei Werktagen mehr als 2 Stunden für den Schulweg verbrauchst, wenn Du die günstigste Verbindung nutzt, dann hast Du schon Anspruch darauf. Wenn Du auf einem Dorf wohnst, kann das schon sein, dass man für eine relativ kurze Strecke so viel Zeit verbrauchst. Auch Fußwege kann man sich anrechnen lassen. Die genauen Regeln, wie man die Wegedauer berechnet, findest Du auch auf dieser Seite.

Mit mehr als 595 Euro, was der Höchstsatz beim Schülerbafög ist, darfst Du aber nicht rechnen. Große Sprünge macht man damit nicht. Auch solltest Du Dich informieren, ob man Schülerbafög wie das normale Bafög zurück zahlen muss. Außerdem wird bei der Berechnung des Schülerbafögs genau wie bei den Studenten auch das Einkommen deiner Eltern berücksichtigt. Wenn deine Eltern zu viel Einkommen haben, zahlt der Staat natürlich nichts.

Wenn ich Du wäre, würde ich noch mal bei der Stadt, in der deine Schule steht im Bürgerservice der Stadtverwaltung nachfragen. Manchmal haben Schulen solche Wohnungen für externe Schüler oder manchmal gibt es auch speziellen geförderten Wohnraum im sozialen Wohnungsbau für Fälle wie Dich. Bei einer Sozialwohnung solltest Du Dir aber bewusst sein, dass man da nicht immer die angenehmsten Mitmieter hat.

Wenn es in der Stadt, in der deine Schule steht eine Universität gibt, kannst Du dich ja auch mal dort erkundigen, ob Du als Schüler möglicherweise die Berechtigung hast, eine Studentenwohnung von der Uni zu beziehen. Die sind meist preiswert. In manchen Städten gibt es auch spezielle Lehrlingswohnheime. Eine andere Alternative ist es, in eine WG zu ziehen. Das muss man allerdings mögen und mit Privatsphäre ist es dann auch nicht so weit her, wie es sich ein junges Paar vielleicht wünscht. Für WGs gibt es auch spezielle Suchmaschinen. Falls man etwas passendes gefunden hat, schließt man den Mietvertrag meist mit den WG-Mitbewohnern ab, nicht direkt mit dem Vermieter. Für Euch ist es aber gut zu bedenken, ob ihr in eine WG mit deutlich älteren Studenten ziehen mögt, die in einer anderen Welt leben, als Schüler und Auszubildende.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Meiner Meinung nach ist es mgölich, dass ihr beide als Schüler zusammen ziehen könnt in eine eigene Wohnung. Mein Bruder selber hat mit seiner Freundin jetzt eine Wohnung in Hamburg gemietet und das ging auch. Die einzige Bedingung war, dass meine Eltern sozusagen als "Sicherheit" herhalten müssen. Sie mussten einen Vertrag unterschreiben, dass sie zahlen, sollte mein Bruder es nicht tun.

Viel Glück und Erfolg bei der Wohnungssuche.

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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